Peak Phosphor

Steinbock
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Re: Peak Phosphor

#21

Beitrag von Steinbock » Mi 18. Nov 2015, 12:50

yen-zen hat geschrieben:letztens gab es einen Film über Urin bei arte, in dem wurde berichtet das in China begonnen wird den Urin an Schultoiletten abzusammeln um den Phosphormangel in der Landwirtschaft auszugleichen. Es wurde auch erwähnt das dies in Europa und Nordamerika nicht möglich wäre wegen der vielen Medikamente-Rückstände.
Hallo yen-zen,
es gibt kein Phosphor-Problem, nirgends. Es gibt nur ein Problem mit der Verfügbarkeit des Phosphors im Boden für die Pflanzen.

Hier ist eine Liste mit hunderten(!) Phosphormineralien:

https://de.wikipedia.org/wiki/Systemati ... C_Vanadate

Allein diese Liste zeigt schon, dass es kein Problem mit Phosphor auf dieser Welt geben kann.

In dieser Powerpoint-Präsentation auf Seite 5 hat man eine Kopie aus einem Geologie-Buch ("Environmental Soil Chemistry" , Donald L. Sparks, 2003) in der die Mengen an Mineralien in den Böden dieser Welt dargestellt werden:

http://orfc.org.uk/wp-content/uploads/2 ... -2014.pptx

Dort ist die durchschnittliche Menge an Phosphor weltweit mit 1 Gramm pro Kilogramm Erde bzw. Boden aufgelistet.

Steinbock
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Re: Peak Phosphor

#22

Beitrag von Steinbock » Mi 18. Nov 2015, 12:51

@Rati

Gehen wir das Thema doch einfach Stück für Stück durch, oder?

Du bist also der Meinung, dass es im Boden kein Ökosystem gibt?

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Peak Phosphor

#23

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 18. Nov 2015, 13:10

Steinbock, den Landwirt interesiert es doch nur, wie viel pflanzenverfügbares und durch Mineralisation pflanzenverfügbar werdendes Phosphat im Boden ist.

Auch wenn der Phosphorgehalt 1g/kg Erde beträgt, ist das meiste davon nicht pflanzenverfügbar und kann auch nicht mineralisiert werden, dadurch ist es praktisch "wertlos".
Die meisten Ackerböden enthalten 100-180mg/kg Boden verwertbares (also bereits mineralisiert oder es wird im Laufe der Vegetationsperiode mineralisiert) Phosphat.
https://www.google.de/url?sa=t&source=w ... lBnazhZZFg

Die Bodenlebewesen können nur ein Teil des Phosphats, Kali und Magnesium aus Mineralien (Stickstoff gar nicht) nach liefern, die Differenz zum Entzug der Kulturpflanze muss logischerweise durch Dünung ergänzt werden.

Steinbock
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Re: Peak Phosphor

#24

Beitrag von Steinbock » Mi 18. Nov 2015, 14:33

Ölkanne hat geschrieben:Die Bodenlebewesen können nur ein Teil des Phosphats, Kali und Magnesium aus Mineralien (Stickstoff gar nicht) nach liefern, die Differenz zum Entzug der Kulturpflanze muss logischerweise durch Dünung ergänzt werden.
Mikroorganismen können Glas, Stein, Metall oder eben auch schwer lösliche Triphosphat-Verbindungen auflösen:
Metals, minerals and microbes: geomicrobiology and bioremediation
By Geoffrey Michael Gadd1
Correspondence Geoffrey Michael Gadd, g.m.gadd@dundee.ac.uk
Microbiology, March 2010 156: 609-643, doi: 10.1099/mic.0.037143-0
MICROBES AS GEOACTIVE AGENTS
Microbes interact with metals and minerals in natural and synthetic environments, altering their physical and chemical state, with metals and minerals also able to affect microbial growth, activity and survival. In addition, many minerals are biogenic in origin, and the formation of such biominerals is of global geological and industrial significance, as well as providing important structural components for many organisms, including important microbial groups such as diatoms, foraminifera and radiolaria (Ehrlich, 1996; Gadd & Raven, 2010).
...
Microbes are also capable of mediating metal and mineral bioprecipitation, e.g. by metabolite production, by changing the physioco-chemical microenvironmental conditions around the biomass, and also by the indirect release of metal-precipitating substances from other activities, e.g. phosphate from organic decomposition or phosphate mineral solubilization.
...
Silicate minerals are unstable in the biosphere and break down readily to form clays (Adamo et al., 2002; Tazaki, 2006). Many kinds of bacteria, fungi and lichens play an important role in the dissolution of silicates, and therefore in the genesis of clay minerals, and in soil and sediment formation (Barker & Banfield, 1996, 1998; Rodriguez Navarro et al., 1997; Banfield et al., 1999; Adamo & Violante, 2000; Arocena et al., 1999, 2003; Tazaki, 2006; Theng & Yuan, 2008; Cockell et al., 2009a, b; Ehrlich & Newman, 2009). Even silicates of great physical and chemical resistance can be attacked, e.g. quartz sand, crystalline quartz and commercial glass (Brehm et al., 2005).
http://mic.sgmjournals.org/content/jour ... 143-0#tab2

Auf Deutsch eine Literaturempfehlung:

"Leben wird aus dem Stein" von Annie Francé-Harrar
http://www.boku.ac.at/humusplattform/humusbuch/

Von Rati stammt dieser Hinweis:
Rati hat geschrieben:Flechten sind Symbiotische Lebensgemeinschaften aus Algen und Pilzen.
Die Alge produziert mittels Photosyntese Kohlehydrate. Diese dienen dem Pilz als Nahrung , welcher wiederum bei der Aufspaltung der Kohlehydrate als Nebenprodukt Säuren herstellt, die das Gestein verwittern und so Mineralien freisetzt die der Alge als Nahrung dienen.
(Stickstoff gar nicht)
Das machen die diazotrophen Bakterien (BNF) mit Hilfe des Stickstoffs (78% Anteil) aus der Luft.

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Re: Peak Phosphor

#25

Beitrag von Steinbock » Mi 18. Nov 2015, 14:40

Noch vergessen:
Durch den Einsatz von PSMs, Kunstdüngern und schweren Landwirtschaftsmaschinen werden vor allem die nützlichen Mikroorganismen gekillt, dann ist nichts mehr mit biologischer Aktivität im Boden. Der Boden wird so zu einer Art Beton nach etwa einer Woche ohne Regen, weil niemand da ist der die Bodenstruktur herstellt. Deswegen wird man bei der Verwendung der vorgenannten Mittel immer von denen und der Agrochemieindustrie abhängig bleiben und man hat eine Menge an Treibstoffbedarf zusätzlich sowie große Erosionsprobleme.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Peak Phosphor

#26

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 18. Nov 2015, 15:20

Ich sage nicht das die Bakterien es nicht können, ihre Leistung ist aber zu gering um den Bedarf der Kulturpflanzen zu decken, wenn das so wäre könnte man den Düngestreuer direkt auf den Schrott werfen.

Selbst Bio-Landwirte düngen!
Stickstoff kommt aus Wirtschaftsdüngern (Mist, Gülle etc) und mit Leguminosen in den Boden, Phosphor darf als weicherdiges Rohphosphat gestreut werden, wenn nicht schon genung durch die Wirtschaftsdünger kommt und Kalium darf ebenfalls mit Mineraldünger (z.B. Kalimagnesia) auf Bio-Äckern gedüngt werden.

Die Krümelstrucktur eines Boden wird maßgeblich von dessen Typ und dem Humusgehalt beeinflusst (humusarme Tonböden neigen zu Trockenrissen und dichtelagerung, Sandböden sind (nahezu) immer Riss frei uns selbst bei Trockenheit "locker" (eben nicht betonartig wie der Tonboden))

Struckturschäden (Unterboden-/Tiefenverdichtungen ) entstehen wenn man mit schwerem Gerät in nasse Äcker fährt (z.B. Rüben roden wenn alles schlammig ist).

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Re: Peak Phosphor

#27

Beitrag von Steinbock » Mi 18. Nov 2015, 17:59

@Ölkanne

Schau Dir mal den folgenden Vortrag ganz(!) an:

The Roots of Your Profits
https://www.youtube.com/watch?v=x2H60ritjag

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Re: Peak Phosphor

#28

Beitrag von Steinbock » Mi 18. Nov 2015, 18:20

Hier gibt's alternativ jede Menge Lesestoff:

Lebendiger Boden
http://www.planet-wissen.de/natur/umwel ... en100.html

"Die letzte Chance" von Annie Francé-Harrar
http://www.ddbpage.net/btq/Die_Letzte_C ... -_2010.pdf

Einiges aus dem Vortrag von Frau Ingham zusammengefasst:

Published on 7 Dec 2006 by Energy Bulletin.
Soil food web - opening the lid of the black box
by Bart Anderson
http://www.resilience.org/stories/2006- ... -black-box

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