Schalldämpfer

Manfred

Schalldämpfer

#1

Beitrag von Manfred » Fr 16. Jan 2015, 19:01

Evtl. interessant für die Jäger unter uns:

Das Verwaltungsgericht Freiburg hat dem Leiter eines privaten Forstbetriebs die Nutzung eines Schalldämpfers zugesprochen.
Die Waffenbehörde hatte vorher die Genehmigung abgelehnt, mit der üblichen Begründung, von Schalldämpfern würde ein erhöhtes Sicherheitsrisiko ausgehen (da man sie für Straftaten missbrauchen könnte und weil Wanderer etc. durch eine lautlose Jagd evtl. gefährdet würden).
Der Kläger dagegen argumentierte, dass er den Schalldämpfer zur Schonung seines eh schon geschädigten Gehörs benötige.
Das Gericht gab ihm Recht. Das Jagdgewehr des Klägers erzeuge beim Schuss einen Schallpegel von 160 dB(A).
Bei dieser Lautstärke können auch kurze Knallgeräusche bleibende Schäden am Gehör hinterlassen.
Außerdem sei die großkalibrige Waffe auch mit dem Schalldämpfer noch so laut, dass Wanderer etc. sie gut hören könnten.
Dem Antrag des Klägers sei deshalb stattzugeben.

Die Argumentation mit dem möglichen Risiko für Wanderer erschließt sich mir eh nicht. Auf der Einzeljagd wird idR doch sowieso nur ein Schuß oder evtl. mal ein zweiter oder ein Nachschuss abgegeben. Dabei muss der Jäger eh peinlich auf eine mögliche Umfeldgefährdung achten.
Was bringt es einem Wanderer, wenn er diesen Schuss hört? Entweder hat der Jäger aufgepasst, dann besteht keine Gefährdung. Oder er hat nicht aufgepasst, dann ist die Gefahr auch schon vorbei, bis der Wanderer sie wahrnimmt.
Höchstens eine Gesellschaftsjagd könnte man anführen, wo öfter geschossen wird. Aber da werden idR eh Warnhinwiese aufgestellt.
:hmm:

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Schalldämpfer

#2

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 16. Jan 2015, 19:08

Manfred hat geschrieben:Was bringt es einem Wanderer, wenn er diesen Schuss hört?
Wenn der Wanderer den Schuß hört, weiß der Wanderer, dass er nicht tod ist :)

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Thomas/V.
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Re: Schalldämpfer

#3

Beitrag von Thomas/V. » Fr 16. Jan 2015, 19:29

:lol:

Warum setzt der Jäger eigentlich keinen gehörschutz auf, wenn er schießt?
Mir hat mein erster Schuß mit ner AK 47 ein Knalltrauma beschert, welches zwar keinen bleibenden Schaden verursacht hat, aber mich empfindlich werden lies.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Schalldämpfer

#4

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 16. Jan 2015, 19:44

Thomas/V. hat geschrieben:Warum setzt der Jäger eigentlich keinen gehörschutz auf
Wie sieht das den aus ? Jägerhut und darüber die Gehörkapseln ? Jäger ist ja kein Bauarbeiter mit Helm und Gehörschutz, oder gibt es schon Jägerhüte mit integriertem Gehörschutz ?

Manfred

Re: Schalldämpfer

#5

Beitrag von Manfred » Fr 16. Jan 2015, 20:08

Es gibt schon einiges an Gehörschutz-Ausrüstung für die Jagd.
Auch mit elektronischer Regelung, die z.B. im Normalzustand Geräusche verstärkt, aber den Schussknall und andere Laute Geräusche dämpft.
Da von einem bereits geschädigten Gehör die Rede war, könnte ich mir vorstellen, dass er einen Tinnitus hat?
Dann ist es evtl. sehr unangenehm, Kapseln auf den Ohren zu tragen?

Es gibt auch Jäger, die sich bei der Ansitzjagd erst kurz vor Schussabgabe Ohrstöpsel rein stecken. Das geht halt nur, wenn man die Zeit dafür hat. Und oft muss es schnell gehen, sonst ist die Chance verpasst.

In andern Ländern (Großbritannien z.B.) ist die Nutzung von Schalldämpfern bei der Einzeljagd eher die Regel als die Ausnahme.
Ich denke, die streng gehandhabte Genehmigungspflicht in D hat sich in der internationalen Praxis einfach überholt.
Die ist wohl am ehesten diversen Ängsten nach dem Krieg geschuldet. Die Jagdverbände wollten wohl Wilderei vermeiden und die Politik hatte Angst vor Heckenschützen.
Aber wer heute illegal so ein Ding will, beschafft es sich halt, oder baut es sich nach einer Anleitung aus dem Netz selbst.
Ist ja nun wirklich kein Hexenwerk.

Ich sehe keinen ernsthaften Grund, die Genehmigungspflicht aufrecht zu erhalten?
Habe auch noch nie was von dank Schalldämpfern ausufernder Wilderei oder Scharen von Heckenschützen in GB gelesen?

Benutzer 146 gelöscht

Re: Schalldämpfer

#6

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Fr 16. Jan 2015, 20:37

wenn ich an die diversen Konflikte zwischen Jägern, Hundebesitzern, Reitern etc. denke, von denen ich im Laufe der Jahre gehört habe, dann ist mir bei der Vorstellung, dass Jemand schießen kann, ohne dass ein Anderer anhand des Geräuschs auch nur die Richtung des Schützen feststellen kann (um ihn ggf. identifizieren zu können) nicht sehr wohl :hmm:

DerElch

Re: Schalldämpfer

#7

Beitrag von DerElch » Fr 16. Jan 2015, 21:16

Frodo genau...damals im Teutoburger Wald war fuer mich bei einem Waldspaziergang erst anhand der Knallerei zu erkennen das Jagd war...hier ist es auch immer hilfreich wenn man ne Ahnung hat in welchem Teil des Waldes sich die Jäger aufhalten,da nunmal 80% um uns rum Wald ist.Nachdem auch wacker Nachts zwischen 22 u 3h geschossen wird und bei Bekannten angefragt wurde ob auch uebers Grundstueck geschossen werden darf,wir schon x.mal die Jagdköter im Zaun hatten...verlass ich mich da nicht wirklich darauf das JEDER Jäger auch wirklich weiss was er tut und was zu lassen ist...(die weissen Schnuere sind uebrigends tatsächlich gespannt worden um sich das muehsame ansitzen zu sparen und schneller zu sehen wo die Elche wechseln :motz: ) Ich habe nichts gegen die Jäger,welche sich so benehmen wie es das Jagdgesetz vorschreibt....aber ich hab ne Menge gegen Möchtegerns die sich dank Gewehr in der Hand gross fuehlen...ich mag auch Hunde aber den nächsten Jagdköter der mir hier mein Viechzeugs uebern Hof hetzt wird der Besitzer als Decke wieder bekommen!

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parson
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Re: Schalldämpfer

#8

Beitrag von parson » Sa 17. Jan 2015, 09:12

Obwohl ich ja nicht mehr Jäger :hmm: bin sondern Angler werde - derzeit lernend... :michel:
muss da mal was Grundsätzliches über Balistik und Schalldämpfer gesagt werden, was sich hartnäckig der öffentlichen Einsicht verschließt.
Manche Jäger kapieren das auch nicht oder haben's schnell wieder vergessen; eigenartigerweise ... die hätten dann eigentlich die Jägerprüfung nicht bestehen dürfen :pfeif:

Der Geschossknall besteht aus ZWEI Bestandteilen:
Einmal der Pulverexplosionsknall im Inneren der Kanone und zum Anderen aus dem sog. Überschallknall, der aber VOR dem Lauf entsteht - wenn das Geschoss den Lauf bereits verlassen hat!

Alle Jagdwaffen (Gewehre und Revolver/Pistolen) verschießen i. d. R. Überschall-Munition.
Heißt physikalisch-klartextlich: Da ist ein Schalldämpfer völlig sinnlos, da damit ja nur der Explosionsknall gedämpft werden kann.
Der ebenso laut hörbare Überschallknall ist mit Schalldämpfer NICHT zu beeinflussen.

Die Darstellungen in Krimis, Thrillern - halt überall , wo geschossen wird - sind in der Regel Quatsch...
Da siehste ein Gewehr mit Zielfernrohr und fettem Schalldämpfer und es wird der Anschein erweckt, als könnte man damit kilometerweit schießen und treffen!
Auch die Kurzwaffen mit Schalldämfer erfordern (wenn sie denn funktionieren sollten) eine Munition, die eine so geringe Pulverladung besitzt, dass Überschallgeschwindigkeit nicht erreicht wird.
Fette Kaliber (wenn ich mich recht erinnere einige über 9mm-kalibrige Revolver) haben vereinzelt noch Munition unter Schallgeschwindigkeit. Da könnte ein Dämpfer Sinn machen. Und die haben trotz der langsamen Fluggeschwindigkeit eine entsprechende 'gegner-stoppende' Wirkung auf geringe Entfernung; sind eben schwere Blei-Batzen, die da fliegen.
Haben eine Flugbahn, die einem geworfenen Stein ähnelt: kannste max. auf vielleicht 50m Distanz (da meine ich Gewehre=Langwaffen) sinnvoll anwenden, weil die Geschosse dann quasi auf den Boden fallen. . .
Eine beliebte Wildererwaffe ist das völlig unwaidmännische KK-Gewehr mit Unterschallmunition und da funktioniert ein Schalldämpfer aber halt auch nur auf lächerlich kurze Entfernung und das 22iger-KK-Geschoss(KleinKaliber) ist als jagdlich nutzbar nicht mal auf Niederwild (Rehe) zugelassen.

Scharfschützen mit entsprechenden Waffen und hochbrisanter Munition schiessen und treffen auf mehrere hundert Meter Entfernung. Die Flugbahn der Geschosse ist langgestreckt - funzt nur mit Überschallgeschwindigkeit.

@Manfred: der von dir geschilderte Fall einer Privatjagd:
Ich denke, dass es da um eine Gatterjagd geht und der Jäger einen Schalldämpfer vor allem deshalb benutzen will, um Wild aus dem Verband ohne Knall herausnehmen zu können. Für Gehörschäden gibt's doch schon lange den oben erwähnten Hörschutz, der den Knall wegfiltert.
Das sind dann normale Jagdgewehre, die aber eine Sondermunition brauchen (die wird vereinzelt als sog. 'subsonic'-Munition verkauft...). Da funktioniert dann der Dämpfer auch; es kann aber nur auf recht geringe Distanz geschossen werden, die im Gatter gegeben ist.
Damit die gesetzlich vorgeschriebene Auftreffenergie erreicht wird (bei der langsamen Geschwindigkeit - eben UNTERSCHALL), müssen das die oben erwähnten größeren Kaliber sein.

Insgesamt ein Zusammenhang, der immerzu öffentlich falsch dargestellt wird - eigenartig, rätselhaft, dass das so ist und eigentlich doch recht simpel zu verstehen, oder?

So einfach ist das, würde Bunz anmerken.
lg parson


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Re: Schalldämpfer

#9

Beitrag von Rallymann » Sa 17. Jan 2015, 09:56

Sehr schön erklärt parson Danke.
Bliebe vieleicht noch zu erwähnen,dass er eben auch nur dämpft. Wie im Film aus einer lauten Waffe nur ein pitch zu bekommen geht nicht.
Auch mit Dämpfer ist das noch übelst laut.

Benutzer 146 gelöscht

Re: Schalldämpfer

#10

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Sa 17. Jan 2015, 10:22

wieder `was gelernt! :daumen:

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