Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3801

Beitrag von emil17 » Di 14. Jun 2022, 12:13

Ich bin hier auch mal der Meinung von Oelkanne:
Waldboden, egal mit welcher Umtriebszeit, ist fruchtbarer Boden. Ungefähr die Hälfte des Kohlenstoffes steckt in den Stubben, Wurzeln und im Bodenhumus, manchmal noch mehr. Dieser wird bei der Holzernte nicht entnommen.
Rechtlich ist geschlagener Wald Wald, genauso wie ein abgeernteter Acker Ackerfläche bleibt.
Bei Überbauung und Versiegelung ist das alles weg, d.h. als CO2 in der Umwelt. Selbst wenn man abhumusiert, wird das CO2 des Bodenhumus frei, weil sich der Humus abbaut, da die aufbauenden Pflanzen fehlen.
Zudem ist ausreichend bekannt, was eine Vegetationsdecke, und sei es "nur" Acker oder Forst, für Wirkungen auf die Lufttemperaturen und auf die Wasserspeicherung hat.
Ich verstehe nicht, wieso man fruchtbares Land überbauen muss, wenn es ausreichend Flächen gäbe, die gleich gut geeignet sind, aber bezüglich Urpdoduktion (Land- und Forstwirtschaft) schlecht sind. Industriebrachen kosten natürlich zusätzlich etwas, um bebaubar zu werden.
Vermutlich hat da die Wirtschaftsförderung auf Bundeslandebene (falls das bei Euch so heisst) die Interessen des gesamten Landes vergessen. Zudem dürfte die aktuelle Energiekrise weidlich ausgenützt worden sein, um rasch zu Planungsentscheiden zu kommen. Da bleiben dann die langfristigen Planungsziele auf der Strecke. Es redet zwar jeder von Klimaschutz, auch die Elektroautofabriken, aber wenns dann konkret wird, zeigt sich, wo die wahren Interessen sind.
(Könnte es sein, dass man die Nähe zu Poen ausnützen möchte, um billige Arbeitskräfte zu bekommen?)
Zudem würde ich erwarten, dass die Regierung gesamtheitlich handelt und beschliesst. Nahrungsmittelknappheit und -sicherheit scheint kein Thema zu sein.Nachher kann man dann wieder dem Biolandbau vorwerfen, er gefährde wegen bewusst in Kauf genommener Mindererträge die Welternährung. Das wahre Problem zeugt sich aber an genau solchen Projekten: Flächenverluste durch Umnutzung oder Versiegelung.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3802

Beitrag von penelope » Di 14. Jun 2022, 12:59

Nur um nochmal klarzustellen:
Ich bin natürlich absolut gegen die Neuversiegelung von Flächen und sehe in dem aktuellen Flächenfraß ein riesen Problem.
Eigentlich ist es in Deutschland geltendes Recht, dass nur dann neu versiegelt werden darf, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Das wird aber leider überhaupt kein Stück durchsetzt – weder bei Tesla, noch bei Intel, noch bei den ganzen Neubaugebieten am Rand von zig kleinen Gemeinden, in denen die Dorfkerne veröden (letzteres wird allerdings gerade sehr häufig von den Landwirten in den Gemeinderäten vorangetrieben, die gerne ihr Land als Bauland verkaufen möchten).

Nur gibt es im Fall Tesla-„Wald“ einfach kein realistisches Szenario, in dem die Bäume dort noch wesentlich länger stehengeblieben wären. Das wäre auch ohne Tesla weder wirtschaftlich sinnvoll gewesen, noch unter Naturschutzaspekten relevant. Da auf Waldromantik zu setzen, lenkt von den wirklichen Argumenten und Problemen ab. Es ist ja auch in Magdeburg nicht das Problem, dass die Felder noch einmal abgeerntet werden, bevor man sie bebaut…

(Tesla hängt sicherlich eher aufgrund der Nähe zu Berlin und der damit verbundenen Attraktivität für qualifizierte Leute an dem Standort, als wegen der Nähe zu Polen)

Da kann man sich die Ausmaße des Tesla Fabrik anschauen:
https://www.google.com/maps/place/Tesla ... 13.7902534
Das ist jetzt absolut gesehen nicht so viel größer, als das 08/15-Gewerbegebiet, was man direkt daneben mitten im Nichts an die Autobahn gebaut hat. Tesla mit so einem eigenwilligen Typ an der Spitze sorgt halt einfach nur für sehr viel mehr Aufsehen in den Medien als das Edeka-Lager nebean ;)
Und die Giga :roll: -Fabrik tut so groß, ist aber eigentlich winzig gegenüber beispielsweise den Mercedes-Weken, die das ganz Neckarufer zugebaut haben, oder dem VW-Standort in Wolfsburg.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3803

Beitrag von sybille » Di 14. Jun 2022, 17:33

Oelkanne hat geschrieben:
Di 14. Jun 2022, 11:07
penelope hat geschrieben:
Di 14. Jun 2022, 08:48
Für Tesla ist kein Wald gefällt worden, sondern ein Forst.
Hier im Forum sind doch eigentlich Leute unterwegs, die sich in diesen Dingen auskennen und nicht auf solche Polemik anspringen sollten.
Das heist, man könnte deiner Meinung Nach völlig unbescholten die ganzen restlichen Bäume absägen?

Warum baute man die Fabrik nicht in der Lausitz oder im Mitteldeutschen Revier / Burgenlandkreis?

Auf den Tagebaurestflächen und den ehemaligen Industriegebieten hat es Platz ohne Ende, durch die Wasserhaltung der Gruben gibt es Wasser im Überfluss. Es müsste kaum ein Baum gefällt werden,
keiner würde im Trinkwasserschutzgebiet in den Grundwasserleiter hineinbetontieren, Eisen- und Autobahnanschlüsse sind schon da.

Aber:
"GIGA Berlin" klingt natürlich viel toller als "GIGA Hoyerswerda" oder "GIGA Hohenmölsen".
Wenn wir auch sonst verschiedener Meiung sind aber da hast Du völlig Recht.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3804

Beitrag von Rohana » Di 14. Jun 2022, 18:19

@Penelope Was ist dein Problem mit Wirtschaftswald? Auch der ist Wald, als Lebensraum für Flora und Fauna. Aber nicht mehr, wenn er zubetoniert ist.

Man mag zu Biolandbau stehen wie man will, wenn landwirtschaftliche Flächen weniger werden, wird der Ertrag pro Fläche irgendwann wieder sehr relevant.

Achja, das Problem überbauter Boden wird ja ganz geschickt "gelöst" .. https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen- ... e-100.html
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3805

Beitrag von Dyrsian » Di 14. Jun 2022, 19:30

Äh sorry, aber wird hier grade ein milliardenschweres Projekt zur Schaffung dringend notwendiger chip-infratsruktur in Europa kritisiert weil ein bisschen acker überbaut wird?
Unsere Waschmaschinen und Mähdrescher wollen wir aber trotzdem gerne pünktlich haben ... :motz:

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3806

Beitrag von Rohana » Di 14. Jun 2022, 20:17

"Bisschen", genau. Wenn das Ding schon so milliardenschwer und toll ist, kann es doch nicht sein dass die keine besseren Lösungen finden, diese brillanten Köpfe...
Bisschen hier, bisschen da, bisschen tralala. Es kommt in D keine neue Ackerfläche dazu. :lala:
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3807

Beitrag von emil17 » Di 14. Jun 2022, 20:34

Im Link:
"Die Verwertung des Bodens bringe den Landwirten derweil langfristig Vorteile. Der Boden passe in die Region, sagte Jülich. Es habe auch Pläne gegeben, den Boden in den Süden Sachsen-Anhalts oder Richtung Brandenburg zu fahren. Dies wäre ein noch viel größerer Aufwand und auch nicht wirklich nachhaltig. "
Wirklich nachhaltig ist es, fruchtbaren Boden zu erhalten. Und zwar nicht als Schüttgut, sondern als Fläche.

In der Regel wird das bei milliardenschweren Deals so gehandhabt, dass der Investor sich die Rahmenbedingungen wünscht und wenn die nicht von der möglichen Standortgemeinde bereitgestellt werden, dann geht man anderswo hin.
Der Bürgermeister oder Landeskreisvorstand oder wer immer das ist muss dann vor das Publikum hinstehen.
Das ganze ist demokratisch, denn es schafft mehr Arbeitsplätze als in der Landwirtschaft verlorengehen. :holy:
Andersrum funktioniert es auch: Würde man per Gesetz forderen, dass jede Umnuntzung von land- oder forstwirtschaftlicher Nutzfläche des Nachweises bedarf, dass die benötigten Flächen nicht anderweitig beschafft werden können, dann würde das Landwirtschaftsland für solche Projekte unattraktiv machen und also entwerten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3808

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 14. Jun 2022, 21:33

Dyrsian hat geschrieben:
Di 14. Jun 2022, 19:30
Äh sorry, aber wird hier grade ein milliardenschweres Projekt zur Schaffung dringend notwendiger chip-infratsruktur in Europa kritisiert weil ein bisschen acker überbaut wird?
Unsere Waschmaschinen und Mähdrescher wollen wir aber trotzdem gerne pünktlich haben ... :motz:
30-50 km weiter nach Norden und es wäre absolut kein Problem.

Da ist nur Sandacker, purer Sand wie am Strand.
Da wächst, überspitzt gesagt, nicht Mal Unkraut.
Klar wird auch da dann 470 ha versiegelt, aber "wertloser" Acker:
Auf dem Sand wächst nichts außer kümmerlich etwas Roggen und Mais in guten Jahren 1,5 m hoch.

Für die Chipherstellung macht der ackerbauliche Wert des Bodens auf dem die Fabrik steht keinen noch so kleinen Unterschied!

Wenn die A14 Norderweiterung fertig ist, kann man von Magdeburg bis zu dem Sandacker in ca 20 Minuten fahren!
Bisher gibts da Bundesstraßen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3809

Beitrag von penelope » Mi 15. Jun 2022, 08:18

Ich kann es nur nochmal betonen: natürlich sehe ich Bodenversiegelung sehr kritisch, ganz besonders, wenn es entweder guten Ackerboden oder wertvolle Naturräume betrifft.

Aber mehrere tausend Arbeitsplätze so ansiedeln, dass sie nur mit dem Auto erreichbar sind? Das kann man nicht ernsthaft als Alternative diskutieren.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3810

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 15. Jun 2022, 08:33

penelope hat geschrieben:
Mi 15. Jun 2022, 08:18
Aber mehrere tausend Arbeitsplätze so ansiedeln, dass sie nur mit dem Auto erreichbar sind? Das kann man nicht ernsthaft als Alternative diskutieren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrec ... ittenberge

Da liegen seit 173 Jahren Eisenbahngleise...

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