Insekten-Diskussion

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Buchkammer
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Re: Insekten-Diskussion

#251

Beitrag von Buchkammer » Fr 22. Dez 2017, 15:44

Zu der Titanic-Fahrt ist mir noch was eingefallen. War sie in diesem Faden hier unterwegs?

Könnte man doch die Eigentümerr der Rederei, welcher die Titanic gehörte, mit dem derzeitig sich ungebremst entwickelndem Finanz-Imperium vergleichen, dass wohl niemand zu stoppen vermag? Und demnach muss die Titanic irgendwann absaufen - ob da nun ein Eisberg im Wege ist oder Menschen bei umkommen. :hmm:
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Insekten-Diskussion

#252

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 22. Dez 2017, 20:15

Buchkammer hat geschrieben:mit dem derzeitig sich ungebremst entwickelndem Finanz-Imperium vergleichen, dass wohl niemand zu stoppen vermag?
Wir streiten herum, welche Bremse wir nun anwenden sollen dabei bemerkt keiner, dass es gar keine Bremse gibt.

Wildmohn

Re: Insekten-Diskussion

#253

Beitrag von Wildmohn » Fr 22. Dez 2017, 21:27

Bin noch in der Kupferblase gefangen. :)
Ist ja eine Wissenschaft für sich, all diese Fungizide, Herbizide, Insektizide etc. Naja, also Fungizide aus Kupfer sind schon problematisch für die Umwelt....welch eine Erkenntnis....
Zum Fungizid Kupferhydroxid und deren synthetisch verwandten Konsorten:
Im Kapitel 4 wurde dargestellt, dass die anstelle von Kupfer eingesetzten synthetischen Fungizide in vielen Fällen für den Menschen problematische Eigenschaften haben. Langzeitschädigungen auch durch kleine Mengen können nicht ausgeschlossen werden. Bei der
Bewertung der regelmäßig in Wein gefundenen Pestizidrückstände kann nicht nur die Konzentration eines einzelnen Wirkstoffes mit Vergleichswerten zur Wirkung verglichen werden. Wie oben dargestellt, werden in der Regel in konventionellen Weinen und auch in
anderen konventionell produzierten Nahrungsmitteln gleichzeitig Rückstände mehrerer Pestizide gefunden. Dies führt zu einer Gesamtbelastung des Verbrauchers, die derzeit toxikologisch noch gar nicht beurteilt werden kann.
Kupfer in kleinen Mengen ist für den Menschen gesundheitlich unbedenklich. Durch den
bewussten Verzicht auf den Einsatz synthetischer Pestizide kann daher der Biolandbau einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Pestizidbelastung des Verbrauchers erfolgen.
Verglichen mit dem Pestizideinsatz ist Kupfer daher die ökologisch und humantoxikologisch verträglichere Alternative.
Allerdings sollte aufgrund der ökotoxikologischen Wirkung und der Persistenz von Kupfer der Kupfereintrag möglichst verringert werden.
Quelle: https://www.oeko.de/oekodoc/2212/2014-002-de.pdf
Ich bleibe dabei, dass dem ökologischen, besser noch biodynamischen Landbau, eine höhere Biodiversität inne wohnt und weniger schädlich für Mensch und Umwelt ist.
Aber im Prinzip ist meine mickrig kleine Meinung auch völlig egal, denn der Dampfer-um im Bilde zu bleiben- steuert unreguliert und ohne entscheidenden Erkenntnisgewinn auf den Eisberg zu...in diesem Sinne allen eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit. :hmm:

Benutzer 72 gelöscht

Re: Insekten-Diskussion

#254

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 22. Dez 2017, 23:04

Wildmohn hat geschrieben:Aber im Prinzip ist meine mickrig kleine Meinung auch völlig egal, denn der Dampfer-um im Bilde zu bleiben- steuert unreguliert und ohne entscheidenden Erkenntnisgewinn auf den Eisberg zu...in diesem Sinne allen eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit.
wer weiß, vielleicht ist das völlig egal - und es kommt nur auf deinen Erkenntnisgewinn drauf an, dafür (damit wir endlich erkennen) kann es eventuell notwendig sein, dass der Dampfer gegen den Eisberg kollidiert....

:pfeif:
sorry, ganz ot :fypig:

*****************************

Gibt es echt keinen Unterschied zwischen Giften, die in der Natur vorkommen und solchen, die synthetisch erzeugt werden? Ich mein jetzt vor allem im Abbau - siehe hinkender Vergleich Ethanol uns Glyphosat.
Amygdalin....

viktualia

Re: Insekten-Diskussion

#255

Beitrag von viktualia » So 24. Dez 2017, 15:08

Gibt es echt keinen Unterschied zwischen Giften, die in der Natur vorkommen und solchen, die synthetisch erzeugt werden?
Ina, natürlich gibt´s da massig Unterschiede. Grad "dein Amygdalin" ist da ein gutes Beispiel:
würdest du die Blausäuremenge, die aus 5 Aprikosenkernen synthetisiert werden kann als Blausäure zu dir nehmen, hättest du schlechte Karten; knabberst du die 5 Kerne ganz gemütlich und nacheinander wird wahrscheinlich nix passieren.
Im Kern liegen Vorstufen vor, mit Sauerstoff und Speichel und den restlichen Stoffwechselgeschichten ist das alles ne ganz andere Nummer als reine Blausäure in den gleichen Bauch.

Und natürlich geht die Forschung immer weiter, lustig find ich den hier - Nitrat ist gesund:
https://www.ugb.de/forschung-studien/ni ... nsicht.pdf

"Gift" ist ein Sammelbegriff, insofern wirken die an sich schon unterschiedlich.
Und "reines Gift" ist dann ebenfalls nicht gleichzusetzen mit dem Stoff, aus dem es synthetisiert wird, da das eine halt "rein", das andere noch komplex ist.
Die jeweiligen Unterschiede sind halt auch, hmm, unterschiedlich. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von ... eipflanzen
Ich betrachte "Medizin" schon immer als potentielles Gift, dessen wohltuende Dosis aber gut bekannt ist.

Tiere, besonders kleine Tiere, sprich Insekten, reagieren natürlich noch bissl heftiger auf Störungen, bzw. die "noch wehrloseren" Pflanzen (können ja nicht mal weglaufen) haben sich in den letzten Jahrmillionen einiges einfallen lassen um sich zu schützen. https://de.wikipedia.org/wiki/Insektizi ... nsektizide

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#256

Beitrag von Manfred » Mo 25. Dez 2017, 23:46

Ein Vortrag von Prof. Reichholf zu Schmetterlingen ins Insekten allgemein.
Es scheint also doch mehr Daten aus Deutschland als die 2 bisher bekannt gewordenen Projekte zu geben.
Ich schätze ihn ja sehr, aber man erkennt wieder klar die "fachidiotische" Perspektive.
https://www.youtube.com/watch?v=PfzywRfW_4M

Berlin z.B. ist halt so lange ein Insektenparadies, wie man die ganze Ver- und Entsorgungslogistik und die Anbauflächen ausblendet, die nötig sind, um diese Stadt zu versorgen.
Zieht man dagegen eine ehrliche Bilanz, bleibt doch wieder nur der Durchschnitt.

Den Schwund der Insekten an den Dorfrändern der landwirtschaftlichen Intensivregionen in Südbayern, m.E. großteils die Folge des Wergsterbens der kleinen Festmistbetriebe und Kleintierhaltungen, die in fast jedem Dorf Tonnen von Insekten erzeugt haben, schreibt er den Ackerbaupraktiken zu.

Der Frage, wieso viele Schmetterlinge oder gar viele Insekten im Allgemeinen denn warum gut sind oder wären, weicht er komplett aus.

Ansonsten decken sich seine Beobachtungen zum Schmetterlingsschwund mit denen von Prof. Kunz.
Es sind nicht die Arten des Waldes und der Brennnesselhaine, die verschwinden, sondern die der vom Menschen misshandelten Flächen, der nackten, aufgerissenen Böden mir spärlichen Pflanzenbedeckung, die die Natur in regelrechten Verzweiflungsakten wieder zu schließen versucht, und die durch die Machenschaften unserer Vorfahren die Landschaften weiter Teile Mitteleuropas dominiert haben.
Natürlich ist es erstrebenswert, die Pionierarten zu erhalten, die solche Flächen besiedeln. Aber wie viele Flächen sollen wir dafür wirklich opfern? Und brauchte es das überhaupt? Finden diese Arten nicht auch so ausreichend Nischen für den Arterhalt?

Und er spricht von Eutrophierung, verschweigt aber gleichzeitig, dass die Biomasse-Produktivität der Schutzgebiete in D idR weit, weit unterhalt von der naturnaher Ökosysteme liegt.
Von Eutrophierung kann man also am ehesten ausgehend von der Perspektive misshandelter, ausgebluteter Flächen sprechen.
Naturnahe Wälder oder funktionierende Grasland-Ökosysteme mit den zugehörigen Herden setzen ungleich mehr Biomasse um.

Seinem Schluss, dass er die Fluren verloren glaubt, muss ich leider mehr und mehr zustimmen. Jehr mehr stillgelegte Flächen wir mit den bewirtschafteten Flächen kompensieren müssen, desto intensiver muss dort gearbetet werden. Da bleibt dann wirklich immer weniger Raum für komplexe Anforderungen.

Heute ging die Meldung durch die Agrarpresse, bis 2050 musse die globalde Landwirtschaftliche Produktion um weitere 60% gesteigert werden.
Wers glaubt. Aber da wird wohl noch sehr viel Zerstörung stattfinden, auch weil Deutschland sich seiner Verantwortung nicht stellt und immer mehr Umweltschäden durch Verlagerung von Produktion exportiert.

Pastinake

Re: Insekten-Diskussion

#257

Beitrag von Pastinake » Di 26. Dez 2017, 12:13

Danke Manfred für den Link zu den Beiträgen des Forums Expertenforum 2017 von der Deutschen Wildtier Stiftung.
Und endlich mal wieder ein Beitrag in diesem Faden, der tatsächlich etwas mit Insekten zu tun hat.

Die Magerrasen wie in der Fränkischen Schweiz z.B. taugen meines Wissens nach sowieso nicht wirklich für die Landwirtschaft. Außer eben für die Beweidung mit Schafen, die auch immer noch gegen die Verbuschung zur Landschaftpflege angewandt wird. Und da sind definitiv sehr viele Insekten zu finden.

Ich habe mir jetzt mehrere Beiträge vom Expertenforum angeschaut und finde diesen hier noch recht gut von Dr. Segerer zum Thema Schmetterlingssterben.
https://www.youtube.com/watch?v=qsMiFWx20jY

Warum es schlimm ist, wenn es weniger Insekten geben würde?

Ich würde geringere Befruchtung von Obst und Gemüse nennen, was wiederum ein wirtschaftlicher Faktor wäre.
Außerdem würde es weniger Vögel geben. Und diese Vögel würden weniger Schädlinge im Nutzpflanzenanbau fressen. Die Kohlmeisen vertilgen z.B. mit ihren Nachkommen bis zu 50 kg Insekten und Kleintiere. Dazu gehören eben u.a. auch Blattläuse. Möglicherweise würde sich dann auch die eingewanderten Schädlinge wie die Kirschessigfliege nicht so ausbreiten wie aktuell?
Schwalben und Fledermäuse reduzieren Stechmücken und Fliegen.
Regenwürmer und Ameisen durchlüften den Boden und verbessern das Wasserabflußvermögen des Bodens, verringern also Erosion.

Manfred, was wären denn Deine Argumente dafür, daß weniger Insekten auch nicht schlimm wären?

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#258

Beitrag von Manfred » Di 26. Dez 2017, 12:43

Wo, wann, und welche Arten meinst du denn?
Die Stubenfliegen, die vor ein paar Jahren, als der Stall noch im Haus und der Misthaufen vor den Fenstern war, im Sommer teilweise zu tausenden die Küche besiedelt haben, vermisse ich nicht.
Auch Kartoffelkäfer bräuchte ich nicht so viele.
Und die Wespen, die in manchen Jahren ihre Nester im Gestrüpp an Bach bauen, und die sich dann beim Zaunausmähen über mich hermachen, brauche ich an den Stellen auch nicht unbedingt.
Kohleulen haben keine Jubelschreie bei mir ausgelöst, wenn der vermeintlich wunderschöne Kohlkopf sich in der unteren Hälft als stinkente Pampe entpuppte etc.

Honigbienen gibt es ja nicht weniger und Hummelvölker kann man bei Bedarf kaufen.

Schmetterlinge sind hübsch anzusehen, aber wenn es gelingt, den Magerrasen wieder in fruchtbares Grünland oder Mischwald zu verwandeln (eines davon war er wohl, vermutlich sogar beides in ebendieser Reihenfolge), unsere Vorfahren das Biotop umgestaltet haben, was ist schlecht daran?
Leben werden auf diesen Flächen danach viel mehr Lebewesen bis bisher, besonders im Boden. Aber halt teilwese andere, die nicht so hübsche Flügel haben.

Die vielen Millionen Euro, die jedes Jahr für Vorgeblichen Insektenschutz ausgegeben werden, dienen nur ganz wenigen Arten. Auch nur ganz wenigen, spezifischen Insektenarten.Was ist mit all den anderen? Sind die nicht lebens- und erhaltenswert? Und falls doch, warum wird deren Vermehrung nicht gefördert? Und was ist mit den Arten, die für die Förderung der Geförderten Arten vertrieben werden?

Der Naturschutz in Deutschland hat kein Konzept.
Liest man die Programme der einschlägigen Verbände, dann handelt es sich um Ansammlungen großteils widersprüchlicher Einzelforderungen, von denen fast jede, wenn man sie umsetzt, Schaden an anderer Stelle anrichtet.

Blühflächen, die Insekten schützen sollen und den Boden zerstören.
Wald-Nationalparks, die Prozessschutz bieten sollen und zur Abholzung der mind. 10-fachen Flächen an borealen Wäldern in Karelien führen.
Ein Wolfsmanangement, dass den Wolf schützen soll, aber die Weidetierhaltung und die daran hängenden Biodiversitätsnetze zerstört.
Der Totalschutz von "Hecken" und Feldgehölzen, die den Lebensraum der Offenlandarten zerstören.
Der Totalschutz von Greif- und Rabenvögeln, der diversen anderen Arten schadet.
usw. usw.

Wenn die großteils gutmeinenden "Naturschützer" nicht lernen, naturnäher zu denken und Gleichgewichte und Diversität anzustreben, statt flächendeckend die gerade modernen Einzelideologien und Dogmen aufzuzwingen, dann werden sie auch weiterhin mehr zerstören als sie Nutzen schaffen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Insekten-Diskussion

#259

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 26. Dez 2017, 15:47

sind nicht Fliegen und Mücken wichtiges Vogelfutter? Oder fresswen die viel lieber Raupen?
- echte Frage, ich weiß es nicht so wirklich :rot:

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#260

Beitrag von Manfred » Di 26. Dez 2017, 16:14

Auch viele Vögel sind Nahrungsspezialisten.
Wie ich ebenfalls schon in diesem Thread geschrieben habe: Sind die Stall-/Stubenfliegen weg, verhungert den Schwalben in ungünstigen Jahren die Brut, weil sie bei nassem Wetter draußen nicht ausreichend Fluginsekten fangen können.
Sind z.B. die Rauchschwalben als Art dadurch in ihrer Existenz gefährdet? Wohl eher nicht. Aber deutlich weniger werden es halt.

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