Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2791

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Sa 16. Mai 2020, 23:35

Reto94 hat geschrieben:
Sa 16. Mai 2020, 10:11
Vielleicht müsste man sich als Bauer gedanken darüber machen, was man im Bereich der Fruchtfolge, Gründüngung und Tierhaltung/Weidemanangement besser machen kann.
Man kriegt auch Nährstoffe in den Boden ohne zugekauften Dünger! Dauert ein wenig länger, aber ist langfristiger.

Monokulturen mit über 80ha pro Schlag können halt ohne Chemische Mittel nicht wirklich funktionieren...
Wir haben keine Monokulturen, wenn alles glatt läuft sind es Reinkulturen.
Ja, man kann über Leguminosen Stickstoff binden, die Produktion von Erbsen und Ackerbohnen gestaltet sich unwirtschaftlich da für passende Erträge das Wasser fehlt. So Sachen wie Kleegras kann man als Ackerbaubetrieb nicht wirtschaftlich sinnvoll Verwerten.
Selbst wenn man das könnte zerschießen einem Leguminosen idR über kurz oder Lang die Stoffstrombilanz.
Die Anschaffung von Tieren ist nahezu ausgeschlossen:
es gibt kein Personal zur Betreuung der Tiere und es gibt keine Stallungen. Ein Stallneubau ist unwirtschaftlich.
emil17 hat geschrieben:
Sa 16. Mai 2020, 16:52
@Oelkanne:
Ich beneide euch nicht um eure strukturellen Probleme.
Der Bio-Landbau, der von den Experten damals auch als unmöglich dargestellt wurde (mein Professor damals: Ohne Sprizen keine Ernte), den gibts trotzdem.
Auch euch wirds in einigen Jahren noch geben, unter anderem deshalb, weil irgendwas auf den Tisch muss.
Nein, wenn man will braucht man uns nicht.

Dann gibt es Raps aus Kanada, Brotweizen aus Russland, Eier aus Polen und Rindfleisch aus Argentinien.

Die Produzieren alle günstiger wie wir,
die Produzieren alle deutlich umweltbelastender wie wir
aber aus den Augen aus dem Sinn.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2792

Beitrag von emil17 » So 17. Mai 2020, 09:33

Oelkanne hat geschrieben:
Sa 16. Mai 2020, 23:35
a) Die Produzieren alle günstiger wie wir.
b) die Produzieren alle deutlich umweltbelastender wie wir
c) aber aus den Augen aus dem Sinn.
Das kann man ändern.
a) Ihr hätte nicht wegen zu strenger im Inland mit den Treckern nach Berlin sollen, sondern damit für Importware die gleichen Transportstandards gelten wie für inländische.
Zudem ist die Strategie, die Umweltauflagen zu lockern, damit man selber ebenfalls billiger produzieren kann, bei sehr vielen Leuten unwillkommen, sonst wäre das Thema nämlich nicht immer in der Presse. Es führt auch ins Nichts, denn dann werden die anderen ebenfalls nachziehen, bei immer sinkendem Presiniveau.
Es hilft nichts: Hochentwickelte Länder können bei Massenproduktion nur mit Qualität gegenhalten. Was Qualität ist, entscheidet der Kunde.
Wenn die Mehrzahl der Bauern schon etwas gegen die Grünen hat, dann nehmt denen doch einfach den Wind aus den Segeln, indem ihr dafür sorgt, dass die Art von Meldungen seltener werden, derentwegen Leute grün wählen.
b) was zu beweisen wäre. Da der Konsument nur die Umweltbelastung im Inland vorrangig mitbekommt, muss da in Vorleistung gehen, wer von anderen Besserung fordert. Da ist bei der industriellen Landwirtschaft noch ziemlich viel Platz nach oben.
Immerhin hat die EU Deutschland (und nicht alle Mitgliedländer) wegen zu hoher Gewässerbelastung zu Nachbesserung in der Düngeverordnung verdonnert. Das machen die nicht weil sie etwas gegen die Deutschen haben, sondern weil die Datenlage so war.
c) Ist so und bleibt so, deshalb muss man Produktionsregeln per Gesetz und für alle durchsetzen. Wenn man dürfte und es billger wäre, würde ein Teil der Leute hier auch das Brot per AliBaba aus China kommen lassen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2793

Beitrag von Rohana » So 17. Mai 2020, 09:38

Viele Leute wählen grün weil sie keine Ahnung von der Realität haben. Daran können die Landwirte auch nicht viel ändern. Helfen würde ein verpflichtendes landwirtschaftliches Praktikum für alle, mit Ackerbau UND Tierhaltung UND Grundlagen der konventionell-integrierten sowie ökologischen Landwirtschaft.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2794

Beitrag von emil17 » So 17. Mai 2020, 22:23

Rohana hat geschrieben:
So 17. Mai 2020, 09:38
Viele Leute wählen grün weil sie keine Ahnung von der Realität haben.
... und noch mehr tun das, weil sie eine Ahnung von der Realität haben.
Rohana hat geschrieben:
So 17. Mai 2020, 09:38
Helfen würde ein verpflichtendes landwirtschaftliches Praktikum für alle, mit Ackerbau UND Tierhaltung UND Grundlagen der konventionell-integrierten sowie ökologischen Landwirtschaft.
Oh, das ist eine lustige Idee. Da nur 2% der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind, hätte jeder Betrieb jeden Sommer ein paar unwillige und ungeschickte zwangsverpflichtete Praktikanten am Hals ... viel Spass damit.
Das Geschrei seitens der Landwirte, wenn ein grüner Politiker eine solche Praktikumsidee vorgeschlagen hätte, versuche ich mir erst gar nicht vorzustellen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2795

Beitrag von Rohana » So 17. Mai 2020, 22:57

Ich bin mir sicher die Landwirte würden ihren Teil tun, um die Bevölkerung als Ganzes wieder "in touch" mit der landwirtschaftlichen Realität zu bringen. Immerhin ist das doch die Grundlage unserer Ernährung, ganz zu schweigen von Biodiversität und Artenerhalt und Gottweisswasnoch den Landwirten ständig angelastet wird nicht genug / nicht richtig zu tun... wenn etwas so WICHTIG ist, wird sicher jede/r seinen/ihren freudestrahlend dazu beitragen, nicht wahr?
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2796

Beitrag von penelope » Mo 18. Mai 2020, 09:27

Nochmal zur Direktvermarktung:
Ein (konventioneller) Bauer (hauptsächlich Milchkühe und Kartoffeln) hier im Dorf hat schon seit mehreren Jahren so eine kleine Abholstation für seine Produkte (eben Milch und Kartoffeln) und hat das jetzt vor einiger Zeit ausgeweitet und bietet dort nun einmal die Woche auch Produkte von anderen Höfen aus der Region an (man muss eine Woche vorher eine Bestellung abgeben und kann das dann bei ihm abholen). Das schien schon immer ganz gut zu laufen, seit Corona hab ich das Gefühl, die Leute rennen ihm die Bude ein. Der hatte wohl die richtige Idee zur passenden Zeit. Gemischte Fleischpakete für ca 15 kg sind nicht unbedingt halb geschenkt, gehen aber allen Anschein nach sehr gut weg.
In diesem Jahr bietet er auch Mini-Ackerflächen zur Pacht an. Ich kenn das nur aus eigentlich stadtnahmen Gebieten. Ich bin gespannt, ob das auch hier in sehr dörflicher Umgebung läuft. Ich bin dieses Jahr nicht dabei, aber die Vorstellung, noch etwas mehr Anbaufläche zu haben, ohne dass ich Boden vorbereiten muss, finde ich schon ganz reizvoll. Auf jeden Fall finde ich es super, dass hier mal einer der etablierten Bauern wagt, etwas auszuprobieren.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2797

Beitrag von Rohana » Mo 18. Mai 2020, 10:16

Ja genau, sowas geht gut in Stadtnähe. Auch der "etablierte" (und grade der!) wird sich sowas vorher überlegt und durchkalkuliert haben ;)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2798

Beitrag von penelope » Mo 18. Mai 2020, 10:24

Wir sind hier sehr sehr sehr weit entfernt von der nächsten Stadt ;)

Ich finde es halt interessant. Ich würde aus dem Bauch raus auch eher sagen, dass sowas nur in der Nähe von Städten funktioniert. Aber bevor es nicht mal jemand auch am a.d.W. ausprobiert hat, weiß man es halt nicht. Von daher finde ich es super, wenn sich einfach mal einer traut, dass zu probieren.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2799

Beitrag von Oli » Mo 18. Mai 2020, 10:58

emil17 hat geschrieben:
So 17. Mai 2020, 22:23
Rohana hat geschrieben:
So 17. Mai 2020, 09:38
Helfen würde ein verpflichtendes landwirtschaftliches Praktikum für alle, mit Ackerbau UND Tierhaltung UND Grundlagen der konventionell-integrierten sowie ökologischen Landwirtschaft.
Oh, das ist eine lustige Idee. Da nur 2% der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind, hätte jeder Betrieb jeden Sommer ein paar unwillige und ungeschickte zwangsverpflichtete Praktikanten am Hals ... viel Spass damit.
Das Geschrei seitens der Landwirte, wenn ein grüner Politiker eine solche Praktikumsidee vorgeschlagen hätte, versuche ich mir erst gar nicht vorzustellen.
Darf ich kurz einwerfen, dass es in einigen pädagogischen Konzepten Platz für diese Idee gibt und auf den Höfen - natürlich auch abhängig von der Betriebsweise - ebenfalls?
In der 9. Klasse, wenn die seelische Pubertät an den Jugendlichen rüttelt, gibt das Landwirtschaftspraktikum (praktische Kompetenz) festen Boden unter den Füßen: die meist drei- bis vierwöchige Mitarbeit auf einem biologisch-dynamischen Bauernhof fordert den ganzen Menschen und lässt die Schüler eindringlich erleben, wie mühevoll unsere tägliche Nahrung erarbeitet ist. Sie übernehmen eigenständig einen Aufgabenbereich, z.B. in der Tierversorgung oder in den Vorgängen rund um Ernte und Vermarktung. Dabei erlernen sie nicht nur einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, sondern sie finden auch wie von selber zu einem pflichtbewussten Tun, denn Tiere oder reife Feldfrüchte warten nicht...! Viele kehren gekräftigt und frisch motiviert nach Hause zurück.
https://www.waldorfschule.de/waldorfpae ... /praktika/

In dem Fall passt halt der weltanschauliche Überbau zusammen. Wenn man es möchte, kann man das sicher auch in anderen Bereichen wie im Regelschulbetrieb + konventionellen Betrieben passend machen, da gehe ich von aus. :)

Ich glaube, dass die Idee gut und wichtig ist.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2800

Beitrag von emil17 » Mo 18. Mai 2020, 12:37

Die Idee ist so gut wie sie freiwillig ist.
Mit ist das aufegestossen
Rohana hat geschrieben:
So 17. Mai 2020, 09:38
Helfen würde ein verpflichtendes landwirtschaftliches Praktikum für alle ...
Das wäre eine Dienstverpflichtung.
Goodwill kann man nicht mit Obligatorien erzwingen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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