Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3091

Beitrag von Manfred » Mo 18. Okt 2021, 11:52

penelope hat geschrieben:
Mo 18. Okt 2021, 08:46
Die "Enteignung" der Deutschen Wohnen usw. halte ich allerdings für eine der bescheuertsten Ideen überhaupt.
Ja. Deren Aktien sind nach der Meldung gleich mal gestiegen, weil die gesetzlichen Entschädigungszahlungen im Fall einer Enteignung eine sehr gute Rendite ergeben würden.
Und das Geld der Steuerzahler ist dann erstmal verbraten, statt dass damit neue Wohnungen gebaut worden währen, um den Markt zu entlasten.
Entweder sind die Landespolitiker in Berlin sehr dumm oder sehr korrupt.

Wenn die Politik selbst Wohnungen baut, werden diese idR zu billig vermietet und keine Rücklagen gebildet, weil das kurzfristig Wählerstimmen bringt. Nach 20 bis 40 Jahren zeigt sich dann massiver Sanierungsstau, der nur noch mit erheblichen Mieterhöhungen zu beheben ist. Da dem Politiker dadurch Stimmverluste drohen, werden diese Wohnanlagen billig an Investoren verkauft, welche dann die Sanierungen und nötigen Mieterhöhungen durchsetzen und dafür natürlich von Mietern und Politik nach Kräften beschimpft werden. Das tun sich die Sanierer nur an, wenn sie entsprechend hohe Renditen dabei einfahren, sprich die Wohnungen sehr billig einkaufen können.
Danach stellen die Politiker im Wahlkampf nicht selten fest, dass den armen, von den neuen Vermietern gegängelten Mietern dringend geholfen werden muss und kaufen die Wohnanlagen mit Steuergeldern zum Mehrfachen des vorherigen Verkaufspreises wieder zurück, wodurch der Zyklus der zu niedrigen Mieten und fehlenden Rücklagen dann von vorne beginnt.
Die Freien Wähler haben in Bayern vor einigen Jahren versucht, diesem Spiel einen Riegel vorzuschieben, indem sie für öffentlichen Wohnungsbau kostendeckende Mieten inkl. Sanierungsrücklagen gesetzlich verankern wollten. CSU und SPD haben das abgeschmettert.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3092

Beitrag von Manfred » Mo 18. Okt 2021, 12:01

@Email:
Deine Antwort zur Regulierung des Superreichtums fasse ich wie folgt zusammen:
Alles aussichtslos, bis es von einer Art Weltregierung beschlossen wird...

Nur dass eine solche Weltregierung halt wieder massive Nachteile hätte.
Wir kriegen ja nicht mal das Missmanagement und die Korruption in Brüssel in den Griff.
Je weiter solche Institutionen vom Bürger entfernt sind, desto mehr entziehen sie sich der Kontrolle der Bürger und desto leichter degenerieren und korrumpieren sie.
Auch deshalb läuft es in der Schweiz und Norwegen ungleich besser.

Wenn sich in der Hinsicht überhaupt etwas tun soll, dann müssen einzelne Länder die Vorreiter spielen und damit spürbarem Erfolg zum Vorteil ihrer breiten Bevölkerung erzielen.
Andere Ländern werden gleichzeitig versuchen, die Steuervorteile die verdrängen Superreichen für sich zu gewinnen.
Erfolgt kann eine Änderung in einem einzelnen Land also nur haben, wenn es geling, auch ausländische Investitionen durch Superreiche zu sperren.
Wenn wir darauf warten müssen, dass ein Messias vom Himmel steigt und global eine geniale, umgehungssichere Regelung durchsetzt, wir es nie passieren.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3093

Beitrag von Dyrsian » Mo 18. Okt 2021, 15:33

Ich stimme euch zu, bei dem was ihr geschrieben habt, Emil und Manfred! :daumen:
Vielleicht dazu noch zwei Dinge:
1. Man könnte, um die Steuerflucht zu begrenzen, die Staatsbürgerschaft an das Zahlen von Steuern im eigenen Land binden. So ähnlich machen es die USA. Nach dem motto: wenn du dein Vermögen nach Burkina Faso verschiebt, dann nimm bitte auch deren Pass!
2. Stichwort wohnimmobile im Ballungsraum: sowas bei den derzeitigen Preisen zu bewohnen ist eine lifestyle Entscheidung. Das macht Laune und man hat viele Vorteile im Eigenheim. Wer ehrlich an die Sache rangeht, wird feststellen, dass es aus finanzieller Sicht schlicht keinen Sinn ergibt. Man kann sich das schönrechnen, aber grade in der derzeitigen Lage mit den extrem überbewerten Objekten ist es ähnlich wie mit dem Mercedes in der garage: schön, bequem, aber finanziell unsinnig.Wenn in 4-5 Jahren die Babyboomer in Rente gehen und der Leitzins wieder in annähernd normale Gefilde kommt, mag das anders aus sehen. Und auch wer extrem billig eingekauft oder geerbt hat, tut gut daran JETZT zu verkaufen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3094

Beitrag von emil17 » Mo 18. Okt 2021, 17:04

Eine Weltregierung funktioniert so gut, wie sie weise darin ist zu erkennen, was man nicht weltweit regeln muss.
Gleiche Regeln für Steuern und Kriminalität und Umwelt und Arbeiterexistenz weltweit müssen sein. Details der Produktionsweise der Landwirtschaft kann man nur lokal regeln, weil es nicht sein kann, dass für Sizilien und Schweden die gleichen Regeln gelten. Es muss auch nicht in der Welthauptstat entschieden werden, ob Hinterdupfing eine neue Bushaltestelle wollen darf.
Dazu gehören flankierende Massnahmen auf administrativer Ebene, etwa die, dass der Staat Treuhänder der von ihmverwendeten Steuergelder ist und folglich nicht verschwenderisch damit umgehen darf.
Den Superreichen wird man nur mit Enteigungen beikommen können: Ab einer bestimmten Grösse hat Eigentum nicht die Funktion, die es für kleine Unternehmer und gewöhnliche Leute hat, nämlich eine Voraussetzung der Existenzsicherung in Unabhängigkeit. Also ist auch die Eigentumsgarantie der Gesellschaft hinfällig, denn missbräuchliche Verwendung gesellschaftsnotwendiger Güter (vor allem Boden), die nur dazu dient, auf Kosten der anderen sich zu bereichern, darf nicht von der Gesellschaft geschützt werden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3095

Beitrag von Eule » Mo 18. Okt 2021, 18:25

ich will nicht destruktiv klingen, aber die Erfahrung zeigt, dass Macht so ziemlich Jeden (Menschen aus Fleisch und Blut) früher oder später Moral und Gerechtigkeitssinn vergessen lässt, selbst auf lokaler Ebene, um so mehr auf nationaler oder gar internationaler Ebene, und warum sollte es auf globaler Ebene dann anders sein?
Bleibt nur eine KI als oberste Instanz :duckundweg:

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3096

Beitrag von Manfred » Mo 18. Okt 2021, 21:39

Man könnte auch von der Natur lernen.
Die käme niemals auf die Idee, eine Weltregierung zu installieren.
Sie besteht aus kleinen, überschaubaren, ersetzbaren, vergänglichen Einheiten, die zwar in Wechselwirkung und Wettbewerb stehen und sich organisieren, aber keine übermäßige Machtkonzentration zulassen und so eine ständige und schnelle Anpassung an neue Gegebenheiten durch Massenselektion erlauben.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3097

Beitrag von penelope » Di 19. Okt 2021, 08:30

Wir sind inzwischen ein klein wenig vom Thema abgekommen, meint ihr nicht? ;)

Gestern Abend lief im NDR eine ganz interessante Doku über Landwirte, die sich vom Bauernverband abgewandt haben. Ich fand die sehr interessant und die Statements des Vetrtreters des Bauernverbands dazu teilweise wirklich erschreckend.

Wer Interesse hat, kann die in der Mediathek gucken:
https://www.ardmediathek.de/video/45-mi ... MzNzFjZTg/

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3098

Beitrag von Eule » Di 19. Okt 2021, 08:44

Manfred hat geschrieben:
Mo 18. Okt 2021, 21:39
Man könnte auch von der Natur lernen....
Du meinst, Mensch könnte nachhaltig intelligent handeln? Wenn das so wäre, hätte Mensch der Schlange den Stinkefinger gezeigt, und den Apfel am Baum gelassen. :)
Anpassung an neue Gegebenheiten durch Massenselektion
das könnte allerdings 'was werden, ...fürchte ich :pfeif:

Sorry, penelope, Du hast recht, - bin schon wieder weg :flag:

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3099

Beitrag von emil17 » Di 19. Okt 2021, 08:52

Es wird jetzt etwas oT, weil das nicht mehr speziell Landwirtschaft und Lebensmittel berifft.
Es ist insofern noch iT, weil Bauern wie alle Produzenten durch die zunehmende Vermögensungleichheit dazu gezwungen werden, ihre Arbeitskraft zunehmend zum Existenzminimum dazu aufzuwenden, das Kapital der Reichen zu bedienen.
Niedrige Preise und Steuern sind nur scheinbar gut für die Armen - "Nur die Reichen können sich einen armen Staat leisten".

Eine Regierung ist nicht dazu da, damit die Untertanen wissen, was sie zu tun haben. Sie ist auch nicht dazu da, das Hoheitsgebiet auf Kosten der Nachbarn zu arrondieren oder die Leute dazu zu zwingen, nach der Ansicht des Präsidenten zu leben und dessen Werte dem Rest der Welt aufzuzwingen.
Es braucht aber in grossen und arbeitsteiligen Gesellschaften eine Organsiation der Dinge, die nur von der Gemeinschaft effizient besorgt werden können. Zudem müssen diese Gemeinschaftsleistungen von allen getragen werden, was eine Instanz erfordert, die das durchsetzen kann. Es braucht eine Macht, die Recht spricht und durchsetzt, und die - und daran feht es und deshalb kam man auf das Thema - die Leute zurücknimmt, die sich auf Kosten der Gesellschaft unrechtmässig oder pseudorechtmässig bereichern.
Wenn es die Regierung einigermassen gut macht, kennt der grosse Teil der Bevölkerung die Minister nicht namentlich, und diese haben es nicht nötig, Privilegien einzufordern und diese bei jeder Gelegenheit zu zeigen.
Dyrsian hat geschrieben:
Mo 18. Okt 2021, 15:33
Man könnte, um die Steuerflucht zu begrenzen, die Staatsbürgerschaft an das Zahlen von Steuern im eigenen Land binden. So ähnlich machen es die USA. Nach dem Motto: wenn du dein Vermögen nach Burkina Faso verschiebt, dann nimm bitte auch deren Pass!
Das ist natürlich ein Rückschritt in die Zeiten, wo nur wählen durfte, wer Vermögen nachweisen konnte. Es widerspricht auch dem Gleichbehandlungsprinzip, denn wer kein Vermögen hat oder wer seine Güter in mehreren Staaten hat, was ist mit dem? Was ist mit Leuten, die ins Ausland heiraten?
Das Beispiel ist übrigens schlecht, denn nach Burkina Faso will trotz vermutlich niedriger Steuern keiner, warum wohl nicht?
Es ist auch typisch, dass es in den USA Teilstaaten gibt, die sehr schöne Steueroasen sind:
Der amerikanische Bundesstaat Delaware ist bekannt für seine Briefkastenfirmen, vor allem in Wilmington, und gilt als Steueroase der USA. Der ganze Bundesstaat Delaware hat nach Angaben des US-Zensus knapp eine Million Einwohner, aber etwas mehr als eine Million hier gemeldete Unternehmen. (wiki)
Briefkastenfirmen sind eigentlich rechtswidrig:
Jedermann hat in der Ausübung seiner Rechte und in der Erfüllung seiner Pflichten nach Treu und Glauben zu handeln.
Der offenbare Missbrauch eines Rechtes findet keinen Rechtsschutz. (Art. 2 ZGB der Schweiz)
- woraus sich nach meinem schlichten Gemüt ergibt, dass Firmen, die offenbar nur dazu gegründet werden, Steuerrecht zu umgehen oder andere lästige Rechtsfolgen einer Tätigkeit zu vermeiden, auch darunter fallen müssten.

Da kein Staat das Recht hat, Bürger anderer Staaten schlecht zu behandeln, wäre eher so etwas wie freier Personenverkehr weltweit nötig, d.h. man behandelt die Leute so, wie man bereits jetzt Kapital behandelt.
Man muss es verhindern, dass sehr reiche Leute besser fahren, indem sie in Steueroasen ausweichen und dort die Gemeinschaftsleistungen privat einkaufen, die sonst die Allgemeinheit erbringt und wozu man Steuern zahlt. Dazu ist eine internationale Steuerharmonisierung und Transfer von reichen zu armen Ländern dringend nötig, so wie jetzt in jedem Land Geld von reichen Provinzen zu armen oder benachteiligten fliesst. Steueroasen kann man durch Handelsembargos sehr effizient unattraktiv machen, es müsste nur der Wille da sein. Man könnte auch ausländische Vermögen von Leuten beschlagnahmen, die in Steueroasen wohnen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3100

Beitrag von Manfred » Di 19. Okt 2021, 15:29

NDR: "Bauern ohne Lobby: Wem dient der Bauernverband?"

https://www.ndr.de/Bauern-ohne-Lobby-We ... 90108.html

Bei aller berechtigten Kritik am Bauernverband bin ich gespannt, wann endlich mal eine Studie zu den personellen Verknüpfungen diverse NGOS in Filmform gebracht wird.

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