Permakultur-Ethik

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Fred
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Re: Permakultur-Ethik

#31

Beitrag von Fred » Di 6. Jan 2015, 23:27

Zur Permakultur-Ethik zurück, es ist mir auch erst mit der Zeit aufgefallen, wie zentral dies ist, vorallem die zweite Ethik, "people care". Wenn man die Menschen zu Zwangsarbeit verpflichtet, um mit Ihnen Natruschutz auszuführen, und Ihnen per Gesetz einer "gesunden, sparsamen" Lebensweise zwingt, mag man damit den Planeten und das Menschliche Überleben ev. auch retten, aber es kann keine Permakultur sein, da man vor lauter focus auf Ethik 1 "earthcare" die zweite Ethik "peaplecare" ignoriert. Permakultur ist es erst, wenn dabei Lebensräume geschaffen werden in denen Menschen frei, und glücklich leben können.

Bei der 3. Ethik sind mir verschiedene Versionen bislang untergekommen. Oft liest man "Fair share". Besser gefällt mir "Share the Surplus", da dies zum Ausdruck bringt, daß zuerst die Kreisläufe des Systems geschlossen werden müssen, um wirklich nachhaltig zu sein, bevor man Energie (egal welcher Form) entnimmt. Meine bevorzugte Version ist noch mit dem Zusatz "Share the surplus to support ethic 1&2" ergänzt.
Im PK-Handbuch von Bill Mollison Kapitel 1.2 Ethics heisst es als dritte Ethik: "Setting Limits to population and Consumption", was wiederum einen ganz anderen Fokus setzt, den ich bislang jedoch noch nirgends anderes gesehen habe.
Es wäre interessant, wie sich die Formulierung dieser Ethik-Gundsätze entwickelt, und weiterentwickelt hat.

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Thomas/V.
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Re: Permakultur-Ethik

#32

Beitrag von Thomas/V. » Di 6. Jan 2015, 23:39

wird die Anzahl derjenige die sich fragen, ob das wirklich so sein muss eher größer als kleiner.
Ist das wirklich so?
Und wenn ja, werden wirklich Alternativen gesucht und gefunden oder wird "zähneknischend" trotzdem weiter gemacht?
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Benutzer 72 gelöscht

Re: Permakultur-Ethik

#33

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 7. Jan 2015, 11:52

Fred hat geschrieben:Man muss sich mal ansehen, welcher Aufwand betrieben wird, die Leute beim derzeit herrschenden System noch bei der Stange zu halten
!

wie können wir erreichen, dass dieses "bei Stange halten" aufhört?
Ich denke, eventuell täte das reichen, um der Jugend eine Chance zu geben!!

Thomas/V. hat geschrieben:Und wenn ja, werden wirklich Alternativen gesucht und gefunden oder wird "zähneknischend" trotzdem weiter gemacht?
Das ist es ja eben - wir haben von klein auf gelernt, uns einzufügen und mitzumachen!
wäre das nicht so, ich wage zu wetten, es wäre alles anders.....

Meine Kinder sind jubelnd in den Garten meiner Mutter gerannt (sie kann nicht mehr so gut hart arbeiten) "Scheeschaufeln!! Schneeschaufeln!" Und mein Mann hat gleich mitgemacht, und alles rund ums Haus freigeschaufelt. Er war zwar bös auf mich, als ich sagte, "ge! du spielst da auch mit?"
Denn ER arbeitete ja - was aber taten dann meine Kinder?? :haha:
Soo groß ist der Unterschied nicht zwischen Arbeit und Spiel - meistens liegt er nur im Zwang oder Nicht-Zwang......

Als wir noch im Urwald lebten...
Wie war das da mit Arbeit und Spiel??
ist Permakultur ein Spiel?

irgendwer sagte mal "der Mensch ist nur ein Mensch, wenn er spielt"
Ich weiß, wie es sich anfühlt, ohne äußeren Druck zu arbeiten, weil ich den Druck immer zurückgestoßen habe und ich schwöre:
Arbeiten ist schön!!

für mich ist es übrigens nicht so sinnvoll, hart zu arbeiten, um die Umwelt zu schützen - wir MÜSSEN weniger arbeiten, um die Umwelt zu schützen!

wie ich schon einmal sagte, "Arbeit" verändert nur die Natur, sie schafft nichts Neues.
Ich kann den Boden nur bearbeiten, ich kann ihn nicht schaffen.....

Ein sehr wichtiger Punkt ist - auch in der Permakultur - das Spiel
(Musik gehört da auch dazu, Unterhaltung, Spaß, "Genußgifte")
nur das bloße Überleben ist keine Permakultur, denke ich!

"Die Alten" haben aus fast allem ein Fest gemacht und bei der Arbeit wurde viel gesungen, oder?

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Permakultur-Ethik

#34

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Mi 7. Jan 2015, 20:35

ina maka hat geschrieben:wir MÜSSEN weniger arbeiten, um die Umwelt zu schützen!
:daumen: Denk ich mir auch oft. Alle müssen ständig was "tun", damit sie "richtig" sind.
Da gabs mal ein Buch von einem Joachim Rieseberg (glaub ich) Titel fällt mir grad nicht ein, jedenfalls hat er ausgerechnet, dass es meist ziemlich genau hinkommt, dass zwei Monatsgehälter für die Karre samt Nebenkosten draufgehen, die man braucht, um überhaupt zur Arbeit zu kommen.

Hier hat mal der Gemeindearbeiter einen Baum an der Straße gefällt, dem der Sturm zugesetzt hatte, und mich geholt, weil da lauter Honig drin war, aber halt mehr schwarz wie gelb die Waben, und er war sich nicht sicher. Ja doch, alles Honig, und er hats in Wäscheschaffeln alles mitgenommen, seine Frau hats durch Windeln gedrückt, und es waren so an die 50 kg. Genug für die nächsten Jahre, ohne das ganze pipapo. Da hab ich mir auch gedacht, ob das viele "tun" so wahnsinnig schlau ist, und ob nicht alles viel einfacher geht :aeug:

Ich glaub ja, dass die Faulen die Erfinder sind, die lieber erst lang nachdenken, bevor sie einen Handgriff zuviel machen.
ina maka hat geschrieben:dass dieses "bei Stange halten" aufhört?
Da würden die Leutz ja vielleicht zum Nachdenken anfangen, das ist ja nicht gewollt.. :roll:

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poison ivy
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Re: Permakultur-Ethik

#35

Beitrag von poison ivy » Do 8. Jan 2015, 04:22

Manfred hat geschrieben:Permakultur ist keine Religion, sondern eine Wissenschaft
klingt aber meist genau andersrum

Manfred

Re: Permakultur-Ethik

#36

Beitrag von Manfred » Do 8. Jan 2015, 10:12

poison ivy hat geschrieben:klingt aber meist genau andersrum
Da ist schon was dran. Gerade in den USA scheint ja eine Art Hippie-Bewegung darum entstanden zu sein.
Das Bedürfnis nach Spiritualität und auch das nach einem "äußeren Gegener" wie "dem System" scheint enorm groß zu sein.
Dabei reicht es zu erkennen, dass man selbst Teil dieses "Systems" ist.
Wenn man also das "System" ändern will, braucht man nur sich selbst zu ändern. ;)
Das ständig kultivierte Bild eines übermächtigen "Systems" an dem man als kleiner Fisch nichts ändern könne, ist doch nichts anderes als eine bequeme Ausrede dafür, selbst nicht nach den eigenen Überzeugungen zu leben.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Permakultur-Ethik

#37

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 8. Jan 2015, 10:53

Glaubst du wirklich, dass es so viele Menschen gibt, die "aus Faulheit" (oder warum??) freiwillig nicht nach ihren Überzeugungen leben?

Ich erlebe, dass die meisten Menschen keine Überzeugungen haben und einfach tun, was alle tun.
Die, die eine Überzeugung haben, leben auch danach
- soweit sie können und müssen oft ziemlich kämpfen.
Ich selber versuche ja auch, so weit wie es geht, nach meiner Überzeugung zu leben - hihi, ich hab eine ;)
anders könnte ich gar nicht!!

Es ist aber nicht einfach und - ich bin da nicht immer "an vorderster Front", aber ich kriege mit, dass es für manche recht schwierig ist, nach der eigenen Überzeugung leben zu können, leben zu dürfen.
Beispiele: freie Schulen, unschooler in Deutschland, Umweltschützer, die um etwas kämpfen, nicht-Impfer....
auch Heini Staudinger, der gegen die Finanzmarktaufsicht kämpft (und der ist alles andere als ein "religiöser" Fanatiker!)

Das nur der Fairness halber.

Natürlich hat es jeder selber in der Hand, wie er sein Leben im Rahmen gestaltet.

Aber dieses "im Rahmen" kann ein einzelner nicht abschütteln, und das stört manchmal sehr.

Doku: Atomfriedhof Arktis

ich will echt niemandem die Eigeninitiative nehmen!
Aber auch nicht denen, die verzeifeln "am System" einfach ins Gesicht lachen und sagen "Was willst du? Du bist ja selber dieses System!"

so einfach ist es nicht :neee:

Da Lösungen zu finden, ist sehr wichtig!
Menschen, die da kämpfen, verlieren sehr oft ihr eigenes persönliches freies Leben - die können nicht mehr so leben, wie sie wollen, aber sie kämpfen für uns alle.

"Wir" sind das System? Wer sind "wir"??

*********************

ich hatt mal eine kleine Auseinandersetzung mit einem Foristen.
Hihi, da ging es darum, dass der erste Schritt eine Getreidemühle ist.
Ich kann mir keine leisten - echt jetzt, ich kaufe halt das Mehl und backe trotzdem selber, mit eigenem Sauerteig.

Heuer hab ich eine Super Super Mühle zu Weihnachten geschenkt bekommen!! :michel: :michel:

Danke!

und so läuft es manchmal - gute Dinge können dauern.

Man muss etwas tun, dann wird einem auch geschenkt, wenn man nichts tut, wird einem nichts geschenkt - aber egal, wie sehr man sich anstrengt, ohne "Geschenke" geht es nicht.

(Michael Ende - "die unendliche Geschichte", nach all den Kämpfen kommt Atreyu nur in den Elfenbeinturm, weil ihm "jemand" den letzten Schritt schenkt)

Was ist Permakultur??
Das beste aus dem Vorhandenen machen, oder?

Wir können "das System" jederzeit abschütteln, wenn wir es nur wollen.

Dafür braucht es aber Zusammenhalt, Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und eben "Vernetzt-Sein"
(gibt es dafür ein schöneres Wort?)

einer allein kann das nicht - der kann/soll/muss allerdings das beste tun,was er in seiner Situation tun kann.
Das ist das kleine Tröpfchen am heißen Stein, welches jeder jederzeit beitragen kann - viele Tropfen zusammen könnten vielleicht das Feuer löschen, welches den Stein so sehr erhitzt....

:) :flag:

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Re: Permakultur-Ethik

#38

Beitrag von Spencer » Do 8. Jan 2015, 11:30

:daumen:

Schöne Worte...

Und meiner Meinung nach, machen wir hier in diesem Forum zusammen schon die kleinen Schritte. Indem wir uns ausstauschen, Anregungen holen, Fragen beantwortet bekommen wie man etwas machen kann, die Erfahrungen der Anderen nutzen um unsere eigenen kleinen Schritte zu machen, kontroverse Diskussionen führen die uns meistens weiter bringen auf unserem Weg, tauschen, uns besuchen, zum Teil gegenseitig helfen... Alles das sind viele kleine Schritte auf dem meiner Ansicht nach, richtigen Weg. Denn wenn jeder einen kleinen Schritt in die richtige Richtung macht, bewegt sich der ganze "Haufen".

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Re: Permakultur-Ethik

#39

Beitrag von Buchkammer » Do 8. Jan 2015, 20:39

Selbstversorger und die, die die Natur und alle Lebewesen darin achten und schützen, leben schon nach diesen 3 Grundsätzen, denke ich. Menschen früherer Generationen haben ebenfalls danach gelebt, ohne jemals den Begriff der Permakultur gekannt zu haben. Ich will die 3 Grungsätze nicht in Frage stellen, sondern nur folgendes anmerken: Wir sollten uns nicht alle Jahrzehnte lang neue Namen für etwas ausdenken, dass einzig und allein die Zukunft des Menschen als Teil dieses Planeten sichern kann - sondern aktiv werden. Dinge Tun, die wir für richtig erachten und sich von Anderem zu verabschieden, was bisher geschadet hat, auch wenn es einer kompletten Umstellung der Lebensgewohnheiten bedarf.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Permakultur-Ethik

#40

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Do 8. Jan 2015, 21:16

Manfred hat geschrieben:Wenn man also das "System" ändern will, braucht man nur sich selbst zu ändern. ;)
:hmm: Also, ich bin eigentlich eh schon "anders", aber das "System" :schaf_1: merkt das irgendwie nicht :haha:
Blödes System :mrgreen:
Manfred hat geschrieben:Das ständig kultivierte Bild eines übermächtigen "Systems" an dem man als kleiner Fisch nichts ändern könne, ist doch nichts anderes als eine bequeme Ausrede dafür, selbst nicht nach den eigenen Überzeugungen zu leben.
Nana, das Roß ist aber jetzt ein bissl sehr hoch... :roll:

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