Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

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citty
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Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#1

Beitrag von citty » Di 2. Apr 2013, 19:59

Hallo,

habe gerade diesen interessanten Beitrag angeschaut. Wenn ich an die Massen von Obst und Gemuese denke die meine Mutter aus ihrem Garten heimbrachte, kann ich das nur bestaetigen:

https://www.youtube.com/watch?v=qX7MrTF ... sults_main

LG Citty
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Tanja
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#2

Beitrag von Tanja » Di 2. Apr 2013, 22:02

Hi Citty,

danke für's Einstellen! Durch die Quellenangaben am Ende des Beitrags habe ich mich noch nicht durchgewühlt, aber wenn diese Zahlen tatsächlich stimmen, dann ist das ziemlich beeindruckend, finde ich. Dass jedem Russen ein solches kostenloses Gartengrundstück zusteht, wusste ich nicht, finde ich klasse!

LG
Tanja

:blah:

Sabi(e)ne
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#3

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 2. Apr 2013, 22:27

"zustand", wenn er einer Kolchose angehörte.
Stadtrussen hatten die Möglichkeit nur, wenn sie Verwandte auf dem Land hatten.
In der DDR hatte auch niemand automatisch eine Datscha samt Land, nur weil er lebte. ;)
Sowas wurde entweder teuer bezahlt, oder vererbt.
Und die Russen waren im Sommer/Herbst ständig draußen am WE, zum Sammeln von Pilzen, Beeren, etc.
Bunz müßte über Datschen auch was sagen können... ;)
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And resistance is fertile. :-)

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Tanja
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#4

Beitrag von Tanja » Di 2. Apr 2013, 23:35

Sabi(e)ne hat geschrieben:"zustand", wenn er einer Kolchose angehörte.
?
71 % der Bevölkerung produzierte auf diese Weise 1999 ungefähr die Hälfte der im Land konsumierten Milch, 60 % des Fleisches, 77 % des Gemüses, 87 % der Früchte und 92 % der Kartoffeln
Stimmen diese Zahlen nicht? Falls doch, wäre das schon ziemlich beeindruckend, oder?
Tanja

:blah:

helmuth
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#5

Beitrag von helmuth » Mi 3. Apr 2013, 00:13

Hallo Leute,
also ich bin ja auch überzeugt davon, daß mit Anbau im Kleinen die Welt ernährt werden kann.
Aber diese scheinbare Nachrichtensendung enthält zahlreiche Fehler. Sie wurde übrigens von einem etwas speziellen Verlag verfasst...
Tatsache ist, dass zahlreiche ärmere Menschen in Russland nur dadurch einigermaßen gut leben können indem sie sich mittels eines kleinen Gartens ("Datscha") einen Großteil ihrer Nahrungsmittel selbst erzeugen. Aus bestimmten Gründen hat eine Datscha aber eine Größe von 600 m² und nicht Hektargröße!!!! So etwas Großes ist dort selten!
Es gibt zahlreiche Quellen auch im Internet mit deren Hilfe man sich seriös informieren kann. Diese sind aber zumeist in Russisch - wer das nicht versteht ist auf andere Quellen angewiesen und die sind teilweise tendenziös verfälscht oder zeigen einfach nur den Unverstand des Verfassers.
Wie auch in Deutschland in den (übrigens ja ähnlich großen) Kleingärten stehen in den russischen Datschen üblicherweise selbstgebaute Häuschen. Das sind wie hier zumeist eher Sommerhäuschen mit eventuell provisorischer Heizmöglichkeit. Man lebt dort üblicherweise nur im Sommer. Einige Datschen sind mit festen Häusern bebaut und die Besitzer wohnen dann auch winters dort - nicht anders als bei uns. Und: nicht alle Datschenbesitzer sind Selbstversorger. Denen dient der Garten ausschließlich der Erholung - nicht anders als bei uns auch.
Das ist natürlich eine sehr kurze Zusammenfassung der Lage.
Viele Grüße Helmuth

Hildegard
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#6

Beitrag von Hildegard » Mi 3. Apr 2013, 00:23

Ich kenne nur die Lage "unserer" Gastkinder aus "Tschernobyl." (1994)aus einem Dorf (2000EW)im Osten Weißrusslands.
Da war die Mutter Melkerin auf einer Kolchose und dann bekamen sie "Land für 1 Kuh, 1 Schwein und 1 Pferd"..wie die Kinder erzählten. Sie setzten auch Kartoffel und anderes Gemüse an.Alles natürlich in Handarbeit.Es hat für das Notwendigste grad gereicht.
Allerdings war die Versorgung eher spärlich, als dann der Motor am Ziehbrunnen seinen Dienst versagte, konnte niemand die Reparatur (ca 450DM)bezahlen...und das Wasser musste wieder mit Eimer an der Kette hochgezogen werden.
Andere hatten nur eine "Gartenhütte" mit Beeten, die sie vor dem Verhungern bewahrten.Arm dran waren die in den Städten(Minsk), wenn die nicht von Verwandten aus dem "Hinterland"= evakuierte Zonen, in denen z.B. die Oma "illegal" zurückblieb und den Garten bestellte beliefert wurden, wären sie verhungert.

Ob Kleingärtner überall heute "praktisch" mit unseren jetzigen Ansprüchen die Welt 100% ernähren können, das bezweifle ich. Sicher können sie einen ansehnlichen Beitrag dafür leisten.Problem sehe ich am tlw. nicht mehr vorhandenem Wissen und an der dafür aufzuwendenden Zeit ..die im Erwerbsleben Stehende einfach nicht immer dann aufbringen können, wenn sie benötigt wird. Nicht nur beim Anbau und 'Ernte, auch bei der Konservierung....siehe Marillendrama"! :mrgreen: ...
Dann gibt es auch die Möglichkeit witterungs/krankheitsbedingter Totalausfälle ..wovon dann satt werden, wenn z.B. ein Hagelschauer von 10 Minuten die gesamte Ernte im Erdboden versenkt hat...Dürre, Hochwasser, etc.
LG Hildegard
Trau nie dem Ort an dem kein Unkraut wächst ;)

Armin Sommer

Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#7

Beitrag von Armin Sommer » Mi 3. Apr 2013, 01:10

Hi Zusammen,

also ich finde den Beitrag auch irreführend und etwas seltsam und eigentümlich propagandistisch verdreht. Den Verlag halte ich ebenfalls, wie Helmuth bereits erwähnt hat, für etwas "speziell" :-))

Es dürfte allgemein klar sein, daß alles Essen, das von Menschen zum Erhalt der Spezies angebaut wird, aus der Erde kommt und dort von Menschen kultiviert wird. Wer sonst sollte das tun und woher sollte es auch sonst kommen. Nichts, was mich jetzt erstaunt. Von 1-3 ha Landflächen dann umzubrechen auf Kleingärtner ist ebenfalls etwas gewagt.
Das Entscheidende aber, was hier völlig unbeleuchtet bleibt ist die Frage der Distribution und der Verteilung. Wenn solche Zahlen ermittelt werden, dann muss ich sie auch irgendwo abgreifen können. Sie werden sicher nicht gezählt haben, wie oft Salat über den Nachbarszaun gereicht wird...

Natürlich ist das alles möglich, aber, wie gesagt, etwas "speziell" alles

Grüße

Armin

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#8

Beitrag von Tanja » Mi 3. Apr 2013, 01:27

Armin Sommer hat geschrieben:also ich finde den Beitrag auch irreführend und etwas seltsam und eigentümlich propagandistisch verdreht. Den Verlag halte ich ebenfalls, wie Helmuth bereits erwähnt hat, für etwas "speziell" :-))
In der Tat, inzwischen Verlag ausgemacht und stimme Euch absolut zu.

Von der Richtigkeit der genannten Zahlen kann man also nicht ausgehen. Kennt denn jemand eine zuverlässige Quelle bezüglich der tatsächlichen Verhältnisse?

Also, konkret:

Wieviel % der genannten Nahrungsmittel werden bzw. wurden im Jahr 1999 in Russland tatsächlich durch "Kleingärtner" produziert? (Die theoretische Größe der Grundstücke, Lebensstandard etc. mal ganz außen vor gelassen).
Tanja

:blah:

Armin Sommer

Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#9

Beitrag von Armin Sommer » Mi 3. Apr 2013, 01:46

Bin jetzt aber auch angefixt.

Hab spontan das gefunden. Dort sind Quellen angegeben, die möglicherweise genaueres hergeben.

Zitat
Nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts WZIOM nutzen 69 Prozent der Russen die Datscha als Produktionsstätte für den Eigenbedarf an Lebensmitteln. Im Krisenjahr 2009 waren es sogar 81 Prozent.
Zitat Ende

Quelle:
http://www.aktuell.ru/russland/reportag ... print.html

Grüße

Armin

Edit: PS

und wie sehn die Zahlen eigentlich bei uns hier aus ?

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65375
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#10

Beitrag von 65375 » Mi 3. Apr 2013, 02:12

Ich kann definitiv nicht glauben, daß ein bedingungsloser Anspruch auf ein eigenes Stück Land für jeden Russen besteht. Egal ob drei Hektar oder nur 600 qm.

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