Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3541

Beitrag von emil17 » So 16. Jan 2022, 18:25

Man sollte bei dieser Diskussion, ungeachtet der persönlichn Position, bitteschön gewisse Prinzipien der schlichten Logik beachten:
a) wer behauptet, sollte das belegen können
b) gestellte Fragen beantworten, nicht Fragen die nicht gefragt wurden
c) nicht den anderen persönlich angreifen, wenn der einen anderen Standpunkt vertritt
d) nicht dem anderen Behauptungen unterstellen, die er/sie nicht gemacht haben

am konkreten Beispiel:
Manfred hat geschrieben:
So 16. Jan 2022, 14:28
"penelope hat geschrieben:
Produktion UND Konsum von tierischen Lebensmitteln in dem Ausmaß, den wir aktuell im Schnitt in den Industrienationen haben, ist nicht nachhaltig und verträglich zu gestalten. "

Das ist wieder so eine ideologische Aussage, die jede sachlichen Grundlage entbehrt.

Man mag über die Art und Weise eines Teiles der heutigen Tierproduktion streiten können und über ihre räumliche Verteilung,
aber die Aussage, das Ausmaß und der Konsum tierischer Lebensmittel sein nicht nachhaltig und verträglich ist schlicht und ergreifend falsch."
Hier wurde schicht und ergreifend die Behauptung geändert, nämlich das "in dem Ausmaß, den wir aktuell ..." weggelassen,
und daraus wird pauschal
"Das ist wieder so eine ideologische Aussage, die jede sachlichen Grundlage entbehrt."

Dann kommt eine Begründung, warum tierische Nahrungsmittel nachhaltig sein können (was nicht bestritten wurde), und dann der Vergleich mit den Massai oder Inuit - was nur funktioniert, wenn man die Bevölkerungsdichten der von diesen Völkern in traditioneller Lebensweise besiedelten Naturräume beachtet.
Dieser Einwand kam dann von Dritten,
worauf man dann rasch das Thema wechselt "Ein schönes Beispiel zum Thema kurzsichtiges und weitsichtiges Denken: " und dann kommen Einschusslöcher von Kampfflugzeugen.

Diese Art Diskussionsführung ist nicht optimal, um weiterzukommen, um es mal nett zu sagen.
Ideologisch verbrämt und auf dem weltanschaulichen Ross und unbelehrbar sind aber natürlich diejenigen, die nachfragen und nicht einfach glauben.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3542

Beitrag von emil17 » So 16. Jan 2022, 18:35

Rohana hat geschrieben:
So 16. Jan 2022, 12:26
emil17 hat geschrieben:
So 16. Jan 2022, 09:43
Tatsachen sind, dass Regenwälder eher deshalb abgeholzt werden, weil die Landwirtschaft in den Industrieländern Futtermittel zur "Deckung der Eiweisslücke" importiert, die auf gerodeten Flächen angebaut werden, und so mithilft, dden Bedarf nach gerodeten Flächen zu erzeugen. Kauf der Flächen durch NGOs ist eine Massnahme, um wenigstens Restflächen zu erhalten.
Vielleicht sollten sich die NGOs lieber darum bemühen den Landwirten dabei zu helfen im Inland die Eiweisslücke zu schliessen statt Regenwald zu kaufen :roll: abgesehen davon: Es ist doch wurscht was wo nachgefragt wird, solange dort die Ressource Ackerland durch Raubbau am Wald abzugreifen ist, wird es Leute geben die das tun, Eiweisslücke hin oder her. Also etwas kurz gedacht das den deutschen Landwirten in die Schuhe schieben zu wollen.
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass die deutschen Landwirte allein an der Regenwaldmisere schuld seien. Das kann schon wegen den Flächengrössen nicht sein. Aber jede Nachfrage nach Produkten, die gewinnbringend auf gerodeten Flächen erzugt werden können, trägt dazu bei.
Die Aussage ist übrigens im Zusammenhang damit zu sehen, dass ein Landwirt und Tierhalter "den" (welchen? warum?) NGOs pauschal vorwirft, an der Zerstörung des Regenwaldes ursächlich schuld zu sein, und pampig wird, wenn ich das nicht einfach so glaube. Da ist eine Reaktion wie "mach erst vor der eigenen Tür sauber, bevor du anderen solche Dinge vorwirfst" doch legitim?

Was die NGOs betrifft; jeder hat die Freiheit eine NGO zu gründen und deren Zielsetzung festzulegen, genauso wie er die Freiheit hat, irgend ein legales Gewerbe nach seinem Belieben auszuüben. Dann muss er sich bloss noch bemühen, genug Leute zu finden die das Anliegen unterstützen. Das ist insofern eine feine Sache, als dass ich mit etwas Geld gezielt Dinge unterstützen kann, für die ich weder Zeit, noch Kraft, noch Wissen habe.
Die NGOs haben zudem den Vorteil, dass sie weniger dem Lobbyismus und den politischen Parteien ausgesetzt sind. Will heissen, dass sie im guten Fall nicht käuflich sind. Da muss man allerdings genau hinschauen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3543

Beitrag von woidler » So 16. Jan 2022, 20:13

Die EU hat aktuell eine "Entwaldungsfreie Lieferketten" Verordnung in der Gesetzgebungspipiline.EU Nr.995/2010 COM 706 final (?)

Danach soll jeder , der in der EU Rohstoffe und Produkte wie Holz.Palmöl,Soja. Rindfleisch, Kakao und Kaffee "in den Verkehr bringt",daß diese
Produkte nicht im Rahmen oder als Folge von Entwaldungsmaßnahmen erzeugt wurden. Da ist dann bei den jeweiligen Firmen eine entsprechende
Entwaldungsrisiko-Analyse notwendig.
Bei einer Zuwiderhandlung sollen Bußgelder bis zur Höhe von 4% des Firmenjahresumsatzes anfallen , sowie Beschlagnahme der Waren.

Mal schauen was draus wird .

Für die heimische Wirtschafts könnte es ja bezüglich Soja und Rindfleisch in beide Richtungen interessant werden.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3544

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » So 16. Jan 2022, 21:14

woidler hat geschrieben:
So 16. Jan 2022, 20:13
Die EU hat aktuell eine "Entwaldungsfreie Lieferketten" Verordnung in der Gesetzgebungspipiline.EU Nr.995/2010 COM 706 final (?)

Danach soll jeder , der in der EU Rohstoffe und Produkte wie Holz.Palmöl,Soja. Rindfleisch, Kakao und Kaffee "in den Verkehr bringt",daß diese
Produkte nicht im Rahmen oder als Folge von Entwaldungsmaßnahmen erzeugt wurden. Da ist dann bei den jeweiligen Firmen eine entsprechende
Entwaldungsrisiko-Analyse notwendig.
Bei einer Zuwiderhandlung sollen Bußgelder bis zur Höhe von 4% des Firmenjahresumsatzes anfallen , sowie Beschlagnahme der Waren.

Mal schauen was draus wird .

Für die heimische Wirtschafts könnte es ja bezüglich Soja und Rindfleisch in beide Richtungen interessant werden.
Wald abbrennen, ein zwei Jahre für die Chinesen Soja/Mais anbauen
an Strohmann als Ackerland verkaufen
Für Europa produzieren.

Die Leute dort sind doch auch nicht doof und irgend ein Zertifikat ist in einer Bananenrepublik gerade Mal das Papier wert auf dem es steht.
Die EU wäre auch schön blöd wenn sie die Quelle für preiswerte tierische Lebensmittel selbst zudreht.
Das ist wie bei den GVO:
Anbau: never ever
Einfuhr: kein Problem, gerne mehr

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3545

Beitrag von Manfred » So 16. Jan 2022, 22:15

Zumal in vielen Regionen Bewaldung die Folge ökologischer Zerstörung ist und eine solche alleine durch ihre Pauschalität unsinnige Regelung die Wiederherstellung der Ökosysteme verhindern würde, womit wir wieder bei obigem Thema wären.
Kurzsichtige Richtliniensetzung führt praktisch immer zu mehr Schaden als Nutzen.
Unter dem Strich werden weitere Millionenbeträge aus den Agrarbudgets in die Taschen der Zertifizierer (wo in den Aufsichtsräten gut entlohnte NGO-Lobbyisten und Politiker sitzen) umgeleitet und die Naturzerstörung weiter befeuert.

Sven2
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3546

Beitrag von Sven2 » So 16. Jan 2022, 22:47

Ich gehe jetzt davon aus, dass damit die Abholzung von Regenwälder in Südamerika gemeint sein soll, und ich gehe davon aus dass diese tendenziell schon der natürliche Standort für dieses Ökosystem ist?

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3547

Beitrag von emil17 » Mo 17. Jan 2022, 09:12

Du kannst die Äusserung von Manfred nur verstehen, wenn du seine etwas eigenwillige Definition von natürlichem Ökosystem kennst, Stichwort Megaherbivorentheorie. Ob irgendwo Wald wäre oder nicht, hängt vor allem vom Klima ab.

In diesem Fall ist es sowieso unwesentlich, weil die EU ja damit bewirken will, "daß diese Produkte nicht im Rahmen oder als Folge von Entwaldungsmaßnahmen erzeugt wurden" (Zit. woidler).
Der Begriff "natürliches Ökosystem" wird nicht verwendet, denn das ist nicht immer leicht festzustellen, zumal es ja auch verschiedene Waldtypen gibt.
Entwaldung bewirkt stets eine riesige Freisetzung von CO2, und eine viel höhere Anfälligkeit der betroffenen Flächen auf Bodendegradierung und Erosion. Dabei ist es erst mal unerheblich, ob der entfernte Wald das natürliche Ökosystem war oder nicht. Das ist auch bei der nationalen Gesetzgebung bezüglich Waldrodung in europäischen Ländern so.

"eine solche alleine durch ihre Pauschalität unsinnige Regelung die Wiederherstellung der Ökosysteme verhindern würde" (zit. manfred) ist als Kommentar natürlich genauso pauschal und unsinnig.
Aus Sicht der Biodiversität und auch der Ökosystemfunktionen ist es ebenso eine Katastrophe, wenn man Primärwald rodet und dort Eukalypten, Pinus radiata oder andere kurszfristig sehr produktive Baumarten in Reinkultur anbaut, obwohl man dann ja behaupten kann, es sei nicht entwaldet worden.

Die EU versucht damit auf den Vorwurf zu regieren, man exportiere Umweltprobleme einfach nach irgendwo, damit man selber nicht roden muss. Dieser Vorwurf trifft.

Ich befürchte, Oelkanne hat mit seinen Befürchtungen recht. Es braucht nicht mal Strohmänner, man kann ja den Europäern die Ware von länger bestehenden Flächen liefern und den nicht so heiklen Ländern die der frisch entwaldeten Flächen. Dann macht man noch ein paar Tochterfirmen, die sich das Zeug gegenseitig deklarieren und liefern, und kann behaupten, man halte sich an die gesetzlichen Vorgaben des jeweiligen Landes, habe aber auf die Zulieferer keinen Einfluss und könne sich nur auf deren Angaben verlassen. Dann noch etwas umetikettieren und mischen, und plötzlich braucht es ganz legal keine Herkunftsdeklaration mehr. Diese Art Produkte gibts ja auch zur Genüge in Europa, etwa Schwarzwaldschinken aus niedersächsischen Mastschweinen oder Bündner Trockenfleisch aus brasilianischen Rindern. Es erzeugt zu Recht bei den Konsumenten das Gefühl, verschaukelt worden zu sein. Als Folge davon kommen einerseits die Bauern schlechter weg als sie es sind, und man kauft das Billigste, weil eh alles gleich aussieht.

Abhilfe schafft deshalb nur der Verzicht auf Produkte, etwa Palmöl und Soja (direkt als Futter- oder Nahrungsmittel oder indirekt als damit erzeugtes Fleisch oder Milchprodukt). Das ist im Einzelfall sehr kompliziert festzustellen.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3548

Beitrag von Rohana » Mo 17. Jan 2022, 10:32

emil17 hat geschrieben:
Mo 17. Jan 2022, 09:12
Abhilfe schafft deshalb nur der Verzicht auf Produkte, etwa Palmöl und Soja (direkt als Futter- oder Nahrungsmittel oder indirekt als damit erzeugtes Fleisch oder Milchprodukt). Das ist im Einzelfall sehr kompliziert festzustellen.
Abhilfe schafft der Verzicht nicht, denn wenn wir es nicht kaufen wird es jemand anderes tun. Wie wär's mit Förderung der heimischen Produktion entsprechend dem was gebraucht wird? Wir können die Eiweisslücke vielleicht nicht zu 100% schliessen, aber dem schon um einiges näher kommen:
- Tiermehlprodukte bzw. Schlachtnebenprodukte dort wieder zulassen, wo es sinnvoll und sicher ist (Fütterung von Schwein und Geflügel)
- Insektenmehlprodukte zulassen bzw. deren Produktion beforschen und fördern
- Anbau von Leguminosen fördern, auch über Züchtung geeigneter Sorten und Abbau bürokratischer Hemnisse (statt Verbot von Pflanzenschutz auf ÖVF)
- Gezielten Ausgleich von Aminosäuren fördern, um die Nachteile heimischer Eiweisspflanzen abzumildern
- Frühe(re)n Schnitt und angemessen Düngung von Grünland (wieder) erlauben

Aber für sowas interessiert sich ja niemand. Einfach XY verbieten und die Landwirte müssen sehen wie sie klarkommen, damit die Produkte weiterhin billig im Regal liegen. Und falls es nicht funktioniert, wird's importiert. :lala:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3549

Beitrag von penelope » Mo 17. Jan 2022, 10:45

Oder man schließt die "Eiweißlücke" von der anderen Seite und verbraucht weniger Eiweiß - insbesondere durch weniger intensive Tiermast.

Natürlich ist dann der Konsum von den Mengen an Fleisch zu den Preisen wie jetzt nicht mehr drin, aber der ist ja eben auch bei jeder anderen Lösung der kritische Punkt.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3550

Beitrag von Sven2 » Mo 17. Jan 2022, 11:33

emil17 hat geschrieben:
Mo 17. Jan 2022, 09:12
Du kannst die Äusserung von Manfred nur verstehen, wenn du seine etwas eigenwillige Definition von natürlichem Ökosystem kennst, Stichwort Megaherbivorentheorie.
Och, ich bin ja schon ein paar Tage Mitleser im Forum und vielleicht ein, zwei mal über die Ansicht gestolpert, ich glaube ich weiß grob wie das gemeint ist ;)

Nein, i h Frage mich eher, ob eben die Megaherbiviorentheorie (unabhängig von den Ansichten ob richtig oder falsch) im Urwald greift, oder ob sie nocht eher auf unsere Breiten bzw Gegebenheiten passt, wie ich sie verstanden hatte.
penelope hat geschrieben:
Mo 17. Jan 2022, 10:45
Oder man schließt die "Eiweißlücke" von der anderen Seite und verbraucht weniger Eiweiß - insbesondere durch weniger intensive Tiermast.

Natürlich ist dann der Konsum von den Mengen an Fleisch zu den Preisen wie jetzt nicht mehr drin, aber der ist ja eben auch bei jeder anderen Lösung der kritische Punkt.
Ich glaube, die Eiweißlücke bezieht sich ja auf den Eiweißbedarf der Nutztiere, nicht direkt auf unseren Konsum. Oder meinst du das im Sinne von "Rückkehr zu alten Rassen", die durch weniger Wachstum/Leistung vielleicht auch weniger Eiweiß benötigen?

Edit: ich hab gerade selbst bemerkt, dass deine Formulierung eigentlich eindeutig war :pfeif:

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