Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3361

Beitrag von Manfred » Do 2. Dez 2021, 14:15

penelope hat geschrieben:
Do 2. Dez 2021, 13:50
Eine Steuer ist nicht zweckgebunden. Abgaben und Beiträge müssen für einen bestimmten Zweck genutzt werden, Steuern nicht.
Formaljuristisch ist das richtig, ändern aber nichts an der ursprünglichen Intention und Ausgestaltung. Die Politik wollte sich halt, wie so oft, den Weg offen halten, die Mittel umzuverteilen.

Jetzt ist es halt "in" Steuererhöhungen mit Klimaschutz zu begründen.
Solche Kostensteigerungen machen aber mit dem Ziel einer CO2-Reduzierung nur Sinn, wenn es realistische Alternativen gibt.
Die Verlagerung der Produktion ins Ausland, mit zusätzlichen Transportwegen und zusätzlichen Rodungen bringt keine Reduzierung der CO2-Emission sondern das Gegenteil. Also wäre das im ersten Ansatz eine klimaschädliche Steuererhöhung, wenn man mehr oder weniger die CO2-Emissionen als mehr oder weniger schädlich bezeichnet.

Zottelgeiss
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3362

Beitrag von Zottelgeiss » Do 2. Dez 2021, 22:41

Heute war jemand von der Gemeinde bei mir.
Die hätten gerne einige Bauplätze von mir, die vor Jahrzehnten erschlossen wurden, wo mein Großvater aber gegen die Ausweisung geklagt hat und die Fläche dann trotz der Erschließung Ackerland blieb.
Sie meinten, ich könnte sie für 50 bis 55 Euro pro m2 verkaufen.
Neu Bauplätze erschließen möchten sie aktuell nicht, weil bei den explodierten Baukosten alleine die Erschließung 140 Euro je m2 kosten würde.
Hm. Wenn ich die jetzt für 55 Euro verkaufe und darauf auch noch gut 40% Steuern bezahlen muss, bleiben mir evtl. 30 - 33 Euro, die ich anlegen könnte. Und in 10 Jahren möchten dann evtl. meine Neffen bauen und müssen unerschlossenes Bauland + neue Erschließung zu den dann geltenden Preisen kaufen...
Das geht sich irgendwie nicht aus. Willkommen in der Inflation.
[/quote]


"Die von der Gemeinde" denken, du bist doof genug, ihnen rd. 90€ pro m2 zu sparen, die sie dann beim nächsten Käufer gleich nochmal kassieren.
Die hätte ich vom Hof gejagt, und zwar fix.
Die eigenen Grenzen sind immer die Grenzen des anderen.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3363

Beitrag von Manfred » Do 2. Dez 2021, 23:48

Nein, dass sind schon marktübliche Preise, die hier aktuell für Bauplätze verlangt werden.
Sie wollen sie nicht selbst kaufen, das habe ich evtl. missverständlich ausgedrückt, sondern dass ich sie verkaufe, weil es viele Anfragen nach Bauland gibt.
Da aber die Erschließungskosten derart explodiert sind und auch nicht absehbar ist, dass sie zeitnah relativ zu den Einkommen wieder sinken würden, ist halt die Frage, wie sich die Baulandpreise und die Nachfrage weiter entwickeln.
Kann gut sein, dass der Spuk in 10-20 Jahren vorbei ist, wenn vermehrt Babyboomer sterben und viele Häuser frei werden, die aktuell nur noch von 1 oder 2 Personen bewohnt werden, aber kurzfristig könnte es eine deutlich Teuerung geben.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3364

Beitrag von Dyrsian » Fr 3. Dez 2021, 13:32

Manfred hat geschrieben:
Do 2. Dez 2021, 23:48
Nein, dass sind schon marktübliche Preise, die hier aktuell für Bauplätze verlangt werden.
Sie wollen sie nicht selbst kaufen, das habe ich evtl. missverständlich ausgedrückt, sondern dass ich sie verkaufe, weil es viele Anfragen nach Bauland gibt.
Da aber die Erschließungskosten derart explodiert sind und auch nicht absehbar ist, dass sie zeitnah relativ zu den Einkommen wieder sinken würden, ist halt die Frage, wie sich die Baulandpreise und die Nachfrage weiter entwickeln.
Kann gut sein, dass der Spuk in 10-20 Jahren vorbei ist, wenn vermehrt Babyboomer sterben und viele Häuser frei werden, die aktuell nur noch von 1 oder 2 Personen bewohnt werden, aber kurzfristig könnte es eine deutlich Teuerung geben.
Bei der Vermögensverwaltung ist es wichtig, dass man sich nicht zu sehr vom eigenen Herzen und Bauchgefühl leiten lässt, sondern rational und professionell handelt. Nicht umsonst geben Menschen die wirklich reich sind das häufig an externe Dienstleister ("Family Office") ab.

Ich kenne die Preise für Bauland in deiner Gegend nicht, man kann sowas in der Regel nachschauen, hier in NRW unter Boris NRW. Nichts anderes machen die Makler auch.
Alle Berechnungen gehen derzeit davon aus, dass die Abwärtsspirale bei den Immobilienpreisen bereits ab ~2025 beginnt. Grund dafür ist die demographische Entwicklung: Die Kindergeneration der Babyboomer (meine Generation) hat bis dahin, eigentlich bereits jetzt, Eigentum erworben. Die Elterngeneration der Babyboomer (mit einer hohen Eigentumsquote) stirbt, viele Babyboomer möchten aus ihren mittlerweile zu groß gewordenen Immobilien heraus. Ein hohes Angebot trifft auf aber dann auf eine sehr geringe Nachfrage, denn die dann nachfolgenden Generationen sind sehr, sehr Wenige. Das ganze spielt sich im Spannungsfeld einer zunehmenderen Verstädterung ab. Das bedeutet, das vermutlich sehr dünn besiedelte Gegenden (und die "Landbevölkerung" ist in weiten Teilen bereits jetzt brutal überaltert) infrastrukturell nicht mehr versorgt werden, d.h. Trinkwasser- und Abwasserversorgung wird dann nicht mehr angeboten, weil es sich nicht mehr kostendeckend realisieren lässt. Dies wird zu einem weiteren Verfall der Immobilienpreise in den ländlichen Regionen führen. Das gilt nicht - oder nur mit Verzögerung - für den Einzugsbereich von Metropolen, aber dort sind bereits jetzt die Preise extrem hoch. Die einzige Variable in der Berechnung ist die Zuwanderung. Es ist aber erfahrungsgemäß nicht davon auszugehen, dass hochqualifizierte und damit finanzkräftige Menschen nach Deutschland einwandern, weil D für Fachkräfte überaus unattraktiv ist (niedrige Löhne, hohe Steuern, hohe Lebenshaltungskosten (Miete!), Einwanderungsregeln undurchsichtig, extreme Bürokratie, beschissenes Wetter).
Das führt zu dem logischen Schluss: Wenn Immobilien / Bauland verkauft werden soll, dann jetzt! Nicht nächstes Jahr, nicht übernächstes Jahr, jetzt! Zu einem sinnvollen Preis. Momentan sitzt man als Verkäufer immer am längeren Hebel.
ich habe das "Wenn" festgesetzt, weil man sich das aus anderen als aus finanziellen Gründen gut überlegen sollte: Es gibt Leute, die KAUFEN Grundstücke an, damit da grade NICHT gebaut wird. Wenn du das Land verkaufst, liegt es eben nicht mehr in deiner Hand ob da ein Hells Angels Clubhaus gebaut wird oder nicht.

Die Inflation ist ein anderes Problem. Der erzielte Erlös sollte natürlich entsprechend angelegt werden, aber da gibt es ja glücklicherweise genügend Möglichkeiten.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3365

Beitrag von penelope » Fr 3. Dez 2021, 14:48

Dass eine Situation entsteht, in der Immobilienpreise fallen, Aktien u.ä. aber weiter steigen ist sehr sehr unwahrscheinlich. Dazu hängt das alles viel zu eng zusammen. Der letzte große Börsencrash vor Corona fing ja auch mit einer Immobilienkrise an.

Land verkaufen, wenn man nicht muss, ist in den allermeisten Fällen keine gute Idee. Außer vielleicht, man hat eine richtig gute Idee für eine Realinvestition. Land verkaufen und das Geld zur Bank/zur Börse bringen würde ich in absolut keiner denkbaren Situation machen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3366

Beitrag von Rohana » Sa 4. Dez 2021, 10:45

@Dyrsian: Das mit der sinkenden Nachfrage ist mir schleierhaft, ehrlich. Es heisst doch immer Wohnraum wäre knapp, es muss auf Teufel komm raus gebaut werden (gut, vielleicht etwas weniger bei den derzeit explodierenden Baukosten...).
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3367

Beitrag von penelope » Sa 4. Dez 2021, 11:34

Die Nachfrage nach Wohnungen in Städten wird so schnell nicht fallen, aber bei Einfamilienhäusern im ländlichen Raum sehe ich es auch kommen, dass die Nachfrage nicht mehr ewig so hoch bleiben kann, wie jetzt. In den ganze Siedlungsgebieten aus den 70er und 80er Jahren wohnen aktuell sehr häufig nur noch 2 ältere Leute, deren Kinder haben inzwischen selbst gebaut. In den Siedlungen aus den 90ern sind oft inzwischen auch die Kinder ausgezogen und es sind nur noch zwei Leute in einem großen Haus "übrig".

Irgendwann werden ziemlich viele junge Menschen, die selbst gebaut haben, das Haus der Eltern erben. Dann gibt es wieder ein größeres Angebot auf dem Markt und die Preise werden sich wieder auf niedrigeren Niveau einpendeln.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3368

Beitrag von emil17 » Sa 4. Dez 2021, 13:06

Solange man Negativzinsen auf Guthaben riskiert und das Geld nur so nachgeworfen bekommt, wenn man irgendwelche Sicherheiten hat, ist die Nachfage nach Immobilien "künstlich" (zu) hoch.
Das mit den Nullzinsen wird wohl noch so bleiben, denn sonst können viele Leute die auf derzeitigem Zinsniveau auf Kante genähte Finanzierung nicht mehr bedienen. Das ist unter anderem eine Folge der hohen Baulandpreise. Die Immowerte müssen in der Folge in den Portfolios der institutionellen Anleger nach unten korrigiert werden. Die Banken werden bei kritischen Schuldnern eine Umfinanzierung verlangen, weil der Marktwert der Immobilie gegenüber der Hypothek zu tief ist (das können sie, steht ganz klein in den AGBs) ... und so weiter.

@mod: die letzten Beiträge gehören eigentlich thematisch in einen anderen Thread. Selbstversorgerimmobilien oder sowas. Verschieben?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3369

Beitrag von Dyrsian » Sa 4. Dez 2021, 14:23

penelope hat geschrieben:
Fr 3. Dez 2021, 14:48
Dass eine Situation entsteht, in der Immobilienpreise fallen, Aktien u.ä. aber weiter steigen ist sehr sehr unwahrscheinlich. Dazu hängt das alles viel zu eng zusammen. Der letzte große Börsencrash vor Corona fing ja auch mit einer Immobilienkrise an.

Land verkaufen, wenn man nicht muss, ist in den allermeisten Fällen keine gute Idee. Außer vielleicht, man hat eine richtig gute Idee für eine Realinvestition. Land verkaufen und das Geld zur Bank/zur Börse bringen würde ich in absolut keiner denkbaren Situation machen.
Hui, hier läuft aber einiges durcheinander. :)

1.) Land und Immobilien zu halten oder zu kaufen ist oft eine Herzensentscheidung. Das ist gut und legitim, man sollte sich dann aber nicht selbst belügen und das als super sichere Kapitalanlage sehen. Oft ist es eine Hochrisikoanlage / Clusterinvestment. Was ich meine ist: Ich habe mir grade wieder für ein Heidengeld handgemachte Teller in Italien bestellt. Das ist, rational gesehen, totaler Unsinn weil ich auch von einem Teller für 1,99€ essen kann. Es ist trotzdem völlig in Ordnung, solange man das nicht als sinnvolle Geldanlage sieht oder sich irgendwie einredet das wäre sinnvoll oder notwendig.
2.) Landbesitz ist eine feine Sache und eine sinnvolle und gute Beimischung zum Portfolio. Die Betonung liegt hier auf Beimischung. Es gibt Leute die haben ihr Geld in einen Wald gesteckt ("Die Börse, viel zu risikoreich, Wald das ist was solides!"). Dann kam der Borkenkäfer. Jetzt ist der Wald tot und die Kohle futsch. Der Wert einer Sache bestimmt sich danach, wieviel jemand bereit ist dafür zu zahlen. Wenn keiner mehr mein Bauland kaufen will, ist es auch nichts mehr wert. Punkt. Dann kann ich da immer noch selber ein Haus drauf bauen oder Ziegen drauf stellen, Geld verdiene ich dann aber nicht mehr damit. Das ist dann ein Problem, wenn es meine einzige Anlage ist, oder aber ich das Geld dringend brauche.
Und ja, viele Menschen sind mit Immobilien sehr reich geworden. Die haben dann aber nicht EINE Immobilie, sondern ganz viele. Dann kann das Risiko gestreut werden und es gibt Synergieeffekte (eigene Handwerkertruppe usw.)
3.) Übertriebene Deutschtümmelei ist bei der Geldanlage nicht klug. Das bringt uns zu dem Schluss: Was auf dem deutschen Immonbilienmarkt los ist, spielt für mein Portfolio kaum keine Rolle, denn was kratzt es eine Firma in Südkorea ob hier der Immobilienmarkt implodiert?
4.) Der letzte Börsecrash vor Corona - vermutlich geht es hier um die Subprimekrise. Das war aber weniger ein Problem der Immobilien, sondern eher der Ninja-Kredite. Wer hat am meisten gelitten? Genau, Immobilienbesitzer die plötzlich auf der Straße saßen! Wer noch? Genau, Privatanleger die sich Zertifikate gekauft haben die sie nicht verstanden haben! Zertifikate sind mir, bis auf wenige Ausnahmen, echt suspekt. Wer hat richtig abgesahnt? Jau, Leute die zu dem Zeitpunkt (genau wie in der Coronakrise übrigens) an der Börse richtig eingekauft haben! Die Subprime Krise hat, ebenso wie die Coronakrise und die derzeitige Inflation, zu massiven Verschiebung von Vermögen aus der Mitte nach oben geführt.
5.) Die von Rohanna angesprochene Wohnungsnot. Die exisitiert teilweise in den Ballungszentren. Teilweise, weil wir in einigen Städten im oberen Segment mittlerweile ein Überangebot an Wohnungen haben bzw. eine extreme Leerstandsquote. Das Problem dürfte bekannt sein. Hier muss gebaut werden, was angesichts fehlenden Platzes wohl nur mit verstärkter Verdichtung möglich ist. Plattenbau, ick hör dir trapsen! Es wird in Frankfurt oder München immer eine Nachfrage geben, nur ist die Frage ob eine Dreizimmerwohnung dort zukünftig noch 500.000€ wert sein wird. Wäre mir zu heiß.
6.) Die Niedrigzinspolitik. Da müssten wir mal einen extra Thread aufmachen. Das hat soviele Auswirkungen, auf uns alle. Ich denke an die armen Hartz-4 Empfänger die grade bei 5,2% "Inflation" eine Erhöhung von 3€ im Monat oder was bekommen haben. Herbe.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3370

Beitrag von penelope » Sa 4. Dez 2021, 14:36

Die Quote an Menschen, die Eigentumsimmobilien besitzen ist in Deutschland im europaweiten Vergleich sehr niedrig. Besonders typischen deutsch ist es sicher nicht, Geld in Immobilien zu stecken.

Ich teile halt nicht ganz deinen Optimismus bezüglich Wertpapieranlagen. Und das nicht, weil ich mich damit noch nicht genug beschäftigt habe, sondern eher im Gegenteil ;-)

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