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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 07:23
von emil17
In Sitten, Schweiz wurden die bisher ältesten bekannten Hinweise auf Bodenbearbeitung durch Tiere in der Steinzeit in Mitteleuropa gefunden, datiert auf 5100 - 4700 Jahre v. Chr.
Publikation in Englisch: https://www.nature.com/articles/s41599-024-02837-5
Es zeigt unter anderem auch die Fortschritte in Archäologie und Analytik, welche solche Entdeckungen erst möglich machen.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 07:56
von Tscharlie
Kompostiert wird in langen "Wällen", natürlich alles mit Maschinen aufgebracht und auch "durchgearbeitet" und verteilt. So wie das im ganz großen Stil in den Kompostwerken passiert. Nichts mit Handarbeit, das wäre bei den Mengen nicht möglich.

Und ja, viele Landwirte sind innovativ. Aber nichts läßt sich morgen sofort und ohne Aufwand von allen umsetzten.

Neue Ideen braucht das Land, aber auch Meschen die sich trauen einfach mal anzufangen, der Troß wird dann langsam folgen.

Leider finde ich den Bericht eines jungen Bergbauern Ehepaares gerade nicht. Die haben ihren Hof eigentlich zurückentwickelt, denn sie sind der Meinung, alles was sie für Ihre Familie selbst herstellen können müssen sie nicht im Supermarkt kaufen. Das klingt sehr altertümlich, die Beiden fühlen sich aber wohl dabei. Die sehen sich aber nicht "Aussteiger", sondern sie gehen ihren Weg in dieser Form.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 08:04
von emil17
Davon gibt es viele - aber längerfristig funktionieren tut es nur, wenn man Kinder hat, die bald mithelfen und dann übernehmen. Die Arbeit ist körperlich extrem anstrengend. Beim Heu machen in den Bergen hast du 16-Stunden Tage.
Es besteht die Gefahr, dass man angesichts der vielen ungetanen Arbeit sich selbst vergisst und verbittert. Irgendwann mag man dann nicht mehr.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 09:09
von Rohana
emil17 hat geschrieben:
Do 11. Apr 2024, 07:58
[...] dann müsste man, um Auswaschungen ins Grundwasser zu vermeiden, oft, und wenig pro Gabe, düngen. Das ist ein Mehraufwand, verglichen mit wenn man alles unter zweimal oder so ausbringen könnte. Kann es sein, dass man Düngerverluste in Kauf nimmt, weil der Mehrdünger weniger kostet als der vemiedene Aufwand für häufigeres Ausbringen? Zumal ja gewisse Kulturen ungern befahren werden, wenn sie hoch stehen?
Kann ich so nicht beantworten und ich meine, da kommts vor allem drauf an, ob jemand organische Dünger hat oder nicht. Gülle und insbesondere Mist wirken ja langsamer, bzw. haben nur in Teilen sofort verfügbare Nährstoffe und liefern noch lange nach. Mineralische Dünger bringt man dann aus wenn sie gebraucht werden, also in bestimmten Wachstumsstadien je eine Gabe.
Ein weiterer Grund könnte sein, dass bei Abernte plötzlich das ganze Wurzelwerk abstirbt, weil ja der grüne Teil der Pflanze weg ist, dieses sich dann rasch zersetzt und mangels Speicherfähigkeit des Bodens die Nährstoffe unten rauskommen, die vorher in den Wurzeln waren.
Moment... bei welcher Kultur ist das denn der Fall? Getreide und Leguminosen werden abgereift geerntet, Raps auch... Silagemais ist noch etwas grün, da greift das vielleicht. Aber wir ernten doch keine vollgrünen Pflanzen - ausser bei Gras/Klee, wo aber der Rest nicht abstirbt.
Eine Möglichkeit ist wohl Gründüngung, indem man einen Teil der (durch Wurzelabbau abgeenteter Ertragspflanzen) freiwerdenden Nährstoffe in diese rasch wachsende Biomasse verlagern kann, wo sie dann vor Auswaschung geschützt ist.
Zwischenfrüchte sind weit verbreitet und erfüllen mehr Funktionen als nur das "Retten" von Nährstoffen, so denn welche frei werden bzw. noch verfügbar sind. Es hängt allerdings an vielen Faktoren ob da viel zu "retten" ist und ob sich eine Zwischenfrucht überhaupt sinnvoll etablieren lässt (wie lange soll sie stehen, wie ist die Wasserverfügbarkeit über den Zeitraum, wieviel Bodenbearbeitung / Einarbeitung braucht es vor der nächsten Kultur...). Wünschenswert ist eine möglichst gute Bodenbedeckung und -durchwurzeling natürlich immer. Nur bitte nicht von Unkräutern, danke :lol:
Gibt es dazu Untersuchungen von landwirtschaftlichen Forschungsanstalten oder Musterbetrieben? Irgendwie müssen die ja auf die 20% gekommen sein.
Das ist eine gute Frage und soweit ich weiss gibt es keinen wissenschaftlichen Anhaltspunkt für die 20%. Es musste einfach irgendwas gemacht werden, aber wenn das eine sachliche Begründung hätte wüsste man sicher davon...
Aber eben die Frage: Was ist real machbar und was bringt es? Bewirken die Auflagen der Behörden, die ja nicht ohne Grund erlassen wurden und offensichtliche Misstände beheben wollen, etwas oder verhindern sie eher andere Möglichkeiten, die unterm Strich besser wären?
Gut gemeint ist nicht gut gemacht, das ist idR das Problem - leider. Ich habe bisher keine praktisch positiven Auswirkungen neuer Regeln und Gesetze gesehen...

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 12:18
von Tscharlie
https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZ ... YzBhOTU0Mw

Das ist der Bericht ab 8:30 Minuten.

Von Verbitterung bei dem jungen Paar keine Spur zu merken.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 12:27
von Tscharlie
emil17 hat geschrieben:
Fr 12. Apr 2024, 08:04
Davon gibt es viele - aber längerfristig funktionieren tut es nur, wenn man Kinder hat, die bald mithelfen und dann übernehmen. Die Arbeit ist körperlich extrem anstrengend. Beim Heu machen in den Bergen hast du 16-Stunden Tage.
Es besteht die Gefahr, dass man angesichts der vielen ungetanen Arbeit sich selbst vergisst und verbittert. Irgendwann mag man dann nicht mehr.
Ich glaube das ist eines der Grundprobleme bei der Landwirtschaft, wie sie zumindest von kleineren Betrieben gedacht wird.

Was ist wenn die Kinder darauf keine Lust haben? Was ist wenn der/die Hofnachfolger*in keinen Partner findet?
Sorry das * muss sein, denn in Bayern ist das ja per CSU verboten. ;-)

Besser wäre es Höfe in einen großen Topf zu geben und jeden Hof dann Menschen anvertrauen die sich darum kümmern. Egal in welcher Wohngemeinschaft. Aber das sprengt wohl in diesem Thread schnell den Rahmen.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 12:33
von Rohana
Tscharlie hat geschrieben:
Fr 12. Apr 2024, 12:27
Besser wäre es Höfe in einen großen Topf zu geben und jeden Hof dann Menschen anvertrauen die sich darum kümmern. Egal in welcher Wohngemeinschaft. Aber das sprengt wohl in diesem Thread schnell den Rahmen.
In der Theorie, ja. Aber es ist schon was anderes wenn du dich schindest mit dem Hintergedanken daran, dass deine Kinder deine Arbeit mal fortführen. Für "Fremde" würde man das nicht unbedingt machen.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 16:27
von Tscharlie
Einfach mal in die Niederlande fahren und das Gebiet besuchen, dass die Niederländer zuletzt dem Meer abgerungen haben.
Der Grund gehört der Allgemeinheit, Höfe und sonstige Anbaugebiete werden verpachtet.
Der Pächter macht das solange er kann oder mag, wenn er genug davon hat geht es an den nächsten Pächter.
Gewohnt wird in Einfamielienhäusern oder sogar Mietwohnungen.

Ich finde das eine wunderbare Idee, bei uns kenne ich das persönlich nur aus den großen Demeterhöfen die von einer Gemeinschaft betrieben werden.

Die Landwirtschaft mit 24 Stunden/Tag-7Tage/Woche-365 Tage/Jahr-von 25 jahren bis tot, hat meiner Meinung nach keine Zukunft.

Denn die Gefahr beginnt schon damit, dass sich Menschen für Ihre Kinder förmlich aufarbeiten und dann möglicherweise keiner der Kinder das weitermachen will.

Bei Familienaufstellungen im Chiemgau habe ich gelernt, dass der Hof immer von einer Person repräsentiert wurde, er ist genauso "stark" wie sonst die Menschen die an ihn gefesselt sind.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Fr 12. Apr 2024, 20:50
von emil17
Ein Modell, das ebenfalls funktioniert: Zwei oder drei Familen tun sich zusammen und bewohnen und bewirtschaften gemeinsam einen Hof, wobei einige Mitglieder Teil- oder Ganzzeit auswärts arbeiten. Meist ist ein Mitglied ausgebildeter Landwirt. Die Rechtsform ist oft eine Genossenschaft. Das Einkommen wird für alle erwirtschaftet bzw. Geld und Naturalien gehören allen. Dabei braucht es allerdings Klimmzüge wegen dem Finanzamt, weil in der Steuergesetzgebung diese Art Mikrosozialismus nicht vorgesehen ist. Vorteil ist, dass man die Nahrungsmittelproduktion nicht auf Rendite in Geld maximieren muss und für Spitzenlastzeiten viele Hände da sind. Für die Lohnarbeiter*innen bedeutet es, dass sie weniger Geld zur Verfügung haben als bei herkömmlicher Lebensweise. Dafür ist die Wohn- und Lebensqualität deutlich höher bzw. wird von den teilnehmenden Personen so eingeschätzt.

Voraussetzung ist, dass alle Teilnehmer*innen zu dieser Art Leben bereit sind. Es braucht Vertrauen in den anderen, Pflichtbewusstsein und die Fähigkeit, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen. Ideologische Diskussionen können jede Gemeinschaft zerstören.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Sa 13. Apr 2024, 08:22
von emil17
Tscharlie hat geschrieben:
Fr 12. Apr 2024, 16:27
... dass der Hof immer von einer Person repräsentiert wurde, er ist genauso "stark" wie sonst die Menschen die an ihn gefesselt sind.
Da gabs von übelster Schinderei durch den Patriarchen bis zur wirklichen gleichberechtigten Zusammenarbeit in der Grossfamile wohl alles.