Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Sven2
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4481

Beitrag von Sven2 » Di 11. Okt 2022, 18:32

Tscharlie hat geschrieben:
Di 11. Okt 2022, 16:59

Selbst die jetzt von einem "startup" getestete Idee, Insektenmaden, die mit Essensresten ernährt werden, an Tiere zu verfüttern, ist nicht zielführend, weil auch diese Insekten direkt Menschen als Nahrung dienen können.
Ich habe dazu den Gedanken, dass es vielleicht für die Übertragung von Krankheitserregern, oder besser derren Vermeidung, nicht verkehrt sein könnte die Essensreste durch zwei Mägen zu jagen, bevor sie in dem Magen eines Menschen wieder landen.

Am besten wäre natürlich, es gäbe diese Essensreste gar nicht erst...

Eberhard
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4482

Beitrag von Eberhard » Di 11. Okt 2022, 18:38

Also Gras an Menschen verfüttern, wird nicht viel bringen.
Warum eigentlich nicht?
Unsere fähige Lebensmittelindustrie wird doch über kurz oder lang dazu in der Lage sein, aus Gras leckere Chicken Nuggets, Burger, Würste, Schinken usw. herzustellen und Fertig-"Essen" (Futter) ist doch beliebt und bequem, und wenn man damit auch noch die Welt verbessert ...

Ich wundere mich eh, dass nicht ein Teil des Menschenfutters aus Erdöl gemacht wird.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Tscharlie
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4483

Beitrag von Tscharlie » Di 11. Okt 2022, 18:41

Die "Lebensmittelindustrie" kann keine Lebensmittel herstellen. Das kann nur die Natur für uns erledigen.

Nur weil wir mit ganz wenig Lebensmitteln überleben können, leben wir überhaupt trotz dem Essen was wir uns "gönnen".
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4484

Beitrag von Rohana » Di 11. Okt 2022, 19:38

Eberhard hat geschrieben:
Di 11. Okt 2022, 18:38
Also Gras an Menschen verfüttern, wird nicht viel bringen.
Warum eigentlich nicht?
Weil es nunmal ziemlich viele Stoffe gibt mit denen die menschliche Verdauung nicht klarkommt. Wenn wir Gras fressen könnten, hätten sich unsere Vorfahren wohl kaum an die anstrengende Futterbeschaffung anderweitiger Art gemacht...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4485

Beitrag von penelope » Mi 12. Okt 2022, 08:25

Getreide ist ja letztlich Gras. Baumbus ebenso.

Das Problem ist die Celluluse. Dem Menschen fehlt das passende Enzym, um diese verdauen zu können. Daher können wir nur Gräsersorten bzw die Pflanzenteile mit wenig Zellulose verdauen.

Ich finde, es ist durchaus im Rahmen des vorstellbaren, dass man eine Zubereitungsart findet, in der die Cellulose quasi vorverdaut wird. Schließlich machen wir das mit anderen Lebensmittel auch, was uns nur nicht auffällt, weil es total alltäglich ist. Roggen ist ohne Sauerteig für den Menschen auch kaum zu verdauen. Vor ein paar tausend Jahren war sicher auch der Sauerteig mal was ganz verrücktes neues. Zig Lebensmittel sind erst gekocht für den Menschen verdaulich. Vermutlich haben auch schon in der Steinzeit Menschen in Höhlen gesessen und gesagt "Essen kochen? So ein Quatsch. Wenn das funktionieren würden hätten unsere Vorfahren das schon getan." ;)

Aber mal abgesehen davon, sind Weidetiere auf Grasflächen ja auch nicht das Problem, sondern in Ställen gehaltene Tiere, die auf guten Äckern angebautes Futter bekommen. Leider ist das eben das die Regel und Weidehaltung die Ausnahme.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4486

Beitrag von Rohana » Mi 12. Okt 2022, 09:27

Das geht halt Hand in Hand. Wir ergänzen das grünlandbasierte Futter nur, das wird ja nicht vollständig ersetzt. Findest du es sinnvoller, Gras in die Biogasanlage zu stecken? Und nochmal, wo ist denn die Nachfrage der Nutzung für menschliche Ernährung für das ganze Futter was angebaut wird *wenn jetzt schon* die Erzeugerpreise für die meisten Speisekulturen ziemlich moderat sind (nicht zuletzt weil fast alles aus dem Ausland billiger kommt)... Was wollt ihr dann da hinbauen, Monokultur Weizen? Wie soll das gedüngt werden ohne Organik?

Kann ja jeder hingehen und sich eine total geile biovegane Landwirtschaft aufbauen wegen mir. Hier passt es weder wirtschaftlich noch macht es in irgendeiner Weise Sinn für unsere Böden oder unsere Ernährung. Mein Biokollege im Norden macht ziemlich einen auf vegan, der kann sich das aber leisten weil a) er ganz andere Böden hat die zu den leistungsfähigsten in Deutschland gehören, die können das kompensieren und b) er durch Verträge für ziemlich seltene Kulturen gut bezahlt wird. B fällt weg wenn's jeder macht, A haben die wenigsten.
Tscharlie hat geschrieben:
Di 11. Okt 2022, 18:26
Lustig.

Was ißt ein Steinzeitmensch wohl? Kartoffeln? Dann sollte er Lama und Meerschweinchenfleisch dazu essen.

Oder Wildschweinfleisch, dann aber mit Einkorngetreide.

Aber ist schon gut, jeder kann Pipi langstrumpf sein und sich seine Welt machen wir er/sie will.
Meine Tochter ist 3 und kennt weder Pipi Langstrumpf, noch irgendwelche Ernährungslehren.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4487

Beitrag von Eberhard » Mi 12. Okt 2022, 09:48

Dass ich bei meinen Sätzen die Ironie eingeschaltet hatte, hat womöglich jemand bemerkt. Ich sprach ja wörtlich von Futter, nicht von Lebensmitteln. Auch nicht davon, das Gras unmittelbar zu essen.

Aber Tofu & Co. wachsen auch nicht zum Pflücken auf dem Baum, Bier und Cola kommen nicht aus dem Brunnen. Die Verarbeitung von irgendwelchen Ausgangsstoffen zu etwas Verwertbarem ist doch allgegenwärtig, es gibt eine riesige Palette an verfügbaren Stoffen, die dann dem Ganzen auch etwas Farbe, Geschmack und Struktur geben. Bei Vitaminen und Mineralstoffen, deren Anteil in Lebensmitteln durch die Erfolge der industriellen Landwirtschaft langfristig abgenommen hat (seit dem 2. Weltkrieg um teilweise 80 Prozent), ist es doch normal geworden, dass man sich die aus Apotheke und Drogerie holt.

Und wenn wir zu Mond und Mars fliegen wollen, soll doch keiner erzählen, wir könnten nicht etwas Zellulose und Lignin so aufspalten und verändern, dass das Ergebnis nicht nur den Bauch als Ballaststoffe füllt, sondern auch etwas Energie liefert.
Es ist nicht nur Fiktion: Clean Meat – Ist Laborfleisch die Zukunft?

Nebenbeibetrachtung: Während ein Drittel der Weltbevölkerung mit Hunger zu tun hat, setzen sich die anderen zwei Drittel mit Übergewicht und resultierenden Folgen auseinander. Da kann doch etwas gestrecktes Futter ganz hilfreich sein, so als medizinische Vorsorge.
Das kann nur die Natur für uns erledigen.
Der Anteil der Menschen und Tiere, die sich unmittelbar aus der Natur ernähren, nimmt ständig ab.
Wenn ich einkaufen gehe, sehe ich nicht selten Einkaufswagen, die voll von Katzenfutter sind, der Eigenanteil für den Einkäufer selber ist da gering. In den Plastedosen sind bestimmt keine puren Mäuse. Und sage mir einer, die Menschen wären beim Futter klüger als Tiere.
Um die Realität zu sehen, muss man die Augen aufmachen.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4488

Beitrag von penelope » Mi 12. Okt 2022, 10:32

Rohanna, ich habe nur allgemein und mit keinem Wort über euren speziellen Betrieb geschrieben.

Und ganz allgemein:
Auch Gras ist natürlich nicht gleich Gras. Zwischen einer artenreichen Wiese, die nach der Blüte gemäht wird und einer Fläche, die rein mit einem speziell gezüchteten Weidelgras eingesät wird, von der es bis zu fünf Schnitte im Jahr gibt und die natürlich entsprechend gedüngt wird, liegen Welten.
Sicherlich kann man tierische Lebensmittel auch sehr umweltfreundlich „produzieren“, wenn man Weidetiere auf artenreichen Dauergrünland hält. Fakt ist aber: das sind winzigste Ausnahmen, die in Bezug auf den gesamten Fleischkonsum kein Stück ins Gewicht fallen.

Und ob ich es sinnvoll finde, Gras oder Ernten, die für die menschliche Ernährung nicht geeignet sind, in die Biogasanlage zu stecken?
- Der durchschnittliche Deutsche isst so viele tierische Produkte, dass es der Gesundheit schadet. Übergewicht ist ein enorm großes Problem in den Industrieländern.
- Tiermast findet bis auf wenige, kaum ins Gewicht fallende Ausnahmen, unter Bedingungen statt, die für die Tiere ein erhebliches Leid verursachen.
- In den überwiegend verbreiten Formen der Tierhaltung entstehen in einem schädlichen Ausmaß Stoffe wie Methan und Nitrat. Es besteht dazu eine große Gefahr in Bezug auf die Entstehung von antibiotikaresitenten Keimen und die Verbreitung von Seuchen.
- Die verbreitete Form der Tierhaltung hat einen sehr großen Verbrauch an Wasser und Energie.
- Auf der anderen Seite haben wir einen zunehmend großen Bedarf an regenerativer Energie.
Selbstverständlich finde ich eine Biogasanlage sinnvoller als konventionelle Tierhaltung. Mehr oder weniger alles ist sinnvoller als das.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4489

Beitrag von strega » Mi 12. Okt 2022, 15:56

Gras.... was genau bedeutet das? Gibt ja auch 1001 verschiedene Sorten, oder?

Njaa, ich hab junge Birkenblätter fermentiert wie Sauerkraut, schmeckt genial und ist echtes superfood.......

wenn sowas mit bestimmten Gräsern sich anbietet, warum nicht?
Klaro schreien dann die Fleischfressenden sogenannten sapiense auf, das sei ja Hasenfutter, sie fressen aber lieber die Hasen......
aber ich stell mich lieber vielfältig auf, anstatt nur auf Gekauftes sehr domestiziertes und degeneriertes und verzüchtetes zu bauen....

Natur nährt einfach konkurrenzlos genial und da gibts noch eine Menge unentdeckte Möglichkeiten, oder halt vergessene Möglichkeiten
vergessen deswegen, weil irgendwann wer hergegangen ist und gesagt hat das rentiert doch nicht...................................

fragt sich halt was rentiert, wirklich, für die Gesundheit aller Beteiligten, also Böden, Tiere, Mensch, Universum.....
und Gesundheit ist nicht eben nur knapp unter den erlaubten Schadstoffwerten bleiben bei irgendwelchen Nahrungsmitteln und so genannten Nahrungsmitteln, das ist unendlich mehr
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4490

Beitrag von emil17 » Mi 12. Okt 2022, 20:05

penelope hat geschrieben:
Mi 12. Okt 2022, 08:25
Getreide ist ja letztlich Gras. Baumbus ebenso.
Schon, aber das hilft zum Verständnis physiologischer Vorgänge genauso nicht weiter wie es einem Architekten nicht weiterhilft, wenn er weiss, dass Beton letztlich Kies und Sand ist. Von unseren Nahrungspflnzen wissen wir, dass die wesentlichen Unterschiede der Verwendbarkeit auf Stufe Unterart oder Sorte zu finden sind - esse mal wilde Möhren oder Holzäpfel.
"Gras" ist eine Art pflanzlicher Biomasse, die nur von Blattfressern gut verwertet werden kann. Dabei spielt dann die Pflanzensystematik keine so grosse Rolle. Kühe fressen gerne Wegerich. Löwenzahn und anderes Zeugs, das systematisch kein Gras ist, aber eben Grünfutter. Mit Bambus oder Schilf wirst du jedoch Kühe nicht füttern können, obwohl Kühe Gras fressen und das Gräser sind. Getreide wollen wir wegen der Körner, nicht wegen dem Laub - obwohl man Getreide gut im Grasstadium mähen und verfüttern könnte.

penelope hat geschrieben:
Mi 12. Okt 2022, 08:25
Das Problem ist die Celluluse. Dem Menschen fehlt das passende Enzym, um diese verdauen zu können. Daher können wir nur Gräsersorten bzw die Pflanzenteile mit wenig Zellulose verdauen.
Auch hier ist die Sache viel komplizierter.
Zellulose ist zusammen mit Lignin er Universalbaustoff der Pflanzen und damit mengenmässig der bedeutendste Naturstoff der belebten Welt.
Seltsamerweise können nur gewisse Bakterien und Pilze Zellulose enzymatisch abbauen, sowie gewisse Mollusken. Selbst Pflanzen können ihre einmal erzeugte Zellulose selbst nicht mehr abbauen, bzw. sie können es, wenn es um den Umbau lebender Zellwände geht, aber nicht, um einmal gebildetes verholztes Festigungsgewebe wieder anderswo verwerten zu können. Dabei wäre das von grossem Vorteil, wenn sich eine Pflanze zur Winterruhe ganz einziehn könnte. Stattdessen wird alles Verwertbare aus den Blättern und Stengeln heruasgezogen und diese vertrocknen dann.

Die Pflanzenzüchtung hat sehr viel getan, um Sorten zu züchten, die weniger Cellulose und statt dessen mehr (für die Pflanze gleich teure) Stärke erzeugen. Der oft grosse Aufwand in scheinbar nutzlose Strukturen, den die Pflanzen treiben (Fichtenzapfen, Grannen gewisser Getreidearten usw.) deutet aber darauf hin, dass Cellulose für Pflanzen nicht limitierend ist, ausser vielleicht bei etremen Schattenpflanzen.
Tiere (und menschen) beruhen auf Proteinen auch als Bausubstanz, deshalb ist Zellulose ziemlich nutzlos, wenn man wachsen will. Deshalb hat sich die Fähigkeit, Zellulose verdauen zu können, in der Evolution wohl nicht als lohnend erwiesen, obwohl es natürlich ein reizvolles Gedankenspiel ist, mit Stroh und Totholz das Welternährungsproblem lösen zu können.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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