Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3051

Beitrag von Rohana » Sa 16. Okt 2021, 03:29

Der Boden ist hier, da haben wir halt nicht viel Wahlmöglichkeit wo wir gerne arbeiten wollen.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3052

Beitrag von emil17 » Sa 16. Okt 2021, 08:45

Oelkanne hat geschrieben:
Fr 15. Okt 2021, 23:35
Tja, kleine Betriebe kann man nur noch erhalten enn sie nicht mehr von ihrem Produkt leben müssen sondern allein aus der Hand des Steuerzahlers. Und darüber beklagst du dich immer.
Bitte lies genau: ich beklage mich nicht darüber, dass sehr viel Steuergeld in die Landwirtschaft fliesst.
Mich stört, dass trotz des vielen Geldes für die Landwirtschaft trotzdem so vieles nicht funktioniert, wie es sollte (Biodiversitätsverluste, Grundwasserprobleme, um nur zwei zu nennen) , und dass das Steuervolk zwar zahlen, aber sonst die Klappe halten soll, da ja jeder Einwand gegen noch mehr Effizienz nur beweist, dass es von der Sache nichts versteht.

Wie man aus deinen Beiträgen sehr schön sehen kann, sind die Bauern selbst die Haupttreiber des Strukturwandels, der immer mehr Betrieben das Leben kostet. Ob die Umgestaltung der Landschaft mit dem einzigen Ziel der Produktionsoptimierung wünschenswert ist, da hat die ganze Bevölkerung mitzureden, schliesslich ist das die Umwelt von allen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3053

Beitrag von emil17 » Sa 16. Okt 2021, 09:14

Manfred hat geschrieben:
Sa 16. Okt 2021, 00:27

Hm. In welchen Ländern findet man denn diese unterbezahlten Ingenieure?
(Und wir reden hier von Akademikern, nicht von Technikern, die auch oft als engineer bezeichnet werden.)
Gerade in Russland, wo sie im Gegensatz zu hier idR nicht zur Hälfte als Traktorist tätig sind, sondern größere Betriebe oder Abteilungen davon leiten und eine viel geringere Abgabenquote haben als hierzulande, dürften sie relativ gut gestellt sein, zumal Russland jahrelang Agrarfachleute aus Mitteleuropa angeworben hat, weil sie selbst gar nicht schnell genug für den Bedarf ausbilden konnten.
Inzwischen ist Russland zu einer der führenden Agrarnationen geworden und arbeitet konsequent daran, das weiter auszubauen.
Einmal ist zu bedenken, dass nicht nur der Lohn allein über die Attraktivität eines Berufes in einem fremden Land entscheidet. Will man in einem Staat leben, wo jeder eingekastelt wird, der den Präsidenten nicht so toll findet, und das auch noch zu sagen wagt? Wo du dich mit einem Geldschein von Schikanen bei Verkehrskontrollen freikaufen kannst und das auch musst? Wo das Gesundheitssystem nur funktioniert, wenn man selber nie krank wird? Hier haben wir in der EU und in der CH ganz erhebliche Mehrwerte der Lebensqualität, die man stets vergisst, weil es zu selbstverständlich geworden ist.
Es kann übrigens jeder, der findet, anderswo sei alles besser, mit den Füssen abstimmen und seine Koffer packen. Gerade bei den Bauern ist es kaum verständlich, dass wir hier noch welche haben, wo sie doch von der Bürokratie, den Umweltauflagen, den Konsumentenwünschen und der ausländischen Konkurrenz so gequält werden.

Dann ist da noch die klassische Neidfalle: Der Agroingenieur vergleicht seinen Lohn mit dem Chemie- oder Tiefbauingenieur und fühlt sich unterbezahlt. Ist er das, vergleicht er sein Einkommen mit dem eines Vermögensberaters, und ist er dort, findet er problemlos Direktoren, die bei vergleichbarer oder geringerer Qualifikation mehr bekommen. Hast du den Golf, hat der Nachbar bald einen Audi. Hast du dann den teureren Mercedes, kauft sich der Saukerl ein Boot und stellt das provokativ zur Schau.

Das hört nie auf.
Wenn man seinen Beruf nur des Einkommens wegen ausübt, sollte man schon nach der Matura die Weichen richtig stellen. Agroingenieur ist kein guter Weg, um im geheizten Büro richtg viel Kohle zu machen. Naturschutzbeauftragter übrigens auch nicht. Das hätte man wissen können.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3054

Beitrag von Rohana » Sa 16. Okt 2021, 12:09

emil17 hat geschrieben:
Sa 16. Okt 2021, 08:45
Wie man aus deinen Beiträgen sehr schön sehen kann, sind die Bauern selbst die Haupttreiber des Strukturwandels, der immer mehr Betrieben das Leben kostet. Ob die Umgestaltung der Landschaft mit dem einzigen Ziel der Produktionsoptimierung wünschenswert ist, da hat die ganze Bevölkerung mitzureden, schliesslich ist das die Umwelt von allen.
Produktionsoptimierung heisst für uns der Unterschied zwischen überleben und leben.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3055

Beitrag von Dyrsian » Sa 16. Okt 2021, 13:50

Ich möchte hier nur mal anmerken: Schon mal Einblicke in den so hochgelobten ingenieurstechnischen Mittelbau der chemischen Industrie bekommen? Den extremen Druck, den Stress, die 60 Stunden Wochen? Das (häufig) von Angst geprägte Arbeitsklima?
Ja, da verdient man ganz ordentlich. Aber alles hat seinen Preis.

Als Landwirt hat man auch viele Vorteile von denen andere nur träumen, nicht vergessen!

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3056

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Sa 16. Okt 2021, 14:07

emil17 hat geschrieben:
Sa 16. Okt 2021, 08:45
Oelkanne hat geschrieben:
Fr 15. Okt 2021, 23:35
Tja, kleine Betriebe kann man nur noch erhalten enn sie nicht mehr von ihrem Produkt leben müssen sondern allein aus der Hand des Steuerzahlers. Und darüber beklagst du dich immer.
Bitte lies genau: ich beklage mich nicht darüber, dass sehr viel Steuergeld in die Landwirtschaft fliesst.
Mich stört, dass trotz des vielen Geldes für die Landwirtschaft trotzdem so vieles nicht funktioniert, wie es sollte (Biodiversitätsverluste, Grundwasserprobleme, um nur zwei zu nennen) sorge dafür dass die Produkte angemessen bezahlt werden und du hast dieses Problem nicht mehr. Oder bekomme Lebensmittel zum Weltmarktpreis zu Weltmarktbedingungen , und dass das Steuervolk zwar zahlen, aber sonst die Klappe halten soll, da ja jeder Einwand gegen noch mehr Effizienz nur beweist, dass es von der Sache nichts versteht.deine Forderungen sorgen für ein mehr an Importware, bringen nichts in Sachen Umweltschutz und treiben die Betriebe in den Ruin. Aber das versucht dir Manfred schon lange zu erklären.

Wie man aus deinen Beiträgen sehr schön sehen kann, sind die Bauern selbst die Haupttreiber des Strukturwandels, der immer mehr Betrieben das Leben kostet.die Marktwirtschaftlichen Prinzipen sorgen für den Rückgang der Betriebsahl. Auch die Landwirtschaft kann die Marktwirtschaft nicht ignorieren. In der Schweiz wird das mit imensen Kosten versucht. Klappt aber auch nicht. Ob die Umgestaltung der Landschaft mit dem einzigen Ziel der Produktionsoptimierung wünschenswert istdie ist nötig um deine wünsche zu finanzieren, du willst dafür ja nicht bezahlen , da hat die ganze Bevölkerung mitzureden, schliesslich ist das die Umwelt von allen.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3057

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Sa 16. Okt 2021, 14:27

Dyrsian hat geschrieben:
Sa 16. Okt 2021, 13:50
Ich möchte hier nur mal anmerken: Schon mal Einblicke in den so hochgelobten ingenieurstechnischen Mittelbau der chemischen Industrie bekommen? Den extremen Druck, den Stress, die 60 Stunden Wochen? Das (häufig) von Angst geprägte Arbeitsklima?
Ja, da verdient man ganz ordentlich. Aber alles hat seinen Preis.

Als Landwirt hat man auch viele Vorteile von denen andere nur träumen, nicht vergessen!
Emil wird das jetzt wieder als Gejammer auffassen und mir empfehlen den Beruf zu wechseln, aber egal:

Du scheinst eine falsche Vorstellung des Berufsbildes zu haben.

Wir haben eine Chance pro Jahr alles so richtig zumachen wie es geht, Korrekturen sind nicht möglich. Gleichzeitig gibt dir ekiner auhc nur irgend eine Versicherung was in Zukunft ist (kein Regen, doch regen? wie ist das Wetter in 2 Monaten? Wie werden sich die Pflanzen entwickeln? gibt's drei tage vor der Ernte Hagel und alles ist hin): willkommen beim Druck und Stress.
Die Natur richtet sich nicht nach Kalender und Uhr: willkommen bei der unbegrenzten Arbeitszeit, die bei 60h in der Saison schon Freitags voll ist und dann geht man trotzdem noch Samstag und Sonntag auf Arbeit.

Tja, mein Arbeitsklima wird maßgeblich von Brüssel und Berlin bestimmt, ändern kann ich es nicht.
Was machen wir wenn die Energie und damit Düngerpreise weiter steigen?
Ich weis es nicht.
Aktuell beschäftige ich mit damit welche Kulturen wir großhungern können, da kommt man sich vor wie die Hungerhilfe in Afrika.
Was tun wir wenn weitere Pflanzenschutzmittel wegfallen?
Überaschen lassen, meist fallen sie von heute auf morgen weg und dann mus man eben sehen wie man mit dem Rest zurecht kommt.
Wir haben zum Glück keine Tierhaltung. Unsere Nachbarn schon. Deren Hähnchenstall steht leer.
Der Leerstand ist günstiger als Gas und Futter zu kaufen

Alles nicht das was man sich von seiner täglichen Arbeit wünscht: Mangel und rote Zahlen verwalten.

Trotzdem mache ich den beruf, weil er mir Spaß macht:
Jetzt im Herbst wenn die Saat aufgeht, der Tau an den Blattspitzen hängt und bei der Bonitur die Sonne aufgeht :rot:
Im Juni wenn sich der Weizen in der Blüte im Wind wiegt (Gerste sieht noch toller aus, aber die haben wir nicht) und man nebendran den Rüben beim Wachsen zusehen kann :rot:
Oder Im Sommer wenn alles reif ist, der Weizen knackt und man dann die Drescher losschickt und der erste Wagen Weizen in Silo prasselt.
Da vergisst man die ganzen Sorgen, steht da, grinst über beide Ohren und freut sich einfach. :)

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3058

Beitrag von Manfred » Sa 16. Okt 2021, 20:47

Ja. Ich denke, das steckt in allen von uns. Die Freude, etwas wachsen und gedeihen zu sehen, all die Tiere, die Pflanzen, den Boden mit seinen Mikrolebewesen.
Schade, dass so viele Menschen den Kontakt dazu verloren haben und jetzt versuchen, diesen Verlust durch irgendwelche Extreme zu kompensieren.
Deshalb bin ich so froh um jeden, der Selbstversorgung betreibt. Das erdet und führt zu einem Lernprozess.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3059

Beitrag von Manfred » Sa 16. Okt 2021, 21:22

"Studie der Universität Wageningen sieht erhebliche Einbußen bei der landwirtschaftlichen Produktion in Europa"

https://www.iva.de/newsroom/pressemitte ... schaetzung

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3060

Beitrag von emil17 » Sa 16. Okt 2021, 21:50

Oelkanne hat geschrieben:
Sa 16. Okt 2021, 14:07
sorge dafür dass die Produkte angemessen bezahlt werden und du hast dieses Problem nicht mehr. Oder bekomme Lebensmittel zum Weltmarktpreis zu Weltmarktbedingungen
Jetzt bekommen wir trotz Subventionen Lebensmittel in Weltmarktqualität. Entscheiden ob ich die Landwirtschaft subventionieren will oder nicht kann der Steuerzahler nicht, das erfolgt automatisch. D.h. selbst wenn ich Bio-Lebensmittel zum doppelten Preis kaufe, finanziere ich als Steuerzahler die anderen mit, die auf eine Art produzeren, die ich nicht fördern will.
Aus Sicht vieler Bauern mag es sein, dass sie das Gefühl haben, sehr viel Bürokratie sei nur der produktionserschwerenden Umweltauflagen wegen. Aber wenn man den Zustand der Umwelt in den Gebieten ansieht, die von intensiver Landwirtschaft dominiert werden, dann liegt da noch manches im Argen. Folglich setzen die Subventionen falsche Anreize.

Die Forderung nach angemessener Bezahlung ist in Ordnung, aber bitte vergesst nicht, dass Slogans wie "Geiz ist geil" oder "Ich bin doch nicht blöd" von deutschen Marketingspezialisten erfunden worden sind.

In der Schweiz funktioniert das mit Umwelt und Landwirtschaft im Berggebiet ziemlich gut, weil dort der Bedingungen wegen gar nicht beliebig intensivert werden kann. Es mag auch eine Rolle spielen, dass unser Nationalheld Tell, den es vermutlich gar nie gegeben hat, Bergbauer war, und dass 70% der Landesfläche Berggebiet ist.
Dort bezahlen wir sehr viel für relativ wenig Produktivität, und die Leistungen der Berglandwirtschaft für die Allgemeinheit sind sichtbar und politisch breit akzeptiert.
Im Tal gibts die gleichen Probleme wie in der EU: Mehr Geld bitte, und sonst redet uns nicht drein, Artenverluste, Grundwasserbelastungen, das Übliche eben.
Oelkanne hat geschrieben:
Sa 16. Okt 2021, 14:27
Emil wird das jetzt wieder als Gejammer auffassen und mir empfehlen den Beruf zu wechseln, aber egal:
Nö, tut er nicht. Aber glaube nicht, andere Gewerbe hätten keine Probleme. Zum Beispiel die Dumpingpreise beim Detailhandel und bei lokalen Handwerkern durch Konkurrenz aus Deutschland ...
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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