Bill Mollison Zitat übersetzen

Moderator: kraut_ruebe

viktualia

Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#21

Beitrag von viktualia » Fr 15. Jul 2016, 10:00

Da es ja auch darum ging, das "knackige" zu übersetzen möchte ich folgendes in die Runde geben:

"Selstversorgung macht nur Sinn, wenn sie auch dem Zweck der Vernetzung mit andern Menschen dient".

weil, in einer Gemeinschaft mit allen anderen Lebewesen bin ich ja sowieso, das ist ja wohl einer der Grundgedanken:
dass ich aus der Nummer nicht rauskomme, nur weil ich es ignorieren kann (und man kann, heutzutage).
Deshalb das "dient" und "Menschen" statt "Gemeinschaft" (oder "Individuen").

(So wie hier: erstaunlich, dass ich wen respektieren mag, der Glyphosat verteidigt, aber dem ist so.
Das erläuter ich aber lieber da, wo es hingehört, und es heist nicht, dass ich das Zeug anwenden wolle...).

Sargon
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Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#22

Beitrag von Sargon » Fr 15. Jul 2016, 10:14

viktualia hat geschrieben:Da es ja auch darum ging, das "knackige" zu übersetzen möchte ich folgendes in die Runde geben:
"Selbstversorgung macht nur Sinn, wenn sie auch dem Zweck der Vernetzung mit andern Menschen dient".
Vorschlag:

"Selbstversorgung ist sinnlos, wenn sie nicht mit einer gemeinschaftlichen Vernetzung einhergeht"

oder

"Autarkie ist nur sinnvoll auf gemeinschaftlich vernetzter Ebene."

oder - sehr frei übersetzt, aber m.E. nahe an der Intention des Autors und deshalb mein Favorit:

"Echte Autarkie ist nur gemeinsam möglich."


"sinnlos" halte ich übrigens für eine bessere Übersetzung von "pointless" als "aussichtslos", denn der Begriff Aussichtslos suggeriert, dass Selbstversorgung per se nicht funktionieren kann.
Ich glaube aber, das ist nicht, was der Autor sagen wollte. Nehmen wir mal an, er würde nicht von Selbstversorgung sondern materiellem Reichtum reden. Der Satz
"Das Streben nach materiellem Reichtum ist aussichtslos, wenn man dabei seelisch Schaden nimmt" ist logisch nicht ganz richtig, denn natürlich ist das Streben nach Reichtum durchaus nicht von vorneherein aussichtslos. Man kann dabei aber etwas verlieren, was wichtiger ist, und das wiederum macht die Sache sinnlos.

Gruß,
Sargon

viktualia

Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#23

Beitrag von viktualia » Fr 15. Jul 2016, 12:45

"Echte Autarkie ist nur gemeinsam möglich."
find ich persönlich toll, aber, ähm, das ist, weil ich auf Paradoxmen stehe, und "Autarkie/gemeinsam" ist eine nasse Wüste, sozusagen.

(O.T.: Seit meine Schilddrüse autonom wurde hab ich mein Ziel, nach einem Flugzeugabsturz in Sibierien überleben zu können revidiert und möchte seitdem auch für Menschen, die nicht in der Lage sind, ein Lagerfeuer anzumachen, Verständniss entwickeln. Hat mir gut getan.)

Und ich wollte "pointless" ohne irgendwas mit "nicht" oder "-los" übersetzen,
sondern die inhärente Gemeinsamkeit von Allem betonen.

Deins ist so ein bisschen Zen, absolut stimmig, aber eher für Fortgeschrittene;
bei meinem "der Vernetzung dient" hadere ich auch noch ein wenig mit dem "dienen", hat so nen passiven Beigeschmack, aber "beachtet" ist zu schwammig und "nutzt" trifft es auch nicht.
Da ich selber "Macht" und "Verantwortung" gleichsetzte, würde ich bei dem "dient" bleiben....
(Und wenn du jetzt sagst, das ist auch für Fortgeschrittene, dann hast du Recht.
Aber: bei der Erklärung von "Echte Autarkie..." ginge es um die Grenzen der Begrifflichkeiten, bei meinem ums "nicht drumherum kommen", wenn ich die Nicht-Ökos ausgrenze, ist ja nichts gewonnen.)

Und, was mir an deinem nicht gefällt, ist so ein "noch nicht" darin. Also erst selber autark werden und dann immer noch auf die anderen warten müssen wär so gar nicht mein Ding.
(Ich mag ja dieses "Warten sie nicht auf andere, denn die warten auf sie".)

Die Sinn/Zweck Metapher findet im hier und jetzt statt und ist als regulativ nutzbar; wenn ich kein stoffliches Gift auf mein Land gebe aber daraus das Recht ableite, im Dorf rumzupesten und 2 Dutzend Bauern davon überzeuge, das die Ökos nen Schlag haben, dient das nicht der Sache.
(Hast du nicht gemeint, ist klar, aber auch nicht ausgeschlossen, leider. Die Formulierung selber gefällt mir wirklich.)

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Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#24

Beitrag von Fred » Fr 15. Jul 2016, 17:58

So mit Abstand nochmals darübergeschaut, ist aussichtslos schon etwas arg niederschlagend.
Die freien Versionen haben inhaltlich zwar gute übereinstimmungen, wären mir als Zitatübersetzung doch zu weit.
Nach nochmaligem Nachschlagen der übersetungen von Pointless, daher jetzt mein Favorit:
Autarke Selbstversorgung ist unsinnig,
gemeinschaftliches Zusammenwirken ist der Weg in die Zukunft.

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Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#25

Beitrag von Schnaumi » Di 23. Aug 2016, 19:48

Na toll. Jetzt ist diese Aussage in meinem Kopf eingraviert und ich bekomme sie nicht mehr los... :motz:

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Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#26

Beitrag von strega » Mi 24. Aug 2016, 12:25

ist das schlimm? Finde, das könnte durchaus zukunftstragend sein... Für mich ist dann wichtig, im Gemeinsamen die Individualität zu pflegen.
Ich will vernetzt sein, aber dabei ich selber bleiben. So funzt das für mich :)
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

viktualia

Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#27

Beitrag von viktualia » Mi 24. Aug 2016, 12:43

zukunftstragend
Zukunft tragend.
Danke, Strega, der ist auch gut.

Ich bin nämlich ganz froh, dass sich der Spruch als "prägendes Element" in meinem (Unter)Bewusstsein festgesetzt hat.
Ich beobachte bei meinen Meerschweinchen ("artgerecht" auf 7qm, Familie mit 4 Mitgliedern):
wenn sie Platz haben, Individuen zu sein, bilden sie eine harmonische Gruppe.
Nix Individualität versus Gruppe.

Und der Spruch sagts auf ganz unkitschige Weise; ein schöner Start, das Paradoxum aufzulösen.

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Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#28

Beitrag von Rohana » Mi 24. Aug 2016, 18:11

Was passiert, wenn du eine zweite Familie Meerschweinchen dazusetzt?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

viktualia

Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#29

Beitrag von viktualia » Mi 24. Aug 2016, 19:02

Phh!, ich weis worauf du hinaus willst, aber ich tu mal so, als wär das ne interessierte Frage:
da es mit 7qm für 4 Wutzen etwas überdimensioniert ist und meine, wie gesagt, das Glück einer guten Sozialisation genossen haben:

Nix.

Vorausgesetzt, die neue Familie besteht nicht direkt aus 8 Vandalen.

Klar, ein völlig verdrehtes Stänkerschwein bringt ne Menge Stress, aber die anderen haben da durchaus Strategien, zu denen nicht nur Gewalt und Revanche gehört, die zeigen einander durchaus, warum es ab jetzt o.k. und schön(!) ist, Ruhe zu geben.

Das ist recht gut untersucht, dass große Familien von Meerlies friedlich bleiben, so sie es irgendwie lernen konnten. Dann wird der Platz zweitrangig. In Südamerika haben die auch große Mischgruppen mit unkastrierten Tieren. (Das wär doch sicher als nächstes gekommen, oder?)
Also bei 30 Tieren wären dann die "offiziellen" Käfigmaße (0,5qm p.Tier) vielleicht o.k.: 15qm. (Verteilt sich ja anders als 15 Tiere auf 7qm)

(Mein allererster Gedanke: Dann werd ich den Stall vergrößern; obwohl ich seh, dass da so schon 2 mehr noch gut passen würden. Ich brauch aber nicht noch mehr Kompost.)

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Re: Bill Mollison Zitat übersetzen

#30

Beitrag von Rohana » Mi 24. Aug 2016, 19:08

Ich hab keine Ahnung von Meerschweinchen, das war nur die natürliche Folgerung aus "was ist wenn es vordefinierte Gruppen gibt". Ergebnisoffene Frage und so ;)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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