Was hat Corona mit Nitrat zu tun? Dass da grade einem Drittel der holländischen Bauern mit Enteignung und Berufsverbot gedroht wird, weil Richtlinie aus Brüssel, halte ich für eine sehr menschengemachte Entscheidung und willkürliche Entscheidung im Gegensatz zu einer Pandemie um die keiner gebeten hat.
Natürlich ist das für die betroffenen Betriebe ein Problem. Aber was tun Handwerker, die Aufträge nicht ausführen können, weil entweder Material fehlt oder die Kunden aussteigen, weil sie die Preise nicht mehr bezahlen können? Was tun all die Kleingewerbler, die vom Amt teure und aufwändige Massnahmen zur Behandlung von Sonderabfällen verordnet bekommen?
Immerhin wurde jetzt aber "von höchstem Gericht" wieder einmal festgestellt und nicht einmal von der topagrar bestritten,
dass es Nitrat-Überschüsse im Boden gibt. Nachdem Deutschland die Düngemengen etwas reduzieren musste, behaupteten "die Bauern" (topagrar &co), alle ausser den Deutschen würden von der EU besser behandelt.
Jede Entscheidung für etwas mehr Umweltschutz ist eine willkürliche Entscheidung - wenn man deswegen sein Geschäftsmodell oder seine Betriebsführung ändern muss. Aber zuviel Nitrat ist auch etwas was eigentlich keiner will. Und was hat das nun plötzlich mit Enteignung und Berufsverbot zu tun?
Die gegenwärtige Energieknappheit und Teuerung tragen natürlich dazu bei, dass man Überdüngung nun endlich angehen muss, zumal ja allgemein eine Düngemittelknappheit drohen könnte.
An sich wäre das ja eine feine Sache: Wenn die Erträge wegen weniger Überdüngung tatsächlich zurückgehen, alles was produziert wird aber Bedarf ist, dann werden logischerweise die Preise für die landwirtschaftlichen Primärprodukte steigen, was eine gute Nachicht ist und was ich den Bauern gönne, denn was kostet wird weniger verschwendet.
Statt dessen wird Jauche über Hunderte Kilometer verfahren, weil man so noch die Mastbetriebe einige Zeit am Leben erhalten kann. Sowas ist offensichtlicher Unfug! Da muss sich doch jeder Bauer, der seinen Betrieb halbwegs nachhaltig und zukunftssicher führen möchte, über seine "Berufskollegen" ärgern.
Hier ärgere ich mich über die Bauernverbände, die so tun, als verträten sie die Meinung aller Bauern.
Ich denke, das ist erst der Anfang:
Die niederländische Glashaus-Landwirtschaft ist besonders abhängig von Erdgas, da sind ja ganze Provinzen unter Glas. Dies ist umweltmässig und volkswirtschaftlich ein Unsinn. Egal, solange Gas da ist und die Subventionen fliessen. Damit dürfte nun aber Schluss sein.
Treibhausware ist ein elastisches Marktgut, wenns zu teuer wird kauft man es nicht und die Produzenten können sehen wo sie bleiben. Schuld sind nicht nur die Konsumenten, welche die billigen Treibhaustomaten kaufen. Jede halbwegs fähige Regierung wird da eingreifen müssen, wenn Gas knapp wird.
Da dürfte auf die niederländische Intensivlandwirtschaft, wie auch auf die anderer Länder, noch einiges zukommen, und da geht es dann nicht mehr um "willkürliche" Entscheidungen. Wahrscheinlich werden betroffene Kreise aber auch dann wieder den Begriff Ernährungssicherheit strapazieren und sich im Gegensatz zu allen anderen Gewerben krass schlechter behandelt fühlen.