Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

Moderator: kraut_ruebe

Fred
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Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#11

Beitrag von Fred » Sa 30. Sep 2017, 18:47

Pastinake hat geschrieben: Nö, dann lieber nicht. Ich hatte mich schon gewundert, daß das Getreide nur durch Walzen absterben soll... ?
Das ist eine Frage des Zeitpunktes. Nach den Ausführungen von Dan Kittredge, stirbt das Getreide ab, wenn man es nach erreichen der Milchreife walzt, weil es dann die vegetative Phase abgeschlossen hat, und nur noch in Samen/Fortpflanzung investiert. Walzt man es, solange es sich noch in der vegetativen Phase befindet, so treibt es wieder aus, da es sich ja noch in der Wachstumsphase von Erneuerungsorganen befindet.

hobbygaertnerin
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Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#12

Beitrag von hobbygaertnerin » So 1. Okt 2017, 09:27

Ich werde das an einem kleinen Beet versuchsweise testen. Bis zur Milchreife stehen lasen, ist schon eine ganz schön lange Zeit, wo die Fläche nicht genutzt werden kann.
Bin ja eher für die intensive Gartennutzung.

viktualia

Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#13

Beitrag von viktualia » So 1. Okt 2017, 10:13

Hobbygärtnerin, du kannst die Zeit verkürzen, indem du früher säst.
Oder anderes Getreide einsäst, was entweder im Hebst noch nen guten Schub macht oder im Frühling nen frühen Schub.

Lach, ich hab keine Ahnung, was da gut wäre und was nicht
und deshalb dann auch gleich die Idee, bei einem ersten Versuch verschiedene Sachen auszusäen;
dann hast du zumindest einen etwas schnelleren Erkenntnissgewinn.

Oder du kannst was nehmen, das abfriert,
die paar letzten Antworten bezogen sich ja auf Winterroggen und Round-up;
wenn winterhartes Getreide genommen wurde und man kein R.u. möchte, klappt walzen und einsäen vor der Milchreife nicht,
da sich dann das Korn noch erholen kann und vor allem will.
Während/nach der Milchreife will es zwar auch noch, schafft seine Reserven aber nur noch ins Korn und nicht in den Austrieb.

(halb o.t.: ich muste grade zuerst aufpassen, dass ich nicht den Kontext "Wiesenregeneration" einmische und dann noch den Unterschied winterharte/abfrierende Gründüngung auseinanderhalten; (fast) alle Pflanzen haben das Stadium der Milchreife (Gottchen, ein- und mehrjährige Gräser machen ja auch noch mit...). Ich denke, das ist auch ein Punkt, der aus der Komplexität was kompliziertes machen kann....
Lach, sportlich wie ich bin, sortier ich das in "Mustererkennung" ein und hab was gelernt, bevor ich ausgesät hab.
Sehr zu empfehlen!)

Pastinake

Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#14

Beitrag von Pastinake » So 1. Okt 2017, 10:57

Ich hatte nochmal nachgesehen und festgestellt, daß ich noch Wintergerste habe (nicht Roggen), die ich schon mal als Gründüngung über den Winter auf den Beeten hatte.
Die hat super Unkraut unterdrückt und den tieferen Frost auch gut abgehalten. Meine Beobachtung ist auch, daß unter Pflanzenresten im Winter der Boden nicht so tief runterfriert und Schnee schneller wegtaut. Von den Regenwürmern gar nicht zu reden... :)
Aber die Wintergerste war im Mai vor der nächsten Bepflanzung mit Kartoffeln weit von der Fruchtreife entfernt und würde sich wohl auch nicht mit Walzen plattmachen lassen. Aber es gibt sehr viel Grünmasse. Das Stroh hatte ich dann als Mulch verwendet.
Wäre aber mal einen Versuch wert, die Gerste 2 Wochen vorher rauszurupfen und auf dem Beet liegen zu lassen. Und da dann die Kartoffeln rein. Das werde ich zumindestens mal mit einem Beet ausprobieren.

Nachtrag zu dem Thema: Ich hatte letztes Jahr auf meinem Südamerikaner-Quadrat Gründüngung mit Phacelia, Buchweizen, Inkarnatklee ausgesät. Eigentlich wollte ich meine Biomulchfolie auflegen bevor ich Kürbisse und Zucchini setze, habe ich aber verpasst. Also hab ich die Kürbisse und Zucchini in die Gründüngung reingepflanzt. Dieses Jahr sind die Kürbisse kümmerlich und werden gerade von der Selbstaussaat der Gründüngung überwuchert. Ist also vermutlich nicht so der Hit.
Aber dieses Jahr ist kein Kürbisjahr und daher wohl auch nicht vergleichbar. Außerdem hatte ich blauen Hokkaido und nicht den Grünen, wie in den Jahren vorher.
Ich denke mal, daß bei Kürbissen schwarze Mulchfolie besser funktioniert als lebende Gründüngung.

viktualia

Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#15

Beitrag von viktualia » So 1. Okt 2017, 11:51

Könnte mal jemand von den PK-Erfahrenen was zu "mit der Wurzel rausreissen" schreiben?

Ich war mal stolz darauf, beim "Unkraut" jäten immer gründlich zu rupfen und nicht zu hacken,
hab aber seit ner Weile das "Gefühl", dass das nicht "ins Muster passt", wenn ich die Wurzelumgebung so drastisch störe.
Ich kanns aber nicht richtig einordnen, das merk ich.

Gräser im Beet sind doof, auch wenn ich die Wutzen dann mit dickeren (abgeschnittenen) Gräsern füttern kann......also "unmittelbaren Nutzen" hab.

Wurzeln liegen lassen, so dass die Mikroben ins Beet "abwandern" können, so wie beim Teich abräumen kommt mir jetzt eher wie anthropomorphes Wunschdenken vor....(nette kleine Baktis und Nematödchen, die ihre Koffer packen und umziehen....)
(Großteill der Humusmasse sind doch alte Wurzeln (und deren Pilzgeflechte), -wo hab ich das grad gelernt?)

(Pastinake, das ist kein Kommentar zu dir, ich trag mich schon was länger mit dem Problem.)

hobbygaertnerin
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Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#16

Beitrag von hobbygaertnerin » So 1. Okt 2017, 16:45

@Viktualia,
da beginnt mein Problem, ich möchte den Garten sehr intensiv nützen, hab so weit möglich 3 mal pro Beet Ernte als Ziel, für so eine lange Zeit nur Begrünung, da fällt mir sehr viel als Erntefläche weg.
Die Begrünungsmischungen, die ich kenne, könnten schon gehen, aber- sie bräuchten relativ lange Zeit vom Erntefenster meiner Gartenbeete.
Ich schaffs inzwischen mit der Fläche des Gemüsegartens auf 80% Versorung zu kommen, mit diesem Getreidemulchsystem würde da einiges wegfallen. Dass es für das Bodenleben eine gute Sache wäre, sicher, auf alle Fälle.
Naja, ich werde ein Beet im Wechsel ausprobieren, muss meinen Anbauplan genauer studieren, wie ich das machen könnte.

viktualia

Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#17

Beitrag von viktualia » So 1. Okt 2017, 18:30

Liebe Hobbygärtnerin, ich glaube, wir missverstehen uns.
Was war mit den abfrierenden Sachen, was ist mit dem "Wintergemüse", das du in Planung hast?

Ich denk, es geht hier um Vermeiden des Brachliegens auf größeren Flächen,
Felder oder Hausgärten, wo Autos reinpassen (da war doch das Bild...), Kartoffeläcker.
Brache vermeiden mit möglichst wenig Aufwand, deshalb schauen, was wann von selber passiert.
Intensiv genutzte Beete brauchen (und können) da andere Lösungen, kam ja auch schon.

Und wenn du heuer Wintergemüse testest, hast du doch sowieso schon mehr bedeckt.
Geht da nicht noch was? Nur umbenennen.....

Was ist der Grund, dass du Getreide zum mulchen nehmen willst?
Dem Bodenleben ist es jetzt nicht soo wichtig, dass es >Getreide<wurzeln sind, alle Wurzeln tun´s.

Ist das "Wintergemüse" jetzt der Baum, wegen dem du den Wald an neuen Möglichkeiten nicht siehst?

P.S.: ich möchte wissen, wie sich Wintergetreide verhält, wenn ich es (März?) vor der Milchreife abschneide und an meine Viecher verfüttere.
Könnte ich zweimal ernten? Milchmädchen? Wie lange wär mein Beet belegt? (Dreimal schneiden bis Juli?)

Manfred

Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#18

Beitrag von Manfred » So 1. Okt 2017, 19:01

Es geht ja nicht darum, sklavisch irgendwelche Systeme nachzumachen, sondern darum, die zugrundeliegenden Muster zu verstehen und daraus etwas für die eigene Situation Passendes abzuleiten.

Wenn ich als Muster z.B. erkannt habe:
-ganzjährig lebende Wurzeln im Boden (Die Wurzelausscheidungen der Pflanzen und die ständig absterbenden und neu gebildeten Haarwurzeln sind wichtiger Bestandteil des Nahrungsnetzes im Boden. Das auch im Winter aktive Bodenleben reduziert die Frost-Eindringtiefe und verlängert die Vegetationsdauer.)
-ganzjährige Bodenbedeckung mit lebendem oder totem Pflanzenmaterial (reduziert die Verdunstung, reduziert die Temperaturschwankungen an der Bodenoberfläche, schützt das Bodenleben vor UV-Licht, liefert Nahrung für das Bodenleben)
-Mischkultur (unterschiedliche Pflanzen haben unterschiedliche Ansprüche und ernähren unterschiedliche Bodenlebewesen, die wiederum unterschiedliche Nährstoffe aufbereiten)
-keine wendende Bodenbearbeitung (heftiger Eingriff in das empfindliche Gleichgewicht des Bodenlebens)

Dann kann ich überlegen, wie ich welches dieser Muster in meinem Anbau besser umsetzen kann.
Wenn ich bisher viel nackten Boden zwischen den Pflanzen habe oder der Boden im Winter ganz nackt daliegt, kann ich ihn mit Mulch bedecken.
Wenn ich bisher im Winter keine lebenden Wurzeln im Boden habe, kann ich evtl. der letzten Kultur eine Untersaat verpassen, die dann den Winter über stehen bleibt.
Wenn ich bisher Beete mit nur einer Kultur bepflanze, kann ich evtl. zu abwechselnden Reihen unterschiedlicher (evtl. auch zeitlich versetzter) Kulturen wechseln.
Usw.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch die Beobachtung von Paul Gautschi, dass das Gemüse im Bereich seiner Obstbäume besonders gut wächst.
Neben der teilweisen Beschattung (Gemüsepflanzen haben im Sommer ja oft mehr Licht als sie verwerten können) könnte das durchaus auch daran liegen, dass er dort die ganzjährige Bodendurchwurzelung hat, die auf seiner reinen Gemüsefläche fehlt.

Interessant fand ich auch die Beobachtung, dass mehr Unkraut auf Pauls Mulchflächen zu sehen ist. Auf älteren Videos nutzt er meist einen Eisenrechen als Gehstock und mischt damit immer wieder die Oberfläche des Mulchs durch, dort wo er stehen bleibt. Jetzt hat er statt des Rechens einen geschnitzten Stock, mit dem er nicht mehr rechen kann. So vertrocknen die Unkraut-Keimlinge nicht mehr und können sich etablieren.

Und wer Probleme mit Schnecken und Wurzelunkräutern hat: Es gibt ja auch Mulchsysteme, die ein regelmäßiges Hacken erlauben. z.B. mit dünn aufgetragenem, kurzem Rasenschnitt oder mit Hackschnitzeln.

Pastinake

Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#19

Beitrag von Pastinake » So 1. Okt 2017, 19:16

Als lebende Mulchschicht in die ich gleich reinpflanzen kann funktioniert bei mir gut Feldsalat. Der ist essbar, unterdrückt super das Unkraut und ist bei mir meistens im April verwelkt und bleibt dann auf dem Beet.
Zumindestens Wintergerste belegt das Beet sehr lange. Wann die reif wäre müßten die Landwirte unter uns schreiben.
Ich hatte die im Mai mit der Grabegabel rausgehebelt und zur Seite gelegt. Dann hätten die nützlichen Bodenlebewesen nicht so weit zu wandern... ;) Aber die Erde unter der Gerste war wunderbar feinkrümelig und das Beet absolut unkrautfrei.
Das Stroh war dann guter Mulch.
Viktualia, ich jäte alles mit dem Unkrautstecher. Dauert zwar länger als hacken, aber ich bringe das Bodenleben nicht so durcheinander.

Pastinake

Re: Direktsaat/Pflanzung in Gründüngung

#20

Beitrag von Pastinake » So 1. Okt 2017, 20:19

Manfred, Du warst schneller mit Deinem Beitrag...
Hab mir gerade noch den Gautschi-Film "Eden" angeschaut. Mich erinnert es schon an Charles Dowding. Erstaunlicherweise haben Beide auch keine Wege zwischen den Gemüsekulturen. Und beide kaufen Kompost zu.
Meine Erfahrung mit dicker Schicht aus gekauftem Kompost ist auch sehr gut. Da sind dann aber auch noch gröbere Aststücke mit dabei, weil es das Grüngut von den Plätzen hier im Landkreis ist. Ganz so dick wie bei Dowding und Gautschi ist meine Kompostschicht dann allerdings nicht.
Ich glaub, ich muß mir mal wieder einen Häcksler zulegen. :)
Nackt sind meine Beete über Winter nie. Allerdings mosern die Dorfbewohner darüber ziemlich, die graben alle im Winter um und meinen, ich müßte das genauso machen. Nur nackte, braune Erde ist für die im Winter ordentlich und schön. :roll:
Aber ich experimentiere da ja auch noch herum. Kapuzinerkresse ist über Winter z.B. ganz toll, darunter ist die Erde dann ganz krümelig. Außerdem experimentiere ich mit Perserklee als Untersaat. Was ich noch festgestellt habe ist, daß Regenwürmer Tiefwurzler sehr lieben.
Die Kartoffelgründüngung, die Thomas/V. empfiehlt enthält ja z.B. auch Rettiche. Und nachdem ich letztes Jahr die Möhre Pfälzer Gelbe habe blühen lassen, jäte ich schon das ganze Jahr über Möhren (die sind absolut frosthart). Wenn ich Möhren oder Rettiche im Frühling herausziehe, sind da extrem viele Regenwürmer in allen Größenordnungen dran.
Daß Gemüse in Obstbaumnähe besser wächst kann ich allerdings bei mir nicht bestätigen. Im Gegenteil sind die Kartoffeln in Kronenrandnähe wesentlich kümmerlicher und der Zuckermais wird wie die Orgelpfeifen immer kleiner, je näher er dem Kronenrand kommt.
Aber das sind bei mir auch 2 alte Apfelhochstämme, die am Rand des Gemüsegartens sind.
Über die Obstbaumform von Gautschi wundere ich mich auch. So etwas habe ich noch nie gesehen...

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