Pflanzgeometrie

Moderator: kraut_ruebe

Armin Sommer

Pflanzgeometrie

#1

Beitrag von Armin Sommer » Do 11. Apr 2013, 22:30

Hi Zusammen,

ich spinne mir nun schon ne Weile eine Überlegung zusammen, ohne daß ich bisher dazu etwas gefunden habe im Netz.

es geht um die Anordnung von Pflanzen im Garten. Eigentlich kam mir die Frage, als ich entscheiden musste, wo und wie ich die Bohnenstangen setze. Es gibt, außer den üblichen Gewohnheiten und der Wirtschaftlichkeit, keinen Grund, Pflanzen in geometrischen Feldern, oder in "Reih und Glied" zu pflanzen. Die Permakultur folgt da schon einem ganz anderen Ansatz, geht aber meines bescheidenen Wissens auch nicht konkret auf eine Pflanzgeometrie ein.

Meine Frage:

Gibt es zu dem Thema einen Ansatz, einen Link, oder Untersuchungen, die so etwas wie eine "Pflanzgeometrie" erarbeitet haben und diese begründen können ?

Weiß da jemand was ?

Grüße und danke schon mal

Armin

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kraut_ruebe
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Re: Pflanzgeometrie

#2

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 12. Apr 2013, 08:30

es gibt nichts was es nicht gibt - so wird es auch irgendwo ne abhandlung darüber geben wer wann das erste mal warum nutzpflanzen in geraden linien gepflanzt hat.

nach mehr als 25 jahren praxis mit anbau von allem was ich in die finger kriegen kann, einer PK-ausbildung und einer fast fertigen ethnobotanischen ausbildung und der tatsache dass mich beide ausbildungen quer durch die verschiedensten kulturen und jahrhunderte geführt haben wage ich mal die aussage: sehr viele studien zu dem thema wirds nicht geben, sonst hätte ich im laufe der zeit irgendeine davon berührt.

und auf die gefahr hin mich mal wieder unbeliebt zu machen: den wunsch das zu ergründen kann nur jemand haben, dem 'deutsche ordnung' im blut liegt :engel:

ein paar ideen dazu:

es gibt den begriff 'pflanzengeometrie' - die betrachtung des zusammenhanges zwischen gestirnen und anbau (schreibt sich anders, ist was anderes, da gibt es bücher dazu)

in der ethnobotanik gibts den gedankenansatz, dass im menschen der wunsch nach schönheit steckt. nun ist schönheit einer der relativsten begriffe, erforscht ist jedoch dass die meisten menschen ebenmässigkeit und symmetrie schön finden. ein nach regelmässigkeit angeordneter garten kann sehr schön sein und befriedigt den mehr ganzheitlichen ansatz gleichzeitig brauchbar und hübsch zu sein.

vom praktischen ansatz: etliche der ältesten kulturpflanzen sind windbestäuber, zB der mais, den in reih und glied zu stellen macht sinn. auch ist die bestmögliche nutzung des vorhandenen raumes die ordnung.

der permakulturansatz dazu ist keine geometrie, wohl aber ein muster. das muster der natur ist hier das maß aller dinge und das wissen darum wie das jeweilige muster ist, ist der erste schritt bei allem und jedem.

viel glück beim finden der wahren begründung für ordentliche gärten ;)
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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Re: Pflanzgeometrie

#3

Beitrag von beutelsend » Fr 12. Apr 2013, 09:14

es gibt im Ackerbau Untersuchungen, die zeigen, dass Pflanzen die nicht in Reih und Glied, sondern in gleichmäßigem Abstand nach allen Richtungen (Fünfecke?) ausgesäht werden mehr Ertrag bringen.
Ist ja auch irgendwie trivial (: Ich hab noch nie verstanden, warum die Pflanzen zum Reihennachbarn weniger Abstand brauchen sollten als zur Nachbarreihe, so wie es auf den Packungen immer steht.

Wenn es jemanden genau interessiert grabe ich die Info auch nochmal aus, Ging aber um Monokulturen. war ein Skandinavier (Däne?), der dafür sogar extra neue Saatmaschinen entwickelt hat

Im Seymour wird diskutiert, dass du den Abstand zwischen Pflanzen verringern kannst, wenn jede einzelne mehr Ressourcen (Wasser, Nährstoffe) zB durch eine Tiefkultur zur Verfügung bekommt. Auch das ist ja trivial.

Persönlich denke ich: Reihen erleichtern das jäten - laden aber auch mehr Unkraut ein dazwischen zu wachsen... also lieber selbst Sachen dazwischen pflanzen und das wenige Unkraut dann von Hand auszupfen. Geht auf diese Weise auch weniger Wasser verloren.

Wichtig nur: Bedürfnisse nach Licht, trockenen Füßen etc. der einzelnen Arten berücksichtigen und keine Religion draus machen :holy:

Armin Sommer

Re: Pflanzgeometrie

#4

Beitrag von Armin Sommer » Fr 12. Apr 2013, 09:32

Moin Krautrübe,

nene, es geht weder um Legitimation, noch um "Ordentlichkeit, noch nicht mal um Gestaltung. Um eine Ordnung in gewisser Weise schon und um Sinn.
Es kam wie gesagt mit den Bohnenstangen auf. Ich wollte sie so setzen, daß sie möglichst wenig unnötigen Schatten auf den restlichen Garten werfen, sich selbst dabei leicht beschatten und möglichst alle Pflanzen (auch die Nachbarpflanzen) dabei optimale Besonnungssituationen haben. Heraus kamen zwei leicht versetzte, sich nach Süden hin öffnende rechtsdrehende Viertelkreise, die gegen südwesten (vorherrschende Windrichtung) auch einen Gleitbogen bilden und keinen Windfang.

Meine Überlegungen dabei waren weitgehend physikalisch, botanischer und geometrischer Art.

Sonnenverlauf (Erdverlauf/Rotation)= Kreisbahn / Kurve / An - Absteigend / Zu- Abnehmender Einfallswinklel etc.
Wind = variabel / linear / pulsierend etc.
Pflanze = Rankrichtung / Wuchsrichting /Ausbreitung etc.
Insektensuchmuster = ? (noch schlau machen)
Insekten Anflugmuster = ? (noch schlau machen)

Meine frage lautet:
Gibt es etwas, oder jemanden, der dieser Frage schon mal nachgegangen ist und weiß etwas davon und darüber.

Grüße

Armin

Armin Sommer

Re: Pflanzgeometrie

#5

Beitrag von Armin Sommer » Fr 12. Apr 2013, 09:36

Moin Beutelsend,

klingt interessant das mit dem Dänen. Wenn Du weitere Infos dazu hast, gerne :-) In diese Richtung ging meine Frage.

Grüße

Armin

Benutzer 72 gelöscht

Re: Pflanzgeometrie

#6

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 12. Apr 2013, 11:09

leider kenne ich da auch niemanden - denke mir aber, dass es an jedem Ort andere Regeln gibt....

Bei uns zum Beispiel ist der Wind total vernachlässigbar, aber genug Sonnenlicht eine Überlebensfrage!
Ich hab für uns festgestellt, dass ich die Bäume, die im Westen stehen, wegschneiden "muss", weil von dort viel Sonne herkommt.

Übern Wein hab ich gelesen (gilt sicher auch für andere Pflanzen - Tomaten?!), dass er Richtung Osten keinen Schatten verträgt, damit die Morgensonne gleich den Tau wegtrocknen kann.

Und in Mischkulturen gibt es ja das bekannte Prinzip - große Wurzeln neben großen Blättern, da kann man dann viel enger setzen als in Reinkultur.

Kann es sein, dass die geraden Reihen wegen der Maschinen "erfunden" worden sind? weil man da ja viel leichter durch kann - ??

Die Hopi haben ihre Drei-Schwestern-Beete nicht in Reihen gemacht, sondern im Kreis auf kleinen Hügeln - und dazwischen Platz gelassen, damit sich die Kulturpflanzen nicht zu sehr um das wenige Regenwasser streiten müssen. Wenn ich mich recht erinnern kann, waren in der Mitte 4 Maispflanzen, rundherum Bohnen und ganz außen von den kleinen Kreisen dann der Kürbis, sozusagen am Fuße des Hügels - dort macht er Schatten und hat die meisten Feuchtigkeit.

Wenn es wo sehr feucht ist, wäre es sinnvoll, die Reihen eventuell in Windrichtung auszurichten, damit alles schneller abtrocknen kann - ?

Wir haben (schon vom Vorbesitzer) einen Meisennistkasten überm Geräteschuppen direkt neben dem Garten.
kann mir denken, warum.

willst du anfangen, da Forschungen anzustellen??
wäre sicher interessant! :daumen:

Armin Sommer

Re: Pflanzgeometrie

#7

Beitrag von Armin Sommer » Fr 12. Apr 2013, 11:21

Hi Ina maka,

vielleicht :-) Mal sehn. Hängt son bisschen davon ab, ob ich irgendwo andocken kann und verwertbares Material irgendwo aufbringe. "Forschung" wäre vielleicht etwas viel, aber ich hab ein Auge drauf und Gedanken drin.

Ich hab hier auch gerade eine Datenbank angelegt, die aber noch nicht so recht gegliedert ist, die schon mal Daten erfasst und das "Projekt und das Gelände, sowie den Fortgang" von Beginn an dokumentiert. Ich sammle Daten eben. Quasi Datamining by doing. Vielleicht bringe ich ja was Brauchbares daraus zustande, was man weiter geben kann.

Grüße

Armin

Das mit den Hopi und den drei Schwestern klingt schon mal nach nem "Andockpunkt" Danke :)

beutelsend
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Re: Pflanzgeometrie

#8

Beitrag von beutelsend » Fr 12. Apr 2013, 15:13

so, dass ist der Mann und seine Forschung. Wie schon gesagt: Landwirtschaftliche Untersuchungen, aber es ist sicher interessant auch im kleinen Beet
http://www.jacobweiner.dk/site/Research.html

Armin Sommer

Re: Pflanzgeometrie

#9

Beitrag von Armin Sommer » Fr 12. Apr 2013, 20:44

Hi Beutelsend,

Danke :daumen: , ja. da ist schon mal ne Menge Andockmöglichkeit. Spannend. Da geh ich mal tiefer rein....cool :-)

Grüße

Armin

hias90

Re: Pflanzgeometrie

#10

Beitrag von hias90 » Fr 12. Apr 2013, 23:50

Im Permakultur Buch "Gaias Garden" wird die Anordnung der Pflanzen in Form der Blattnervatur beschrieben. Also ungefähr so wie die schwarzen Linien hier:

http://www.sn.schule.de/~biologie/lerne ... blatt1.jpg

Stell dir vor du gehst auf den schwarzen Linien die du in dem Bild siehst, und außenrum sind die Pflanzen. Direkt am Weg die Pflanzen die viel Pflege brauchen, am Ende des Weges die wärmebedürftigen Pflanzen --> Wärmefalle bauen, und als Lückenfüller kann man Sträucher oder Niedrigstamm Obstbäume verwenden.

Was mir ansonsten noch einfällt ist das Prinzip des Mandala Gartens. Vielleicht hilft dir das ja auch weiter.

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