Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Sven2
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4841

Beitrag von Sven2 » Di 9. Apr 2024, 10:29

Gut, ich denke die meinen düngen über das Gesetz hinaus mit überdüngen und nicht mit über dem Pflanzenbedarf gesehen.

sybille
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4842

Beitrag von sybille » Di 9. Apr 2024, 18:41

Für die Großbäckereien braucht es eine bestimmte Menge an Protein im Weizen da der Kunde sein Brot und seine Brötchen nächste Woche genauso haben will wie vor 5 Wochen. Aber auch aus Biogetreide, das nur mit der nötigsten Menge Dünger gedüngt wurde, kann ein richtiger Bäcker leckeres Brot backen.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4843

Beitrag von Rohana » Mi 10. Apr 2024, 07:19

Eh, auch konvi Getreide wird nur mit der "nötigen" Menge gedüngt. Die hängt nämlich von der Weizensorte und vom Ertrag ab. Durch die Auflagen der roten Gebiete muss man zwangsläufig immer 20% unter der "nötigen" Menge bleiben, egal wie die aussieht. Dummerweise wird damit auf längere Sicht der Bodenvorrat angegriffen weil die Kultur trotzdem Hunger hat, also wird Humus abgebaut. Ich gehe auch jede Wette ein dass diese Massnahmen eben nicht grossartig die Nitratwerte im Grundwasser ändern werden. Aber das werden sie erst glauben wenn es so weit ist... :bang:
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Sven2
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4844

Beitrag von Sven2 » Mi 10. Apr 2024, 09:24

Jetzt muss ich doof fragen, ist bei Bio nicht die Art des Düngers (organisch statt mineralisch) entscheidend, nocht die Menge? Ich kenn die Vorgaben der Verbände jetzt nicht :hmm:
Ich glaube auch nicht, dass mit Absicht überdüngt wird. Was man liest kostet zum einen Dünger Geld und ich kenns jetzt nur von Gemüse, dasd das aufdie Pflanzengesundheit negative Folgdn haben kann wenn zu viel Stickstoff da ist, ist das nicht bei Getreide auch so?

Eberhard
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4845

Beitrag von Eberhard » Mi 10. Apr 2024, 10:13

@sven2: Das Ganze ist nicht eindimensional zu betrachten. Natürlich will niemand überdüngen, außer vielleicht im Kleingarten, wo es keine Maße gibt.
Es wird gedüngt nach Bedarf, der von jemandem errechnet und festgelegt wurde. In dem festgelegten Bedarf können erhebliche Übermengen liegen, da es ja Schwund gibt, da die Düngung eher einmalig ausgebracht wird, der echte Bedarf durch die Pflanzen sich aber über längere Zeiträume ergibt und so gesehen eine kontinuierliche Bereitstellung erwartet.

Stickstoff ist eminent wichtig für Eiweißbildung, und wenn die Abnehmer da Forderungen an Gehalte stellen, sollten die im finanziellen Interesse erfüllt werden.
Pflanzengesundheit: Jein. Sind hochgefahrene Eiweißgehalte wegen Backeigenschaften an sich gesund - für die Pflanze? Gegen Gesundheitsprobleme gibt es auch Mittelchen, kosten aber auch Aufwand und Geld. In diesem Spannungsfeld (was darf ich, was kann ich, was muss ich, rechnet es sich) muss der Landwirt agieren, und das ist schon eine Kunst und verdient Anerkennung. Einflussgrößen wie Wetter, Klima, Schädlinge kommen da auch hinzu.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4846

Beitrag von Rohana » Mi 10. Apr 2024, 15:25

Sven2 hat geschrieben:
Mi 10. Apr 2024, 09:24
Jetzt muss ich doof fragen, ist bei Bio nicht die Art des Düngers (organisch statt mineralisch) entscheidend, nocht die Menge?
Bio ist genauso der Düngeverordnung unterworfen wie andere auch :) nur sind im Biolandbau synthetische Dünger nicht zugelassen, sprich die benötigte (Stickstoff)Menge wird ziemlich vollständig über organische Dünger wie Mist/Gülle, auch Hornspäne oder Blutmehl, sowie Kompost und ähnliches abgedeckt. Kalk, Spurenelemente und Schwefel können idR wie bei Konvi auch gedüngt werden (weil es anders nicht geht...). Natürlich versucht man, muss man, im Biolandbau so gut es geht die Fruchtfolge sinnvoll und weit zu gestalten, mit viel Zwischenfrüchten und Leguminosen. Aber das heisst ja nicht dass Konvis das nicht auch machen dürfen ;) So betrachtet, habe wir "Normalos" einfach den grösseren Werkzeugkasten. Wir dürfen alles innerhalb der legalen Grenzen.

@Eberhard, es wird mitnichten einmalig gedüngt, sondern im Verlauf der Vegetation zu bestimmten Zeitpunkten mit bestimmten Mengen und Düngerarten je nach Kultur und Bedarf. Man weiss ja welche schnell und welche langsam wirken und es ist kein Bauer so blöd, Zeit, Arbeit und Geld zu verschwenden um Dünger sonstowhin zu pusten wo es der Pflanze nicht hilft. Natürlich haben wir keine Glaskugel und können Wetter und sonstige Umstände nie 100% passend voraussagen, aber ein gewisses Niveau wird schon erreicht.
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sybille
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4847

Beitrag von sybille » Mi 10. Apr 2024, 18:12

Rohana hat geschrieben:
Mi 10. Apr 2024, 07:19
Eh, auch konvi Getreide wird nur mit der "nötigen" Menge gedüngt. Die hängt nämlich von der Weizensorte und vom Ertrag ab. Durch die Auflagen der roten Gebiete muss man zwangsläufig immer 20% unter der "nötigen" Menge bleiben, egal wie die aussieht. Dummerweise wird damit auf längere Sicht der Bodenvorrat angegriffen weil die Kultur trotzdem Hunger hat, also wird Humus abgebaut. Ich gehe auch jede Wette ein dass diese Massnahmen eben nicht grossartig die Nitratwerte im Grundwasser ändern werden. Aber das werden sie erst glauben wenn es so weit ist... :bang:
Rohana, sorry!
Natürlich wäre auch Konvi Getreide zum Brot backen geeignet (war es doch früher auch) wenn es denn noch Bäcker gäbe die backen können und nicht nur Größbäckereien mit Maschinen die eingestellt sind und die ihren Kunden immer das genau gleiche Brot backen weil diese es verlangen.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4848

Beitrag von emil17 » Do 11. Apr 2024, 07:58

Rohana hat geschrieben:
Mi 10. Apr 2024, 07:19
Durch die Auflagen der roten Gebiete muss man zwangsläufig immer 20% unter der "nötigen" Menge bleiben, egal wie die aussieht. Dummerweise wird damit auf längere Sicht der Bodenvorrat angegriffen weil die Kultur trotzdem Hunger hat, also wird Humus abgebaut. Ich gehe auch jede Wette ein dass diese Massnahmen eben nicht grossartig die Nitratwerte im Grundwasser ändern werden.
Hierzu hätte ich betriebswirtschaftliche Fragen.
[Hinweis an mod: Falls sinnvoll, gerne neues Thema draus machen. Ich möchte das auch nicht in eine letztlich ergebnislose Grundsatzdiskussion ausufern lassen, aber mich interessiert, was in unserer realen Welt hier und jetzt möglich ist. Auch deshalb sind Ertragswerte regenerativer Methoden wichtig, damit man so grob abschätzen kann, was das betrriebswirtschaftlich bedeutet. Im Hausgarten hat man sehr viel mehr Möglichkeiten - aber solange 90% oder mehr der Bevölkerung keinen Garten haben und fernab von den Flächen wohnen, auf denen ihr Essen erzeugt wird, muss man sich an die realen Möglichkeiten von Erwerbsbetrieben halten. Denn Landwirtschaft nur um des Humusaufbaus willen zu betreiben, wird sich kaum ein Betrieb leisten können.]
Wenn man weniger N (und P und K usw.) auf den Acker gibt als abgeerntet wird abzüglich Nachlieferung durch natürliche Prozesse, dann muss der Vorrat abnehmen. Wenn die Speicherkapazität des Bodens schlecht ist, z.B. wegen ungünstiger Struktur oder Humusarmut, dann müsste man, um Auswaschungen ins Grundwasser zu vermeiden, oft, und wenig pro Gabe, düngen. Das ist ein Mehraufwand, verglichen mit wenn man alles unter zweimal oder so ausbringen könnte. Kann es sein, dass man Düngerverluste in Kauf nimmt, weil der Mehrdünger weniger kostet als der vemiedene Aufwand für häufigeres Ausbringen? Zumal ja gewisse Kulturen ungern befahren werden, wenn sie hoch stehen?
Ein weiterer Grund könnte sein, dass bei Abernte plötzlich das ganze Wurzelwerk abstirbt, weil ja der grüne Teil der Pflanze weg ist, dieses sich dann rasch zersetzt und mangels Speicherfähigkeit des Bodens die Nährstoffe unten rauskommen, die vorher in den Wurzeln waren. Das ist z.B. aus der Forstwirtschaft bekannt, wo nach Kahlschlag ein Nährstoffschub auftritt, der letztlich aus den Baumwurzeln kommt. Und das sind Böden, die nicht durch falsche Bewirtschaftung zerstört worden sind, sondern jahrzehntelang in Ruhe gelassen wurden.
Gibt es dazu Untersuchungen von landwirtschaftlichen Forschungsanstalten oder Musterbetrieben? Irgendwie müssen die ja auf die 20% gekommen sein.
Mir leuchtet nur ein, dass man hier umso weniger Spielraum hat, je schlechter der Boden ist. Humus aufzubessern, indem man Mist oder Kompost auffährt, dürfte im gewerblichen Anbau auf grossen Flächen an der erforderlichen Menge und an der Logistik dazu scheitern.
Eine Möglichkeit ist wohl Gründüngung, indem man einen Teil der (durch Wurzelabbau abgeenteter Ertragspflanzen) freiwerdenden Nährstoffe in diese rasch wachsende Biomasse verlagern kann, wo sie dann vor Auswaschung geschützt ist.
Aber eben die Frage: Was ist real machbar und was bringt es? Bewirken die Auflagen der Behörden, die ja nicht ohne Grund erlassen wurden und offensichtliche Misstände beheben wollen, etwas oder verhindern sie eher andere Möglichkeiten, die unterm Strich besser wären?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4849

Beitrag von Tscharlie » Do 11. Apr 2024, 16:53

https://www.ardmediathek.de/video/unser ... YjgyMmMyZQ

Eine Sendung vom bayrischen Fernsehen, ab 17:30 wird das interressant. Carbon farming.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4850

Beitrag von emil17 » Fr 12. Apr 2024, 06:58

Hab ich mir angesehen, danke für den Link. Interessant die Anbaumethode des Getreides in Streifen auf kleinen Wällen. Da wird offenbar mehr Humus gebildet, obwohl ja der Boden durch das Ziehen der Wälle auch gestört, wenn auch nicht umgegraben wird. Leider zeigen sie nur ansatzweise, wie die Massen von Gründüngung verkompostiert und ausgebracht werden. Es wird erwähnt, und man sieht den Kreiselmäher.
Der Beitrag zeigt auch, dass die Landwirte durchaus innovativ sind, wenn man sie lässt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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