Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#271

Beitrag von Manfred » Mo 5. Okt 2015, 22:19

Ich habe heute unter anderem einen Mutterkuhbetrieb mit 230 ha Land, 170 Kühen und eigener Mast der Nachzucht besichtigt. Vermarktung über eine regionales Qualitätsfleischprogramm zu Preisen, von denen ich nur träumen kann.
Und trotzdem machen die laut Betriebsleiter im Betriebszweig Rinderhaltung keinen Gewinn. Viel zu hohe Gebäude-, Fütterungs- und Maschinenkosten.
Das Einkommen stammt aus dem Verkauf des anfallenden Mistes und einiger ha Mais an die örtliche Biogasanlage, an der der Betrieb zu 1/3 beteiligt ist.
Außerdem aus im Winter durchgeführten Landschaftspflegearbeiten (Entbuschung, Mulchen etc.)
Die Pachtpreise schwanken zwischen null für entfernt liegende Landschaftspflegeflächen und 900 Euro / ha für hofnahes Ackerland.

Ich bewirtschafte im Nebenwerb 33 ha Futterfläche (davon das meiste Grünland) und 4 ha Wald.
Letztes Jahr waren es 13 Mutterkühe + Weidehaltung der Nachzucht bis zur Schlachtreife.
Der Betriebszweig Rinderhaltung hat einen steuerlichen Gewinn von ca. 8.500 Euro erzielt. (Rechne das mal auf 170 Kühe oder 230 ha hoch...)
Nächstes Jahr verliere ich 2 ha und werde wohl nur noch 10 bis 11 Mutterkühe halten. Und ich stehe noch ziemlich am Anfang und habe einiges investiert, darunter auch Fehlinvestitionen. Die gröbsten Abschreibungen werden aber in den nächsten 2 bis 3 Jahren weniger. Mein mittelfristiges Ziel sind 12.000 bis 15.000 Euro Gewinn aus dem Betriebszweig Rinderhaltung.
Und ich sehe selbst in meiner Flächenausstattung eine gute Chance für den Vollerwerb, so ich darauf angewiesen wäre. Dazu würde ich in die Direktvermarktung beginnen und außerdem in die Freilandgeflügelhaltung einstigen (Legehennen und Masthähnchen im System vom Joel Salatin).
Weiter könnte ich Gänse, Weideschweine, Imkerei, Teichwirtschaft, Obst-, Gemüse- und Kräuteranbau integrieren, Zucht von Herdenschutzhunden, Betriebsführungen etc.

Die Möglichkeiten sind fast grenzenlos. Wenn du fit in Englisch bist, lies mal die Bücher von Joel Salatin (der meistgelesene Agrar-Autor weltweit und trotzdem in D fast unbekannt) und schau dir die Videos über ihn auf Youtube etc. an.
Und er ist nur eines von vielen Beispielen, für innovative, wirtschaftliche Landwirtschaft.
Das Problem sind nicht die fehlenden Alternativen, das Problem sind die selbst und fremd auferlegten Denkschranken in den Köpfen unserer jungen Landwirte.

Sabi(e)ne
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#272

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 5. Okt 2015, 22:44

Ich glaub, daß die LW wie bei Joel Salatin, deshalb so erfolgreich ist, weil er ALLES nur auf Pachtland macht.
"The mobile Farm" - ohne eigenes Land, was emotional & wirtschaftlich für Familienbetriebe in D undenkbar ist.
Da geht es immer um die Erbfolge und die Kontinuität.
Und ich fürchte, daß sie genau daran scheitern werden.
Die Deutschen hängen extrem an der eigenen Scholle- seit Jahrhunderten.
Da traut sich doch keiner, radikal anders zu wirtschaften - eben konsequent nur auf Pachtland, und nicht auf Eigentum .
Dabei wäre das ein Motor für neue Ideen...
Joel Salatin ist da nur einer dieser Motoren, und seine Ablegerfarmen über die Jahres-Praktikanten sind alle BWL-mäßig ziemlich gut.

Warum kriegen wir in D das nicht hin? :hmm:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#273

Beitrag von Manfred » Di 6. Okt 2015, 08:22

Joel hat viel Eigentumsland, dass seine Eltern und er mit seiner Frau erarbeitet haben.
Aber eben zu Zeiten, als die Bodenpreise noch ganz andere waren.
Heute betont er immer wieder, dass Einsteiger erst mal nicht in Boden investieren sollen, außer sie haben sehr viel Eigenkapital zur Verfügung.
Eben weil der Boden wegen verschiedener Einflüsse völlig überteuert ist.
Nicht für Boden verschulden. Erst Geld verdienen. Und wenn man dann wirklich will, kann man damit auch Boden kaufen.
Das mobile Konzept hat neben dem geringen Kapitalbedarf den großen Vorteil, dass man sich nicht vom Verpächter abhängig macht. Wenn die Bodenrente zu hoch wird oder man aus sonstigen Gründen gekündigt wird, kann man ohne viel Aufwand an einen neuen Standort wechseln.
Wer erst mal einen Million auf Kredit in einem Stall versenkt hat, der kann das nicht mehr.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#274

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 6. Okt 2015, 13:44

osterheidi hat geschrieben:mensch ölkanne das is nicht wahr.
mein ex und ich haben einen biovollerwerbsbetrieb ohne vieh mit nur 40 ha eigengrund aufgebaut.
sie haben jetzt an die 90 ha mit zupacht. allerdings wird alles an ackerfrüchten selbst vermarktet. 5 feste arbeitsplätze......
Du hast/hattest auch ein Bio-Betrieb ;)
Ich sprach vorher von einem normalen (konventionellem) Betrieb
Ja man kann ein Bio-Betrieb mit "High-Input" fahren aber das verlangt lange nicht das Geld was der normale High-Input fordert ;)
Im Getreide fallen z.b. die 250€/ha PSM weitgehend weg

Hier bei uns verpachtet NIEMAND (kein Landwirt) auch nur einen Quadratmeter.
Allenfalls kann man von Privat Pachten, das haben sich aber die "Großen" schon vor Jahren gepachtet/gesichert auf viele Jahre.

Ich war für meine 300qm Kartoffeln bei 8(!) Landwirten (alle über 150ha Ackerfläche) und keiner wollte diese mickrige Fläche verpachten.
Beim neunten "Landwirt" (Nebenerwerbsbetrieb mit 9ha) wurde ich dann fündig, allerdings für einen Preis von 750€/ha :roll: das ist das 2,5-3 Fache des üblichen (den "Dauer-" Pachtverträge)....
Wenn ich noch mehr brauche muss ich mir was einfallen lassen...
Müssten sie alle 750€ zahlen könnte kaum einer mehr auch nur ein Nullsummengeschäft machen.


Die Lachen sich tot wenn du kommst und sagst "ich möchte von ihnen 80ha pachten für 5 Jahre"
Das wär ja mal ein Anfang, aber der ist unmöglich, außer mit unendlich viel Geld und Erdbeeren ;)

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#275

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Di 6. Okt 2015, 14:15

die Erdbeeren habens dir angetan oder ? :)
Kannst dich ja mal mit Florian kurzschließen ob Erdbeeren das Riesen Geschäft sind :hmm: ( meine das auch gar nicht böse )
500 € für Ackerland sind hier " normal" im Emsland auch 800-1000 €.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#276

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 6. Okt 2015, 15:34

Erdbeeren habens dir angetan oder ?
Mit Erdbeeren kannst du auch noch bei 1000€/ha Pacht wirtschaftlich produzieren.
Hab ich jedenfalls bis jetzt 3mal gelesen...
(wer ist Florian?)
Aber sie brauchen riesige Anfangsinvestitionen und (wenn man nicht gerade viel Chemie draufklatscht) viel Handarbeit.


Ich selber bleibe aber bei Kartoffeln ;)

Biogasanlagen können ebenfalls große Pachtsummen bezahlen, dort wo es viele BGAs gibt ist die Pacht auch hoch ;)


Wir haben nur 4 BGAs im Landkreis (eine große NaWaRo Zwei kleine NaWaRo und eine kleine die Speise- und Schlachtabfälle vergärt) somit hält sich das auch in grenzen.

Edit:

PS heute gegen 8 soll in der Zuckerfabrik die erste Palette Zucker voll gewesen sein :)
Produktionsstart war Punkt 0Uhr

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#277

Beitrag von Reisende » Di 6. Okt 2015, 15:41

hier verpachtet auch niemand land.
höchstens wenn mal ein landwirt aus altersgründen aufhört und keinen nachfolger hat wird mal was frei.
ich frage mich auch, wie man sich so häufig und schnell auf neues land und neuen standort einstellen kann? man muss doch klima und pipapo halbwegs kennen und einschätzen können, um im laufenden jahr die richtigen entscheidungen zum richtigen zeitpunkt treffen zu können. oder mache ich mir da falsche vorstellungen?
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#278

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 6. Okt 2015, 16:04

Reisende hat geschrieben:hier verpachtet auch niemand land.
höchstens wenn mal ein landwirt aus altersgründen aufhört und keinen nachfolger hat wird mal was frei.
ich frage mich auch, wie man sich so häufig und schnell auf neues land und neuen standort einstellen kann? man muss doch klima und pipapo halbwegs kennen und einschätzen können, um im laufenden jahr die richtigen entscheidungen zum richtigen zeitpunkt treffen zu können. oder mache ich mir da falsche vorstellungen?
Naja, idr reicht es wenn du weist was die letzten 5-6 Jahre auf dem Acker stand, wegen den Fruchtfolgeschädlingen und Fruchtfolgekrankheiten und eine große Bodenanalyse wäre auch nicht schlecht ;)
Das Klima hingegen ist ja bei uns überall recht ähnlich.
Nasse Ecken, trockene Winkel und steinige Platten kann man sich vom Vorgänger zeigen lassen ;)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#279

Beitrag von osterheidi » Di 6. Okt 2015, 18:41

also das land was zugepachtet wird ist sehr hart zu ergattern. und teuer. das glück war das ein engagierter erbe den hof des vaters nicht übernommen sondern an einen biobauern verpachten wollte. reines glück, dann gibt es noch ein paar andere flächen, die sich aber kleiner aufteilen und zum teil liegen sie nicht so nah am hof.
hauptkultur sind kartoffeln.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#280

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Di 6. Okt 2015, 18:59

http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... =61&t=3942 na der Florian :)
Der macht schon ein paar Ha Erdbeeren, der müsste wissen ob das so ein Super Geschäft ist.

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