Manfred, du hast recht, dass Fukuoka fast immer falsch verstanden wird, aber selten so sehr wie bei dir. Ich hoffe du nimmst es mir nicht uebel, wenn ich das sage, aber du liegst mit deinen Vermutungen total daneben.Manfred hat geschrieben:Was du schreibst, trifft auf Fukuoka im wesentlichen nicht zu. Dieses "Unterlassen" aus der japanischen Philosophie führt immer wieder zu Übersetzungs- und Interpretationsfehlern/Missverständnissen.
Hier nur ganz kurz einige Punkte:
Der Hof ist nicht klein, er ist normal fuer japanische Verhaeltnisse. Es gibt nur sehr wenig Nutzflaechen in Japan. Deshalb sind landwirtschaftlich Nutzflaechen viel kleiner als in Europe, werden aber intensiv betrieben, um trotzdem eine grosse Bevoelkerung zu ernaehren. So gibt es z. B. fast keine Grosstiere wie Kuehe in der traditionellen Landwirtschaft, dafuer waere einfach nicht genug Weideland vorhanden. Dementsprechen werden in der japanischen Kueche weder Milch noch Milchprodukte und nur sehr wenig Fleisch verwendet.
Fukuoka hat den Hof alleine Bewirtschaftet, wie Generationen seiner Vorfahren auch. Die Jungen Leute, denen er in spaeteren Jahren Unterkunft geboten hat, waren wohl meistens mehr Hindernis als Hilfe.
Die ewige Litanei von den Naehrstoffen, die den Hof mit der Nahrung in Richtung Stadt verlassen ist zutreffend bei chemischen Monokulturen, war jedoch waehrend tausender Jahre traditioneller Landwirtschaft nie ein Problem, und geht am Thema vorbei, denn die meisten Naehrstoffe gehen bei der Bodenbearbeitung verloren: Pfluegen plus nackter Boden.
Klee und Akkazien waren fuer Fukuoka nuetzlich, er hat aber nie behauptet, dass das ueberall gemacht werden sollte. Im Gegenteil, er soll sinngemaess gesagt haben: "du darfst meine Methoden nicht nachahmen, du musst deine eigenen Methoden entwickeln".
Enten sind traditioneller Bestandteil des Landlebens in Japan. Wieso sollte das bei Fukuoka anders gewesen sein. Jedoch hat seine "ununterbrochene Reis-Weizen-Klee Kultur" auch ohne Enten funktioniert. Reis wird meistens mit Wasser angebaut.
"Geld abwerfen" sollte der Hof ja auch nicht. Er hat jedoch Fukuoka und seine Familie stets ernaehrt, genauso wie er seine Vorfahren ernaehrt hat und wie er heute die Familie seines Sohnes ernaehrt. Sie haben stets ohne Not von den Produkten ihrer Erde sowie vom Verkauf dieser Produkte gelebt.
Glaub mir, ich kenn Japan, die par Kroeten, die er als junger Angestellter bei der Yokohama Zollbehoerde verdient hat, waren wahrscheinlich gerade genug, um ihn selbst zu unterhalten. Davon ist sicher nichts in den elterlichen Hof gegangen.
Von den Einkuenften seiner Buecher hat er erst etwas gehabt als er schon alt war. Er hat sogar einige auf eigene Kosten herausgebracht. Das war sicher eher ein Verlustgeschaeft. Im Ausland sind die meisten seiner Buecher ohnehin nur als Piratenkopien verbreitet. Ich hatte mal Kontakt zu jemandem, der fuer die Lizenzen zustaendig war. Die wussten nicht mal in welchen Laendern welche seiner Buecher von welchen Verlagen herausgeben wurden. Das war alles sehr Laienhaft und ihnen sind sicher viele Einkuenfte entgangen.
Was soll der Unsinn mit dem Feldwebel und der SV-Kommune? Das ist doch frei erfunden.
Fazit:
Man kann Fukuoka viel Vorwerfen: z. B., dass er durch seine besondere Art der Kommunikation den Leuten Floehe in den Kopf gesetzt hat. Aber er, wie wir alle, hat nach Ausdrucksformen gesucht, die seine innersten Erkenntnisse den Mitmenschen verstaendlich machen sollten. Angesichts der grossen kulturellen Unterschiede ist das notwendigerweise ein schwieriges Unterfangen.
Man kann ihm jedoch nicht vorwerfen, dass er nicht praktiziert haette was er geschrieben hat. Im Gegenteil, von allen Landwirtschaft- oder Garten-Gurus ist er vielleicht der einzige, der ganz fuer die Sache gelebt hat und, der nur davon berichtet, um eine dringende innere Erkenntnis den Mitmenschen mitzuteilen. Bei Fukuoka gibt es kein Show Business wie bei Holzer, kein Permakultur Franchising Business mit 700 Euro Seminaren in denen Leute anderen Landbau beibringen weil sie selbst nicht vom Landbau leben koennen. Nein, Fukuoka ist anders. Man mag ueber seine Philosophie streiten, als Bauer war er ein Genie.
Dieter
PS: Ich weiss nicht, wo du das Problem beim "Unterlassen" siehst. Das ist doch noch am einfachsten zu verstehen. Obwohl es natuerlich am schwersten ist durchzufuehren, weil wir immer mehr wollen.