Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2451

Beitrag von emil17 » Mi 23. Okt 2019, 08:07

Manche dieser Kommentare zeigen doch, dass ich mit meiner Meinung dazu offenbar doch nicht allein bin.

Ich denke, dass ein gut Teil des Problems der verfehlten Agrarpolitik zu verdanken ist. Der grösste Teil der Beiträge wirt bezogen auf Fläche ausbezahlt und nicht bezüglich auf Qualität der erzeugten Produkte. Das schafft schon mal falsche Anreize.
Das verärgert die umweltbewussten Konsumenten, die es tatsächlich gibt und die immer mehr werden. Vielleicht könnte der Bauernverband mal positiv auf dieses Segment zugehen und nicht immer nur behaupten, alles wäre gut, wenn nicht gewisse Ideologen immer wieder das Gegenteil behaupten würden?
Aber nee, die mauern sofort, wenn man darüber auch nur diskutieren will.
Wenn man hochwertige Lebensmittel zu vernünftigen Preisen bekäme, weil die Differenz zu Billigware subventioniert würde statt die bewirtschaftete Fläche, würden mehr Konsumenten das kaufen und merken, dass es da nicht nur beim Preis Unterschiede gibt, für die Umwelt wäre es besser und die Bauern, die sich diesbezüglich Mühe geben, hätten ihr Auskommen.

Ansonsten muss, wer Geld von anderen nimmt, sich halt gefallen lassen, dass der andere mitreden will.
Über neue Vorschriften freut sich in keinem Gewerbe jemand - aber könnte es sein, dass doch mehr dahinter ist als bloss eine behauptete Zwängerei der Umweltbehörden, wenn es wegen Pestiziden und Überdüngung nie keine Ruhe nicht gibt?

Weils grad passt:
Wieder mal ein Bienensterben wegen illegaler Pflanzenschutzmittel:
Was an dem Bericht sauer aufstösst, ist hier, dass offenbar niemand haftet, weil der Hersteller eine Firma ist, die man juristisch nicht belangen kann. Die zuständige Landwirtschaftsbehörde wird das eröffnete Verfahren mit einer lustlosen Motivation weitertreiben, bis sich keiner mehr dafür interessiert.
Ansonsten hat niemand etwas falsch gemacht, trotzdem ist es passiert.
Der Bauer hat nichts getan, was unzulässig wäre.
Die landi (da kaufe ich oft ein, die haben brauchbares Werkzeug und anderes mehr), hat vermutlich das gemacht, was alle anderen auch machen: wegen dem harten Konkurrenzkampf den billigsten Anbieter eines Produktes berücksichtigt.
Also kann keiner etwas dafür.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2452

Beitrag von Rohana » Mi 23. Okt 2019, 08:20

emil17 hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 08:07
Ich denke, dass ein gut Teil des Problems der verfehlten Agrarpolitik zu verdanken ist. Der grösste Teil der Beiträge wirt bezogen auf Fläche ausbezahlt und nicht bezüglich auf Qualität der erzeugten Produkte. Das schafft schon mal falsche Anreize.
Sorry Emil aber das ist Schmarrn. Es geht darum dass für jeden Pups hier bei uns neue Verordnungen und Regeln erlassen werden, dass wir eine Verbots- und Dokumentationsflut noch und nöcher haben, aber keinen cent mehr für die Mehrarbeit sehen (stattdessen wird weiter fröhlich billig importiert). Abgesehen davon sind viele dieser Verbote und Regeln nicht zielführend - und da soll man immer nicken und lächeln? Es geht auch nicht um Subventionen, denn selbst wenn man die nicht nehmen würde(!), wäre die Gesetzeslage nicht anders! Die paar "umweltbewussten" Konsumenten werden daran nicht viel ändern, denn die reichen vielleicht für eine handvoll Höfe zum überleben, der Rest wird per Strukturwandel stillgelegt und dann gibts nur noch Agrarfabriken plus die paar Nischen- und Streichelbetriebe.
Die an "Umweltleistungen" gebundenen Subventionen fördern keine Lebensmittelproduktion, sondern Prämienoptimierung. Wenn's das ist was die Bevölkerung will, soll sie gerne Blümchenwiese essen.. ist ja auch vegan und gesund und so. :hmm:
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2453

Beitrag von emil17 » Mi 23. Okt 2019, 08:51

Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 08:20
Es geht darum dass für jeden Pups hier bei uns neue Verordnungen und Regeln erlassen werden, dass wir eine Verbots- und Dokumentationsflut noch und nöcher haben, aber keinen cent mehr für die Mehrarbeit sehen (stattdessen wird weiter fröhlich billig importiert).
Es liegt vieles im Argen, aber dass die Umweltprobleme der Landwirtschaft von den Landwirten selber als "wegen jedem Pups" abgetan werden, ist ein wesentlicher Teil des Problems.
Aus der Sicht der 98% der Bevölkerung, die den Spass mit Steuerngeldern finanziert, passen nämlich Ausgaben und Gegenleistung immer weniger zusammen.
Dass man keinen cent mehr für Mehrarbeit wegen Auflagen sieht, ist das Schicksal so ziemlich aller Gewerbe und Konsumenten.
Warum zahlt nicht der Staat die Mehrkosten für die vorgeschrieben Abgasreinigungsanlage meines Autos? Die wollen doch, dass so was montiert wird, die Kiste läuft auch prima ohne.
Warum muss ich Abfallentsorgung zahlen? Die wollen doch, dass der Müll nicht irgendwo rumliegt, also sollen doch die dafür sorgen und den Mehraufwand dafür, dass ich das Zeug vor dem wegschmeissen sortieren muss, zahlt mir auch keiner.
Billigimporte? Was sagt der einheimische Fabrikbesitzer dazu, dessen Betrieb durch Billigimporte unrentabel geworden ist? Der kriegt nämlich keine Steuergelder, damit er trotzdem weitermachen kann.
Das ist jetzt sehr schwarzweiss gemalt, und ich bin nicht dagegen, dass man die Landwirtschaft bevorzugt behandelt, wenn sie geldwerte Gegenleistungen erbringt. Aber die Seite der Sache gibt es eben auch.
Wie es ein Kommentar in der oben verlinkten Zeitung sehr deutlich sagt: Die fahren mit Traktoren, die 400'000 kosten, an eine Demo und beschweren sich darüber, dass sie vom Staat unfair behandelt und gegängelt werden.
Mach mal ein Familiengewerbe als Fliesenleger oder Maler oder Autolackierer auf, da kannste dich über Mangel an Vorschriften und Bürokratie und Billigkonkurrenz aus dem Ausland auch nicht beschweren und Subventionen dafür gibts ganz genau gar keine.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2454

Beitrag von Rohana » Mi 23. Okt 2019, 09:04

emil17 hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 08:51
Es liegt vieles im Argen, aber dass die Umweltprobleme der Landwirtschaft von den Landwirten selber als "wegen jedem Pups" abgetan werden, ist ein wesentlicher Teil des Problems.
Aus der Sicht der 98% der Bevölkerung, die den Spass mit Steuerngeldern finanziert, passen nämlich Ausgaben und Gegenleistung immer weniger zusammen.
Die Bevölkerung hat leider nach wie vor nicht begriffen, dass die "Gegenleistung" der Subventionen nicht noch extra eingefordert werden müssen, sondern diese Subventionen dazu dienen dass wir hier einigermassen günstig produzieren können. Es hätte von den Bauern sicher niemand was dagegen statt Subventionen reale Preise zu bekommen - nur dass das nicht passieren wird sollte klar sein.
Und "jeder Pups" - sicher, es gibt Umweltprobleme, die angegangen werden müssen/können. Es fehlt bloss jegliche Differenzierung, hier wird alles mit Verboten "gelöst" und sich dann gewundert warum das nicht funktioniert... die Lösung ist dann NOCH MEHR Verbote... Man könnte auch einfach sagen dass in D keine Landwirtschaft mehr gewollt ist. Das ständige "wir wollen Familienbetriebe" bei gleichzeitiger Hinrichtung derselbigen ist das, was auf den Keks geht. A sagen und B tun? Nein danke.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2455

Beitrag von emil17 » Mi 23. Okt 2019, 11:47

Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 09:04
Die Bevölkerung hat leider nach wie vor nicht begriffen, dass die "Gegenleistung" der Subventionen nicht noch extra eingefordert werden müssen, sondern diese Subventionen dazu dienen dass wir hier einigermassen günstig produzieren können.
Nein! Es handelt sich aus Sicht der Konsumenten um einen Beitrag zur umweltschonenden und nachhaltigen Produktionsweise, nicht um blosse Produktionsverbilligung. Dass keiner für Nahrungsmittel mehr zahlt als er muss, ist reine Marktwirtschaft.
Hättest du recht, stellte sich die Frage, warum die Bauern soviel und die anderen Gewebe nix kriegen, erst recht.
Ein weiterer Anteil dient zur kriegswichtigen, aber gegenwärtig absurden Nahrungsmittelgrundversicherung (absurd deswegen, weil kein Staat in Europa über längere Zeit autonom funktionieren kann, ein exportorientiertes Land wie D mit sehr hohem Lebensstandard sowieso nicht)
Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 09:04
Und "jeder Pups" - sicher, es gibt Umweltprobleme, die angegangen werden müssen/können. Es fehlt bloss jegliche Differenzierung, hier wird alles mit Verboten "gelöst" und sich dann gewundert warum das nicht funktioniert... die Lösung ist dann NOCH MEHR Verbote...
Verbote kommen dort, wo gesetzliche Grenzwerte nicht eingehalten werden. Wären Grund- und Trinkwasserqualität und Pestizideinsätze keinen Probleme, würde keiner auf die Idee kommen, das strenger zu reglementieren.
Wenn das aber an so vielen Orten der Fall ist ... Es geht doch denen, die sich beschweren, nur darum, die Kollateralschäden der durch Subventionen ermöglichten verbilligten Produktion (Überdüngung, Artenschwund) zu verneinen oder an den Steuerzahler abzuwälzen.
Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 09:04
Das ständige "wir wollen Familienbetriebe" bei gleichzeitiger Hinrichtung derselbigen ist das, was auf den Keks geht.
Warum man die Grossen fördert statt die Kleinen, müsst Ihr Eure Funktionäre, die Euch vertreten, fragen. Und sich dann überlegen, wen man auf den Wahlzettel setzt.
Die Landwirtschaft teilt im Übrigen das Schicksal jedes industriellen Gewerbes: Entweder Innovationen und neue Nischen, oder Effizienzsteigerung und wachsen auf Kosten von wem und was auch immer, oder eingehen. Es ist nicht der Staat, der das fördert - er zögert es durch Subventionen nur hinaus.
Würde man alle produktionsverteuernden Vorschriften abschaffen, wäre man in fünf Jahren dank ruinöser Konkurrenz bei noch mehr Umweltschäden betriebswirtschaftlich gleich weit. Deregulierung bei offenem Markt führt immer zu wenigen Grosskonzernen, die den Markt unter sich aufteilen und die Behebung der von ihnen verursachten Schäden an Gesellschaft und Umwelt grosszügig dem ach so bösen Staat überlassen.
Die anderen Gewerbe hats übrigens viel schlimmer erwischt - wo sind all die Tante-Emma-Läden, die selbständigen Dorfhandwerker, die Dorfkneipen und so weiter geblieben? Richtig, statt denen hats an der Peripherie jeder Kreisstadt Super- und Baumärkte und Filialen der immer gleichen Schnellfressketten.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2456

Beitrag von Rohana » Mi 23. Okt 2019, 12:22

emil17 hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 11:47
Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 09:04
Die Bevölkerung hat leider nach wie vor nicht begriffen, dass die "Gegenleistung" der Subventionen nicht noch extra eingefordert werden müssen, sondern diese Subventionen dazu dienen dass wir hier einigermassen günstig produzieren können.
Nein! Es handelt sich aus Sicht der Konsumenten um [...]
Ganz genau, Sicht der Konsumenten. Dass das nicht der Realität entspricht oder entsprechen muss, ist ja klar :)
Warum man die Grossen fördert statt die Kleinen, müsst Ihr Eure Funktionäre, die Euch vertreten, fragen. Und sich dann überlegen, wen man auf den Wahlzettel setzt.
Wer fördert denn die Grossen? Bekommen die irgendwas für's gross sein? :roll: Stückkostendegression fördert grössere Betriebe, Strukturwandel auch, mit Dokumentations- und Reglementationswut ist es das selbe. Das können grössere einfach besser kompensieren.
Die anderen Gewerbe hats übrigens viel schlimmer erwischt - wo sind all die Tante-Emma-Läden, die selbständigen Dorfhandwerker, die Dorfkneipen und so weiter geblieben? Richtig, statt denen hats an der Peripherie jeder Kreisstadt Super- und Baumärkte und Filialen der immer gleichen Schnellfressketten.
Viel schlimmer würde ich da nicht zu sagen. Die Bürger haben mit den Füssen abgestimmt. Hinterher kann auch keiner behaupten er wär's nicht gewesen, denn es wollen ja alle im Supermarkt einkaufen und nicht (mehr) im Tante-Emma-Laden, sonst hätte der ja nicht zumachen müssen... bei der Landwirtschaft ist das indirekter, weil da noch Verarbeitung und LEH dazwischensteht, die auch ihre Anteile am Geschehen haben.

Mit dem Wahlzettel ist das so eine Sache. Es gibt schlichtweg keine Partei mehr, die wirklich was für die Landwirtschaft tut und nicht nur schöne Worte macht. 1,5% der Bevölkerung haben in einer Demokratie eh keine Chance. Wir sind auf die Solidarität der Bevölkerung angewiesen - und wenn es die nicht gibt, dann gibt es uns bald nicht mehr. Simple Sache.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2457

Beitrag von emil17 » Mi 23. Okt 2019, 13:02

Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 12:22
Ganz genau, Sicht der Konsumenten. Dass das nicht der Realität entspricht oder entsprechen muss, ist ja klar :)
Du hast ja selbst den Smiley gesetzt ... Wer in einer Marktwirtschaft nur bestehen kann, indem er die Konsumenten erzieht, der hat keine guten Karten.
Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 12:22
Wer fördert denn die Grossen? Bekommen die irgendwas für's gross sein?
Ja, mehr Subventionen.
Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 12:22
Viel schlimmer würde ich da nicht zu sagen. Die Bürger haben mit den Füssen abgestimmt. Hinterher kann auch keiner behaupten er wär's nicht gewesen, denn es wollen ja alle im Supermarkt einkaufen und nicht (mehr) im Tante-Emma-Laden, sonst hätte der ja nicht zumachen müssen
Mir ging es darum, dass auch andere das Schicksal des Verschwindens haben erleiden müssen, ohne dass der Staat eingegriffen hätte. Da werden die Landwirte eindeutig bevorzugt.
Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 12:22
Mit dem Wahlzettel ist das so eine Sache. Es gibt schlichtweg keine Partei mehr, die wirklich was für die Landwirtschaft tut und nicht nur schöne Worte macht. 1,5% der Bevölkerung haben in einer Demokratie eh keine Chance. Wir sind auf die Solidarität der Bevölkerung angewiesen - und wenn es die nicht gibt, dann gibt es uns bald nicht mehr.
Wenn das so ist, dann sollte man nicht Solidarität einfordern mit immer noch mehr "ihr müsst mehr zahlen und weniger verbieten", sondern Goodwill erzeugen. Bei den Bauern sind ganz klar die Kleinen mit dem idylischen Streichelzoo-Hof, der alles macht und alles hat, die Sympathieträger. Bei uns sind es die Bergbauern. Die müssten eigentlich Geld von den Grossen kriegen - ich habe jedenfalls schon oft eine Kuh in der Blümchenwiese vor dem Schneeberg auf der Milchtüte gesehen, aber noch nie einen Melkroboter im Gross-Stall.
Wenn alles industriell rationalisert und vereffizienzisiert wird (Melkroboter, riesige einheitlich bewirtschaftete und entsprechend langweilige Flächen), dann verursacht das Nachteile auf der Akzeptanzebene. Zudem tanzt, wer mit viel Fremdkapital wirtschaftet, sowieso nach der Pfeife der anderen.
Der einzige Vorteil, der der Konsument von einer hocheffizienten Landwirtschaft hat, sind billige Lebensmittel. Die Nachteile davon (ich nenne es jetzt zur Abwechslung mal Landschaftsschäden) hat er auch dann, wenn er da nicht mitmacht. Auf ein solches Geschäftsmodell würde ich nicht bauen.
Warum tut ihr euch in einem Verband mit den Grossen zusammen und lasst Euch nicht von denen vertreten, welche die gleichen Probleme haben?
Eine Massnahme wäre, die Produktionsketten zu entmischen und transparenter zu machen. Mich stört, wenn auf der Milchpackung eine Kuh auf der Wiese zu sehen ist und dann das meiste doch aus der Intensivhaltung kommt. Dann kann ich ganz bewusst Heumilch (und eben nicht kunstheugefütterte Stallkuhmilch) kaufen. Mir scheint, hier mauern die Bauernverbände im Interesse der Grossen.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2458

Beitrag von Rohana » Mi 23. Okt 2019, 13:40

emil17 hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 13:02
Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 12:22
Mit dem Wahlzettel ist das so eine Sache. Es gibt schlichtweg keine Partei mehr, die wirklich was für die Landwirtschaft tut und nicht nur schöne Worte macht. 1,5% der Bevölkerung haben in einer Demokratie eh keine Chance. Wir sind auf die Solidarität der Bevölkerung angewiesen - und wenn es die nicht gibt, dann gibt es uns bald nicht mehr.
Wenn das so ist, dann sollte man nicht Solidarität einfordern mit immer noch mehr "ihr müsst mehr zahlen und weniger verbieten", sondern Goodwill erzeugen.
Äh? Sollen wir wirklich die simpelsten Zusammenhänge ignorieren und betteln gehen? Nö, sorry, wenn's Geld nicht reicht, wird eben nicht gemacht - und da ja so böse gegen die Subventionen gewettert wird, sollte ja jeder Konsument bereit sein den Realpreis zu zahlen, nicht wahr?
Produziert der Streichelzoohof Lebensmittel oder nur Idylle?
[...]
Der einzige Vorteil, der der Konsument von einer hocheffizienten Landwirtschaft hat, sind billige Lebensmittel.
Ich sehe nicht dass die billigen Lebensmittel zum Ladenhüter werden. Du etwa? Wer rennt denn in die Discounter, wo ist denn der grösste Umsatz hierzulande? Siehe oben. Für eine deutlich überwiegende Mehrheit der Konsumenten ist der Preis DAS Entscheidungskriterium.
Mich stört, wenn auf der Milchpackung eine Kuh auf der Wiese zu sehen ist und dann das meiste doch aus der Intensivhaltung kommt. Dann kann ich ganz bewusst Heumilch (und eben nicht kunstheugefütterte Stallkuhmilch) kaufen. Mir scheint, hier mauern die Bauernverbände im Interesse der Grossen.
Tut mir ja leid deine Seifenblase zerplatzen zu lassen aber das hat mal gar nix mit den Bauernverbänden zu tun. Die Kuh kann im Winter nicht auf der Wiese stehen und wenn du eine ausschliesslich extensiv-Bodenheu-gefütterte Kuh haben willst, bzw die Milch davon, kannst du das sicher bekommen, aber nicht im LEH und auch nicht für 1,50 Euro.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2459

Beitrag von emil17 » Mi 23. Okt 2019, 14:58

Rohana hat geschrieben:
Mi 23. Okt 2019, 13:40
Ich sehe nicht dass die billigen Lebensmittel zum Ladenhüter werden. Du etwa? Wer rennt denn in die Discounter, wo ist denn der grösste Umsatz hierzulande? Siehe oben. Für eine deutlich überwiegende Mehrheit der Konsumenten ist der Preis DAS Entscheidungskriterium.
Sag ich doch, und genau deswegen ist Subvention nur zur Produktionsverbilligung, damit man bei den niedrigen Preisen mithalten kann, unfair gegenüber den anderen Gewerben.
Eine Mehrheit der Konsumenten wäre bereit, Subventionen und auch gewisse Mehrpreise zu bezahlen, wenn sie dafür umweltverträglich produzierte Lebensmittel und eine abwechslungs- und artenreiche Landschaft bekommen und den Bauern eine Existenz sichern können.
Jetzt zaht man Subventionen per Steuergelder, kriegt dafür Billiglebensmittel, es gibt Umweltschäden und die kleinen Bauernbetriebe, die am ehesten noch Mehrwert auserhalb des Supermarktes schaffen könnten, werden trotzdem immer weniger. Und bei jeder Forderung seitens der Zahlenden (vermindert die Umweltschäden, bitte tierfreundlichere Haltung, etc.) kommt stereotyp "gibts nicht für lau, kostet extra, was meint ihr denn"
Daher ist die Forderung, die Bauern sollen wie jedes andere Gewerbe auch behandelt werden, logisch und absehbar. Wer mit Lebensmittelproduktion oder mit Landschaftspflege Geld verdienen kann unter Einhaltung der Vorschriften und Auflagen, der wird das weiterhin tun und die anderen sollen es halt bleiben lassen - so wie jedes andere Gewerbe auch.
Tut mir ja leid deine Seifenblase zerplatzen zu lassen aber das hat mal gar nix mit den Bauernverbänden zu tun. Die Kuh kann im Winter nicht auf der Wiese stehen und wenn du eine ausschliesslich extensiv-Bodenheu-gefütterte Kuh haben willst, bzw die Milch davon, kannst du das sicher bekommen, aber nicht im LEH und auch nicht für 1,50 Euro.
Krieg ich hier für 1.20 Franken den Liter. Direkt ab lokaler Molkerei. Die ist genossenschaftlich organisiert. Die machen Käse, und der ist so gut, dass er ohne Werbung problemlos weggeht.
Es geht also. Was machen die hier falsch?
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2460

Beitrag von Rohana » Mi 23. Okt 2019, 15:10

Wie gross ist die Molkerei? Füttern da alle nur Bodenheu und kein Kraftfutter jedweder Art? :roll: wir sind auch in einer Genossenschaftsmolkerei. Die macht Werbung, der Käse geht weg, alles tutti. :kuuh:
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