Das geht immer gleich und gehört zum Grundwissen von Statistiken: man stratifiziert nach Betriebsgruppen (um Weinbau und Alpwirtschaft beide gerecht zu erfassen) und innerhalb gleicher Gruppen wird zufällig ausgewählt. Geheim ist es deshalb, damit nicht die Betriebe nach Bekanntgabe der Berücksichtigung anders handeln oder von Kunden oder Leiferanten anders behandelt werden. Die Buchstellen bewirken, dass die Buchhaltung, hier geht es sehr wahrscheinlich um Einkommens- oder Produktgruppen, gleich berechnet, bewertet und zusammenfasst.Manfred hat geschrieben: ↑So 17. Okt 2021, 09:33Diese Woche wurden wieder die Ergebnisse der betriebswirtschaftlichen Auswertung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht.
Sie beinhaltet die Ergebnisse "repräsentativ ausgewählter Betriebe" aus dem sogenannten Testbetriebsnetz.
Wie die Auswahl erfolgt, ist nicht transparent. Zuständig sind die obersten Landesbehörden. Das Auswahlgremium ist zur Geheimhaltung verpflichtet. Erfasst werden anscheinend nur Betriebe, die von den landwirtschaftlichen Buchstellen der Bauernverbände betreut werden.
Mehr Fläche und Tiere pro Betrieb könnte aber auch bedeuten, mehr Effizienz wegen mehr Masse, denn bekanntlich suchen sich die Betriebe zu vergrössern, um überleben zu können. Das täten sie nicht, wenn sich durch die Vergrösserung nur ihr Aufwand und ihre Schulden steigerten.Manfred hat geschrieben: ↑So 17. Okt 2021, 09:33Im Groben kann man sagen, dass die Einkommen über die letzten 10 Jahre stagnieren, während Kosten und Schuldenstand deutlich gestiegen sind.
Das heißt unter dem Strich mehr Arbeit (mehr Fläche und Tiere je Betrieb) und mehr Fremdkapitaleinsatz für stagnierende Einkommen.
Entscheide dich bitte, ob du als Angestellter oder als selbständig erwerbender Unternehmer abrechnest. Als Unternehmer auf eigenes Risiko musst du deine Eigenkapitalrendite und überhaupt dein Einkommen selbst erwirtschaften. Wenn du einen fikiven Arbeitslohn abziehst, bleibt logischerweise nichts mehr übrig.Manfred hat geschrieben: ↑So 17. Okt 2021, 09:33Der durchschnittliche Gewinn lag bei 34.490 Euro je Vollzeit-Familienarbeitskraft.
Aus diesem Gewinn müssen die Verzinsung für das eingesetzte Eigenkapital, die Entlohnung der Arbeitszeit und die Sozialversicherungskosten beglichen werden.
D.h. um den Gewinn mit Arbeitnehmer-Bruttoeinkommen vergleichbar zu machen, muss man davon nach die kalkulatorischen Zinsen für das im Hof gebundene Eigenkapital und den "Arbeitgeberanteil" an den Sozialversicherungskosten abziehen.
Wenn die Nachfrage nach Landwirtschaftsland steigt, steigen die Bodenpreise, also dein fiktves Eigenkapital und du verdienst immer weniger, obwohl sich für dich gar nichts ändert.
Die Rechnung hilft zu entscheiden, ob jemand einen Landwirtschaftsbetrieb anfangen oder etwas anderes machen soll. Soll ich 500'000 Kapital investieren, damit ich dann für meine Arbeit pro Jahr 34'490 Euro bekomme, oder soll ich für 10 Euro netto in die Fabrik und dort machen was man mir sagt?
Nun, 34'490 Euro sind 2'870 Euro brutto pro Monat, das ist schon mal nicht so schlecht, wenn man es mit deutschen Löhnen in Industrie und Gewerbe vergleicht. Oder eben, du kriegst irgendwas um 2000 netto für einen interessanten Job, falls du jemanden findest, der dich anstellt, du verkaufst den Hof, und legst den Erlös an der Börse an (wo es dann auch mal weg sein könnte, wenn du die falschen Aktien erwischst).
Das ist zweifellos so, aber nicht nur in der Landwirtschaft. Welcher Handwerker käme, wenn er sein im Betrieb gebundenes Eigenkapital zu 6.5% verzinsen müsste, nachher noch auf den Mindestlohn ...
... und wenn du Aktien mit einer Rendite von 10% gekauft hättest hättest du durch deine Arbeit sogar noch Geld verloren.Manfred hat geschrieben: ↑So 17. Okt 2021, 09:33Ein Reichenbeispiel:
Betrieb mit 1,5 Familien AK und 51.087 Euro Gewinn.
Eigenkapital:
30 ha Eigenland mit 300 Euro / ja (Zinsanspruch bzw. mögl. Pachterlös bei Verpachtung) -> 9.000 Euro Pacht für Eigenland
500.000 Euro Kapital in Gebäuden, Maschinen und Ausrüstung, Tieren, Vorräten -> bei 6,5% durchschnittlicher Eigenkapitalverzinsung (durchschnittliche Aktienanlage) -> 32.500 Euro kalkulatorischer Eigenkaptialzins
Bleiben 9.587 Euro für ein Jahr Arbeitslohn für 1,5 Familien AK inkl. der Sozialversicherungskosten.
Zieht man davon nochmal 1/4 "Arbeitgeberanteil" ab und teilt den Rest durch angenommene 50 Arbeitsstunden je AK und Woche, bleiben stolze 2,30 Euro "Bruttolohn" je geleisteter Arbeitsstunde.
Falls du mehr als 1/4 deiner produktiven Zeit damit verwendest, dir selber Aufräge zu geben, kommt ebenfalls was anderes heraus. Wie schon gesagt kannst du nicht einen Arbeitgeberanteil abziehen oder/und dich selber anstellen und diese fiktiven Opportunitätskosten (Was kriegte ich wenn ich den gleichen Job für wen anders machen müsste, der mich dafür bezahlt) abziehen, wenn du selbständig erwirbst. Warum das nicht zulässig ist, ergibt sich aus obiger Rechnung.
Tue ich auch nicht, habe ich das, und falls ja, wann und wo?
Nach dieser Rechnung schon, denn du verzinsest dein Eigenkapital durch die Früchte deiner Arbeit. Das macht aber jeder Unternehmer, der von einem Gewerbe lebt, das um es betreiben zu können Investitionen erfordert.
Du kannst den Hof verkaufen und das Geld anlegen, dann hast du die Eigenkapitalrendite als Dividende oder Kursgewinn und kannst mit deiner Zeit was anderes machen (z.B. Golf spielen und ausrechnen, was dich eine Stunde Golf kostet, wegen entgangenem Gewinn dank unterlassenem Geldverdienen und entgangener Rendite des in der Ausrüstung gebundenen Kapitals). Du kannst aber nicht das Kapital gleichzeitig im Betrieb gebunden haben und erwarten, dass es sich von selber einfach so auch noch verzinst.