penelope hat geschrieben: ↑Fr 3. Dez 2021, 14:48
Dass eine Situation entsteht, in der Immobilienpreise fallen, Aktien u.ä. aber weiter steigen ist sehr sehr unwahrscheinlich. Dazu hängt das alles viel zu eng zusammen. Der letzte große Börsencrash vor Corona fing ja auch mit einer Immobilienkrise an.
Land verkaufen, wenn man nicht muss, ist in den allermeisten Fällen keine gute Idee. Außer vielleicht, man hat eine richtig gute Idee für eine Realinvestition. Land verkaufen und das Geld zur Bank/zur Börse bringen würde ich in absolut keiner denkbaren Situation machen.
Hui, hier läuft aber einiges durcheinander.
1.) Land und Immobilien zu halten oder zu kaufen ist oft eine Herzensentscheidung. Das ist gut und legitim, man sollte sich dann aber nicht selbst belügen und das als super sichere Kapitalanlage sehen. Oft ist es eine Hochrisikoanlage / Clusterinvestment. Was ich meine ist: Ich habe mir grade wieder für ein Heidengeld handgemachte Teller in Italien bestellt. Das ist, rational gesehen, totaler Unsinn weil ich auch von einem Teller für 1,99€ essen kann. Es ist trotzdem völlig in Ordnung, solange man das nicht als sinnvolle Geldanlage sieht oder sich irgendwie einredet das wäre sinnvoll oder notwendig.
2.) Landbesitz ist
eine feine Sache und eine sinnvolle und gute Beimischung zum Portfolio. Die Betonung liegt hier auf Beimischung. Es gibt Leute die haben ihr Geld in einen Wald gesteckt ("Die Börse, viel zu risikoreich, Wald das ist was solides!"). Dann kam der Borkenkäfer. Jetzt ist der Wald tot und die Kohle futsch. Der Wert einer Sache bestimmt sich danach, wieviel jemand bereit ist dafür zu zahlen. Wenn keiner mehr mein Bauland kaufen will, ist es auch nichts mehr wert. Punkt. Dann kann ich da immer noch selber ein Haus drauf bauen oder Ziegen drauf stellen, Geld verdiene ich dann aber nicht mehr damit. Das ist dann ein Problem, wenn es meine einzige Anlage ist, oder aber ich das Geld dringend brauche.
Und ja, viele Menschen sind mit Immobilien sehr reich geworden. Die haben dann aber nicht EINE Immobilie, sondern ganz viele. Dann kann das Risiko gestreut werden und es gibt Synergieeffekte (eigene Handwerkertruppe usw.)
3.) Übertriebene Deutschtümmelei ist bei der Geldanlage nicht klug. Das bringt uns zu dem Schluss: Was auf dem deutschen Immonbilienmarkt los ist, spielt für mein Portfolio kaum keine Rolle, denn was kratzt es eine Firma in Südkorea ob hier der Immobilienmarkt implodiert?
4.) Der letzte Börsecrash vor Corona - vermutlich geht es hier um die Subprimekrise. Das war aber weniger ein Problem der Immobilien, sondern eher der Ninja-Kredite. Wer hat am meisten gelitten? Genau, Immobilienbesitzer die plötzlich auf der Straße saßen! Wer noch? Genau, Privatanleger die sich Zertifikate gekauft haben die sie nicht verstanden haben! Zertifikate sind mir, bis auf wenige Ausnahmen, echt suspekt. Wer hat richtig abgesahnt? Jau, Leute die zu dem Zeitpunkt (genau wie in der Coronakrise übrigens) an der Börse richtig eingekauft haben! Die Subprime Krise hat, ebenso wie die Coronakrise und die derzeitige Inflation, zu massiven Verschiebung von Vermögen aus der Mitte nach oben geführt.
5.) Die von Rohanna angesprochene Wohnungsnot. Die exisitiert teilweise in den Ballungszentren. Teilweise, weil wir in einigen Städten im oberen Segment mittlerweile ein Überangebot an Wohnungen haben bzw. eine extreme Leerstandsquote. Das Problem dürfte bekannt sein. Hier muss gebaut werden, was angesichts fehlenden Platzes wohl nur mit verstärkter Verdichtung möglich ist. Plattenbau, ick hör dir trapsen! Es wird in Frankfurt oder München immer eine Nachfrage geben, nur ist die Frage ob eine Dreizimmerwohnung dort zukünftig noch 500.000€ wert sein wird. Wäre mir zu heiß.
6.) Die Niedrigzinspolitik. Da müssten wir mal einen extra Thread aufmachen. Das hat soviele Auswirkungen, auf uns alle. Ich denke an die armen Hartz-4 Empfänger die grade bei 5,2% "Inflation" eine Erhöhung von 3€ im Monat oder was bekommen haben. Herbe.