Fukuoka Masanobu

Moderator: kraut_ruebe

holzgaser
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Re: Fukuoka Masanobu

#61

Beitrag von holzgaser » Di 28. Jul 2015, 20:44

Hallo!

hat eigentlich jemand mit der Fukuoka Masanobu (F.M.) Methode Erfahrungen sammeln können die nicht den Reisanbau betreffen??
Ich probier da schon eine Zeit rum. Aber ausser Schneckenfutter ist nicht viel raus gekommen.
Im Geiste von F.M ist es sicher nicht sinnvoll, mit Gewalt bei uns Reis anzubauen nur weil er es auch gemacht hat.

Gruß holzgaser
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

Fred
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Re: Fukuoka Masanobu

#62

Beitrag von Fred » So 2. Aug 2015, 19:58

Welche seiner Methoden hast du verwendet? - Ich kann zwar mit pauschal mit Nein Antworten, da ich noch nichts Konkretes von Fukuoka hier übernommen habe. Um etwas zu deinen Erfahrungen zu sagen,bräuchte man mehr Informationen.

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#63

Beitrag von Manfred » So 2. Aug 2015, 20:09

@Holzgaser: Du solltest deine Experimente beschreiben und deine Gedankengänge dazu. Dann könnte man evtl. mehr dazu sagen.

holzgaser
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Re: Fukuoka Masanobu

#64

Beitrag von holzgaser » Do 6. Aug 2015, 11:58

Servus,

ich suche eine Methode um mit möglichst wenig Aufwand Lebensmittel zu erzeugen. Also keine Maschinen, Chemie und Bodenbearbeitung. Die Werkzeuge die verwendet werden sind ein „Gartenskalpell“ (kleine Sichel), Sense, Gabel und Schaufel sowie ein kleine Handkralle.

Die Aussaat erfolgt mit Tonkugeln wie von Fukuoka Masanobu beschrieben und soweit bisher möglich mit eigenen Saatgut.

Bisherige Ernteerfolge: Winterackerbohnen in die Wiese gesät und ein kleines Hochbeet mit „Ewiger Kohl“, Pfefferminze und Winterheckenzwiebeln.

Sonstige Gemüsearten werden sofort, bei der Keimung, schon in der Tonkugel von den Schnecken gefressen.

Es wird seit ca. 3 Jahren kein Schneckenkorn mehr verwendet.

Die Vorgehensweise bei der Aussaat: evtl. vorhandenes Gemüse ernten, Gras, Unkraut mit der Sense oder Sichel abmähen und Saatkugeln unter diese Schicht bringen. Anschließend warten wie sich die Pflanzen entwickeln und evtl. vor „drängelnden“ Beikraut durch freischneiden mit dem Gartenskalpell schützen.
Das Ziel ist ein Garten bei dem nur noch Tomaten und Paprika als Pflänzchen vorgezogen werden müssen und alles andere durch Tonkugeln gesät wird.


Schau ma moi, na seng ma´s scho…..


Viele Grüße
holzgaser
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Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#65

Beitrag von Manfred » Do 6. Aug 2015, 12:35

Die Seedballs sind ja nicht Ausschlaggebend für Fukuokas Ideen, sondern nur eines von vielen "Werkzeugen".
Sie haben im wesentlichen 2 Funktionen: Sie bieten dem Saatgut ein kleines Stückchen guten Boden in dem es starten kann, ohne sich dabei gegen die Konkurrenz der etablierte Pflanzen durchsetzen zu müssen.
Zum anderen sollen sie in Gegenden mit unregelmäßigen aber dann starken Niederschlägen das Saatgut bis zum Eintreten dieser Niederschläge gegen Fressfeinde schützen.
Ton setzt man allenfalls in kleinen Mengen als Bindemittel zu. Unter ariden Klimabedingungen eher etwas mehr, damit die Kugeln stabiler sind. Der Starkregen weicht sie dann schon auf. Unter unseren Bedingungen eher weniger, gerade so viel Ton oder schweren Lehm, dass sie zusammenhalten. Ansonsten sollte die Mischung aus mögl. hochwertigem, nährstoffhaltigem, lockerem Gartenboden bestehen, um den Keimlingen optimale Startbedingungen zu bieten.
Als dritte Funktion könnte man evtl. noch anführen: Das Saatgut durch die Altvegetation auf den Boden bringen.

Hilft aber alles nichts, wenn du zu viele Schnecken für zu wenige Keimlinge hast.
Also musst du entweder die Schnecken reduzieren oder so viel mehr Saatgut einsetzen, dass eine ausreichende Zahl Pflanzen groß wird.
Praktikabel dürfte am ehesten eine Mischung aus beidem sein. Also Schneckenfresser anschaffen und fördern und die Aussaatstärke deutlich erhöhen.

Fukuoka hat zudem viel mit mögl. vielfältigen Saatgutmischungen gearbeitet und dann dass gestärkt, was aus der Mischung überlebt und sich etabliert hat. Das ist Teil seiner Grundüberlegung, mögl. viele Entscheidungen der Natur zu überlassen. Wenn ich eine bestimmte Kulturpflanze an einem bestimmten Standort will, dann muss ich ihr die nötigen Bedingungen schaffen, oder es wird nichts. Kann sich der Standort dagegen aus 30 Arten die gerade am besten passende aussuchen, sind die Chancen für eine gute Ernte mit wenig Aufwand deutlich besser. Nur musst du dann halt evtl. Melde statt Gurken futtern.

holzgaser
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Re: Fukuoka Masanobu

#66

Beitrag von holzgaser » Do 6. Aug 2015, 13:11

Hallo,

wie viel praktische Erfahrung hast Du mit der Methode nach Fukuoka?

Gruß holzgaser
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#67

Beitrag von Manfred » Do 6. Aug 2015, 13:40

Da scheint ein grundsätzliches Missverständnis vorzuliegen.
Es gibt keine "Methode nach Fukuoka".
Fukuoka hat sehr tiefgreifende Überlegungen darüber angestellt, wie sich der Mensch mit seinen Bedürfnissen mögl. gut ins Ganze integrieren kann, und wie er mit natürlichen Abläufen statt gegen natürliche Abläufe seine Nahrungsmittel produzieren kann. Und dann hat er das auf seinem Land unter seinen Klima- und Boden- und Sonstwas-Bedingungen recht erfolgreich versucht umzusetzen.
Ich versuche das ebenfalls, wenn auch viel weniger konsequent als er.
Du kannst nicht einfach eines seiner Werkzeuge herauspicken, es auf deine völlig anderen Bedingungen werfen und dann erwarten, dass alles von selbst funktioniert.
Es geht darum, sich bei der Bewirtschaftung an natürlichen Abläufen zu orientieren und mögl. viele Entscheidungen der Natur zu überlassen.
Wie reguliert die Natur auf ein Überangebot von Schnecken?
Wie bringt die Natur einen geschädigten Boden wieder ins Gleichgewicht?
Warum wächst unter diesen Bedingungen, an dieser Stelle, diese Pflanzen?

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Re: Fukuoka Masanobu

#68

Beitrag von ben » Do 6. Aug 2015, 16:24

Hallo Holzgaser,

Fukuoka war für mich der theoretische Einstieg in Permakultur und Garten überhaupt. Nach der anfänglichen Euphorie haben die Mißerfolge doch schnell zu Ernüchterung geführt. Hinzu kam am Anfang Ungedulg. Im Kleingartenverein hatte die Nicht-tun-Landwirtschaft Abmahnungen zur Folge ;). In der Hofgemeinschaft, wo ich arbeite, sind Nicht-tun-Experimente immer wieder 'Fremdnutzungen' zum Opfer gefallen. Mittlerweile bin ich nicht mehr Mitglied im Kleingartenverein und bewirtschafte privat zwei Streuobstwiesen. Dort hätte ich jetzt eigentlich den ausreichend geschützten Raum und die Narrenfreiheit für Nicht-tun-Experimente. Allerdings sind Versuche in der Richtung in den letzten Jahren ziemlich eingeschlafen. Gerade habe ich mit einem Freund telefoniert, der mich motiviert hat wieder etwas zu unternehmen. Die Fukuoka-Bonfils mit Winterweizen in Klee würde ich gerne erproben. Bei den zwei bisherigen Versuchen haben wir keinen Feldaufgang hinbekommen. Allerdings hatten wir da den Weizen direkt in eine Wiese eingesät. Diesmal würde ich die Wiese über Winter dick mulchen und im Frühjahr zunächst mit Sommerweizen anfangen. Wenn der dann etabliert ist Weißklee hinterher und direkt im Anschluss Winterweizen.

Ich meine es ist wichtig sich klarzumachen, dass die Nicht-tun-Landwirtschaft keine landwirtschaftliche Methode ist, sondern eine Weltanschauung. Mit Nichtstun hat es auch nichts zu tun. Bei Fukuoka wurde soweit ich das aus den Quellen nachvollziehen kann von früh bis spät gearbeitet. Ich meine der Begriff 'NIcht-eingreifen-Landwirtschaft' wäre passender, weil es darum geht Eingriffspiralen zu vermeiden:
Weil ich eine ungenügende Bodenstruktur habe muss ich den Boden pflügen, damit im Winter eine Frostgare entsteht, dadurch wird der Boden allerdings zu locker, also muss ich den Boden mit der Walze rückverfestigen. Außerdem ist der Boden im Frühjahr dem Regen ungeschützt ausgesetzt und verschlämmt. Das Pflügen bewirkt im Frühjahr außerdem eine erhöhte Mineralisierung, wodurch die Pflanzen zwar anfangs besser wachsen aber auf lange Sicht wird der Humus aufgezehrt. Zusammen mit der zunnächst fehlenden Durchwurzelung im Frühjahr und der Verschlämmung entsteht eine ungenügende Bodenstruktur. Also muss ich den Boden pflügen ...

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#69

Beitrag von Manfred » Do 6. Aug 2015, 17:02

ben hat geschrieben: Ich meine es ist wichtig sich klarzumachen, dass die Nicht-tun-Landwirtschaft keine landwirtschaftliche Methode ist, sondern eine Weltanschauung. Mit Nichtstun hat es auch nichts zu tun. Bei Fukuoka wurde soweit ich das aus den Quellen nachvollziehen kann von früh bis spät gearbeitet. Ich meine der Begriff 'NIcht-eingreifen-Landwirtschaft' wäre passender, weil es darum geht Eingriffspiralen zu vermeiden:
Weil ich eine ungenügende Bodenstruktur habe muss ich den Boden pflügen, damit im Winter eine Frostgare entsteht, dadurch wird der Boden allerdings zu locker, also muss ich den Boden mit der Walze rückverfestigen. Außerdem ist der Boden im Frühjahr dem Regen ungeschützt ausgesetzt und verschlämmt. Das Pflügen bewirkt im Frühjahr außerdem eine erhöhte Mineraliserung, wodurch die Pflanzen zwar anfangs besser wachsen aber auf lange Sicht wird der Humus aufgezehrt. Zusammen mit der zunnächst fehlenden Durchwurzelung im Frühjahr und der Verschlämmung entsteht eine ungenügende Bodenstruktur. Also muss ich den Boden pflügen ...
Ein gutes Beispiel. Ich finde diese Übersetzung "nichts tun" auch extrem unglücklich gewählt.
Evtl. könnte man es mit "nichts wieder die Natur tun" besser übersetzen. Das trifft es aber auch nur zum Teil.
Und diese Grundsätze finden sich in allen erfolgreichen Versuchen zur nachhaltigen und wiederherstellenden Landwirtschaft wieder.
z.B:
-keine wendende Bodenbearbeitung
-ganzjährige Bodenbedeckung
-mögl. ganzjährige Bodendurchwurzelung
-mögl. viel Vielfalt an Pflanzen und Tieren
-Simulation natürlicher Abläufe (z.B. ziehende Grasfresser-Herden) nicht nur im Pflanzenbau, sondern auch in der Tierhaltung
-Nutzung der Tiere für den Pflanzenbau, z.B. zur Schädlingsbekämpfung, Erzeugung von Mulch, Aufbrechen von Ernteresten, Düngung etc.

holzgaser
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Re: Fukuoka Masanobu

#70

Beitrag von holzgaser » Do 6. Aug 2015, 18:11

Hallo Ben!

Die Bezeichnung nichts tun verstehe ich als "was kann ich weglassen" und das ist auch im Sinne von Permakultur. Nur das weglassen
bezieht sich wieder auf moderne Technik bzw. nicht naturidentische Arbeitsschritte wie z.B. die Anwendung eines Pfluges oder bodenwendende Arbeitsschritte im Garten.

Nur die Arbeitsabläufe, wann - was - wo gemacht wird müssen erst wieder gelernt werden.

1979 hab ich mein erstes Hügelbeet gebaut und auch einiges erst rausfinden müssen wie die Abläufe sich am besten darstellen.
Fukuoka hat sicher viel zu tun gehabt auch bei einer "nichts tun Landwirtschaft"!

aber nun zum aktuellen:
Mit einer Aussaat in den Grasbestand hab ich bisher mit Winterackerbohnen erste brauchbare Ergebnisse erzielt.
Im Herbst wenn das Graswachstum nicht mehr besonders stark ist hab ich die Bohnen ausgesäht. Die Saat ist gut aufgelaufen und
hat auch einen kleinen ERtrag gebracht. Nur war die Saatstärke zu gering so das die Pflanzen sehr verteilt gestanden sind.
Ich konnte aber so viel ernten um ausreichend Saatgut für das nächste Beet zu gewinnen.
Die Arbeistschritte wahren: Gras absensen und den Ziegen verfüttern, Saatgut breitwürfig aussähen, ernten.

Die Gründüngung auf anderen Beeten ist auch aufgelaufen. Durch die extreme Trockenheit sind auch keine Schnecken aktiv.
Mal sehen wie sich das entwickelt.

Viele Grüße
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