Fukuoka Masanobu

Moderator: kraut_ruebe

holzgaser
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Re: Fukuoka Masanobu

#121

Beitrag von holzgaser » Fr 23. Aug 2019, 21:27

@Manfred
Interessant auch in diesem Video wieder die Angaben zur Arbeitszeit.
1000 m2 können 5 bis 6 Menschen ernähren, die dafür je eine Stunde am Tag investieren müssten.
5 x 365 x 10 = 18.250 Arbeitsstunden pro ha und Jahr.
Im vergleich zu ca. 20 Stunden je ja Ackerbau im kleinstrukturierten Süddeutschland und Österreich und teils kleiner 1 Stunde in der Großflächenlandwirtschaft.
Fukuoka schreibt: "Ein Bauer braucht nur ein oder zwei Stunden um die Samen auszusäen und das Stroh auf 1000m² auszubreiten. Mit Ausnahme der Erntearbeiten kann Wintergetreide von ihm ganz allein angebaut werden."


Was Fukuoka betrieben hat, ist eine Selbstversorger Landwirtschaft. Das kann man mit der "modernen" Landwirtschaft nicht vergleichen.



Nur als Erinnerung für alle, die Fukuokas "nichts tun" gerne als arbeitsfreies Schlaraffenland missverstehen.
Es handelt sich um eine extrem arbeitszeitintensive Sonderkulturwirtschaft in der nicht nicht gearbeitet, sondern in der nichts naturwidriges getan werden soll.
Der Getreideanbau ist nicht besonders arbeitsintensiv. Beim Gemüse kommt es halt darauf an welche Sorten angebaut werden. Aber seine Methode als nichts tun Landwirtschaft zu bezeichnen ist wohl ein grober Übersetzungsfehler.
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

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Sonne
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Re: Fukuoka Masanobu

#122

Beitrag von Sonne » Sa 24. Aug 2019, 10:27

Bei dem wenigen, das ich von ihm bisher gelesen habe, bezog sich das 'nichts tun' nicht auf Müßiggang, sondern immer ehr: 'Nichts tun, was der Natur widerspricht'.

Von einem Menschen zu lernen bedeutet für mich auch nicht unbedingt, alles was er tut 1:1 auf meine Situation zu übertragen...Menschen können auch allein in ihrer Haltung oder Einstellung Vorbild sein.

Aber ob F. M. das für mich sein könnte, weiß ich nicht. Habe bisher zu wenig von ihm gelesen.

Aber ein interessanter Mensch ist er sicherlich.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: Fukuoka Masanobu

#123

Beitrag von DieterB » Sa 24. Aug 2019, 11:05

Manfred hat geschrieben:Hm. Welche seiner Aussagen waren den absolut?
Er sagte ja immer wieder, auch im oben verlinkten Video kommt das vor, dass man für jeden Standort die dort passende Lösung finden muss.
So wie die Natur das halt auch macht.
Ich kann da keinen Absolutheitsanspruch erkennen.
Auf seiner Farm war er damit sehr weit gekommen. Die Versuche, seine Methoden 1 zu 1 auf deutlich andere Bedingungen zu übertragen, haben meist nicht funktioniert.
Aber das ändern nichts an seinem Prinzip, die Natur zu beobachten und zu versuchen, sich an ihre Lösungen anzupassen.
Evtl. tun so viele so schwer damit, weil das dem westlichen Naturschutzvorstellungen, entweder menschengemachte Momentaufnahmen in Schubladen einzufrieren oder den Menschen (vermeintlich, geht ja nicht annähernd) ganz auszusperren, diametral entgegen steht.
Er dagegen verstand den Sinn von dynamischem Wandel und Vergänglichkeit und bemühte sich, ein Teil des Flusses zu werden.
Es ist mehr der Ton als einzelne Dinge, die er gesagt hat. Japan ist eine Konsensus-Gesellschaft. Kategorische Aussagen sind verpoent, weil sie den Gegenueber vor den Kopf stossen. Wie er seine 4 Grundregeln darstellt, ist schon sehr absolut, und so verstehen es auch Leute, die sich als seine Nachfolger sehen, wie z. B. Raju Titus in Indien.

Raju besteht ausdruecklich darauf, dass es besser ist RoundUp fuer chemischen No-Till Landbau zu benutzen, als zu pfluegen. Er glaubt auch, dass die Verbreitung von No-Till Landbau unter Verwendung von Glyphosat und genmanipuliertem Saatgut in den USA Beweis dafuer ist, dass seine Sicht des Natural Farming sich almaehlich durchsetzt und, dass die Bauern jetzt nur No-Till mit Chemikalien lernen, um es dann spaeter ohne Chemikalien zu machen. Das ist so dumm und weltfremd, dass man eigentlich nur mit dem Kopf wackeln kann.

Ist das jetzt Fukuokas Schuld, oder sind seine Nachfolger daran Schuld? Die Frage ist rein akademisch. Die Tatsache ist, dass Fukuokas Thesen zu solchen Verirrungen gefuehrt haben.

Pfluegen kann under Umstaenden durchaus angebracht sein. Es gibt Boeden, die sich natuerlich verdichten. Pfluegen zum richtigen Zeitpunkt ist da die beste Methode das Wachstum zu verbessern.

Fukuoka wie Savory machen diese kategorischen und oft sehr naiven Aussagen.

lg. Dieter

viktualia

Re: Fukuoka Masanobu

#124

Beitrag von viktualia » Sa 24. Aug 2019, 23:09

Fukuoka wie Savory machen diese kategorischen und oft sehr naiven Aussagen.
Das ist deinerseits eine kategorische - und naive - Äussserung;
während sowohl Savory als auch Fukuoka es geschafft haben, ihre Aussagen in einen Kontext zu stellen, der auch tatsächlich, in diesem Rahmen, funktioniert.

Die Schwierigkeit liegt im Selektionsvermögen der Einzelnen....
Man kann sich halt nicht immer nur die Rosinen raus picken, die einem am liebsten sind.

Auch "pflügen" bringt es mit sich, dass gewisse Dinge nicht getan sind.
Und wenn Pflanzen dir das Tun abnehmen sollen, mus man sie schon erst säen....

Benutzer 72 gelöscht

Re: Fukuoka Masanobu

#125

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 24. Aug 2019, 23:47

viktualia hat geschrieben:Man kann sich halt nicht immer nur die Rosinen raus picken, die einem am liebsten sind.

:hmm:
Man sollte verstehen (und die Aussagen sollten verständlich/nachvollziehbar sein) und dann "pickt" man sich sehr wohl "die Rosinen" heraus, also dass, was dort, wo man selber lebt und arbeitet, klappt.
Alles andere wäre ...
blinder Gehorsam, Gefolgschaft, bedingungsloser Glaube ....

;) Es gibt viele Pflanzen, die uns "das Tun" abnehmen, ohne dass wir sie vorher säen müssen.
Pflanzen sind unsere Freunde.

Aber ja: Kopfsalat (z.B.) ist eine verwöhnte Diva.
Obwohl .... bei mir beginnt gerade eine tiefe Freundschaft mit der Wintermarie, scheint in meinem Garten zu passen.

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#126

Beitrag von Manfred » So 25. Aug 2019, 07:06

DieterB hat geschrieben: Raju besteht ausdruecklich darauf, dass es besser ist RoundUp fuer chemischen No-Till Landbau zu benutzen, als zu pfluegen. Er glaubt auch, dass die Verbreitung von No-Till Landbau unter Verwendung von Glyphosat und genmanipuliertem Saatgut in den USA Beweis dafuer ist, dass seine Sicht des Natural Farming sich almaehlich durchsetzt und, dass die Bauern jetzt nur No-Till mit Chemikalien lernen, um es dann spaeter ohne Chemikalien zu machen. Das ist so dumm und weltfremd, dass man eigentlich nur mit dem Kopf wackeln kann.
Nein. Damit hat er völlig recht.
Und das ist auch genau das, was wir in Nordamerika sehen.
Pioniere wie Gabe Brown und David Brandt sind diesen Weg gegangen und ihnen folgen inzwischen Hunderte oder gar Tausende nach.

Dagegen ist in den kleinstrukturierten Gebieten Europas der Weg von der Bodenbearbeitung extrem steinig, weil die Erfahrung und die Ausrüstung mit und für No-Till fehlen.
Auch die europäischen Pioniere finden sich überwiegend dort, wo in größere Strukturen bereits vorher in No-Till mit Glyphosat investiert wurde. Die führenden europäischen Anbieter für No-Till Equipment sitzen fast alle in Frankreich.

Wenn ich dann sehen muss, dass eine deutsche Landwirtschaftsministerin verstärkt mechanische Unkrautbekämpfung fördert, kriege ich das kalte Grausen.

Schau dir mal diesen Vortrag von Frédéric Thomas an:
https://www.regenerative-landwirtschaft ... f=16&t=474

viktualia

Re: Fukuoka Masanobu

#127

Beitrag von viktualia » So 25. Aug 2019, 09:19

viktualia hat geschrieben:
Man kann sich halt nicht immer nur die Rosinen raus picken, die einem am liebsten sind.

Ina antwortete:
:hmm:
Man sollte verstehen (und die Aussagen sollten verständlich/nachvollziehbar sein) und dann "pickt" man sich sehr wohl "die Rosinen" heraus, also dass, was dort, wo man selber lebt und arbeitet, klappt.
Alles andere wäre ...
blinder Gehorsam, Gefolgschaft, bedingungsloser Glaube ....
Stimmt, war aber nicht gemeint. Es gibt auch Leute, die picken raus, obwohl (oder weil?) es bei ihnen nicht passt.
Blinde Autorität gibt es auch recht häufig....

Wie beim aktuellen Beispiel: Pflügen gegen Unkraut-Ex.
Wenn es da nicht um Menge/Häufigkeit geht, sondern um´s Prinzip, (oft pflügen sei o.k. und besser als ne ungenannte Menge Gift), dann geht bei mir die Lampe an.
Und wenn mit Pflügen "das Wachstum" gesteigert werden soll und nicht die (nachhaltige) Bodengüte, erst recht!
Pflanzen sind unsere Freunde.
Ebenfalls richtig.
Aber sie haben keine Beine, ohne meine Hilfe kommen die nicht in mein Beet.

DieterB
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Re: Fukuoka Masanobu

#128

Beitrag von DieterB » So 25. Aug 2019, 13:29

Manfred hat geschrieben:Nein. Damit hat er völlig recht.
Wenn Landwirte zu chemischen Mitteln greifen, verlernen sie traditionelle Mittel. Sie koennen nicht mehr ohne Chemie, genauso wie ein Suechtiger nicht ohne Drogen auskommt. Sie muessen, im Gegenteil, die Dosierung staendig erhoehen. Da wo Kraeuter resistent werden weil systematisch Gift auf die Aecker gebracht wird, benoetigen die Landwirte staerkes Gift, um mit die resistenten Kraeuter zu vernichten.

Zu behaupten, dass No-Till Landbau mit Glyphosat und genmanipuliertem Saatgut Natural Farming ist oder zu Natural Farming fuehrt, zeugt von einem Fanatismus, wie wir es sonst nur von den Jihadisten oder Rechtspopulisten kennen. Die teilen uebrigens auch deine Wissenschaftsfeindlichkeit.

Damit diskreditierst du dich nur selbst.
Manfred hat geschrieben:Aber das ändern nichts an seinem Prinzip, die Natur zu beobachten und zu versuchen, sich an ihre Lösungen anzupassen.

Evtl. tun so viele so schwer damit, weil das dem westlichen
Damit bringst du alles durcheinander. Das Wesentliche der westlichen Naturwissenschaften besteht ja gerade darin die "Natur zu beobachten". Du musst dir nur Galileo's Zeichnungen ansehen. Fukuoka dagegen spricht davon "zur Natur zurueckzukehren" (自然に還る), wie auch der Titel eines seiner Buecher lautet.

Bevor du von Fukuoka sprichst, solltest du vielleicht einmal versuchen, zu verstehen, was er meint.

viktualia

Re: Fukuoka Masanobu

#129

Beitrag von viktualia » So 25. Aug 2019, 15:03

Dieter, dann schau doch einfach selber nochmal in den auf der vorigen Seite verlinkten Film rein, Minute 23.
"Wörtlich" (ist ja übersetzt...) sagt er: <es geht nicht um Wissen, es geht um den Glauben>
wenn man die Trennung zwischen uns und der Natur, die "Äusserlichkeit", überwinden wolle.

Hinter das Wissen, das Schauen gelangen; auch die eigenen Vorstellungen erkennen/hinterfragen können - in meinen Worten.
Bzw. einfach mal die Kresse halten und spüren, was da ist. Das SEIN.
Kein "zurück zur Natur", einfach: Natur.

Das mal jemand Fukuoka (oder no-till/Glyph/Manfred) mit Jihadisten in Zusammenhang bringt, hätt ich ja nie gedacht - komische Zeiten.

Kannst du diese schrägen Beleidigungen bitte unterlassen?
Das ist nicht gut für´s Klima und auch ne Art Umweltverschmutzung.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Fukuoka Masanobu

#130

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 25. Aug 2019, 18:17

viktualia hat geschrieben:Aber sie haben keine Beine, ohne meine Hilfe kommen die nicht in mein Beet.
Samen sind irgendwie wie Beine (oder Flügel...) ;)
viktualia hat geschrieben:Bzw. einfach mal die Kresse halten und spüren, was da ist. Das SEIN.
Kein "zurück zur Natur", einfach: Natur.
Ich spür da auf jeden Fall kein Glyphosat. :im:

wirklich "Natur" wäre es wohl, den Boden nur mit Hacken zu bearbeiten und Unkraut händisch zu entfernen.
Da ist der Mensch noch Natur, so machen es die Naturvölker, das schafft man ohne Fabriken....

Ob dann aber der Pflug oder die Giftspritze schlimmer ist, könnte man ausdiskutieren. Nur mit Argumenten, wie hier gerade gebracht werden, kommt man da nicht weiter....

schau mal genau hin: was ist Glyphosat?
Was passiert beim flachen Pflügen?

Was könnte man da durch´s richtige Pflüg-Management verbessern?
Wie ist das mit den unterschiedlichen Böden/Klimata?
:bet:

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