Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1841

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Sa 23. Feb 2019, 23:58


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osterheidi
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1842

Beitrag von osterheidi » So 24. Feb 2019, 11:06

interessanter artikel der große zusammenhänge erwähnt. und wenn dann erst noch alle veganen berliner sich regional ernähren wollen .... wo sollen sonst die vielen mangos und avocados erst erzeugt werden :pfeif:

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1843

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 24. Feb 2019, 11:57

osterheidi hat geschrieben: wenn dann erst noch alle veganen berliner sich regional ernähren wollen .... wo sollen sonst die vielen mangos und avocados erst erzeugt werden :pfeif:
erster Blödsinn (sorry für das Wort - richtet sich nur auf den Inhalt dieser Aussage!):
Veganer brauchen weder Mangos noch Avocados, auch wenn die lecker schmecken und gesund sind - Walnüsse und Brennessel und/oder Äpfel, Himbeeren, Brombeeren etc. tun´s auch

zweitens:
Was wäre, wenn sich alle Schweine regional ernähren täten?? :roll:

Ja klar. "bio" ist mehr Arbeit und weitet sich ein bisschen mehr aus, vertreibt aber viel weniger "Natur" aus den Anbauflächen - das kann man beim besten Willen nicht "Flächenverbrauch" nennen, es sei denn, man wolle die Flächen versiegeln und kann das nicht, weil da ja schon Nahrungsmittel angebaut werden und Wildinsekten ihre Heimat haben :pft:

hab heute in einer Zeitung aus dem Jahr 2017 einen Spendenaufruf gesehen, der mich zum Nachdenken gebracht hat:
mit einer Spende von 100 Euro ermöglichen Sie einen Kind in Kenia ein Jahr lang zwei warme Mahlzeiten am Tag

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1844

Beitrag von emil17 » So 24. Feb 2019, 13:33

Der Autor im Link von Oelkanne meint, man solle realistisch bleiben und Bio könne niemals alle Menschen ernähren.
Ich schlage vor, man solle mal solange Bio machen, bis sich der Anteil an Nahrungsmitteln, der im gleichen Deutschland verdirbt oder weggeworfen wird, deutlich verringert hat. Ein Gut, von dem 1/3 produziert, aber dann nicht genutzt wird, ist nicht knapp! Folglich kann man es sich leisten, bekannte Misstände durch andere, etwas ertragsschwächere Erzeugungsmethoden verringern zu wollen.
Das Verschwendungsproblem ist nicht Schuld der Bauern, aber es ist ein Argument dafür, dass nicht um jeden Preis erzeugt werden muss.

Immer mehr Landwirtschaftsfunktionäre erkennen, dass da bei der konventionellen industriellen Landwirtschaft ein massives Umweltproblem besteht. Das wissen die zwar schon lange. Jetzt ist es aber bei der Bevölkerung angekommen und man hat ein Imageproblem, das sich nicht mit dem Lärm von ein paar Ökofundis, Spinnern und Weltverbesserern abtun lässt. Die rund 300 Euro pro ha und Jahr Nettosubvention der Bauern durch den Staat sind in Gefahr, wenn die Akzeptanz derjenigen wegbricht, die das mit ihren Steuern bezahlen. Die erwarten einen sorgfältigen Umgang mit der Umwelt - mit ihrer Umwelt. Der Erfolg der Bienenkampagne in Bayern ist nur ein Beispiel dafür.
Beim Ausstieg aus der Atomenergie hiess es von Seiten der Experten der Stromkonzerne auch mal, man müsse realistisch bleiben und könne den Strombedarf ohne Atomkraftwerke nie decken. Auch dort wurde der Strombedarf als gottgegeben betrachtet und nie auch nur andiskutiert, ob man da nachbessern könnte. Erst nachdem der politische Druck von unten zu gross wurde und die grossen Parteien umgeschwenkt sind (Wählerstimmen!), ging es plötzlich.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1845

Beitrag von osterheidi » So 24. Feb 2019, 13:53

Ja es war ironisch gemeint von mir.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1846

Beitrag von strega » So 24. Feb 2019, 14:34

und zusätzlich zur Tatsache, dass eh ein Drittel der landwirtschaftlichen Erzeugnisse weggeworfen wird kommt noch dazu,
dass in der sogenannten Ersten Welt ein Grossteil der Leute eh überfressen ist

wenn die gesünder leben würden könnt wohl locker insgesamt die Hälfte des bisherigen Produktionsumfangs wegfallen, inclusive dessen was dann nicht mehr weggeworfen werden würde
und dann reichts wieder locker für alle und eben doch mit Bio :ohm:
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1847

Beitrag von emil17 » So 24. Feb 2019, 21:52

strega hat geschrieben:und zusätzlich zur Tatsache, dass eh ein Drittel der landwirtschaftlichen Erzeugnisse weggeworfen wird kommt noch dazu,
dass in der sogenannten Ersten Welt ein Grossteil der Leute eh überfressen ist

wenn die gesünder leben würden könnt wohl locker insgesamt die Hälfte des bisherigen Produktionsumfangs wegfallen, inclusive dessen was dann nicht mehr weggeworfen werden würde
und dann reichts wieder locker für alle und eben doch mit Bio :ohm:
Das halte ich für gefährlich.
Nicht wegen der medizinischen Aspekte der Überfressenheit.
Sondern weil es einfach Leute gibt, die mehr essen als was andere für sie als gut befinden. Dann bräuchte es irgend ein Amt, das entscheidet, wer wieviel zu kriegen hat. Das wäre schlimm für alle und da sind die übergewichtigen Leute, egal ob freiwillig oder krankheitshalber, der geringere Schaden.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1848

Beitrag von emil17 » So 24. Feb 2019, 22:28

In diesem Artikel sind noch weitere Dinge drin, die einer Diskussion wert sind.
Da steht z.B. wörtlich:
Wir sollten uns die Dinge also nicht zu einfach machen. Wer zweimal in der Woche ein Schnitzel auf dem Teller sehen will, darf sich über zu viel Nitrat im Grundwasser nicht wundern.
Offenbar ist also doch die konventionelle Landwirtschaft eine Hauptquelle für Nitrat im Grundwasser, wie wir endlich von kompetenter Seite lesen können.
Immerhin wird hier Tiermast als Hauptursache für Grundwasserbelastung bestätigt, was im Forum von manchen Diskussionsteilnehmern immer wieder bestritten wird.
En Kausalzusammenhang besteht hingegen nicht, aber aus anderen Gründen:
Es ist möglich, Tiermast so zu betreiben, dass das Grundwasser nicht belastet wird, z.B. durch tiergerechte Haltung und Verzicht auf Importfutter. Dann wird das Fleisch teurer (und vermutlich sogar besser). Man hätte den zitierten Satz also besser etwas anders geschrieben: Wer zweimal in der Woche ein Schnitzel auf dem Teller sehen will, der muss wohl in Zukunft etwas mehr dafür bezahlen.

Beim Artenschwund erwähnt er zu Recht den Bodenverbrauch durch Überbauungen als Problem, aber das bedeutet nicht, dass die Landwirtschaft nichts damit zu tun hätte. Ein Baulobbyist würde umgekehrt mit gleicher Logik argumentieren: Der Flächenverlust durch Überbauung von 70 ha pro Tag sei nur ein winziger Bruchteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die Artenverluste könnten mithin unmöglich durch die Flächenverluste allein bedingt sein.
Der Anstieg der Bodenpreise lässt die Bauern förmlich das „Letzte“ aus jedem Zentimeter Boden herausholen. Denn die Margen werden zunehmend geringer, wenn der Boden immer teurer, die Lebensmittel aber immer günstiger im Supermarkt werden.
Das ist nicht einmal halb richtig, weil der behauptete Kausalzusammenhang nicht besteht: Die Margen werden durch Anstieg der Bodenpreise genauso geringer wie ich teurer wohne, wenn mein Eigenheim auf dem immobilienmarkt im Preis steigt. Das spielt nur eine Rolle, wenn man Boden kauft, nicht aber, wenn man Boden im Eigenbesitz bewirtschaftet.
Zudem ist Landwirtschaftsboden nicht frei in der Preisbildung, sondern (mindestens in der Schweiz) hat jeder Selbstbewirtschafter gegenüber einem Nicht-landwirt ein Vorkaufsrecht zum vom Amt festegelegten kapitalisierten Ertragswert. In Deutschland regelt das Grundstückverkehrsgesetz die Sache ähnlich, und auch dort kann es leicht umgangen werden - etwa indem man statt Grundstücke Betriebe mit Grundbesitz kauft.
Aber auf die Produktionskosten bestehnder Betriebe kann sich das nicht auswirken.
Die Dumpingpreise im Lebensmittelbereich hat der Bio-Markt sicher nicht zu verantworten, denn diese Produkte sind nicht die billigsten. Es ist doch eher so, dass viele Betriebe dank Umstellung auf Bio bessere Preise für ihre Erzeugnisse erhalten.

Am Schluss schreibt er von überrissenen Qualitätsansprüchen bezüglich Makellosigkeit von Gemüse, Früchten und Kartoffeln. Damit hat er natürlich Recht. Ich sähe gerne weitere Kriterien der Gütebewertung, als da wären Freiheit von Rückständen von Pestiziden (das geht weiter als: Liegt unter der zulässigen Höchstgrenze und ist deshalb unwichtig), bei Fleisch, Milch und Eiern selbstverständlich die Haltungsbedingungen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1849

Beitrag von Hildegard » So 24. Feb 2019, 23:03

https://www.bz-berlin.de/berlin/das-sin ... es-grauens
Hier wäre viel Platz und ..im Sommer durch die Aufheizung ..auch Temperatur für die Mangos und Avocados. ;)

Warum/wie sind ..zumindest in unseren Breiten....vor der Einführung der Intensivlandwirtschaft die Menschen satt geworden?
Ich erinnere mich mal 60 Jahre zurück, da waren wir alle "zwangsbio"-ernährt. Es gab nichts anderes.Und es wurde bis zum letzten Krümel alles verwertet.Das Schnitzel/Braten ..vom Hausschwein...blieb aber dem Sonntag vorbehalten.Wurst? Gabs nur alle heiligen Zeiten.
Zumindest ich erinnere mich, dass es nur 2x/Jahr "Frankfurter Würstl" gab. Zu Allerheiligen nach dem Grabbesuch und Fronleichnam nach der Prozession wurde ins Gasthaus eingekehrt. Das musste man sich aber mit einem 16km Marsch erst verdienen.Deshalb sind "Frankfurter" für mich heute noch sowas wie eine "heilige Speise", obwohl es sie an jedem Würstlstand rund um die Uhr und auch in jedem Supermarkt kiloweise gibt. :)
LG Hildegard
Trau nie dem Ort an dem kein Unkraut wächst ;)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#1850

Beitrag von emil17 » So 24. Feb 2019, 23:07

Da wäre noch das, was schon ostherhidi belustigt hat:
Doch wie sähe eine konsequente regionale Erzeugung am Beispiel Berlins wirklich aus? Legen wir hypothetisch zugrunde, dass von den 3,5 Millionen Berlinern neben Geflügel, Rind und Lamm vielleicht 2 Millionen Schweinefleisch zumindest dann und wann essen möchten. Und dass dieses Fleisch in einem Umkreis bis 100 Kilometer produziert werden soll – ganz regional. Können wir uns vorstellen, was es für den ländlichen Raum bedeuten würde, wenn jeder Berliner im Jahr durchschnittlich 60 Kilo Fleisch aus regionaler Erzeugung verzehrte? 1,5 Millionen Schweine müssten dort gemästet, geschlachtet und weiterverarbeitet werden. 180 Schweine pro Quadratkilometer und Jahr!
Niedersachsen hat 8.42 Millionen Schweine auf 47'614 km2 Fläche, also 176 Stück pro km2, erstaunlicherweise genau so viele wie er für Berlin bei seiner Rechnung völlig absurd fände ...
Die Frage: "Können wir uns vorstellen, was es für den ländlichen Raum bedeuten würde, wenn jeder Berliner im Jahr durchschnittlich 60 Kilo Fleisch aus regionaler Erzeugung verzehrte?" ist also schon beantwortet: gehts nach Niedersachsen und schaut euch dort um, genauso wäre es.

Dann ist da ein Rechenfehler. Aus "im Umkreis von 100 km" hat er einen Kreis von 100 km Durchmesser gemacht (1.5 mio. Schweine bei 180 Stück pro km2 gibt 8300 km2 Fläche, was einem Kreis von 100 km Durchmesser entspricht).
Würde man es so auffassen, wie es gemeint ist, nämlich "im Abstand von weniger als 100 km zur Stadt", dann wäre es die fünffache Fläche (die Stadt selber hat schon 900km2 Fläche) und 40 Schweine pro km2 wären wohl akzeptabel.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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