Bäume statt Dünger

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Heiko
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Bäume statt Dünger

#1

Beitrag von Heiko » So 1. Sep 2013, 00:14

Da ich selber noch einige Bäume zur Beschattung meiner Beete dieses Jahr setzen will, ein interessanter Beitrag über den Anabaum bei Deutschlandradio:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ ... 1377982760

Zwei Punkte die dem "angeblichen" Klimawandel in anderem Licht erscheinen lassen:
- die Erhöhung der Durchschnittstemp. bedeutet auch ein Anstieg der Verdunstung von Meerwasser -> mehr Regen über dem Festland
- Anstieg von Kohlendioxid -> "...Kohlendioxid ist ein Düngemittel. Noch wichtiger ist allerdings, dass Kohlendioxid den Pflanzen hilft, Wasser zu sparen..."

Also freuen wir uns auf den Klimawandel weil alles grüner wird (zumindest regional). :)
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ahora
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Re: Bäume statt Dünger

#2

Beitrag von ahora » So 1. Sep 2013, 06:51

Danke Heiko,

Eine erfreuliche Nachricht am frühen Morgen.

Lg Ahora

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Re: Bäume statt Dünger

#3

Beitrag von Lehrling » So 1. Sep 2013, 12:32

ich weiß nicht mehr wo ich mal gelesen habe, daß tiefwurzelnde Bäume wie Pumpwerke das Grundwasser hochbefördern und damit auch für andere Pflanzen erreich- und nutzbar machen.

liiebe Grüße
Lehrling
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Re: Bäume statt Dünger

#4

Beitrag von emil17 » Do 5. Sep 2013, 20:25

Heiko hat geschrieben: Zwei Punkte die dem "angeblichen" Klimawandel in anderem Licht erscheinen lassen:
- die Erhöhung der Durchschnittstemp. bedeutet auch ein Anstieg der Verdunstung von Meerwasser -> mehr Regen über dem Festland
... aber vermutlich nur da wo es sowieso schon viel regnet, denn auch die Verdunstung von Wasser auf dem Festland wird durch hühere Temperatur erhöht.
-
Heiko hat geschrieben: Anstieg von Kohlendioxid -> Kohlendioxid ist ein Düngemittel. Noch wichtiger ist allerdings, dass Kohlendioxid den Pflanzen hilft, Wasser zu sparen
CO2-Düngung funktioniert nicht wenn Pflanze in Konkurrenz steht und nicht wenn andere Nährstoffe limitierend sind. Da Pflanzen im Hochgebirge bei dünner Luft bestens wachsen, wenn es nur warm und feucht genug ist, tritt der Effekt ausser in Gewächshäusern kaum je auf. Das steht sogar im Link selber. Die Sache wird von der Erdöllobby, aus leicht nachvollziehbaren Gründen, derart aufgebauscht.
Heiko hat geschrieben:Also freuen wir uns auf den Klimawandel weil alles grüner wird (zumindest regional). :)
Klimamodelle zeigen nicht einfach "mehr CO2 --- > grüner". Aus einem "möglicherweise in bestimmten Regionen" sollte man nicht einfach ein "generell" machen. Und was ist mit den Verlierern?
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Re: Bäume statt Dünger

#5

Beitrag von Heiko » Fr 6. Sep 2013, 20:03

Und was ist mit den Verlierern?
Seit wann interessieren uns denn die Verlierer? Die gibt es ständig und sind den Meisten scheißegal.
Vielleicht kann man eines Tages ja Grü(ö)nland wieder besiedeln?

Erdöllobby hin und her, was ist denn mit der Lobby der Autofahrer? Wo sind denn jene die sowas wie ein Rückgrat besitzen und nein zum Traumjob sagen, weil sie lieber aufs Auto verzichten? Es sind nicht nur die Lobbys, es ist die Maße der bequemen Menschen.

Davon mal abgesehen ist mir klar, daß die Erde stetig im Wandel ist. Die Zeiträume der Erdgeschichte sind größer als wie wir in einem Leben erfahren dürfen. Deshalb muß es nicht unbedingt die Erdöllobby sein, die den momentanen Wandel in Frage stellen darf. Zumindest das ganze Gelabber zur Legitimation der CO²-Zertifikate.
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

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Re: Bäume statt Dünger

#6

Beitrag von emil17 » Fr 6. Sep 2013, 21:22

Heiko hat geschrieben: Die Zeiträume der Erdgeschichte sind größer als wie wir in einem Leben erfahren dürfen.
Ach nee, wirklich?
Heiko hat geschrieben:Deshalb ...
Deshalb?
Heiko hat geschrieben:muß es nicht unbedingt die Erdöllobby sein, die den momentanen Wandel in Frage stellen darf. Zumindest das ganze Gelabber zur Legitimation der CO²-Zertifikate.
Es ging hier nur darum, dass CO2 auf die normale Vegetation keine Düngewirkung hat.
Ausserdem stellt die Erdöllobby nicht "den Wandel" (gemeint ist wohl der Anstieg der Luft-CO2-Konzentration) in Frage, sondern dessen nachteilige Wirkungen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Zitat aus dem IF

#7

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 6. Sep 2013, 21:37

Dem Lignin kommt eine sehr wichtige Regulationsfunktion zu. Lignin verhindert, dass durch die organische Zersetzung eine rasche Überdüngung des Bodens zustande kommt. Die Nährstoffe werden nur langsam und allmählich verfügbar.
Das liegt an zwei Besonderheiten. Zum einen ist Lignin ein Polymer aus miteinander über die Substitutenten vernetzten Benzolringen.
Dieses konjugierte Elektronensystem ist chemisch nur schwer angreifbar.
In der Natur braucht es dafür molekularen Sauerstoff, sonst kann der Ring nicht geknackt werden. Dieser Sauerstoff ist in schlecht durchlüfteten Böden nur gering vorhanden. In Mooren z.B. kann das Lignin überhaupt nicht abgebaut werden, worduch es zur Entstehung des begehrten Moorholzes (Mooreiche) kommt. Zum anderen enthält Lignin keinen Stickstoff. Sein Abbau verläuft daher unter massiver Stickstoffzehrung der Umgebung und führt daher zu einer Abmagerung der Böden. Die Entstehung eines Humus aus reiner Nährstoffsicht verzögert sich, aber Substrat entsteht. Somit eignet es sich nicht zur Düngung, aber auf lange Sicht ist es eine gute Grundlage für Vegetation.
Zitat von BernhardHeuvel Beitrag anzeigen
Hier verdienen die Bäume ein besonderes Augenmerk. Weil sie in hohem Maße Lignin produzieren. Ein wesentlicher Bestandteil von Dauerhumus. Und sie machen so viel Photosynthese, wie kein anderes Lebewesen (außer Algen im Meer) und sie lassen den Zucker in den Boden fließen. Dort werden diese Zucker so dringend benötigt, um daraus Dauerhumus herzustellen
.
Bernhard, lt. Leppik ist aber ausgerechnet die Cellulose und das Lignin, verantwortlich, dass sich der Rohhumus nur in ganz langen Perioden zu Dauerhumus verwandelt. Ohne Nährhumus, der von den Blühpflanzen herstammt, würde der Rohhumus noch länger brauchen um zu Dauerhumus zu werden. Der Nährhumus übernimmt sozusagen, eine Art Impfeigenschaft.
Die Steppenschwarzerden sind zu 80% aus Blühpflanzen aufgebaut und nur zu 20% aus Windbestäubern.
Leppik meint, dass die Blühpflanzen mehr Protein und Pektine haben als die Windbestäuber und deshalb den wertvollen Nährhumus abgeben.

Drum zweifle ich ein wenig an dem, dass das Lignin der Bäume so wertvoll ist!?
Ich glaub eher daran, dass das was dazwischen wächst und abstirbt noch wertvoller sein müsste, weil da mehr Zucker drin sein dürfte.
(Sorry, ich krieg es nicht anders zitiert - versteht man, was da gemeint ist?)
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And resistance is fertile. :-)

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Re: Bäume statt Dünger

#8

Beitrag von emil17 » Sa 7. Sep 2013, 07:47

Nichts gegen Bäume!
Aber: Ich glaube, werden verschiedene Dinge vermengt.
Lignin ist einfach der Leim, der aus Zellulosefasern Holz macht. Auch Zellulose enthält keinen Stickstoff, und auch Zellulose baut sich unter Sauerstoffabschluss selbstverständlich nicht ab.
Es gibt sowohl sehr humusreiche, aber auch sehr humusarme Wälder. Die sehr humusreichen Schwarzerdeböden haben sich unter Steppenvegetation, nicht unter Wald, gebildet.
Der Humusgehalt des Bodens ist ein Gleichgewicht zwischen was reinkommt (Wurzeln, Streu, abgestorbene Bodentiere) und was abgebaut wird.
Das hängt vom Klima, von der Geologie und der Vegetation ab.
Betriebswirtschaftlich muss man ja auch zwischen Umsatz, Gewinn und Kapital unterscheiden.
Wenig Input und gehemmter Abbau führt zu grossen Mengen organischem Material (Moor). Ansonsten wird in jedem Boden, dessen Humusgehalt im Gleichgewicht ist in einem Jahr gleich viel abgebaut wie anfällt - sonst würde sich der Humusgehalt ja über die Zeit ins Unendliche erhöhen, wie eben im Moor. Bringt man das System durcheinander, z.B. durch dauernden Umbruch, so führt das oft zu erheblichen Humusverlusten.

Wenn sich die Streu sehr rasch abbaut, wie in tropischen Regenwäldern, ist praktisch gar nichts vorhanden. Diese Vegetation ist hoch produktiv, auch ohne Humus! Dauert es mehrere Jahre, wie in Fichtenwäldern, hat es entsprechend viel. Dennoch sind Fichtenwaldböden nicht für ihre Fruchtbarkeit bekannt.
Damit sich in mitteleuropäischem Klima tiefgründigen und humusreiche Böden bilden, braucht es ein geeignetes Ausgangsgestein, das Tonminerale liefern kann, und eine Vegetion, deren Streu nicht das Bodenleben hemmt.
Dauergrünland macht gleich viel Photosynthese pro Fläche und Zeit wie ein Wald, nur wird die Produktion dauernd entfernt und landet im Vieh, oder sie baut sich sehr rasch ab und es hat deshalb wenig Humus.
Die Sache mit dem verfügbaren Stickstoff wurde in der Landwirtschaft unglücklich gemessen, nämlich im Bodenwasser. Das ist (um einen passenden Vergleich meines Chefs zu bemühen) so, als würde man den Reichtum einer Stadt daran messen, wieviel Geld auf der Strasse herumliegt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

hias90

Re: Bäume statt Dünger

#9

Beitrag von hias90 » So 8. Sep 2013, 13:10

Heiko hat geschrieben: - Anstieg von Kohlendioxid -> "...Kohlendioxid ist ein Düngemittel. Noch wichtiger ist allerdings, dass Kohlendioxid den Pflanzen hilft, Wasser zu sparen..."
Im Gewächshaus mag die CO2 Düngung stimmen. Auch stimmt es, dass die Pflanzen weniger Wasser verbrauchen. Allgemein sind die Stomata der Pflanze geschlossener wenn genügend CO2 vorhanden ist. Das führt auch zu einer geringeren Transpiration, aber auch zu einer erhöhten Temperatur und möglichem Hitzestress.
Auch ist zu beachten, dass eine gesteigerte CO2 Konzentration zwar das Wachstum der Pflanzen beschleunigt, es aber durch den vermehrten Abwurf von Biomasse auf den Boden auch zu einer erhöhten Bodenaktivität führt, welche wiederum mehr CO2 freisetzt. Das nennt man den Priming Effekt.
Ich persönlich halte mich aus der CO2 Diskussion meistens raus, weil ich zwar eine Meinung haben könnte, aber diese nicht durch sichere empirische Beweise argumentativ stützen könnte. Es gibt einfach zu viele Faktoren die irgendwo mit reinspielen und die man oft übersieht.

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