Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10843
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4771

Beitrag von emil17 » So 3. Mär 2024, 17:07

Rohana hat geschrieben:
So 3. Mär 2024, 13:59
Sachgemässe Bewirtschaftung IST gelebter Natur-Schutz.
Nehmen wir mal an, dass das sogar stimmt. Wer definiert sachgemäss? Der Betriebswirt wird immer auf mehr Effizienz tendieren, und darauf achten, dass diffusee Bewirtschaftungsziele wie "Naturschutz" die Rentabilität nicht gefährden.
Wenn der Betriebswirt selbst definiert was sachgemäss ist, dann dürfen lästige Tatsachen wie Artenschwund auf landwirtschaftlichen Nutzflächen oder Nitratbelastung des Trinkwassers keine Bedeutung haben, bzw. "der Kunde will es so" oder "das geht halt nunmal nicht". Wer das nicht gelten lässt der ist gegen "die" Bauern.
Das ist dann so wie wenn der Autofahrer statt die Polizei entscheidet ob er sich an die Regeln gehalten hat.

Ganz abgesehen davon ist es Unsinn, Dinge zu fördern, die man nicht födern möchte. Will man, dass viel Sprit auf Äckern verfahren wird? Wenn nein, dann nicht Agropdiesel verbilligen, sondern direkt Geld dafür geben, dass das Land so bewirtschaftet wird, dass als förderungswürdig erachtete Nebenziele, wie etwa Biodiversität, betriebswirtschaftlich lohnend werden. Welches die Ziele sind, muss rechtsverbindlich und verlässlich definiert sein und nicht alle drei Jahre ändern. Ob ein Ziel erreicht worden ist, darf nicht derjenige beurteilen, der die Arbeit macht und Anspruch hat.
Rohana hat geschrieben:
So 3. Mär 2024, 13:59
Wenn man anfängt die grosse Rechnung aufzumachen riskiert man halt auch dass die Bauern nein sagen. Nein danke, kein Bock für euch den Depp zu spielen, auch nicht gegen Bezahlung. Macht ihr mal selbst.
Dieser Schuss könnte nach hinten losgehen. In einer Gesellschaft mit Gewerbefreiheit muss keiner etwas machen, was er nicht will. All die Tante-Emma-Läden, Dorfschuhmacher, Dorfkneipen usw. wurden auch nicht gefragt ob sie aufhören wollen.
Eingehehd zum thema siehe z.B. hier
Zitat aus dem Link:
Jahrzehntelang kennzeichnend für die Agrarpolitik des Bundes war die Verhinderung von Reformen. Beispielsweise wurde die starke Nitratbelastung des Grundwassers infolge von Massentierhaltung nicht nur hingenommen, sondern gegen EU-Vorschriften hinhaltend verteidigt. Bis die EU Deutschland mit massiven täglichen Strafzahlungen drohte. Mit anderen Worten: Auf Druck des Bauernverbands wurde die Vergiftung der Wasserversorgung für die gesamte Bevölkerung hingenommen. Von der EU erzwungene neue Düngeregeln führten zu einer Radikalisierung in Teilen der Bauernschaft, die sich in neuen Bewegungen wie 'Land schafft Verbindung' äußert. Die Bauernlobby fordert vom Bundeslandwirtschaftsministerium - dem einzigen Ministerium für einen einzelnen Wirtschaftszweig - letztendlich, wie lange Jahre zuvor als einseitige Lobby-Organisation tätig zu sein.


Die grössten Feinde der Bauern sind übrigens andere Bauern; das Hofsterben ist hauptsächlich durch gnadenlose Effizienzsteigerung angetrieben. Die Grossen fressen die Kleinen. Da könnten bezahlte Nebenleistungen wie Biodiversität, Landschaftsschutz usw. Entlastung bringen, denn die lassen sich nicht so gut durch schiere Grösse effizienter ausführen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10843
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4772

Beitrag von emil17 » So 3. Mär 2024, 17:28

Mal was anderes:
Offenbar möchte das deutsche Umweltministerium langfristig Holzheizungen unterdrücken, wegen Feinstaub und "weil es für die Umwelt nützlicher wäre, wenn das CO2 als Biomasse gebunden im Wald bliebe".
Mindestens hat in einer ARD-Sendung zum Thema sich ein hoher Beamter in diesem Sinne dazu geäussert.
Es geht mir hier nicht um Feinstaub. Das lässt sich technisch in den Griff bekommen.
Wie das mit dem CO2 bei nachwachsenden Brennstoffen sein soll, so geht der gute Mann offenbar davon aus, dass das Holz immer und ewig im Wald bleibt, wenn es keiner rausholt und verbrennt. In so einem Wald wachsen ja pro Hektar und Jahr 4 bis 10 Festmeter Holz je nach Standort zu. Also 1 bis 2.5 Tonnen Kohlenstoff, die der Atmosphäre entnommen werden, nicht wahr? Wenn man das einfach rausholt und verbrennt, werden ja die Klimaeffekte des Waldes unterlaufen!
Was passiert denn eigentlich mit dem Zuwachs, wenn ihn keiner aberntet? Das sollte man wissen, bevor man solchen Brösel behauptet. Als Chefbeamter eines Umweltministeriums ist man da auch ein wenig mehr in der Verantwortung, als am Stammtisch der Dorfkneipe.
Ich würde eigentlich von solchen "Fachleuten" mehr Fachwissen erwarten.
Einen Förster fragen könnte schon helfen.

Noch vor zwanzig Jahren wollte man Ackerland zur Biomassegewinnung für Energiezwecke nutzen, und jetzt will man aus dem gleichen Grund (Klima) auf die Nutzung von dem verzichten, was ganz von alleine und ohne Flächenkonkurrenz wächst.
Herr. lass Verstand vom Himmel fallen! Aber ziel gut! Der da ist es!
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5357
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4773

Beitrag von Rohana » So 3. Mär 2024, 18:17

emil17 hat geschrieben:
So 3. Mär 2024, 17:07
Ganz abgesehen davon ist es Unsinn, Dinge zu fördern, die man nicht födern möchte. Will man, dass viel Sprit auf Äckern verfahren wird?
Es wird ja auch keine Alternative gefördert. Warum? Weil es keine gibt - ausser Pferdekraft :engel:

Und egal was "man" so will, der Boden bearbeitet sich nicht von alleine. Selbst bei No-Till nicht.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

woidler
Administrator
Beiträge: 787
Registriert: Fr 16. Aug 2013, 00:03

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4774

Beitrag von woidler » So 3. Mär 2024, 19:02

Für die Pferdekraft brauchts dann aber auch Treibstoff in Form von Hafer und sonstigem Getreidekraftfutter und Heu, oder Gras. Da müsste man mal ausrechnen , wieviel Raps man anbauen muß , um mit dem dann hergestellten Rapsöl, einen Traktor zu betreiben, den man für die Bewirtschaftung von 10 ha zB Getreide braucht und was man an Pferdefutter braucht, wenn man die gleiche Fläche mit Pferden bewirtschaftet. Wobei man die Zahl der Rösser im AUgen haben sollte, weil man ja für diverse Arbeiten zB Ernten nicht beliebig viel Zeit hat ....

Ferry
Beiträge: 675
Registriert: Fr 7. Mär 2014, 08:40

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4775

Beitrag von Ferry » So 3. Mär 2024, 19:33

Tja, ganz so einfach ist die Rechnung nicht. Das was beim Pferd vorne reinwandert wandert hinten auch wieder raus und gibt Dünger. Das kann ein Traktor nicht. Wenn du ganz genau sein willst musst du die Energie für die Herstellung des Traktors mit einrechnen.

Die Bewirtschaftung der Ackerflächen kann eine ganz andere sein wenn du mit Pferd arbeitest und niemand zwingt dich mit einem Schlag ALLES mit Pferd zu machen. Aber jeder Arbeitsschritt mit Pferd spart Sprit und ist befriedigender.
Ich hab schon auf nem 160PS Schlepper gesessen und gepflügt und auch (wesentlich öfter) mit Pferd. Klar ist der Pferdepflug körperlich anstrengender, aber matschiger im Hirn war ich nach dem riesigen Traktor!

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10843
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4776

Beitrag von emil17 » So 3. Mär 2024, 20:14

Mir ging es nicht darum dass man ohne Maschinen Land bewirtschaften soll. Aber man soll das direkt fördern, was man möchte, nicht indirekt indem man etwas fördert was man für das braucht was man eigentlich möchte. Und man soll Leistungen abgelten, nicht Verbrauch verbilligen.
In dem Falle, eine nachhaltige Bewirtschaftung mit Nebenzielen wie mehr Biodiversität, sauberes Grundwasser usw. Bei hohen Dieselpreisen wäre dann der Anreiz da, dies mit möglichst wenig Treibstoff zu erledigen. Wird Treibstoff verbilligt, fährt man für alles mögliche rum, weils eben wenig kostet.

Bei uns ist das jettzt gut am Strom zu sehen. Seit Jahrzehnten schon gibts Aufrufe zum Sparen, Ersatz uneffizienter Geräte auch in Industrie und Gewerbe. Und erst jetzt, wo Strom deutlich teurer geworden ist, rechnet sich das plötzlich und es wird gemacht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5357
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4777

Beitrag von Rohana » So 3. Mär 2024, 20:17

Zeit ist halt der Schlüssel. Es müssten viel mehr Personenzeitstunden aufgewendet werden um x ha zu pflügen mit Pferdekraft. Bei unserem Boden wäre das eh eine Strafarbeit für die armen Gäule, da bin ich nicht böse dass es ein Traktor macht, aber trotzdem gäbe es das ein oder andere was man sicher auch mit Pferd erledigen kann.

Emil: Beim Einsatz für Feldarbeiten kann man nur sehr bedingt Sprit sparen. IdR ist schon alles optimiert was optimierbar ist, weil Sprit so oder so nicht umsonst ist (und auch Treckerstunden nicht...). Ob er nun viel oder weniger kostet ist total wurscht weil Arbeit X eben erledigt werden muss. Ich weiss echt nicht was ihr euch da vorstellt!
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10843
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4778

Beitrag von emil17 » So 3. Mär 2024, 21:11

Rohana hat geschrieben:
So 3. Mär 2024, 20:17
Ob er nun viel oder weniger kostet ist total wurscht
Warum dann der Aufstand?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Bernd Belgien
Beiträge: 249
Registriert: Do 21. Dez 2023, 19:39
Wohnort: St Vith

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4779

Beitrag von Bernd Belgien » So 3. Mär 2024, 22:28

Warum nicht?

Streiken können die nicht mal eben für ein paar Euro mehr pro Stunde.

Benutzeravatar
Nordhang
Beiträge: 629
Registriert: Mi 24. Nov 2010, 11:33
Wohnort: CW

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4780

Beitrag von Nordhang » Mo 4. Mär 2024, 05:20

emil17 hat geschrieben:
So 3. Mär 2024, 21:11
Rohana hat geschrieben:
So 3. Mär 2024, 20:17
Ob er nun viel oder weniger kostet ist total wurscht
Warum dann der Aufstand?
Der Punkt ist lohnt sich für den Produzenten am Ende die Arbeit. Investitionen von Geld und Zeit und wie hoch sind Abhängigkeiten bei einzelnen Kulturen. Überspitzt gesagt: Lohnt sich keine Milchkuhhaltung, wechsele ich auf Hirsche und treibe sie einmal im Jahr zusammen. Die Produktivität pro ha sinkt zwar extrem aber für den einzelnen Erzeuger wäre entscheidend was er am Ende im Geldbeutel hat. Das Gegenbeispiel ist die Zuckerrübe. Viele teure Maschienenarbeit, Abhängigkeit von einer Fabrik und dem Weltmarktpreis für Zucker.

Antworten

Zurück zu „Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion“