emil17 hat geschrieben: ↑Mi 19. Jan 2022, 19:54
Die Politik will die Umwelt in der Landwirtschaft ja nicht deshalb mehr gewichten, um die Bauern zu schikanieren.
Vermutlich nicht. Allerdings geht es mehr um Wählerstimmen als tatsächlich darum, etwas für die Umwelt zu tun, wenn man sich mal so ansieht was tatsächlich dabei rauskommt...
Du ignorierst, dass jede Produktion Umweltbelastung und Ressourcenverbrauch bedeutet. Wenn weniger erzeugt wird, sinkt die Umweltbelastung.
So linear ist das nicht. Effizientere Produktion ermöglicht weniger Umweltbelastung, nicht nur "weniger Erzeugung". Und wenn nun *jede* Produktion Umweltbelastung und Ressourcenverbrauch bedeutet (da stimme ich ja grundsätzlich zu), wäre es sinnvoll die Produktion dort stattfinden zu lassen wo sie unter möglichst idealen Bedingungen passiert, der Effizienz wegen. Das beisst sich leider unter Umständen an anderen Enden, z.B. wenn die Umweltbelastung durch Transporte negativ ins Gewicht fällt, selbst wenn es deren Kosten nicht so sehr tun. Man kann auch darüber streiten ob jede Milch in D am besten von Bergbauern erzeugt wird, oder ob es doch sinnvoller ist auch ausserhalb der absoluten Gunstgebiete Milchproduktion stattfinden zu lassen. Nur so als Beispiel.
Zwangskonsum durch Aussenschutz alleine kann nicht die Lösung sein - soll ganz Deutschland nur das essen dürfen, was die deutsche Landwirtschaft kann?
Nö. Aber einen Aussenschutz kann man sich schon einfordern, wenn es um die Einhaltung der lokalen Vorgaben gilt - ist ja klar dass sonstwo weitaus billiger produziert werden kann wenn tausend Auflagen nicht eingehalten werden müssen. Oder ist es Sinn und Zweck der Sache dass die teuer produzierten deutschen Lebensmittel (alternativ "bio" oder "qualitativ hochwertig" genannt) liegen bleiben, weil das daneben genauso lecker und billiger ist? Hauptsache bei uns wird Glyphosat verboten und betäubungslose Ferkelkastration, aber wir importieren von dort wo das und weit mehr erlaubt ist? Und dann sind die doitschen Bauern selbst schuld weil ihre Produkte zu teuer sind... jaja.
Was unter Kulturlandschaft zu verstehen ist, das definieren nicht nur die Bauern, da haben die 98% Nicht-Bauern genauso mitzureden. Schliesslich finanzieren die den ganzen Spass mit ihren Steuergeldern mit. Zudem ist es die Umwelt aller Leute, die da produktionsoptimiert wird.
Das wollen die Bauern nicht definieren, das definiert sich durch menschliche Tätigkeit.
Keine Sorge sybille, wenn es einmal so weit kommt dass sich die Landwirtschaft für uns unterm Strich nicht mehr lohnt, dann wird eben nicht weitergemacht. Ich gönne es jedem Schäfer, der davon leben kann... aber die können es auch nicht, wie überraschend, da muss auch massive staatliche Förderung her. Obwohl die doch so schön machen was alle wollen, keine Gülle, kein Dünger, kein Gestank, okay die Schafe blockieren ab und zu die Strassen...
emil17 hat geschrieben: ↑Mi 19. Jan 2022, 19:14
Was die Unabhängigkeit der Urproduktion vom Ausland angeht: Wie lange können denn die Bauern produzieren, wenn die Grenzen wirklich zu sind? Kein Import von Diesel, kein Import von Futtermitteln, kein Import von Strom, sehr bald kein Unterhalt und Reparatur von Landmaschinen mehr, die Leute werden grantig weils weder Sushi noch Orangen gibt.
Da wir eine gewisse Lagerhaltung haben, wird es eine Weile dauern bis uns der Saft ausgeht. Aber überleg mal andersrum, wie schnell Dinge knapp werden (und auch mal Regale leer) wenn es Verwerfungen an Markt gibt...
Ich bin übrigens nicht für eine Abschottung und habe auch keine absolute Unabhängigkeit propagiert. Es hängen nicht nur die Autohersteller an ihren Chips, sondern auch wir an unseren Schrauben, leider Gottes. Irgendwann muss man sich aber mal entscheiden ob man inländische Landwirtschaft will oder nicht. Fahren mit angezogener Handbremse macht nunmal keinen Sinn.
Der offene Markt hat übrigens eine gute Methode, zu entscheiden, was für die Menschen sinnvoll ist und was nicht: Der Produzent entscheidet, was er auf den Markt bringen will, und der Konsument entscheidet, was er kauft. Was gewinnbringend verkauft werden kann, wird produziert und ist erhältlich.
Und genau diese Art von Markt will eben mehrheitlich KEIN Bio und KEIN Gedöns. Die Konsumenten stimmen doch schon ewig mit den Füssen ab! Wäre Bio und Heititei so ein krasser Zukunftsmarkt, hätten wir keinen Grund, noch zusätzliche Umstellungsreize auszuloben. Das schlimme ist ja, selbst wenn wir heute auf Bio umstellen wollen, wäre es schwer eine Molkerei zu bekommen. Der Markt ist in vielen Bereichen gesättigt.