Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10835
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#91

Beitrag von emil17 » Do 16. Dez 2021, 20:15

Nun, allgemein: Was billig ist wird verschwendet.
Strom ist unauffällig und leise, deshalb merkt man es nicht so sehr, wo überall Strom verbraucht wird.
Konkret würde es dazu führen, dass minimaler Stromverbrauch ein Thema wird, und zwar nicht nur weil es die Behörden den Herstellern aufzwingen, sondern weil es die Mehrheit der Verbraucher so will.
Dadurch würden z.B. Geräte unverkäuflich, die man nicht ausschalten kann.
Oder man schaltet die Heizung (Wärmepumpe) zurück, wenn man in Urlaub fährt.
Hersteller, wo der Stromverbrauch bei den Produkten ein wesentlicher Kostenpunkt ist, müssten effizienter produzieren.

Dazu gehören natürlich flankierende Massnahmen seitens des Gesetzgebers, z..B. Straftarife für alte und uneffiziente Geräte, oder dass bei elektrogeheizten und schlecht gedämmten Wohnungen der Vermieter nicht mehr alles auf den Mieter als Nebenkosten überwälzen kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#92

Beitrag von Manfred » Sa 18. Dez 2021, 13:53

In Chile entsteht jetzt endlich eine Testanlage für E-Fuels in nennenswerter Größe (550 Mio. Liter pro Jahr).

"Synthetische Kraftstoffe könnten für einen nahezu CO2-freien Betrieb von Verbrenner-Fahrzeugen sorgen. In Chile haben Porsche und Siemens nun mit dem Bau einer Pilotanlage begonnen, die ab 2022 den ersten Sprit liefern soll."

https://www.automobilwoche.de/article/2 ... chen-pampa

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10835
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#93

Beitrag von emil17 » Sa 18. Dez 2021, 17:02

Eigentlich müssten solche Anlagen bei Zementfabriken (oder anderen Anlagen mit hohem CO2-Ausstoss) stehen, denn die Gewinnung von CO2 aus Luft ist teuer und aufwendig.
Man könnte dann das CO2 verwenden, das bei der Herstellung des Zementes aus dem Brennen von Kalk entsteht, und das viel konzentrierter anfällt als es in der Luft vorhanden ist.
Aber dann fehlt der Wind ...
Die Sinnhaftigkeit, den so erzeugten grünen Sprit ausgerechnet in Rennautos zu verfahren, sei dahingestellt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

DieterB
Beiträge: 745
Registriert: Do 16. Dez 2010, 00:32
Wohnort: Alentejo

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#94

Beitrag von DieterB » So 19. Dez 2021, 07:44

Der zusätzliche Kohlendioxid in der Luft nutzt den Pflanzen nicht, wenn nicht gleichzeitig andere Nährstoffe oder Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Weil das im Allgemeinen nicht der Fall ist, hat sich der Effekt der CO2 Düngung trotz erhöhtem CO2 Anteil in der Luft in den letzten Jahrzehnten sogar noch verringert. Das ist nicht überraschend, denn der Klimawandel führt in vielen Regionen zu Dürren und Wassermangel.

https://www.uni-augsburg.de/en/campusle ... 4/09/4117/

Zu glauben, dass der Klimawandel durch CO2 Düngung und verstärktem Pflanzenwachstum abgemildert werden könnte, ist daher unsinnig.

Was dagegen Sinn ergeben würde, ist die CO2 Düngung in Gewächshäusern. Die integrierte Landwirtschaft der Zukunft könnte vorsehen, Gewächshäuser neben CO2 erzeugenden Anlagen zu bauen.

wörpedahler
Beiträge: 124
Registriert: Mo 15. Nov 2021, 14:40
Familienstand: verheiratet

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#95

Beitrag von wörpedahler » So 19. Dez 2021, 11:17

DieterB hat geschrieben:
So 19. Dez 2021, 07:44
Was dagegen Sinn ergeben würde, ist die CO2 Düngung in Gewächshäusern. Die integrierte Landwirtschaft der Zukunft könnte vorsehen, Gewächshäuser neben CO2 erzeugenden Anlagen zu bauen.
Das absrude ist ja, dass CO2 Begasung in Gewächshäusern schon lange gang und gäbe ist. Ich durfet mal einen Tomaten-Fabrik (anders kan ich das nicht nennen) besuchen, die 10 Monate im Jahr reife Tomaten haben (in Norddeutschland). In allen Gewächshäusern lagen Kunstoffschläuche aus denen CO2 ausströmt. Das Gas dafür wird einmal die Woche in einem grossen Tanklaster geliefert und stammt aus industrieller Herstellung. (es muss ja sauber sein und meines Wissens gibt es noch keine CO2-Abscheideanlage im grossen Massstab in Deutschland)

Als ich dort war wurde CO2 eingeleitet, während gleichzeitig die Fenster einen Spalt geöffnet waren (Temperaturreglulierung).
Es ist also nicht so wie man denken könnte, das im Gemüsebau CO2 gebunden wird, sondern viel mehr sind die Tomatengewächshäuser wie eine grosse Fabrik ohne Schornstein, aus der ständig CO2 in die Atmosphäre ausströmt. :platt:

Eine Kombination mit Fabriken dürfte in Deutschland extrem schwer werden:
Zum einen gelten die Gemüsefabriken offiziell als Landwirtschaft und der Flächennutzungsplan sieht eben keine Schwerindustrie und Landwirtschaft zusammen in einem Industriegebiet vor.
Zum anderen muss man erstmal nachweisen, dass die Abgase der Schwerindustrie ausreichend gefiltert werden. Du möchtest ja sicher nicht neben dem CO2 auch Dioxine und Schwermetalle und sowas auf deine Tomaten blasen.
Da wo ich herkomme gab es mal einen Skandal, weil ein Industriewerk tortz angeblich "modernster Filter" Thallium rausgeblasen hat. Das wurde früher in Rattengift verwendet ist aber inzwischen sogar da verboten. Dieses Gift hat sich als feiner Staub über alle Pflanzen im Garten gelegt und in dem Jahr die gesamte Ernte vernichtet - Privat und Landwirtschaft.

Also ich sach mal: Die Idee klingt auf dem Papier extrem gut: CO2 aus der Fabrik nehmen, damit unser Gemüse schneller wächst.
In der Praxis ist es gar so einfach nicht.

Und wenn jeder der einen Kiesgarten hat einfach einen Baum pflanzen würde, dann würden wir sicher mehr CO2 binden, ganz mit Low-Tech, und nebenbei auch noch etwas ökologisch sinnvolles tun...

PS: Adding insult to injury: Natürlich werden die Tomaten-Gewächshäuser auch noch massiv beheizt und erzeugen schon dadurch mehr CO2 als die Pflanzen jemals brauchen könnten. Gäbe es günstige und funktionierende CO2 Abscheider, könnten die ihren ganzen CO2 Bedarf selber "herstellen" und damit aber wieder kein CO2 aus der Schwerindustrie mehr gebrauchen.

Eberhard
Beiträge: 440
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#96

Beitrag von Eberhard » So 19. Dez 2021, 11:40

Der zusätzliche Kohlendioxid in der Luft nutzt den Pflanzen nicht, wenn nicht gleichzeitig andere Nährstoffe oder Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Licht und angemessene Temperaturen nicht vergessen. Wenn man an den genannten Stellen den Regler runterdreht, haben sich die relativ niedrigen Wirkungen von erhöhtem Luft-Kohlendioxid selbstredend erledigt.
Wenn man von Fähigkeiten der Natur spricht, sollte man auch Überlagerungen überdenken wie unsere synthetischen Kampfstoffe in der Landwirtschafts-Industrie, auch unsere Hinterlassenschaften aus Industrie und Haushalten. Aus welchem Oberflächengewässer würde man selbst sorgenfrei trinken wollen?
der Klimawandel führt in vielen Regionen zu Dürren und Wassermangel
Der Mensch hat schon länger seine Fähigkeit bewiesen, Versteppung und Verwüstung auf der Erde voranzutreiben, schon in Antike und Mittelalter, weit vor jeglicher Industrialisierung. Bekanntlich werden diese Fähigkeiten auch heute nach wie vor rege angewandt.
Zu glauben, dass der Klimawandel durch CO2 Düngung und verstärktem Pflanzenwachstum abgemildert werden könnte
Der Satz an sich ist widersinnig. Weil die Pflanzen unter guten Umständen einen Teil zusätzlichen Kohlendioxids binden können, kann man ungebremst die Luft damit vollpumpen und den Klimawandel anhalten? Bei solcher Logik werfe ich die Studie gleich in die Tonne, und das dafür ausgegebene Geld wäre auch besser in zwei, drei neue Bäume oder Hecken investiert.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10835
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#97

Beitrag von emil17 » So 19. Dez 2021, 13:38

Eberhard hat geschrieben:
So 19. Dez 2021, 11:40
Der Satz an sich ist widersinnig. Weil die Pflanzen unter guten Umständen einen Teil zusätzlichen Kohlendioxids binden können, kann man ungebremst die Luft damit vollpumpen und den Klimawandel anhalten? Bei solcher Logik werfe ich die Studie gleich in die Tonne, und das dafür ausgegebene Geld wäre auch besser in zwei, drei neue Bäume oder Hecken investiert.
Studien machen schon Sinn, wenn sie Fakten darlegen und wenn man sie nicht als Ausrede zum Nichts machen verwendet und wenn man nicht Schlussfolgerungen, die man selber zieht, der Studie anlastet, die das nicht tut. Man pflanze doch einfach selber Hecken, wenn einem das besser liegt.
Die Studie könnte zum Beispiel zeigen, dass in einer Hecke 10 to trockene Biomasse = grob 5 to C gebunden sind, was etwa 18 to CO2 entspricht. Das entspricht grössenordnungsmässig dem, was eine Familie im Jahr mit Heizen, Fliegen, Autofahren usw. erzeugt, wobei die Hecke mehr als ein Jahr braucht, um soviel zu wachsen.
Zudem ist der Effekt nur da, solange die erzeugte Biomasse da ist; da Gewächshäuser kurzlebige Biomasse (Gemüse) erzeugen, ist da kein Effekt zu erwarten.
Man kann auch einfach einen Komposthaufen in seinem Gewächshaus machen. Das würde ich tun, wenn ich ein Gewächshaus hätte.

Die gewerblichen Wintertomatenproduzenten werden den gleichen Sachverhalt natürlich anders darstellen: Das CO2 gibt es sowieso; ob man es direkt in die Luft lässt oder erst in ein Gewächshaus bringt, spielt keine Rolle. CO2 wird in grossen Mengen als Prozessgas, als Schutzatmosphäre etwa bei der Lagerung von Wintegemüse oder zum Befüllen von Fleischverpackungen, für Feuerlöschanlagen und hundert andere Anwendungen gebraucht.
Gewächshäuser beheizt man aus einem einzigen Grund: weil mit Heizung der Ertrag in Euro pro Fläche und Zeit höher ist als ohne. Irgend ein Medeinbeauftragter wird das dann schon als umweltverträglich darstellen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Eberhard
Beiträge: 440
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#98

Beitrag von Eberhard » Fr 26. Apr 2024, 13:11

Ein häufiger, limitierender Faktor ist ein Mangel an CO2 in der Luft. Der Anteil liegt normalerweise um die 400 ppm, sinkt aber bei effizient arbeitenden Pflanzen wie Mais dazu, dass sie die Luft in Kürze leersaugen und der Wert im Sommer schon etwa um 10 Uhr auf etwa 100 ppm sinkt und den Pflanzen dann das nötige CO2 fehlt und die Photosynthese hemmt. Der Ausweg ist, dass die Menge an Kohlenstoff gesteigert wird, die im Zyklus kreist, das heisst, mehr Kohlenstoff im Boden, bedeutet, dass dieser mehr an die Pflanzen abgeben kann, wenn diese ihn für die Photosynthese benötigen.
Aus: John Kemp - AEA Advancing Eco Agriculture
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Bernd Belgien
Beiträge: 247
Registriert: Do 21. Dez 2023, 19:39
Wohnort: St Vith

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#99

Beitrag von Bernd Belgien » Fr 26. Apr 2024, 14:08

"Konkret würde es dazu führen, dass minimaler Stromverbrauch ein Thema wird, und zwar nicht nur weil es die Behörden den Herstellern aufzwingen, sondern weil es die Mehrheit der Verbraucher so will.
Dadurch würden z.B. Geräte unverkäuflich, die man nicht ausschalten kann."
Nö!
Ich will zB. Werkzeug und Staubsauger die effektiv Arbeiten, kein kastriertes Spielzeug.
Der Rasenmäher hat auch 16Ps (OK, ich habe ihn fast geschenkt bekommen) und es ist nett mit doppelten Messern "mal eben" die Wiese zu machen ohne jedes Ästchen vorher zu suchen.
Natürlich kann ich auch einen ganzen Samstag mit 200w staubsaugen und mit 2 PS mähen - ob das am Ende besser ist?

CO2 - klar hilft das.
Ebenso ein paar Grad mehr.

Ja, ich bin ein Ketzer :holy:

Benutzeravatar
Tscharlie
Beiträge: 649
Registriert: Do 27. Jan 2022, 08:45
Familienstand: verheiratet

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#100

Beitrag von Tscharlie » Fr 26. Apr 2024, 17:16

Ketzer; Der Duden meint dazu.
[i"]männliche Person, die öffentlich eine andere als die in bestimmten Angelegenheiten für gültig erklärte Meinung vertritt"[/i]

So gesehen ist da was dran.

Denn er spielt keine Rolle wieviel PS ein Rasenmäher hat wenn man an Effizienz denkt.

Frage ist: Welcher Mäher mäht in der gewünschten Art und Weise mit dem geringesten Energieverbrauch.

Ein Verbrennermäher ist auf Grund des sehr geringen Wirkungsgrades des Motors wahrscheinlich schon der Verlierer.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

Antworten

Zurück zu „Bodenpflege, Humus, Kompost, Düngung“