Fukuoka Masanobu

Moderator: kraut_ruebe

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emil17
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Re: Fukuoka Masanobu

#181

Beitrag von emil17 » Di 3. Sep 2019, 23:34

viktualia hat geschrieben:Hast du absichtlich ein Abtreibungskraut erwähnt, oder war das Zufall?
Ich verstehe nichts von und beschäftige mich nicht mit Abtreibung und Petersilie ist bei uns ein ganz normales Küchenkraut. Hilft roh gegessen ganz gut gegen Magenbeschwerden.
viktualia hat geschrieben: Extrudate -
puh, ne, wir lasen uns doch nix erzählen, wir sind doch mündige Konsumenten!
Fremdwörter sind Glückssache.
Bei der Extrusion (von lateinisch extrudere ‚hinausstoßen', ‚-treiben') werden feste bis dickflüssige härtbare Massen unter Druck kontinuierlich aus einer formgebenden Öffnung (auch als Düse, Matrize oder Mundstück bezeichnet) herausgepresst.
Damit macht man also Erdnussflips oder auch PET-Flaschen - was du vielleicht meinst sind Exsudate.
(nur darum geht es)
... um die Rentabilität dank chemischer Unkrautbekämpfung.
viktualia hat geschrieben:Jaja und nicht um Fukuoka, nicht um Zusammenhänge, nicht um die Dosis.
Was Fukuoka betrifft, so habe nicht ich die chemische Unkrautvernichtung als kompatibel mit seiner Philosophie erklärt.

Wenn man so zitiert, dass der Zusammenhang verlorengeht, siehe etwas weiter oben, dann geht es natürlich nicht mehr um Zusammenhänge.

Das mit der Dosis ist so eine Sache.
Bei Substanzen, die rein industriell sind und in der belebten Natur nicht vorkommen, ausser dort, wo mensch sie ausgebracht hat, ist das Argument der Dosis jedenfalls nicht gleich zu bewerten wie in der Medizin. Zudem besteht immer die Möglichkeit, dass es interaktive Effekte mit anderen Substanzen gibt, d.h. dass die erwünschte oder unerwünschte Wirkung von der Präsenz weiterer Substanzen abhängt, also nicht nur von der Dosis alleine.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

viktualia

Re: Fukuoka Masanobu

#182

Beitrag von viktualia » Mi 4. Sep 2019, 07:55

EXSUDATE ja, die Wurzelausscheidungen, das, wovon sich der Boden (u. dann die Pflanzen) normalerweise ernährt.
"Gut aufgepast", könnte man sagen, hättest du nicht Wesentliches ausgelassen:
- Ton Humus Komplex, das, was das Bodenleben normalerweise herstellt.

Wenn ihr meint, dass das Unterbrechen der natürlichen Nahrungsweise, der natürlichen "Infrastruktur" im Boden/Pflanzen Gefüge
so harmlos und viel besser sei - na ja.
Euer Argument funktioniert nur, wenn ihr von ständigem Spritzen ausgeht.

Darum gehts aber gar nicht.

Andererseits propagiert ihr ständiges pflügen.
Das kann es aber auch nicht sein.

Es gilt, die Arbeit der Bodenlebewesen zu erhalten und zu fördern
und auch die Ernährung der Pflanze aus diesem Kreislauf zu ermöglichen, zu verbessern.

Wenn ihr dafür das Pflügen überhöht, anstatt euch mit potentiell steigendem Unkrautdruck in der ersten Zeit auseinander zu setzen, bitte.
Mir wird das langsam zu bunt - wenn nötig, geht es um "die reine Lehre" und ansonsten nur um "Spaltung" in gut und böse.
Glaub ich halt nicht dran.

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emil17
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Re: Fukuoka Masanobu

#183

Beitrag von emil17 » Mi 4. Sep 2019, 08:32

Ton-Humus-Komplexe hat es auch in regelmässig mechanisch bearbeiteten Böden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Fukuoka Masanobu

#184

Beitrag von Teetrinkerin » Mi 4. Sep 2019, 09:37

Viktualia, es probiagiert hier doch keiner ständiges pflügen, wie du schreibst. Aber ich möchte gerne darauf hinweisen, dass Pestizide IMMER Auswirkungen auf Bodenleben, Tier- und Pflanzenwelt haben und auch nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Das wird irgendwie von dir unterschlagen.

Da du betonst, eine Therapeutin zu sein (wobei es ja derer viele gibt....) und dir das systemische Denken zueigen ist, wirst du sicherlich auch die Ängste und Sorgen einer breiteren Masse nachvollziehen und Ernst nehmen können und nicht vorschnell aburteilen (wie in deinem Post über Wildmohn, die immerhin nur einen Daumen nach oben gegeben hat).

Ich habe jahrelang in direkter Nachbarschaft gewohnt, wo Landwirte kostenlos (!!) Wasser in ihre Spritztanks auffüllen konnten (unbegreiflich, dass das Wasser auch noch von der Allgemeinheit bezahlt wurde - mittlerweile wurde das auf Druck einiger Bürger glücklicherweise abgestellt). In unmittelbarer Nähe zur Wasserstelle gab es nur noch toten Boden und auch die Häufigkeit, in der so mancher Bauer angefahren kam (ohne Übertreibung teilweise zigmal!), ließ in mir die Sorge wachsen, ob unsere Umwelt das auf Dauer so wegstecken kann. Und wie mir, geht es vielen anderen Menschen eben auch - und ich finde, diese Sorgen sollte man auch Ernst nehmen.

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#185

Beitrag von Manfred » Mi 4. Sep 2019, 10:31

Habe gerade keine Zeit, die Beiträge zu lesen.
Aber ein Gedanke, den ich festhalten möchte:

"Nichts aber kann westliche Beobachter so verblüffen, wie die Tatsache, dass weder im indischen noch im chinesischen Sprachschatz ein Wort für Religion existiert."

https://youtu.be/vkhdtSPpx0U?t=1206

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Re: Fukuoka Masanobu

#186

Beitrag von strega » Mi 4. Sep 2019, 13:19

bei dem Link, da kommt bei mir Werbung für ein Projektmanagement... hat nix mit China und Religion und so zu tun...

wurde der Link entfernt mittlerweile oder haste dich da vertan?

neee, es geht mir null um STÄNDIGES Pflügen oder Hacken,
seh auch bei meinem Äckerchen,
dass das nach einmal Durchhacken am Anfang gar nicht mehr nötig ist,
das dient NUR EINMAL zur Eliminierung der Wurzeln der dornigen Lianen, die dort seit Jahrzehnten ansässig waren

danach ist "nur" noch von Bedeutung
organische Düngung mit Kompost, Terra Preta, Kuhdung, Eigenurin, Gründüngung!
Schattengare schaffen!!! :daumen: :daumen: :daumen:
Da freuen sich die Mikroorganismen und werkeln eifrig
Pflanzenabfälle, Unkraut usw direkt wieder aufs Beet, freuen sich die Regenwürmer im Winter und sonst noch andere Leut drüber

OOOOKK, das ist im südlichen Klima hilfreich, ihr im Norden müsst vielleicht Sonnenfallen bauen oder so :pfeif:

OOOOk, ich hab so etwa andertalbtausend Quadratmeter, keine hunderttausend Hektar oder so was, das halt mit kleinbäuerlichen Methoden nicht mehr bewirtschaftbar ist,
aber es funktioniert :)
mit einmal hacken am Anfang und das wars

es kann leicht sein wenn mensch es nicht schwer macht.... :ohm:

deswegen will ich auch keine Hunderttausend Hektar oder so was
denn das wird schwer..... für mich, für die Natur, für den Planeten, für alle...............

denk auch, dass Fukuoka die Kleinbauern im Sinn hatte und nicht die Multimillionäre
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Sonne
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Re: Fukuoka Masanobu

#187

Beitrag von Sonne » Mi 4. Sep 2019, 13:55

Strega...bei dem Link kommt erst Werbung und dann Vera Birkenbihl. Thema Asien.

Leider habe ich keine Zeit 2 Stunden VB zu gucken, auch wenn sie oft recht amüsante Vorträge hält.

Und Google verrät durchaus ein Wort für Religion auf Chinesisch. :hmm:
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Benutzer 72 gelöscht

Re: Fukuoka Masanobu

#188

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 4. Sep 2019, 14:38

Sonne hat geschrieben:Und Google verrät durchaus ein Wort für Religion auf Chinesisch. :hmm:
jou!
Mal abgesehen davon, dass ich nicht verstehe was das jetzt mit Fukuoka Masanobu zu tun haben soll??
ist er nicht Japaner?
strega hat geschrieben:denk auch, dass Fukuoka die Kleinbauern im Sinn hatte und nicht die Multimillionäre
denke ich auch, umso ärgerlicher, wenn man ... ja, egal. :ohm:

Ich übe mich jetzt mal in sinnvollem "nichts tun".

- übrigens ein für mich sehr spannender Punkt, wird das Fukuoka nur zugeschrieben oder hat er wirklich davon geredet, dass weniger tun manchmal mehr ist?
Aber der Satz sollte nicht untergehen bei der ganzen Diskussion!
emil17 hat geschrieben:Ton-Humus-Komplexe hat es auch in regelmässig mechanisch bearbeiteten Böden.
soooo empfindlich auf "Boden-Bewegen" ist das Bodenleben auch nicht.
Es lebt ja ;)

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#189

Beitrag von Manfred » Mi 4. Sep 2019, 15:50

Zongjiao bedeutet wörtlich übersetzt "Lehren der Vorfahren" oder "Lehren der Alten" und kann nicht mit unserem Religionsbegriff gleichgesetzt werden.
Da sind wir bei dem von Birkenbihl ausführlich behandelten Problem, dass wir unsere Meme auf anderen Kulturen anwenden, wo sie oft nicht passen...
Vorträge hält sie übrigens keine mehr. Sie ist leider bereits 2011 verstorben. Schade um diesen klaren Geist.

Dass man die philosophische und religiöse Kultur Japans nicht von der Chinas und Indiens trennen kann, sollte klar sein, Ina?
Der Kreis zu Fukuoka schließt sich spätestens mit der Einsicht, dass es absurd ist, sich mit dem beschränkten menschlichen Geist ein Bild von "der Natur", "der Schöpfung" oder einem "Schöpfer" machen zu wollen, und dass solche Bilder nicht mehr als psychologische Hilfskonstrukte für Menschen sind, die diese Einsicht noch nicht erlangt haben. Die Einsicht wiederum führt zu Fukuokas Demut vor der Natur, sprich dem Willen, sich als Lernender in die Mitwelt einzufügen, statt als "Umweltschützer" irgendwelche Momente zwanghaft einfrieren (also töten) zu wollen.

viktualia

Re: Fukuoka Masanobu

#190

Beitrag von viktualia » Mi 4. Sep 2019, 18:53

Sehr schöne Überleitung, Danke, Manfred.
@Teetrinkerin, in diesem Sinne: ich geh schon ewig als "Öko", echt über 40 Jahre jetzt. Und natürlich war ich jahrelang absolut gegen alles "unnatürliche". Bis ich dann mehr und mehr lernte, was alles "in unserer Natur liegt".
(Bin übrigens keine Psycho- sondern Ergotherapeutin; arbeite nicht mit Worten, sondern mit der Auswirkung von Handlungen.)

Es fing beim Glyph an, hier in diesem Forum - oder eigentlich fing es ein bisschen früher an: da merkte ich nämlich, dass die Einstellung, mit der ich seit Jahrzehnten angeeckt war, plötzlich "salonfähig" wurde. (Was waren meine Eltern stolz, nach Fukushima überall erzählen zu können, dass ihr Kind, also ich, schon in den 70ern gegen AKWs war - war ein komisches Gefühl.)
Naja, beim Glyph dämmerte es mir dann, dass es doch schon seltsam ist, nicht beim giftigsten Gift anzufangen, sondern die Landwirte dazu zu nötigen, heftigere Sachen zu nehmen als diese selber wählen würden.
Und nicht mit so was wie "Sachkundenachweis für alle Hausmeister, Friedhofgärtner, Schrebergärtner, die Gift benutzen" anzufangen.
Oder mit irgendwas, dessen Patent nicht grad abgelaufen ist....
Massentrends neigen eher zur Instrumentalisierung als Subkulturen.
Und hab mich eingelesen. Shikimatweg - (fast) nur bei Pflanzen.
(Und das "fast", das einige Mikroben betrifft, behalt ich im Hinterkopf, sei gewiss!)

Als spiritueller Mensch ist mein "Lieblingsgebot", bzw. es ist ja vielen Religionen gemeinsam:
du sollst dir kein Bild machen, im Sinne von: man "schafft" es sowieso nicht, rsp. viktualisch: erlebnissoffen bleiben!

"Pflügen" ist, bei einem gesunden Boden, natürlich nicht besonders schlimm. Was platt gemacht wird, vermehrt sich wieder, die Natur ist darauf angelegt, sich von "Störungen" erst mal anregen zu lassen. "Fruchtbarkeit" ist wesentlich für die Natur.

Wir reden aber heutzutage eher von "Regeneration" - ein Boden, der ausgelaugt ist, der reagiert anders auf die Dinge als ein gesunder.
Gerade das, was er zur Wiedererlangung des Gesamten braucht, wird, je nach Pflugtiefe bzw. -Frequenz so gestört, dass ich, mit meinem momentanen Wissen, den gezielten Einsatz von Chemie (natürlich lieber was "kalkulierbares" als was "todsicheres"), vorziehen würde.

Weil es einfach ne kleinere Auswirkung hat, nicht nur die Ernte schützt (dafür wurde es entwickelt), sondern auch, wie soll ich sagen, "mathematisch gesehen": es kann gezielter und damit geringer eingesetzt werden als das Pflügen.
Eure Argumente, dass es "tötet" sind natürlich wahr, aber "Tod" ist auch nur ne Meme - unser menschlicher Tod ist ne ganz andere Kiste als sterben und vergehen in der Natur.
Und wenn der Acker umgepflügt wird, stribt mehr "Regenerationsfähigkeit", mehr Potential.
In Relation zum Ausgangsstadium, natürlich.

Das ist mein Punkt.
"Gift" kann Droge oder Medizin sein;
die "Erleichterung", die der Einsatz bringt, kann Abhängigkeit
oder das Maß an Linderung, das zur Selbstheilung nötig ist, bringen.

Aber halt nur, wenn das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet wird, der Einsatz nicht tabuisiert wird.
Weil unsere "Vernunft" so unnatürlich sei...

Wir müssen Herz und Hirn zusammen bringen, davon ist unsere Gesundung abhängig, glaube ich.
Feinabstimmung, nicht gut oder böse/Gott und Teufel.
Es wird Zeit.
(Amen! :fypig:)

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