Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2991

Beitrag von emil17 » Mi 13. Okt 2021, 20:59

Manfred hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 00:41
Wir ergehen uns aber wieder in Nischenbetrachtungen, die keine Lösungen für den Gesamtsektor liefern.
Als Einzeltäter und (für deutsche Verhältnisse) Kleinbauer musst du in Nischen Unterschlupf suchen. Du musst keine Lösungen für den Gesamtsektor erfinden - das ist nicht möglich, denn wenn es von unten kommt sind Pfründe der Grossen in Gefahr und wenns von oben kommt, sind wir da wo wir jetzt sind.
Ebenfalls eine Grundregel der Marktwirtschaft ist, dass man sich als Produzent niemals von nur einem Kunden abhängig machen darf, denn sonst diktiert der irgendwann gnadenlos die Preise. Um als Kleinerzeuger die Skalierungseffekte mitzunehmen, die Grossbetriebe haben, wenn sie nur ein Produkt erzeugen können, sind Genossenschaften eine gute Lösung.


Noch was zum Thema Gesamtlösung für den Sektor: Gut, ich lebe nicht davon, aber wir heizen ausschliesslich mit Thermo-Solaranlage und mit Stückholz. Davon wurde uns von Experten abgeraten, weil das unbequem sei - man muss jedesmal ein Feuer machen, wenn man heizen will, das ist nicht mehr zeitgemäss.
Aber: Ich habe in den letzten 20 Jahren noch nie Holz kaufen müssen und noch nie eine kalte Hütte gehabt, ausser wenn ich es so wollte. Für die gesamte Schweiz ist Stückholz sicher keine Lösung, aber für mich - und nur darauf kommt es an.
Mit Stückholz heizen ist wohl genau so wenig zeitgemäss wie Kühe, die sich ihr Futter auf der Weide selber suchen müssen
Rohana hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 00:30
Leistungseinbussen durch deutlich subtoptimale Fütterung
Fragt sich, wie man Leistung definiert: Wenn eine Kuh ein Verfahren ist, um aus Gras Milch zu machen, dann lohnt sich reine Stallfütterung, weil mehr Milch pro Aufwand rumkommt. Wenn aber die natürliche Lebensweise suboptimal ist - und ich bin als Biologe, aber Landwirtschaftslaie der naiven Ansicht, dass das bei Rindviechern Weidegang ist - dann habe ich Mühe mit der ebenfalls oft gehörten Aussage seitens der Landwirtschaft, das Tierwohl stehe an oberster Stelle. Nein, ich bin nicht bei Pegida, aber sowas ist doch Wasser auf denen ihre Mühle.

Ach ja, noch was: Ich bin auch der Meinung, das BSE-Problem kam daher, dass man Tiermehl an Pflanzenfresser verfüttert hat. Das machte man vermutlich, weil die ja, ich habe es eben gelernt, mit ihrer natürlichen Nahrung Leistungseinbussen haben. Nur, wer hat sich das ausgedacht?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2992

Beitrag von Manfred » Mi 13. Okt 2021, 21:02

penelope hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 12:48
Das Verbot der Tiermehlfütterung war einfach absolut notwendig, um BSE einzudämmen.
Nein. Dazu hätte es gereicht, wenn die Tiermehlwerke in Großbritannien wieder wie im Rest von Europa zu höheren Prozesstemperaturen und Drücken zurückgekehrt wären, so dass die betreffenden Eiweiße sicher denaturiert würden.
Machen sie ja heute auch. Und auf EU-Ebene laufen immer wieder Anträge, die Tiermehlfütterung wieder im größeren Umfang zuzulassen.

Ob man Tiermehl an Wiederkäuer verfüttern sollte, kann man natürlich diskutieren.
Eine Kuh lebt überwiegend von den Abbauprodukten der Mikroben in ihren Verdauungsorganen.
Was die Mikroben fressen um diese Produkte zu erzeugen, ist der Kuh in erster Näherung egal.
Aber wie Rohana schreibt: Es gibt ja ausreichend Schweine und Geflügel, mit man damit füttern könnte.
Aus ethischer Sicht wäre mir wichtig, dass ein hochwertiges Futtermittel wie Tiermehl so eingesetzt wird, dass draus wieder Nahrungsmittel entstehen. Noch effizienter wäre es natürlich, das Tiermehl direkt für die menschliche Ernährung einzusetzen. Dagegen steht wohl hauptsächlich der Ekel viele Menschen vor diesem Produkt. Die Lebensmittelindustrie würde es schon einzusetzen wissen, wenn sie dürfte.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2993

Beitrag von emil17 » Mi 13. Okt 2021, 21:05

Manfred hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 20:54
Tönnies hat seither massive Probleme die vorher begehrten Arbeitsplätze zu besetzen
So wie ich das aus unserer Presse mitbekommen habe, waren das Pseudoselbständige Subunternehmer, die in den von Tönnjes zur Verfügung gestellten Werkhallen mit Geräten und Einrichtungen von Tönnjes Tiere im Eigentum von Tönnjes im Akkord geschlachtet haben. Damit musste Tönnjes selber keine solchen Arbeitplätze besetzen, sondern nur eine möglichst niedrige Pauschale zahlen, angestellt und schecht bezahlt sind die Leute vom Sub-Unternehmer. Das läuft auch so beispielsweise im Tansportgewerbe, Damit ist man als Hauptunternehmer die ekelhaften Gesamtarbeitsversträge und Tariflöhne los.
Rechtlich sind das alles Konstrukte, die nur zum Ziel haben, den gesetzlichen Arbeitnehmerschutz zu unterlaufen.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2994

Beitrag von emil17 » Mi 13. Okt 2021, 21:18

Manfred hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 20:50
bei den sogenannten Umweltleistungen wird oft das genaue Gegenteil des Sinnvollen gefördert, weil nicht der Stand der Wissenschaft, sondern von Ideologien und finanziellen Interessen geprägte politische Entscheidungsprozesse die Programme festlegen.
Das Meiste, was heute im Naturschutz gefördert wird, könnte man mit gleichem Recht Antinaturschutz nennen.
Vieles davon habe ich lange Zeit selbst geglaubt, weil man es halt so lernt als junger Mensch. Aber je mehr ich dazu lerne, desto schmerzhafter wird die Erkenntnis, was in dem Bereich alles falsch läuft.
Die Steuerzahler würden sich die Haare raufen, wenn sie wüssten, wohin all die Naturschutzmilliarden versickern.
Die wichtigste Gegenmaßnahme wäre hier Transparenz. Jeder Cent den sogenannte gemeinnützige Organisationen und Stiftungen und die öffentlichen Haushalte in diesem Bereich ausgeben, müsste offengelegt werden. Das gäbe einen gewaltigen Aufschrei...
Womit wir diesen Rundumschlag auch fürs Jahr 2021 abhaken können. Es wird allerdings nicht wahrer, wenn man es öfter wiederholt.
Nur soviel: Gemeinnützige Organisationen sind an der Offenlegung ihrer Bilanzen und Ausgaben interessiert, denn sonst würden sie sich selber den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Zudem ist es eine Bedingung, um vom Gesetzgeber als gemeinnützig anerkannt und steuerbefreit oder privilegiert zu sein. Die Leute, die entscheiden, ob etwas gemeinnützig ist oder nicht, sitzen im Justizdepartement und nicht in der Naturschutzbehörde und sind nicht diejenigen, die in diesem Sektor arbeiten. Für Verschwörungs- und Klüngeltheorien ist hier sehr wenig Platz.
Diese Bilanzen sind öffentlich einsehbar, man muss es aber tun und sich bemühen, wenn man Bescheid wissen will. Das Gegenteil zu behaupten im Wissen, dass es nicht so ist, ist bequemer, aber unredlich.
Gemäss der Verfassung oder dem Grundgesetz frei sind gemeinnützige Organisationen in der Definiton ihres Zweckes, und zwar auch dann, wenn man selber diesen Zweck nicht mag oder ihn ganz anders verfolgen würde. Wenn die dann auch noch erfolgreich Gelder und sehr viele Mitglieder einwerben, kommt natürlich Neid auf - nach Wilhelm Busch ist das bekanntlich die ehrlichste Form der Anerkennung.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2995

Beitrag von Manfred » Mi 13. Okt 2021, 21:21

emil17 hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 20:59
Als Einzeltäter und (für deutsche Verhältnisse) Kleinbauer musst du in Nischen Unterschlupf suchen. Du musst keine Lösungen für den Gesamtsektor erfinden - das ist nicht möglich, denn wenn es von unten kommt sind Pfründe der Grossen in Gefahr und wenns von oben kommt, sind wir da wo wir jetzt sind.
Müssen tue ich erstmal relativ wenig, außer sterben irgendwann.
Und ich bin durchaus in der Lage zwischen unternehmerischen Entscheidungen für meinen Betrieb und meinen Gedanken zur Verbesserung des Gesamtsystems zu unterscheiden.
Trotzdem bemühe ich mich, so gut es mir gelingt nach meinen Erkenntnissen und Überzeugungen zu handeln, auch was meine beiden kleinen Unternehmen angeht.
Ich prognostiziere seit Jahren, dass das High-Input-System an der Landwirtschaft an die Wand fährt, weil die Kosten schneller inflationieren als die Einnahmen. Also demechanisiere ich.
Ich habe gelernt, dass wir regenerativ wirtschaften müssen, also unsere Böden wieder aufbauen, eine ganzjährige lebende Bodenbedeckung erreichen, die Tiere reintegrieren, Kreisläufe schaffen. Also tue ich das.
Ich sage, dass wir die kleinen Betriebe im Westen arrondieren müssen, um die Tiere wieder auf die Fläche bringen zu können und die Produktionskosten reduzieren zu können. Also arrondiere ich nach und nach so gut es geht.
Gleichzeitig bin ich den Zwängen der Märkte und der politischen Willkür ausgesetzt. Also nutze ich die entsprechenden Vorgaben und Fördermöglichkeiten so gut es geht um, um sie zumindest auf meinem Betrieb in aus meiner Sicht sinnvolle Bahnen zu lenken.
Und natürlich denke ich über betriebliche Strategien für verschiedene politische Zukunftsszenarien nach.

Ich sehe weltweit viele positive Entwicklungen in der Landwirtschaft.
Sorgen macht mir die Anti-Aufklärung, in der die westliche Welt immer tiefer versinkt.
Es ist natürlich, dass es eine Gegenbewegung zur Aufklärung gibt. Dass diese so schnell und heftig verläuft, macht mir aber Angst für die Zukunft meiner Neffen und Nichten. Wir sind gesellschaftlich auf dem Weg zurück ins Mittelalter.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2996

Beitrag von Manfred » Mi 13. Okt 2021, 21:29

emil17 hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 21:18
Nur soviel: Gemeinnützige Organisationen sind an der Offenlegung ihrer Bilanzen und Ausgaben interessiert, denn sonst würden sie sich selber den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Zudem ist es eine Bedingung, um vom Gesetzgeber als gemeinnützig anerkannt und steuerbefreit oder privilegiert zu sein. Die Leute, die entscheiden, ob etwas gemeinnützig ist oder nicht, sitzen im Justizdepartement und nicht in der Naturschutzbehörde und sind nicht diejenigen, die in diesem Sektor arbeiten. Für Verschwörungs- und Klüngeltheorien ist hier sehr wenig Platz.
Diese Bilanzen sind öffentlich einsehbar, man muss es aber tun und sich bemühen, wenn man Bescheid wissen will. Das Gegenteil zu behaupten im Wissen, dass es nicht so ist, ist bequemer, aber unredlich.
Gemäss der Verfassung oder dem Grundgesetz frei sind gemeinnützige Organisationen in der Definiton ihres Zweckes, und zwar auch dann, wenn man selber diesen Zweck nicht mag oder ihn ganz anders verfolgen würde. Wenn die dann auch noch erfolgreich Gelder und sehr viele Mitglieder einwerben, kommt natürlich Neid auf - nach Wilhelm Busch ist das bekanntlich die ehrlichste Form der Anerkennung.
Um in D als gemeinnützig anerkannt zu werden, brauch man nur irgendwas zu machen, was irgendwie unter "Umwelt" subsumiert werden kann. Offengelegt wird lediglich die Bilanz, und da natürlich nur der Teil, der in D ausgegeben wird. Und diese Zahlen sind völlig nichtssagend.
Das ist natürlich alles legal, eine Frage.

Aber es führt halt dazu, dass das Geld verpufft und dabei oft noch schädlich für die Natur wirkt.

Ich würde sehr viel genauer definieren, was unter Naturschutz zu verstehen ist, welche Quote der eingenommenen Mittel in konkrete Projekte zu fließen hat, und dass nicht nur die Bilanz, sondern jede einzelne Cent mit Empfänger und Zweck offengelegt werden muss.
Dann hätten wir einen komplett anderen, viel wirkungsvolleren Naturschutz.
Ich werden den Verdacht nicht los, dass du hauptberuflich in diesem Sektor tätig bis und ganz gut davon lebst, dass kaum jemand erfährt, wie die Gelder verteilt werden, oder zumindest finanzielle Verknüpfungen in diesem Sektor hast oder hattest.
Sonst würdest du wohl nicht jedes mal wie ein getroffener Hund aufheulen, wenn ich das Thema anschneide.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2997

Beitrag von emil17 » Mi 13. Okt 2021, 22:23

Manfred hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 21:29
Ich würde sehr viel genauer definieren, was unter Naturschutz zu verstehen ist
Das ist ein wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Konsens, wo bei wie vielen andere Themen auch nicht ein einzener den Anspruch haben kann, es alleine besser zu wissen. Was die Organisationen wollen und wie sie es zu verwirklichen suchen, das kann man bei ihnen nachlesen.
Manfred hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 21:29
welche Quote der eingenommenen Mittel in konkrete Projekte zu fließen hat, und dass nicht nur die Bilanz, sondern jede einzelne Cent mit Empfänger und Zweck offengelegt werden muss.
Dann hätten wir einen komplett anderen, viel wirkungsvolleren Naturschutz.
Wenn du den Leuten nicht zutraust, dass sie gewisse Entscheidungen selbständig treffen können, dann ist deine Kur doch eh nur eine noch grössere Aufblähung der Bürokratie, die du denen schon jetzt vorwirfst.
Manfred hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 21:29
Ich werden den Verdacht nicht los, dass du hauptberuflich in diesem Sektor tätig bis und ganz gut davon lebst, dass kaum jemand erfährt, wie die Gelder verteilt werden
Bitte auf den Ball, nicht auf den Mann spielen.
Manfred hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 21:29
oder zumindest finanzielle Verknüpfungen in diesem Sektor hast oder hattest.
Etwas Zurückhaltung mit solchen Unterstellungen wäre angebracht, wenn man selber in der Landwirtschaft arbeitet, weil dort - weniger von den Bauern, aber von der Industrie und den Verbänden - ja auch einiges mit öffentlichen und privaten Geldern geschieht, was man lieber nicht so genau weiss. Subventionsbetrug, Lebensmittelskandale, unzulässig hohe Pestizidrückstände - der Landwirtschaftssektor ist ein zuverlässiger Lieferant für solche Geschichten, und sie als bewusst gewollt von jedem einzelnen darzustellen, der als Landwirt seine Famile ernährt, wäre einfach nur schäbig. Also lass das, bitte.

Abgesehen davon ist es normal, etwas beruflich zu tun, was man persönlich gut findet und wovon man auch noch anständig bezahlt wird, einerlei ob das im Naturschutz, in einem Orchester oder an einer Schule oder in der Industrie ist.

Nein, ich arbeite nicht im Naturschutzbereich. Ich finde ihn aber gut und bin hobbymässig dort aktiv, allerdings nicht in Vereinen oder Organisationen.
Manfred hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 21:29
Sonst würdest du wohl nicht jedes mal wie ein getroffener Hund aufheulen, wenn ich das Thema anschneide.
Mich stört nicht, dass du ein etwas schwieriges Verhältnis zu dem hast, wofür sich in Deutschland und der Schweiz problemlos Millionen mobiliseren lassen, weil es ihnen ein wichtiges Anliegen ist, sondern dass du in diesem Zusammenhang dauernd schlicht unwahre Behauptungen wider besseren Wissens machst.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2998

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 14. Okt 2021, 00:26

emil17 hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 22:23
Etwas Zurückhaltung mit solchen Unterstellungen wäre angebracht, wenn man selber in der Landwirtschaft arbeitet, weil dort - weniger von den Bauern, aber von der Industrie und den Verbänden - ja auch einiges mit öffentlichen und privaten Geldern geschieht, was man lieber nicht so genau weiss. Subventionsbetrug, Lebensmittelskandale, unzulässig hohe Pestizidrückstände - der Landwirtschaftssektor ist ein zuverlässiger Lieferant für solche Geschichten
Da hätte ich gerne je drei Beispiele aus den zurückliegenden 3 Jahre aus Deutschland und deutschen Produkten/Betrieben.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2999

Beitrag von Rohana » Do 14. Okt 2021, 01:13

emil17 hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 20:59
Aber: Ich habe in den letzten 20 Jahren noch nie Holz kaufen müssen und noch nie eine kalte Hütte gehabt, ausser wenn ich es so wollte. Für die gesamte Schweiz ist Stückholz sicher keine Lösung, aber für mich - und nur darauf kommt es an.
Mit Stückholz heizen ist wohl genau so wenig zeitgemäss wie Kühe, die sich ihr Futter auf der Weide selber suchen müssen
Rohana hat geschrieben:
Mi 13. Okt 2021, 00:30
Leistungseinbussen durch deutlich subtoptimale Fütterung
Fragt sich, wie man Leistung definiert: Wenn eine Kuh ein Verfahren ist, um aus Gras Milch zu machen, dann lohnt sich reine Stallfütterung, weil mehr Milch pro Aufwand rumkommt. Wenn aber die natürliche Lebensweise suboptimal ist - und ich bin als Biologe, aber Landwirtschaftslaie der naiven Ansicht, dass das bei Rindviechern Weidegang ist - dann habe ich Mühe mit der ebenfalls oft gehörten Aussage seitens der Landwirtschaft, das Tierwohl stehe an oberster Stelle. Nein, ich bin nicht bei Pegida, aber sowas ist doch Wasser auf denen ihre Mühle.
Wir heizen auch mit Holz!
Als Biologe wirst du wohl in der Lage sein zu erkennen dass Weide, Weide und Weide qualitative Unterschiede jenseits von gut und böse haben können. Wie also willst du "Weidegang" allgemein definieren? Woanders ist das hochpraktikabel, *bei uns am Hof und in der Region* eben nicht, und das nicht erst seit gestern. Weiter will ich da gar nicht ins Detail gehen.
Natürlich kann ich die Kuh nach draussen stellen und da füttern, ob das den Kern der Sache trifft sei dahingestellt...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3000

Beitrag von emil17 » Do 14. Okt 2021, 08:09

Rohana hat geschrieben:
Do 14. Okt 2021, 01:13
Als Biologe wirst du wohl in der Lage sein zu erkennen dass Weide, Weide und Weide qualitative Unterschiede jenseits von gut und böse haben können. Wie also willst du "Weidegang" allgemein definieren? Woanders ist das hochpraktikabel, *bei uns am Hof und in der Region* eben nicht, und das nicht erst seit gestern. Weiter will ich da gar nicht ins Detail gehen.
Mich stört an der Sache hauptsächlich, dass die Superkühe mit einer Milchleistung, die sie ohne Zusatzfutter und nur im Stall überhaupt erbringen können, als normal angesehen werden und alles andere "Leistungseinbussen" sein sollen.
Natürlich nutzt man damit den Aufwuchs viel besser aus, aber da das alle machen (müssen) gibts daraus eine Milchschwemme, die Preise sind tief und die Leute sind, mit dem Zusatzaufwand der Stallfütterung (und Zusatzinvestitionen, etwa für das Problem, wohin im WInter mit der vielen Gülle), wieder gleich weit wie vorher. Die Effizienzfalle ...
Hauptunterschied aus SIcht des Naturschutzes ist, dass nun die Wiesen extrem nährstoffreich und artenarm sind.
Aus Sicht der Steuerzahler stellt sich die Frage, ob man mit den Subventionen diese Art von Betriebsführung am Leben erhalten will.
(Für Manfred: Da dürfte man dann doch auch verlangen, dass diese Beiträge auf den Cent genau aufgeschlüsselt werden, der Gleichbehandlung wegen. Wir fördern damit offiziell Landwirtschaft in klimatisch schwierigen Lagen und bezahlen in Realität grössere Jauchegruben und Melkroboter, oder so. Wenn die Leute das nicht spontan gut finden, muss man ihnen halt erklären, dass sie nichts von landwirtschaftlicher Betriebsführung verstehen)
Woher das Zusatzfutter kommt und wie es produziert wird, das wäre dann nochmals eine Frage. Aus dem Ausland? Die produzieren ohne Auflagen und sind damit unfair billig. Aus dem Inland? Dann gibts dafür auch wieder Subventionen.

Wenn man die Milchleistung nicht über das steigerte, was die Wiesen bei Weidegang und Heuwirtschaft hergeben, und auf den Zusatzfutterflächen anderes anbaute, würde unterm Strich wohl mehr herauskommen, wenn Nahrungsmittelproduktion für Menschen das Ziel ist.
Rohana hat geschrieben:
Do 14. Okt 2021, 01:13
Natürlich kann ich die Kuh nach draussen stellen und da füttern, ob das den Kern der Sache trifft sei dahingestellt...
Wahrscheinlich machen das sogar einige, damit man Weidemilch oder Freilandkuhhaltung auf die Packung schreiben kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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