Sepp Holzer

Moderator: kraut_ruebe

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ben
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Sepp Holzer

#1

Beitrag von ben » Di 24. Apr 2012, 17:20

Habe gerade das Buch von Sepp Holzer gelesen, langer Titel:
Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening

Ich hatte mich schon längere Zeit gefragt, wie Holzer das mit der Abdichtung seiner Teiche macht. Auch von Schauberger ist ja die Forderung bekannt, dass Wasser in den Boden gehört und nicht in Zisternen. Aber man braucht doch gerade in trockenen Gebieten Wasser zum bewässern? Das Buch von Holzer hat bei mir in der Hinsicht wirklich einen Knoten gelöst.

Das Stichwort ist 'Retentionsbecken' (Wasserrückhaltebecken). Mit vergleichsweise geringem Aufwand werden in einem Gebiet viele kleine dieser Retentionsbecken angelegt. Dafür nutzt man die natürlichen Mulden und Täler in denen Wasser abfließt und sich sammelt. Am Auslass des Tales wird ein Graben bis zur ersten wassersperrenden Schicht angelegt und dieser Graben mit Material aus derselben Schicht aufgefüllt. Das Material zum Auffüllen erhält man indem man im Bereich der späteren Wasserfläche nach unten gräbt. Dadurch erzeugt man gleichzeitig einen tieferen Bereich. In der nächsten Regensaison füllt sich das Becken mit Wasser. Da der Boden des Beckens nicht versiegelt ist, kann das Wasser langsam in die umgebende Landschaft versickern wodurch mittelfristig ein gesunder Wasserhaushalt entsteht.

In Spanien hat Holzer mit dieser Methode in einem Gebiet mit sandigem Boden innerhalb der ersten Regensaison Retentionsbecken mit Wasser gefüllt. Gleichzeitig anwesende Experten meinten das Becken würde sich nie füllen können.

In Portugal gibt es eine Modellsiedlung (Tamera) wo mehrere dieser Becken bereits mit Erfolg angelegt wurden. Ich zitiere mal aus einem Vortrag von Bernd Walter Müller, der offenbar in Tamera wohnt:
Bernd Walter Müller hat geschrieben:Heute, nach nur vier Jahren seit Baubeginn, ist es, als hätte es nie etwas anderes an dieser Stelle gegeben als einen Wasserraum. Viele Menschen, die zum ersten Mal Tamera besuchen, wollen zunächst nicht glauben, dass es sich nicht um einen natürlichen See handelt. Auf den Uferterrassen haben wir „essbare Landschaften“ angelegt und einige tausend Obstbäume und Sträucher gepflanzt. Wilde Tiere wie der Fischotter siedelten sich an. Und die Vögel kamen zurück: Mittlerweile haben wir 93 verschiedene Vogelarten in Tamera, einige davon sind seltene Arten, die nur in wasserreichen Gebieten vorkommen. Bereits im ersten Jahr hat sich eine neue Sickerwasserquelle auf unserem Gelände gebildet, die seitdem das ganze Jahr über konstant läuft.
Das mit der neuen Quelle erinnert doch irgendwie an 'den Mann der Bäume pflanzte'. In dem Buch werden keine detailiierten Pläne ausgebreitet aber das Prinzip wird verständlich erklärt. Ich würde mir jetzt zutrauen mit ein paar guten Leuten solche Retentionsräume einzurichten.

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Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#2

Beitrag von outdoorfreak » Di 24. Apr 2012, 18:40

Hallo,

ich find das schon gut, wie Holzer die Teiche anlegt ohne eine Plastikfolie zu verwenden. Dass das mit der Rüttel- bzw Verdichtungsmethode am Boden klappt, glaube ich ja.

Aber wie dichtet man die Ränder eines Teiches ab?

Und klappt das alles auch, wenn man keine Maschinen wie einen Bagger hat?


Viele Grüsse

Tobi
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Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#3

Beitrag von raga » Di 24. Apr 2012, 19:06

www.jenahof.at

und glaubts net zuviel was der Holzer sagt

lg aus Ösiland

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Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#4

Beitrag von ben » Di 24. Apr 2012, 20:06

outdoorfreak hat geschrieben:...
Aber wie dichtet man die Ränder eines Teiches ab?
Dabei ist ein Umdenken erforderlich. Es geht nicht um hundertprozentige Abdichtung, sondern darum den Abfluss zu verzögern. Der Wert der Retentionsbecken besteht ja gerade darin, dass es einen Austausch mit dem umgebenden Erdreich gibt. Das hält das Wasser in Bewegung und damit sauber und erübrigt bzw. reduziert den Bewässerungsbedarf. Im großen Stil hat das auch Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel.
outdoorfreak hat geschrieben: Und klappt das alles auch, wenn man keine Maschinen wie einen Bagger hat?
Damit experimentiere ich gerade. Die Ergebnisse sind noch nicht wirklich vielversprechend. Es kommt dabei ganz auf die Örtlichkeit an. Wenn man die richtige Stelle findet ist es aber auch mit einfachsten Mitteln möglich: Ein ehemaliger Kieler Geographiestudent hat mit Hilfe eines Baumarkteimers bei Eckernförde einen Bachlauf renaturiert. Der daraufhin wieder entstandene See heißt heute Eimersee.
Michael Packschies hat geschrieben:Der Verfasser erläutert den Anwesenden, die bisher besichtigten Maßnahmen haben zusammen 56.000 DM gekostet, und an dieser Stelle solle nun der Versuch unternommen werden, für nur 5,90 DM, den Preis des Eimers, eine vom verrohrten Lachsenbach durchflossene Senke wiederzuvernässen und zu einem ausgedehnten Feuchtgebiet zu entwickeln.
Das waren noch Zeiten, damals als es die DM noch gab :mrgreen:

raga
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Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#5

Beitrag von raga » Mi 25. Apr 2012, 13:07

mein link oben stimmte nicht

www.jena-hof.at

danke fürs aufmerksam machen

DerElch

Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#6

Beitrag von DerElch » Mi 25. Apr 2012, 14:43

raga wohl wahr man soll kritisch sein...aber denke nicht dass das das thema war ;) Zudem muss man dann beide seiten sehen und fehler werden ueberall gemacht..is nicht schlimm..nur nix drauss lernen...des wär blöd.
Polarisierende menschen ziehen immer starkes pro und kontra an,aber wer objektiv die sachen besieht,wird fuer sich schon das raus entnehmen können was passt.

Um wieder zum Thema zu kommen...wegen der abdichtung...wenn man sich natuerliche gestaute seen besieht,da läuft ja auch nix ab und je nach grösse der becken gehen auch mit beton gefuellte blaue fässer...(nicht zu gross weil beweg die sonst mal)

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Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#7

Beitrag von mchristian » Mi 25. Apr 2012, 22:04

Ich kann das Buch auch sehr empfehlen!
Habe auch die Buchpräsentation in Wien besucht.
Ein 2h Vortrag, bei dem sogar der Raucher seine Tschik vergisst!
Mit diesem Buch wird auch klarer, warum manche Kunden nicht mit seiner Arbeit klarkommen.

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Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#8

Beitrag von outdoorfreak » So 29. Apr 2012, 00:02

Das hier muss ich jetzt mal loswerden: Ich finde die ganze Permakultur vom Holzer super.

Aber was bei mir nicht funktioniert hat war eindeutig der Kartoffelanbau in den Hügelbeeten. Die kriegt man ja bei der Ernte da gar nicht mehr aus den Hügeln raus. Oder man muss das ganze Hügelbeet kaputt machen um an alle Kartoffeln ranzukommen.

Und Möhren, Schwarzwurzel und alles andere Wurzelgemüse kommt auch nicht besonders gut auf den Hügelbeeten. Tomaten würd ich auch nicht darauf pflanzen.

All das hätte der Autor in seinem Buch aber schreiben können, oder? Oder hat jemand von euch da bessere Erfahrungen gemacht?
Wir müssen die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen wollen.

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Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#9

Beitrag von kauboi0 » So 7. Okt 2012, 18:56

raga hat geschrieben:http://www.jenahof.at

und glaubts net zuviel was der Holzer sagt

lg aus Ösiland

raga
Ich beschäftige mich schon einige Zeit mit Sepp Holzers Methoden und habe auch das buch von seiner ehemaligen kundin gelesen, bei der alles den Bach hinuntergegangen ist (siehe die homepage im Zitat oben)

Was diesen Konkreten fall betrifft bin ich mir ziemlich sicher, dass diese Frau Gertrud B. selbst absolut keine ahnung von Natur, Landwirtschaft oder Permakultur hat und sich von sepp holzer einfach eine fixfertigen Permakulturhof hinstellen lassen wollte, ohne sich selbst näher damit befassen zu müssen. Da die Frau scheinbar auch Geld hatte, glaube ich, dass holzer das einfach ausgenutzt hat....
Mein Bild von ihm, ist das dass er auf seinem Gebiet sicher ein Genie ist, dass ihm aber im Laufe der Zeit sein erfolg einfach zu kopf gestiegen ist - leider.
Trotzdem finde ich seine Bücher und seine methoden absolut bemerkenswert und empfehlenswert, allerdings kann sicher einiges schiefgehen, wenn man dinge einfach KOPIERT, ohne sie KAPIERT, das heißt, die hintergründe verstanden zu haben. Ich würde jedem empfehlen: auch hier klein anfangen und experimentieren, nicht gleich den Bagger kommen lassen und alles über den Haufen schieben.

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Re: Sepp Holzer 'Wüste oder Paradies'

#10

Beitrag von kraut_ruebe » So 7. Okt 2012, 19:50

ich wohn ja quasi neben dem jenahof, grad mal ein paar dörfer weiter.

die holzer-jena-anlage war bereits den bach runter (ernstgemeint - da ists teilweise recht steil) bevor sie überhaupt fertig angelegt war. da hätte man sehr viele schöne sachen draus machen können statt diesem quatsch (die durchzugsstrasse vor der tür wär zwar gleich geblieben, aber das störte scheinbar keinen).

sehr schade.
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