Fukuoka Masanobu

Moderator: kraut_ruebe

holzgaser
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Re: Fukuoka Masanobu

#81

Beitrag von holzgaser » So 20. Dez 2015, 00:01

Servus!
Was Fukuoka gemacht hat ist wohl so nicht reproduzierbar, nicht einmal in Japan, nicht einmal auf Fukuoka's farm, wo sein Sohn angeblich jetzt biologischen Anbau betreibt.
Natürlich werden die Methoden des Fukuoka nur im Grundsatz bei uns funktionieren können. Auch eine Technik zu finden die es ermöglicht nach der Philosophie von Fukuoka zu arbeiten wird nicht leicht werden.

Fukuoka... und ich versuchs trotzdem. Dazu wird ein Agroforststreifen angelegt und durch Sträucher in Parzellen aufgeteilt. Auf den Parzellen werden die Ackerfrüchte ausgesäht. Siehe Skizze
Naturgarten_Vision_3.JPG
Naturgarten_Vision_3.JPG (72.67 KiB) 4166 mal betrachtet
Die Getreideflächen sind in der Größe der benötigten Zutaten unseres Sauerteig - Hausbrotes angedacht.
Wie sich das dann entwickelt da bin ich mal gespannt.

Gruß holzgaser
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

Fred
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Re: Fukuoka Masanobu

#82

Beitrag von Fred » Sa 9. Jan 2016, 04:02

Hallo Holzgaser,
das sieht schon ganz hübsch aus. Für einen PK-Plan fehlen einige wichtige Informationen: Vorallem die Sonnenrichtung.
Ich hoffe du hast dir gut überlegt, wie sich die Beschattung der Bäume auf deine geplante Parzellen auswirkt. Das kann positiv oder negativ sein, PK arbeitet ja viel damit für Pflanzen passende Nischen zu schaffen. In unserem Klima sucht man mehr die Sonne, bei euch kann das anders sein. Letztlich sind die Ansprüche der von dir geplanten Anplanzungen ausschlaggebend. Soll keine Beurteilung des Entwurfes sein, läßt sich aus der Ferne eh nicht sagen. Ich drücke dir die Daumen, daß dir der Abgleich gelingt, dann kann das ein schönes PK-Stückle werden.

Fred
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Re: Fukuoka Masanobu

#83

Beitrag von Fred » Sa 9. Jan 2016, 04:17

Manfred hat geschrieben:Ein Bericht über einen Besuch bei Fukuokas Enkel.
Die Erzählung über Fukuokas Gedanken im Alter schließen für mich den Kreis hin zu Allan Savory und dem Holistic Management.

http://trentbrown.in.s205663.gridserver ... -farm-iyo/
Danke Manfred für den sehr informativen Link, auch wenn Beitrag eher ernüchternd klingt. Es wird deutlich, daß natural farming vorallem ein Gesellschaftliches Problem ist. Er hat zugunsten den Beziehungen mit seinen Nachbarn schon einige Kompromisse gemacht. Der wesetliche Sapekt ist leider die fiskal-zentrierung der Gesellschaft: "When we spoke to him, Hiroki-san emphasised that the challenges of production are dwarfed by the challenges of marketing."

DieterB
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Re: Fukuoka Masanobu

#84

Beitrag von DieterB » Sa 9. Jan 2016, 12:38

Fred hat geschrieben:Danke Manfred für den sehr informativen Link, auch wenn Beitrag eher ernüchternd klingt. Es wird deutlich, daß natural farming vorallem ein Gesellschaftliches Problem ist. Er hat zugunsten den Beziehungen mit seinen Nachbarn schon einige Kompromisse gemacht. Der wesetliche Sapekt ist leider die fiskal-zentrierung der Gesellschaft: "When we spoke to him, Hiroki-san emphasised that the challenges of production are dwarfed by the challenges of marketing."
Es ist eben niemand bereit, eine ganzheitliche Sicht der Dinge in Betracht zu ziehen. Das trifft in erster Linie auf Fukuoka selbst zu. Wenn Fukuoka als Kleinbauer ueberleben konnte, war das doch nur, weil die japanische Regierung die eigene Landwirtschaft massiv subventionierte und auslaendische Produkte nicht zuliess. Gluecklicherweise sind japanische Verbraucher bereit, astronomische Preise zu bezahlen, die weit ueber dem internationalen Marktpreis liegen.

Das kann aber auf Dauer nicht funktionieren, denn Japan ist ein Exportland, dessen Wohlstand allein auf der Faehigkeit seiner Industrie beruht, ins Ausland zu exportieren. Handel geht aber in zwei Richtungen; man kann nicht frei exportieren wollen, wenn man gleichzeitig Importe verhindert. Die armen Laender der 3. Welt, die Argarprodukte exportieren, koennen sich nicht gegen die Industrienationen wehren. Von daher droht den japanischen Bauern also keine Gefahr. Die Gefahr droht von Seiten der USA, die Japan zwingen (und schon gezwungen haben) mehr amerikanische Agrarprodukte zu importieren, wodurch dann auch Agrarprodukte von anderen Laendern zugelassen werden muessen. Das fuehrt dazu, dass auch japanische Anbauer unter Druck geraten und Fukuoka's Anbaumethoden schon aus wirtschaftlichen Gruenden nicht funktionieren koennen.
holzgaser hat geschrieben:Natürlich werden die Methoden des Fukuoka nur im Grundsatz bei uns funktionieren können. Auch eine Technik zu finden die es ermöglicht nach der Philosophie von Fukuoka zu arbeiten wird nicht leicht werden.

Fukuoka... und ich versuchs trotzdem. Dazu wird ein Agroforststreifen angelegt und durch Sträucher in Parzellen aufgeteilt. Auf den Parzellen werden die Ackerfrüchte ausgesäht. Siehe Skizze
Fukuoka wird oft von der Permakultur vereinnahmt. Fukuoka selbst wuerde sich dagegen verwehren. Was die grundlegende Philosophie sowie die praktischen Anbaumethoden angeht, gibt es da grosse Unterschiede.

lg. Dieter

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#85

Beitrag von Manfred » Sa 9. Jan 2016, 12:56

DieterB hat geschrieben: Fukuoka wird oft von der Permakultur vereinnahmt. Fukuoka selbst wuerde sich dagegen verwehren. Was die grundlegende Philosophie sowie die praktischen Anbaumethoden angeht, gibt es da grosse Unterschiede.
Worin genau bestehen diese Unterschiede denn?
Ich kann da keine Widersprüche erkennen.

DieterB
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Re: Fukuoka Masanobu

#86

Beitrag von DieterB » Sa 9. Jan 2016, 16:20

Manfred hat geschrieben:Worin genau bestehen diese Unterschiede denn?
Ich kann da keine Widersprüche erkennen.
Was die praktischen Methoden angeht, dann weisst du sicher, dass Fukuoka Haufenkompostierung ausdruecklich ablehnt. Zu den meisten anderen Methoden hat er sich nicht ausdruecklich geaeussert, weil er sehr wenig Kontakt zur PK hatte, die ja damals auch noch nicht so verbreitet war. Es gibt aber z. B. Aeusserungen von ihm in Bezug auf Hochbeete und dergleichen. Jemand hatte ihm Bilder von einem PK Anbauer in Spanien gezeigt; dazu sagte er ganz kategorisch: "das ist nicht Natural Farming (NF)." Was Mulch angeht, widerspricht das natuerlich auch den NF Grundsaetzen, die verlangen, dass kein Material von ausserhalb des Feldes hinzugetan wird.

Es gibt ja keine endgueltige Definition, von dem was PK ist und was PK nicht ist. Deshalb kann man eigentlich nur urteilen, ob PK mit NF kompatiebel ist, indem man die gaengigen Praktiken, wie sie in der PK Gemeinde diskutiert werden, mit den NF Grundsaetzen vergleicht. Wenn ich an die PK Diskusssionen der letzten 20 Jahre zurueckdenke, dann ist da sehr viel was NF widerspricht. Es wird z. B. ohne Ende darueber diskutiert, was der Anbauer dem Boden noch alles zusetzen kann: Komposttee, verschiedenartige Mikroben oder Fungi-Mischungen, zig verschiedene Mineralienmischungen, Terra Preta, Meersalzkonzentrate, und, und, und. Das nimmt gar kein Ende mehr. Jeder der Fukuoka gelesen hat weiss, dass das seinem Grundsatz widerspricht, dass der Bauer sich ueberlegen sollte, was er weniger tun kann und nicht was er mehr tun kann.

Im Uebrigen ist die Idee des "Designs", wie es in der PK diskutiert wird, aus der NF Sicht ein externes Konzept, das der Natur zwangsweise uebergestuelpt wird. In der NF hingegen entwickelt sich die beste Methode von Innen, also im Wechselspiel zwischen Mensch und Natur quasi von selbst; also im Idealfall ohne die Verzerrung menschlicher Intentionen. Du kannst natuerlich argumentieren, dass PK im Endeffekt auf dasgleiche hinauslaeuft. Trotzdem bleibt die Tatsache, dass die PK Diskussion sich auf das Planen der Landschaft konzentriert (z.B. mit kleinen Komputergraphiken), die der wirklichen Natur eigentlich gar nicht entsprechen koennen. Wenn ich 20 Jahre zurueckdenke, wie ich am Anfang mein Gelaende gestalten wollte, dann bin ich sehr dankbar, dass ich nicht die Kraft hatte, die meisten meiner Plaene auszufuehren. Und bei vielem, was ich doch ausgefuehrt habe, weil ich es in einem PK Forum gelesen hatte, hab ich Jahre gebraucht, um es wieder Rueckgaenging zu machen. Die Natur ist eben ueberall und immer verschieden, und oft nicht so, wie der Mensch das gerne moechte.

lg. Dieter

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#87

Beitrag von Manfred » Sa 9. Jan 2016, 17:47

So gesehen hast du natürlich recht.
Ich meinte es so, dass sich die Fukuoka-Methoden problemlos in den Permakultur-Baukasten integrieren lassen.
Der Permakultur-Baukasten wiederum lässt sich gut fürs Holistic Management verwenden.
Die Fukuoka-Philosophie hat Schnittmengen mit der PK-Ethik und kann Einfluss in einen Holistic Context finden, aber deckungsgleich mit PK oder HM ist sie sicher nicht.

Allein drei gemein ist die Einsicht, dass die Zusammenhänge in der Natur derart komplex sind, dass wir sie nie umfassend verstehen werden, und dass man sich deshalb mögl. an natürlichen Abläufen orientieren und der Natur wo es geht freie Hand lassen sollte.
Die Frage "wo geht es" ist natürlich nur individuell zu beantworten, da der Mensch auch Teil der Natur ist und seine Ansprüche befriedigen will.
In meiner Landwirtschaft will ich das durch Simulieren des natürlichen Herdenzugs (siehe Thema ganzheitlich geplante Beweidung), eine Zuchtwahl die sich auf das Wesentliche beschränkt (siehe das Thema Beefmaster und die Lasater-Philosophie, bzw. Mark Shepards "Sheer Total Utter Neglect"), und das Schaffen von Biotop-Nischen mit reduziertem menschlichen Einfluss umsetzen. Wäre sicher spannend gewesen, sich mit Fukuoka über diese Ansätze zu unterhalten.

DieterB
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Re: Fukuoka Masanobu

#88

Beitrag von DieterB » So 10. Jan 2016, 03:08

Manfred hat geschrieben:Die Fukuoka-Philosophie hat Schnittmengen mit der PK-Ethik und kann Einfluss in einen Holistic Context finden, aber deckungsgleich mit PK oder HM ist sie sicher nicht.
Natuerlich gibt es Aehnlichkeiten, aber es gibt auch Unterschiede. In Japan unterscheidet man klar zwischen Bioanbau, PK und Natural Farming, genauso wie wir zwischen Bioanbau und PK unterscheiden, auch wenn PK biologische Anbaumethoden verwendet. PK wurde durch Fukuoka beinflusst, z. T. weil er bereits mit pfluglosen Anbaumethoden experimentiert hat, als noch niemand von PK geredet hat. Das heisst aber nicht, dass Natural Farming (NF) gleich PK ist. PK hatte ja auch keinen Einfluss auf Fukuoka. Wenn man daher sagt, dass NF gleich PK ist, dann geht etwas wesentliches verloren. Die Leute glauben dann, dass NF eine Unterart von PK ist, ohne zu verstehen, dass Fukuoka sowie andere NF Pioniere ihre ganz eigene Philosophie haben, die sich von PK unterscheidet.

lg. Dieter

PS: Fukuoka's philosophischen Buecher sind ja auch nie uebersetzt worden. Schon deshalb kann man nicht behaupten, dass PK im Westen seiner Philosophie entspricht.

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#89

Beitrag von Manfred » So 10. Jan 2016, 11:47

Ich wäre interessiert, mehr über deine Interpretation zu erfahren und darüber, was du wie und warum bei dir auf dem Grundstück umsetzt.

Fred
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Re: Fukuoka Masanobu

#90

Beitrag von Fred » Mi 13. Jan 2016, 12:39

DieterB hat geschrieben:Fukuoka wird oft von der Permakultur vereinnahmt. Fukuoka selbst wuerde sich dagegen verwehren. Was die grundlegende Philosophie sowie die praktischen Anbaumethoden angeht, gibt es da grosse Unterschiede.
Fukuoka hat sein Konzept unabhänig von der Permakultur entwickelt, das ist richtig und ergibt sich alleine aus der Historie. Er hat -meine ich- in der Zwischenkriegszeit angefangen seinen Anbaumethoden zu entwickeln, Bill Mollison`s erste Konzeptveröffentlichung Permaculture 1 wurde anfang der 70`er Jahre herausgebracht.
Wenn ich das Interview mit bill Mollison richtig erinnere, so hat er gesagt, daß in Permaculture 1 das Konzept, das er nach den Beobachtungen der Natur entwickelt hat vorstellte. Zur damaligen Zeit hatte allerdings keinen Plan, wie er Getreideanbau in sein Konzept des permanenten Anbaus integrieren sollte. Diese Lücke im Permakulturbaukasten hat dan Fukuoka geschlossen, indem er mit Sommer-Reis & Wintergetreide mit Unterpflanzung zeigte, wie man mit anuellen Pflanzen eine permanente Bodenbedeckung erreichen kann.

Es ist das Wesen der Permakultur, eine Systematik zur Kombination verschiedener Techniken/Methoden/Strategien zu sein, daß es scheint, die Dinge würden vereinnahmt.Bill Mollison sagt dies auch selbst- Er hat nichts neu erfunden, was es woanders nicht gäbe. Nur das kombinieren, im sinne des funktionellen Designs ist ein neuer Aspekt. Daher kann gut sein, daß Fukuoka bei einem PK-Projekt etwas gesehen hat, was in sein Konzept nie hineinpassen würde.

Wobei ich in engl Wikipedia über natural Farming-Prinzipien nachgelesen habe. Die Schnittmenge zwischen Permakultur und natural Farming sehe ich schon erheblich. Die zielorientierung am climax-Wald, reduzieren menschlichen Aufwands, insbesondere vermeiden von Pflügen, Pestizite/Herbizide und jäten. Wobei PK dies nicht als dogmatisch voraussetzt, sondern Strategien sucht die daraufhinarbeiten. Wenn man ein stabiles Ökosystem aufgebaut hat, braucht man nichtmehr zu düngen, aber den Weg dorthin läßt sich durch geeignete Düngestrategien in den ersten Jahren beschleunigen, bis das Boden-Nahrungs-Netzwerk etabliert ist.

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