Wölfe

Manfred

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#21

Beitrag von Manfred » Mi 22. Dez 2010, 17:44

Ja. Verlässliche Zahlen gibt es leider nicht. Und viele Eigentümer scheinen sich zu scheuen, zu den Behörden zu gehen. Allein schon wegen der Zeit und dem Aufwand. Da musst du ja Urlaub nehmen, um den Wolfsmanger zu führen, wenn du überhaupt das betroffenen Tier finden kannst. So ein Lamm ist halt schnell mal ganz weg.
Die veröffentlichen Zahlen zeigen den Unsinn der Förderung von Schutzmaßnahmen (von Kerngebieten evtl. mal abgesehen). Es werden auch in angeblich sicheren Zäunen in in Herden mit Hund Tiere gerissen. Die Kosten für die Schuztmaßnahmen sind so hoch, dass man dafür leicht viel entschädigungen zahlen könnte. Allein schon die Lohnkosten für die Bearbeitung von Anträgen und Beratung...
Den Kostenaufwand der für die Anlayse von gemeldeten Schäden betrieben wird, will ich gar nicht wissen. Da sind sicher hochbezahlte Fachleute viele Stunden beschäftigt um den Tod oder das verschwinden eines alten Mutterschafes zu klären, das vielleicht 20 Euro wert ist + Kosten für Ersatzbeschaffung.

Wollte man wirklich wolfsichere Zäune, müsste man sie bauen wie Wolfsgehege. Das wäre sowieso nicht bezahlbar.

Noch eine Alternative wäre die Einrichtung von Großschutzgebieten. Eine art sicher eingezäunter Nationalparks. Da könnten dann auch alle anderen Tiere von der Wiedereinbürgerungswunschliste von Bär über Elch bis zu Heckrind und Wildpferden herumlaufen. Touristen hatten die Chance, mal ein paar Tiere zu sehen. Und wer in so einem Gebiet Tiere halten will oder zur Landschaftspflege halten soll, dann könnten man ja fördern.
In Neufünfland gibt es einige Ecken, wo man sowas hätte machen können. Vorallem als noch mehr Land in Staatseigentum war.
Elch und Autobahn gehen halt nicht zusammen. Und Wölfe und Kleinschafhaltung auch nicht.
Sogar die Amis rudern bei ihren Wiederansiedlungsprojekten zurück. Im dünnbesiedelten Iowa ist die Zahl der Wölfe nach der Wiedereinbürgerung auf fast 1000 explodiert. Die sollen jetzt wieder auf ca. die Hälfte runtergeschossen werden, weil man die Probleme nicht mehr in den Griff kriegt.

Manfred

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#22

Beitrag von Manfred » Mi 22. Dez 2010, 18:09

Aus genau dem Grund, weil Leute mit so einer Einstellung an den Schalthebeln sitzen, werden die Wölfe in D leider scheitern.
Einfach weil die Bevölkerung selber Abhilfe schaffen wird. Ich will dem nicht das Wort reden oder es gar fordern. Ich stelle einfach fest, dass es passieren wird. So wie mit den Bären in Österreich. Das ging nur so lange gut, bis die Leute die Nase gestrichen voll hatten. Dann sind fast alle Bären wieder verschwunden.

Manfred

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#23

Beitrag von Manfred » Mi 22. Dez 2010, 18:24

Nein. Nicht weil man was tun will, sondern weil zu wenig getan wird.

Wenn du an der Quelle sitzt: Wie viele Millionen Euro würden inkl. der Lohnkosten in allen Ämtern + Sitzungsgelder für Parlamentarier aller Ebenen etc. in Sachsen bisher für die Wölfe ausgegeben?
Ich glaube nicht, dass das mal wer nachgerechnet hat. Und die Zahl wäre erschreckend. Und die paar Euro, die bei den Tierhaltern ankommen dürften dagegen lachhaft sein.

aurora

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#24

Beitrag von aurora » Mi 22. Dez 2010, 18:28

Die Frage ist vielleicht ja die, wer denn vorher da war , das zivilisterte Hausschaf oder der Wolf, das Jungrind auf der Alm oder Bruno der Bär, der Traktorreifen oder der Biber , das Haushuhn oder der Beutegreifer, der Angsthase oder der Luchs.

Diese Tiere sind ja auch ein gewisser Indikator , daß die Natur in bestimmten Bereichen wieder "passt" . Wenn wieder an jeder Ecke ein Wolfs heult und ein Biber buddelt , kann die Jagd ja wieder eröffnet werden .

Das Problem ist vielleicht auch die Koppelschafhaltung auf abgelegenen Grundstücken. da habe ich aber als Tierhalter immer ein größeres Riskiko.

Eine echten herdenschutzhund zu bekommen stelle ich mir nicht einfach vor und vorallem ihn dann auch auszubilden.
Bei unserem südrussischen Owtascharka hatten wir Glück mit seinem Hüteinstinkt,(sah auch aus wie eineSchaf) .Aber mit der Aggressivität wars nicht weit her , vorallem nicht aus eigener Inititaive. Allerdings war bei ihm schon ne gewisse autonome "Lebenseinstellung"
bemerkbar.http://www.selbstvers.org/forum/posting ... =14&t=1470#
Was vielleicht interssant sein könnte , wären Hunde von Wanderschäfern, durchaus auch "Schäferhundmischlinge". Die tun den Schafen nichts, sind aber gegenüber unbekannten Menschen und fremden Hunden durchaus unfreundlich . In der Wanderschäferei insbesondere im Großstadtbereich sind oft die Spazierhunde das große Problem, die mit den Scahden ja nur "spielen"wollen . Da ist es durchaus sinnvoll wenn des Schäfers Hund dann dazwischen geht. In der Praxis is es allerdings unüblich sein, die Hunde nachts bei der Herde im Elektrozaun zu lassen. Bei einem netten Raufen mit einem Eindinglich bricht schnell die Panik aus und die Herde durch den Zaun.

Der Herdenschutzhund funktioniert wohl nur, wenn die zu schützende Herde die Möglichkeit hat, zumindest eine kleine Strecke zu flüchten und sich vom "Kampfort" entfernen kann.

aurora

Manfred

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#25

Beitrag von Manfred » Mi 22. Dez 2010, 18:37

aurora hat geschrieben:Diese Tiere sind ja auch ein gewisser Indikator , daß die Natur in bestimmten Bereichen wieder "passt" .
Ne. Nur dafür, dass wir sie nicht mehr jagen. Wölfe sind ja auch zu DDR-zeiten immer wieder aus Polen zugewandert. Damals wurden sie halt geschossen.
Wölfe sind äußerst flexibel was das Biotop angeht. Und mit der oft angelobten Scheu vor Menschen ist es auch nicht weit her. Wo sie dürfen haben sie jedenfalls kein Problem damit, Müllkippen und Abfalleimer als Nahrungsquelle zu erschließen. Wenn sie eine halbwegs ruhige Ecke für den Nachwuchs finden, passt das schon. Wir sind ja bei weitem nicht die einzigen mit Wölfen. Nur die einzigen, die die Erfahrungen aller anderen ignorieren und jeden Fehler selber machen müssen.

Hier in Franken gab es nach dem 30-jährigen Krieg noch große Zwangstreibjagden auf Wölfe, wozu die Bevölkerung der Dörfer zwangsverpflichtet wurde. Die Strecke lag bei etlichen hundert bis mehreren Tausend Wölfen im Jahr. Muss eine echte Plage gewesen sein. Und da gab es wenige Waldanteil und die Leute waren mehr draußen auf den Feldern. Die Wölfe werden kein großes Problem damit haben, sich hier wieder anzusiedeln.

dobi

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#26

Beitrag von dobi » Mi 22. Dez 2010, 18:49

Manfred hat geschrieben:So wie mit den Bären in Österreich. Das ging nur so lange gut, bis die Leute die Nase gestrichen voll hatten. Dann sind fast alle Bären wieder verschwunden.
Es waren nicht "die Leute" sondern die Jäger waren ganz gamsig drauf, ausser Bruno sind ja alle nach unbekannt verschwunden.

Wenn hier ein Jäger einen Wolf sichten würde wär der auch sofort auf nimmerwiedersehn futsch, obwohl es viel zu viele Wildschweine gibt und vermutlich auch Rehe.

Für den Schutz von Wildtieren tritt man halt am liebsten ein, je weiter weg sie sind ...

lg
dobi

Manfred

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#27

Beitrag von Manfred » Mi 22. Dez 2010, 19:04

@dobi: Welchen Beleg gibt es denn, dass Jäger am Werk waren?
Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein Bär präpariert gefunden wurde. Alles andere ist doch wilde Spekulation?

@chorge:
So mann man sich die Sache natürlich auch schönrechnen.
Was kostet alleine das Wolfsbüro inkl. Personal, Gebäude, diversen Ausgaben?
Wie viele Wolfsberater gibt es und wie viel Zeit investieren die?
Wie viele Pressekonferenzen würden mit wie viel Personl angehalten?
Wie viel Zeit geht in den Börden drauf, weil sich das Personal dort die Wolfssorgen der Bürger anhören muss?
Usw. usw.
An der winzigen Summer für Abwehrmaßnahmen kann man schon sehen, wie wenig Betriebe das erreicht.
Dafür kann man nur ein paar km Zaun bauen. Das reicht ja nicht mal für einen einzelnen großen Mutterkuhbetrieb.

Die Rechnung bei der Förderung ist entweder ganz einfach oder ganz naiv:
Der Staat zahlt nur 60% der Investitonskosten.
Der Tierhalter bleibt also auf der restlichen Investition und dem Unterhalt sitzen.
Greifen wir obiges Beispiel wieder auf:
Es sei die Anschaffung der Hunde ganz und der Zaunneubau zu 60% gefördert.
Bleiben die 4800 pro Jahr Unterhalt für die Hunde und 16.000/20 = 800 Euro Abreibung + 800 Euro Zinskosten im Jahr.
Sind 6400 Euro pro Jahr für den Halter.
Ein Bio-Schlachtkalb kann man mit ca. 650 Euro ansetzen.
Bei 20 Kühen und damit 20 Kälbern im Jahr kann der Betrieb also fast 50% Kälberverluste durch Wölfe in Kauf nehmen und steht immer noch besser da als mit der ach so schönen Förderung.
Wirtschaftlich kann er natürlich weder solche Kälberverluste noch die Investition in sichere Zäune und Hunde überleben.
Einen Ersatz bekommmt er ohne Schutzmaßnahmen micht.
Also kann er nur pokern: Er muss auf den Schutz verzichten und beten, dass die Verluste klein bleiben.

Wie rechnet ihr euch das im Landtag schön? Oder ist das volle Absicht?

Manfred

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#28

Beitrag von Manfred » Mi 22. Dez 2010, 19:06

zu deinem letzten Post:
Ja, das haben die Förster gehofft. Bis sie dann die großen Angstrudel beim Rotwild und die dadurch entstehenden Schälschäden gesehen haben.
Theorie und Praxis gehen halt oft weit auseinander.

dobi

Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#29

Beitrag von dobi » Mi 22. Dez 2010, 19:20

.......
auch in Österreich deutlich. Bären pflanzen sich in Österreich
seit mindesten 15 Jahren nachweislich fort. Viele
Jungbären wurden gesichtet bzw. sind durch genetisches
Monitoring nachgewiesen. Es gab zahlreiche Jungbären,
trotzdem konnte sich offensichtlich keine stabile Population
bilden, da die Jungbären auf „mysteriöse“ Weise
verschwanden. Als die wahrscheinlichste Erklärung
muss leider der illegale Abschuss der Bären betrachtet
werden. Mündliche Hinweise dafür gibt es auch aus der
Bärenregion selbst. Die Bärenpopulation in Österreich ist
damit erneut akut von der Ausrottung bedroht. Von den
.....

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Re: Wer fürchtet sich vorm bösen Wolf ?

#30

Beitrag von Theo » Mi 22. Dez 2010, 19:45

Manfred hat geschrieben:Aus genau dem Grund, weil Leute mit so einer Einstellung an den Schalthebeln sitzen, werden die Wölfe in D leider scheitern.
Einfach weil die Bevölkerung selber Abhilfe schaffen wird. Ich will dem nicht das Wort reden oder es gar fordern. Ich stelle einfach fest, dass es passieren wird. So wie mit den Bären in Österreich. Das ging nur so lange gut, bis die Leute die Nase gestrichen voll hatten. Dann sind fast alle Bären wieder verschwunden.
Klar, das ist vorhersehbar. Und überall, wo wieder Raubtiere in Kulturland leben, zu beobachten.
Manfred hat geschrieben:Hier in Franken gab es nach dem 30-jährigen Krieg noch große Zwangstreibjagden auf Wölfe, wozu die Bevölkerung der Dörfer zwangsverpflichtet wurde. Die Strecke lag bei etlichen hundert bis mehreren Tausend Wölfen im Jahr. Muss eine echte Plage gewesen sein.
Aus dieser Zeit stammt sicher auch das schlechte Image des Wolfs. Das ist nämlich kein Kuscheltier. Und wenn es um Nahrungskonkurrenz geht, können in einem bestimmten Gebiet eben Wölfe leben oder Menschen, aber nicht beide.
Gruß
Theo

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