Allgeiers Fragen zur Permakultur

Moderator: kraut_ruebe

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Allgeier
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Allgeiers Fragen zur Permakultur

#1

Beitrag von Allgeier » Fr 30. Jan 2015, 14:59

Zuerst wollte ich im Joel Salatin Thread fragen. Aber da passet es gar nicht hin. Nun hald hier meine Gedanken zu der Sache.

Fred hat an anderer Stelle geschrieben:

Wenn ich Permakultur erklären soll, dann ist für mich der wesentlichste Punkt: Ein Pflanzenanbau, bei dem man die Sukzessionsfolge in der Natur nicht ständig arbeitsintensiv am Nullpunkt hält, indem man den Boden dauernd freilegt, sondern mit einer permanenten Bodendecke in der Mitte oder am Ende (Fruit-Forrest) der natürlichen Sukzessionsfolge arbeitet. Dadurch braucht die Natur nicht dauernd versuchen mit einem Notprogramm zur Bodensicherung zu reagieren.

Gut, da kann ich mir etwas vorstellen das man den Boden nicht mehr pfluegt und dann hald mulcht und Zwischensaaten einsaet.

Sabi(e)ne schrieb im Joel Salatin Thread:
Sabi(e)ne hat geschrieben: Gegen Ende rechnet er vor, wie viele Leute per acre (4000qm) so ernährt werden können.
Ich muss mich mehr in diese Permakultur einlesen. Aber meine Gedanken gehen in die Richtung ob die Leute, das was ich anpflanze, dann auch wollen. Das geht es vorher herauszufinden. Produziert wird schon genuegend. Will mein Zeug ueberhaupts dann jemand? Oder ist es so teuer das es niemand will.

Lebt der Mann von den Erzeugnissen seiner Farm oder lebt seine Farm von den Vortraegen wo gehalten werden. Sind die Arbeitskraefte billige Praktikanten oder fest angestellte Arbeiter?
Ich lade gerade das Video "SEEDS OF PERMACULTURE" herunter. Vielleicht bin ich dann schlauer.


Am besten waere es seine Produkte direkt auf dem Markt zu verkaufen. Nur geht das so einfach in Deutschland? Kann ich heute auf morgen meine frisch geschlachteten Haehnchen auf dem Markt verkaufen?
Kann ich wenn ich einen Schrebergarten habe und Salat uebrig habe, denn so einfach auf dem Markt verkaufen?

Aber meine wichtigste Frage waere:

Gibt es hier im Forum jemand der durch die Erzeugnisse seiner Permakultur lebt?

Allgeier

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Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 30. Jan 2015, 15:21

Am besten waere es seine Produkte direkt auf dem Markt zu verkaufen. Nur geht das so einfach in Deutschland? Kann ich heute auf morgen meine frisch geschlachteten Haehnchen auf dem Markt verkaufen?
Nein. Schlicht nein -jedes Veterinäramt bekäme Schreikrämpfe.
Kann ich wenn ich einen Schrebergarten habe und Salat uebrig habe, denn so einfach auf dem Markt verkaufen?
Ja, das ist erlaubt, aber dafür mußt du erstmal einen Standplatz kriegen.
Oder direkt ab deinem Garten verkaufen.
Aber eben nur "Überschüsse" - bei mehr mußt du ein Gewerbe anmelden.
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Benutzer 3370 gelöscht

Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#3

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Fr 30. Jan 2015, 15:27

Allgeier hat geschrieben:Gibt es hier im Forum jemand der durch die Erzeugnisse seiner Permakultur lebt?
Ich betreibe ganz einfache Gartenkultur mit Heumulch, Kompost, und Hühner, Ziegen, Gänsemist.
Wenn die Frage dahin geht, das man sich von seinen Erzeugnissen ernähren kann , kann ich die Frage mit ja beantworten, zu ca. 80 % ernähren wir uns von eigenen Lebensmitteln.

Wenn die Frage allerdings in die Richtung geht mit den Erzeugnissen auch Geld zu beschaffen, muss ich die Frage für mich mit Nein beantworten. Ein Kosten- Nutzenrechnung und da braucht man nicht lange zu rechnen, zeigt, das mit dem Verkauf von Lebensmitteln und dem Dazugehörigen gesetzlichen Tralala, bestenfalls die Entstehungskosten gedeckt sind, wenn überhaupt, außer man rechnet seine Arbeitszeit nicht, oder nur zu 1€ Job ein.
Da sind aus meiner Sicht die restlichen 20 % an Geldmittel für Lebensmittel, die wir nicht selbst haben schneller am "liberalisierten Sklaven, äh Arbeitsmarkt" zu lukrieren.

Allerdings ist Österreich auch nicht Thailand, da mag es anders sein.

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Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#4

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 30. Jan 2015, 15:28

Was Joel Salatin und die anderen machen, ist keine Permakultur.
Jedenfalls nicht im klassischen Sinn. Vor allem fehlt da die Gestaltung des Orts.
Joe und Gabe betreiben Humusaufbau, und maximale Diversifikation unter Ausnutzung der Synergieeffekte - z.B. 3 Tage nach den Rindern kommen die Hühner dazu und fressen die Fliegenlarven aus dem Rinderkot.
Und so weiter.
PK ist viel umfassender, es hat mehr Züge von Landschaftsgärtnerei.

Aber Geld verdient man eher mit Joel's Methode - und der macht alles nur auf Pachtland - "portable infrastructure". :engel:
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Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#5

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 30. Jan 2015, 16:05

@allgeier: guck mal auf die Seite von http://www.geofflawton.com
Vielleicht wird es dann klarer....
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Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#6

Beitrag von Allgeier » Fr 30. Jan 2015, 16:09

Danke fuer die Antworten.
Wenn mich jemand fragen wuerde was Permakultur ist, ist wuesste eben nicht was ich da antworten sollte.

Humusaufbau ist wichtig, keine Frage. Nur ein gesunder Boden bringt auch auf die Dauer gesunde Produkte zum tragen. NUR, das geht nicht von heute auf morgen. Ich denke das geht ein paar Jahre bis sich die Boeden umgestellt haben. Aber ist das Permakultur speziell? Nein.

Geld ist nicht alles, aber irgendwo muss das Geld herkommen um die Rechnungen zu bezahlen.

Es kommen oeffter mal Leute bei uns vorbei die schauen wollen was der "Auslaender" so treibt.
Aber im Endeffekt geht es darum wie man Geld verdienen kann. Vieles ist fuer mich ja auch neu. Die Schweine zum Beispiel. Nicht das schlachten, aber das zuechten.

In meinen Augen ist der Schluessel zu allem das man die Produkte selber an den Kunden bringt. Den Zwischenhandel ausschalten und mit der Zeit zeichnet sich eben schon ein Bild ab was die Leute hier wollen und was nicht.

Stichwort Fliegenlarven:
Seit dem ich den Mist direkt aufs Feld fahre und dort den Kompost mache, habe ich viel mehr Fliegen im Stall. Vorher habe ich den Mist auf einem Haufen gesammelt und der war eingezaeunt mit ein paar Huehnern. Die haben sich dann der Maden angenommen. Auch eine saubere Sache der Fliegenbekaempfung und gleichzeitig Futter fuer die Huehner.

Und so gibt es noch andere Dinge die sich positive ergaenzen. Die Frage ist eben dann immer wie sich alles umsetzen laesst und wie der Arbeitsaufwand ist.

Wie soll man die Permakultur dann einordnen? Eine Lebenseinstellung oder im Einklang mit der Natur arbeiten. So wie Demeter oder BIO.

Denn mir scheint es oft das die Leute mehr Geld mit Vortragen verdienen als das was aus der Farm herausgewirtschaftet wird. Ich bin auch auf ein paar Seiten ueber Permakultur in Thailand gestossen. Nur das ist recht um sich eben "selbst zu versorgen", aber die meisten Leute hier brauche Geld um ihre Rechnungen zu bezahlen.
Da geht es anzusetzen. Sonst ist das ein Hobby zur Entspannung.

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Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#7

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 30. Jan 2015, 16:20

wenn du mit PK geld verdienen willst, kannst du das machen. unter 'permaculture for profit' gibts dazu vieles zu finden.

generell hat PK als solches jetzt aber erstmal nix mit geldverdienen zu tun. hier im forum wirst du auch eher wenige finden die damit geld machen (wollen), da musst du dich mehr woanders als bei den selbstversorgern umschauen.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#8

Beitrag von Manfred » Fr 30. Jan 2015, 18:53

@Allgeier: Oben in diesem Unterforum ist der Thread "Definition Permakultur" angepinnt.
Evtl. hilft der dir etwas weiter.

Was das Geld verdienen angeht: Da gibt es weltweit sehr viele Leute, die Permakultur-Techniken auf ihren Landwirtschaftsbetrieben anwenden und damit ihr Geld verdienen.
(Ich bin immer etwas vorsichtig das Permakultur zu nennen, was ich in der Landwirtschaft so treibe. 100% sind das sicher nicht. Aber ein ordentlicher Anteil schon.)

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Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#9

Beitrag von Allgeier » Mo 2. Feb 2015, 15:26

Manfred hat geschrieben:@Allgeier: Oben in diesem Unterforum ist der Thread "Definition Permakultur" angepinnt.
Evtl. hilft der dir etwas weiter.

Was das Geld verdienen angeht: Da gibt es weltweit sehr viele Leute, die Permakultur-Techniken auf ihren Landwirtschaftsbetrieben anwenden und damit ihr Geld verdienen.
(Ich bin immer etwas vorsichtig das Permakultur zu nennen, was ich in der Landwirtschaft so treibe. 100% sind das sicher nicht. Aber ein ordentlicher Anteil schon.)
Hallo Manfred

In dem "Definition Permakultur" Thread habe ich ein paar mal hineingeschaut. Aber es ist wohl nicht einfach den Begriff Permakultur zu erklaeren.
In meinem Fall ist auf dieser Seite es auch fuer mich einfach erklaert:

http://permakulturraum.de/was-ist-permakultur/

Ziel ist es, dass der Mensch „intakt funktionierende Ökosysteme“ erhält und Monokulturlandschaften in gesunde Naturlandschaften umstrukturiert, um diese bestehenden und neu entstandenen Biotope als Existenzgrundlage zur eigenen Bedürfnisdeckung dauerhaft, d.h. nachhaltig zu nutzen. Dabei spielen zwei Grundannahmen nach Mollison eine wichtige Rolle. Erstens, für die Verantwortung der eigenen Existenz, sowie die unserer Kinder und zukünftiger Generationen Sorge zu tragen (Nachhaltigkeitsprinzip). Und Zweites, ist es die Kooperation und nicht der Wettbewerb, die als das entscheidende Kriterium für unser Überleben in einem von Natur aus sich selbst erhaltenen Lebensraum zählt. Durch die Permakultur sollen kleine geschlossene Stoffkreisläufe sowie umweltfreundliche Energiesysteme geschaffen werden.

Auf der Seite ist auch noch ein link zu einer Studienarbeit. Hab sie vorher runtergeladen und auf der ersten Blick schaut es auch fuer mich einfach erklaert aus.

Desweiteren habe ich auch noch ein paar Thaipermakultur Projekte ausfindig gemacht.
Nur was mir bei sollchen Projekten immer auffaellt. Das die immer in den schoensten Gegenden Thailand stehen, dort wo es von Haus aus schon ein besseres Wachtsum gibt. Warum wohl?
Weil dort der Erfolg einfacher ist?

Und dann arbeiten dort hochmotivierte Auslaender die auch noch fuer ihren Aufenthalt bezahlen. Da kann man dann schon etwas zustande bringen.

Mulchen, Bakterien, Kompost ansetzen, Kreislauf wirtschaft. Das praktiziert hier auch EM und das Land Development Department.

Siehe hier:

http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... or#p153231

Und wenn dann noch Massage und Yoga dazu kommt. Dann frage ich mich immer fuer was fuer einen Kunden oder Personenkreis das sein soll.
Ich seh ja selber die die Leute um mich herum arbeiten und was sie tun. Und durch Besuche bei Bekannten bekomme ich schon mit das es bei Vortraegen, wenn es darum geht die Leute zum organischen Anbau zu bewegen, eben immer der Umsatz oder der Gewinn im Vordergrund steht.
Von irgendetwas muss man ja die Rechnungen zahlen.

Vielleicht finde ich ja noch ein Permakulturobjekt das auf dieses eher eingeht. Auf die Beduerfnisse der Einheimischen. Den das Land Development und die EM Organistation gehen da doch mehr auf die Beduerfnisse ein und geben Beispiele vor wie man es machen kann.

Sollte es mit Permakultur am trockensten Platz, mit den schlechtesten Boeden klappen und man haelt durch ein paar Jahre ohne aufzugeben. Dann wurde etwas erreicht.

Ich fuer meinen Teil bin fuer mulchen, Kreislaufwirtschaft, Kompost ansetzten um somit das Bodenleben positive zu beeinflussen. Aber ob das es wirklich etwas permakulturelles ist?

Das gibt es woanderst ja auch. Oder uebersehe ich da jetzt irgendetwas?

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Re: Allgeiers Fragen zur Permakultur

#10

Beitrag von guzzmania » Mo 2. Feb 2015, 16:46

Mich erinnern solche Debatten immer an das Leben des Brian: "Judäische Volksfront oder Volksfront von Judäa". - Wichtiger als solche Begriffsfragen scheint mir, das man etwas tut, und dass es wirklich funktioniert. :) Das scheint mir bei manchem, was unter dem Label "Permakultur" läuft, der Fall. Bei manchem nicht.

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