Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

kürbis
Beiträge: 61
Registriert: So 21. Jan 2018, 22:23
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Märkische Streusandbüchse

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#41

Beitrag von kürbis » Do 22. Feb 2018, 12:07

....Uralttread hervorkram...
Den Ansatz mit der Kompostierung von Wolle finde ich interessant.
Wie wäre es, die Wolle auf/im Kompost mit Hundekacke (in Wasser aufgelöst?) zu gießen?
Früher haben die Gerber zum Enthaaren der Felle diese auch in Hundesch.... mit Wasser eingeweicht, weil die Hunde Enzym(e?) besitzen, mit denen sie Haare verdauen können.
Im Gegensatz zu Katzen, welche die Haarballen dann ausk*tzen.
Deshalb hatten die Gerber früher auch immer eine Hundezucht bzw. -haltung angeschlossen.
Und es hat funktioniert.

.... ich könnte es ja mal probieren - alte Wolle hab ich noch genug rumliegen und einen (sehr lebendigen) Hund auch.... falls ich mich da geruchstechnisch rantraue :lol:

Rati
Beiträge: 5549
Registriert: Di 8. Mär 2011, 14:58
Wohnort: ein Sachse unter Niedersachsen

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#42

Beitrag von Rati » Do 22. Feb 2018, 12:57

das Hundekot zum Enthaaren genommen wurde, lese ich heute zu ersten mal.
Normalerweise ist Haarausfall beim gerben ein Selbstläufer. Viel schwieriger ist es dafür zu sorgen das die Haare drin bleiben wenn mensch ein Fell haben möchte.... ist jedenfalls meine Erfahrung. :)

Und beim Enthaaren werden die Haare auch nicht aufgelöst, sondern nur ausgelöst.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

kürbis
Beiträge: 61
Registriert: So 21. Jan 2018, 22:23
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Märkische Streusandbüchse

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#43

Beitrag von kürbis » Do 22. Feb 2018, 15:12

Hab mal nachgeschaut und dies hier bei google books gefunden:
https://books.google.de/books?id=GDbvBg ... en&f=false

Da ist sehr fachlich über die Gerbung mit Hundekot geschrieben (und anderes)

Rati
Beiträge: 5549
Registriert: Di 8. Mär 2011, 14:58
Wohnort: ein Sachse unter Niedersachsen

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#44

Beitrag von Rati » Do 22. Feb 2018, 15:32

cool danke werd ich mir vermerken. :)

zum Thema. (nicht auf dich oder deine Aussagen bezogen)
ich find es eigentlich schade einen so schönen selbstdosierenden Langzeitdünger zu beschleunigen.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

viktualia

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#45

Beitrag von viktualia » Fr 23. Feb 2018, 11:19

Oh, danke, macht Sinn.
"Pecunia non olet", dass Pisse und Kacke früher gesammelt und verwertet wurde, war mit bekannt, der Teil aber nicht.

Wenn es um Enzyme geht und deine Experimentierfreude, kannst du auch Ananas mal ausprobieren, da sind eiweisszersetzende Enzyme drin, gibt man auch Kaninchen gegen Gewölle im Bauch, geht auch bei Katzen.

Aber praktisch würde ich eher Rati zustimmen - wozu?

gewebill
Beiträge: 61
Registriert: Sa 10. Mär 2018, 23:37
Wohnort: waldshut

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#46

Beitrag von gewebill » Di 13. Mär 2018, 22:13

Das Problem mit der Wollkompostierung ist ganz einfach lösbar.
Die Wolle in 5cm Schichten gemischt mit Grünzeugabfall aubauen und auf jede Schicht Wolle eine dünne Lage Ätzkalk geben.
also: gebrannter ungelöschter Kalk, Calziumoxid, chemische Formel: CaO
Keinen Kohlensauren Kalk (CaCO3) oder Algenkalk nehmen.
Und schon gar nicht den Maurerkalk aus dem Baumarkt!!!!

Das ist nichts anderes als gewöhnlicher Kalkstein welcher bei 800 Grad gebrannt wurde.
Den gibt es in Pulverform und gekörnt zu kaufen.
Pulver staubt mehr aber löst sich besser als gröbere Körnung.

Sobald dieser Kalk mit Feuchtigkeit in Berührung kommt, setzt er alles in seiner Umgebung ziemlich rasch und kräftig um.
wichtig ist:
° auf jede Schicht Wolle immer nur soviel Kalk streuen wie z.B. Puderzucker auf den Kuchen kommt.
° nie mit blossen Händen in den Kalk fassen! Die normale Hautfeuchtigkeit reicht bereits für die chemische Reaktion und greift die Haut an.
(wer schon mal mit blossen Händen lange in Zementmörtel rumgepanscht hat, der kennt das Phänomen)
° angebrochene Säcke immer in einen grossen Plastiksack stecken und dicht zubinden, absolut trocken lagern.

Bei der Wasseraufnahme bildet sich zuerst Löschkalk, Calziumhydroxid,
und nach einigen Wochen ganz normaler kohlensauerer Kalk, wie er natürlicherweise im Boden vorkommt.
Ganz nebenbei hat dieses Verfahren den Vorteil, dass sich saure Böden neutralisieren und ein vorher zu niedriger Ph-Wert ansteigt.

Auch schwer verrottbares Material , was sonst 3-4 Jahre liegt, wie Eichenlaub, Nussbaumlaub, Sägespäne, Holzhäcksel lässt sich so verkompostieren.

Gerd

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10733
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#47

Beitrag von kraut_ruebe » Di 13. Mär 2018, 22:53

wieviele komposttierchen/mikroorganismen gehen dabei über den jordan?
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#48

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 13. Mär 2018, 23:07

kraut_ruebe hat geschrieben:wieviele komposttierchen/mikroorganismen gehen dabei über den jordan?
Das Calciumoxid, aber vorallem das Calciumhydroxid verseift das Wollfett (Alkalische Esterspaltung) gleichzeitig lässt der sehr hohe pH-Wert die Fasern stark aufquellen und zerstört einen Teil der Bindungen.
Die Wolle wird nach der Prozedur stumpf und brüchig sein.
Da der Kalk ja nur an die Wolle kommen soll, sollte das halbwegs schonen zu den restlichen Mikroorganismen sein.

Am schonensten wird es sein, wenn man die Wolle separat mit dem Branntkalk vorbehandelt:
Wolle ausbreiten, mit einer Rückenspritze o.ä. leicht(!!) anfeuchten (nicht nass) dann den Kalk darüberstäuben und die nächste schicht Wolle Wasser Kalk usw.
Nach ca. 2 Tagen an der Luft hat sich das gesamte übeschüssige Calciumhydroxid in Calciumcarbonat verwandelt,
Calcium Carbonat ist schnöde Kreide
Mit Branntkalk ist aber nicht zu scherzen.
Rati hat geschrieben:Wenn du die Nachbarn ärgern willst, könntest du noch veraschen versuchen. :grr:
Ist doch hauptsächlich Stickstoffdünger und der sollte beim verbrennen erhalten bleiben.
Das ist Käse.
Die Asche ist nahezu stickstofffrei.
Der enthaltene Stickstoff entweicht bei der Verbrennung und sorgt in den verschiedensten Verbindungen (zusammen mit Schwefel) für den üblen Geruch.
Ein (kleiner) Teil wird sicher auch zu Stickoxiden verbrennen.

gewebill
Beiträge: 61
Registriert: Sa 10. Mär 2018, 23:37
Wohnort: waldshut

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#49

Beitrag von gewebill » Mi 14. Mär 2018, 08:51

.....wieviele komposttierchen/mikroorganismen gehen dabei über den jordan?.....

Wenn du Ätzkalk direkt auf den Gartenboden streuen würdest, hättest Du mit obiger Frage vollkommen recht.
Im neu aufgebauten Haufen aus Wolle und Grünzeugresten aber nicht, weil sich sofort bei Wasserzugabe der Branntkalk umsetzt in Richtung Sumpfkalk.Dabei greift er die Struktur der Wolle an und löst die Verbindungen im Haar so, dass Bakterien und Pilze loslegen können..
Ein Prozess der schon nach 1 Tag abgeschlossen ist. Dann nimmt der Sumpfkalk Sauerstoff auf und wird zu kohlensaurem Kalk.
Das ist die Kalkform, wie sie in jedem Boden vorliegt (sofern nicht völliger Kalkmangel herrscht wie im Moor)
Erst jetzt beginnt die bakterielle Umsetzung.

Dass mit Ätzkalk vorsichtig umzugehen ist, habe ich ja geschrieben. Eben nie mit blossen Händen anfassen und mengenmässig verwenden wie Puderzucker aufm Kuchen.

Benutzer 6122 gelöscht

Re: Schafwolle (schneller) kompostieren - wie?

#50

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Mi 14. Mär 2018, 09:32

Bitte zwingend immer mit Gummihandschuhen und insbesondere SCHUTZBRILLE arbeiten wenn mit ungelöschtem Kalk oder Sumpfkalk gearbeitet wird !!!

Das kann sonst sehr übel ausgehen für die Augen! Und außerdem kommt es zu einer sehr starken Erhitzung bei ungelöschtem Kalk in Verbindung mit Wasser und kann sich entzünden.
Siehe auch hier:
http://ktnv1.orf.at/stories/99741

Mit Kalk ist sehr vorsichtig umzugehen. Sorry, aber den Warnhinweis mußte ich jetzt schreiben.

Sicherlich funktioniert die Zersetzung der Wolle mit Kalk sehr schnell, weil die Haare aufgelöst werden, aber dann habe ich am Schluß einen weißen Klumpen im Garten liegen.
Was mache ich dann damit?
Mit Hundekot würde ich im Garten gar nix machen ehrlich gesagt. Am simpelsten wäre wohl wirklich, die Wolle zu verbuddeln oder einen Haufen zu machen und mit Erde zu bedecken.

Antworten

Zurück zu „Bodenpflege, Humus, Kompost, Düngung“