Fukuoka Masanobu

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Sonne
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Re: Fukuoka Masanobu

#111

Beitrag von Sonne » Sa 10. Aug 2019, 23:37

Ja - den Film kenne ich. Den habe ich vor etlichen Monaten schon mal gesehen...und dann eben erst gestern wieder.

Ich fand ihn wiederum sehr spannend. Allerdings war ich grad auch sehr müde beim Filmchen gucken...und so ist nicht alles in meinem etwas 'abwesenden Geist' :lol: gelandet. Zu dem mit dem Ummanteln von Saatgut, ist mir jetzt zum Bsp. nicht hängen geblieben WIE das funktioniert. Sie haben das Saatgut irgendwie in großen Schüsseln rotieren lassen...aber mit erschließt sich nicht ganz, wie da der Lehm an jedem einzelnen Körnchen hängen bleibt und sie nicht alle zusammen verklumpen. Aber egal...ich schau den Film gelegentlich gerne nochmal an. Der Mensch lebt von Wiederholungen. :)

Aber puh...Tausende oder Zehntausende Saatkörner mit Ton ummanteln ist sicher 'ne Menge Arbeit.

Jedenfalls faszinieren mich solche Menschen durchaus...er genauso wie Sepp Holzer, der schon als Kind erstaunliche Zusammenhänge erkannte und später umsetzte. Man sollte den Mut fassen, selber mehr zu experimentieren. Irgendwie mach' ich da auch schon das eine oder andere, aber viel zu systemlos und zu wenig konsequent und weiterführend.

Und ja...mit Gemüse kam in dem Film jetzt nur sehr wenig vor...deshalb die Frage... :aeh:
Was er zu Gemüse zu sagen würde, hätte mich jetzt schon auch noch sehr interessiert.

Aber bei den Buchrezensionen bei Amazon hieß es auch, dass nicht alle seine Methoden 1:1 auf uns (Europa) übertragbar sind.

Nun - das mit den Quecken und Schnecken und ihren Aufgaben ist für mich jetzt aber nicht so ganz stimmig.

Gut bei Quecken weiß ich's nicht...aber Schnecken?

Zum einen gehören sie schonmal gar nicht nach Deutschland, sondern eigentlich nach Spanien...und jetzt sollen sie
ausgerechnet in meinem Garten eine Aufgabe zu lösen haben? Tatsächlich...ist das so? :haha:

Irgendwie glaube ich, damit es stimmig wird, dass dann zum Beispiel dazu auch natürliche Feinde gehören...und die haben sie leider bei uns nicht. Habe sogar gehört, dass auch Igel sie vom Speiseplan gestrichen haben...und *pssst* sogar eingefleischte Permakulturisten sollen an ihnen verzweifeln. Hab' ich gehört. :pfeif:

Deshalb habe ich die letzte Woche intensiv drüber nachgedacht, noch eine größere Fläche mit einem guten Schneckenzaun einzugrenzen. Auch wenn's teuer ist.

In einem Teil von unserer Gartenanlage...ziemlich hinten...ziemlich verwildert, hat es neulich sogar meinen Mann gegraust (und das passiert jetzt nicht so schnell)...weil dort Schnecken über Schnecken waren. Und er hatte - unglaublich -
a. nichts gegen einen einmaligen, aber großzügigen, Einsatz von Schneckenkorn (obwohl das so gar nicht sein Ding ist und meines auch nicht, denn eigentlich habe ich mir vorgenommen, das nicht mehr zu verwenden)
und
b. war ihm klar, dass das heuer neu angelegte Beet so (ohne Schutzzaun) keinen Sinn macht. Was mich freut, wenn zwischen uns Einigkeit herrscht, denn wir haben gelegentlich da schon sehr unterschiedliche Ansätze. ;)

Aussaat unter Mulch...??? Das wären hier lediglich zusätzliche Gourmetappetithäppchen im Schneckenparadies.
Nein, leider kann ich da nicht warten, bis hier die letzte aller Schnecken ihre Aufgabe erfüllt hat.

Die Quecke ja...das muss krass sein. Aber ist es wirklich so, dass sie 'Aufgaben' haben?
Oder ist es vielleicht nicht ehr so, dass sie (Schnecken oder Quecken) aus irgendeinem Grund irgendwann einfach nur ungebührlich viel Freiraum bekommen haben? Den sie sich jetzt nehmen und ausweiten, obwohl er ihnen 'nicht gebührt'.
holzgaser hat geschrieben: Die Wicke ist eine Pflanze, die den Boden lockert und sehr fein krümelig machen soll. Deshalb habe ich die Wicke als Mischkulturpartner gewählt.
Genau - das ist, was ich wissen wollte. :)
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Benutzer 72 gelöscht

Re: Fukuoka Masanobu

#112

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 11. Aug 2019, 23:16

Sonne hat geschrieben:Die Quecke ja...das muss krass sein. Aber ist es wirklich so, dass sie 'Aufgaben' haben?
Quecke lockert den Boden, ihre Wurzeln fördern Bodenleben und ... öh, ich kenne schlimmere Unkräuter ;)
Aber ja - wer ein unkrautfreies Beet will, wird Quecke eher hassen. Ob das Masanabus Art wäre? :flag:
Ich schneide Gräser ab, lass sie liegen und dann wachsen sie halt wieder, aber wenn dann die Kulturpflanzen größer sind, stören sie nicht mehr so arg.
Sonne hat geschrieben:und jetzt sollen sie [die Schnecken]
ausgerechnet in meinem Garten eine Aufgabe zu lösen haben? Tatsächlich...ist das so?
Also ich hab gelernt - in der Theorie, weiß nicht mehr wo, aber es war einleuchtend für mich, dass Schnecken 1. bevorzugt schwache oder geschwächte Planzen fressen und 2. dass sie vor allem dort sind, wo Fäulnisprozesse im Boden stattfinden, weil sie eben die Aufgabe haben, diese Dinge "wegzufressen" (und damit zu verwandeln).
Meine bescheidenen Erfahrungen passen da rein und die Pflanzen können ihre "Robustheit" auch mit den Samen weitergeben.
Ob das "eine Aufgabe" für die Schnecken ist?

Ich hadere auch . noch?
Aber es bleibt einem am Ende eh nicht viel übrig, als "mit den Schnecken" zu leben...
Schneckenzaun hab ich auch für Salate. Aber Endivie und Wintersalat schafft es inzwischen schon ohne, ist mir irgendwie lieber...

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Re: Fukuoka Masanobu

#113

Beitrag von holzgaser » Fr 23. Aug 2019, 09:14

@sonne
Deshalb habe ich die letzte Woche intensiv drüber nachgedacht, noch eine größere Fläche mit einem guten Schneckenzaun einzugrenzen. Auch wenn's teuer ist.
Das hab ich schon mal gemacht und die Erfahrung daraus: Es hat nicht funktioniert. Ist der Bereich zu groß leben die Schnecken im Schneckenzaun, verstecken und vermehren sich dort.
Egal welchen Schneckenzaun Du auch baust, irgendwann, irgendwie kommt eine drüber.
Am besten hat sich bei mir eine möglichst kleinräumiger Schneckenschutz aus Kupferringen bewährt. Aber selbst da muss man immer darauf achten das keine "Schneckenbrücke" entsteht.
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Re: Fukuoka Masanobu

#114

Beitrag von holzgaser » Fr 23. Aug 2019, 09:29

@Sonne

Und ja...mit Gemüse kam in dem Film jetzt nur sehr wenig vor...deshalb die Frage... :aeh:
Was er zu Gemüse zu sagen würde, hätte mich jetzt schon auch noch sehr interessiert.

Fukuoka schreibt, das für manche Gemüsesorten ein Vorziehen der Pflanzen notwendig ist wie z. B. Tomaten und Gurken und das manchmal eine flache Bodenbearbeitung gemacht werden muss.

Des Weiteren berichtet er von "halb wild kultivierten" Gemüsesorten die keinerlei Bodenbearbeitung erfordern. Damit befasse ich mich schon einige Zeit, bisher aber ohne Erfolg..

Die Schnecken fressen alles aufkeimende Saatgut ab oder die dominierende Quecke mit ihren Wurzelausscheidungen verhindert das Auflaufen der Saat.

Ich habe das mit und ohne den Tonkugeln getestet. Die Tonkugeln schnitten ab besten ab.
Die Saat ist aufgelaufen und ... wurde gleich wieder gefressen.
Aber nicht alles, Pastinaken, Rote Beete und einige Möhren haben es überstanden.

Der nächste Versuch wird eine Aussaat in den Kupferringen sein. Damit kann ich den Schneckenfraß zu 99% ausschließen.
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

Benutzer 72 gelöscht

Re: Fukuoka Masanobu

#115

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 23. Aug 2019, 10:36

Tomaten und Gurken muss ich nicht vorziehen, wenn ich es nicht tue, kann ich hat erst im August ungefähr mit der Ernte beginnen. Das ist halt ein bisschen dumm. Aber es geht.
holzgaser hat geschrieben:Des Weiteren berichtet er von "halb wild kultivierten" Gemüsesorten die keinerlei Bodenbearbeitung erfordern. Damit befasse ich mich schon einige Zeit, bisher aber ohne Erfolg..
Ich hab einen Garten, den ich leider kaum bearbeite, weil wir ja woanders wohnen.
Ich hab den Garten auch mal ein Jahr lang ganz verwildern lassen.
Da hatte ich Radieschen, die haben sich selber vermehrt, sobald ich aber gar nichts mehr getan habe, sind sie verschwunden. nicht wegen der Schnecken, einfach überwuchert.
Vogerlsalat (Rapunzel) und Erdäpfel (vergessene Knollen treiben wieder aus) haben es geschafft und diverse Blattpflanzen, die eigentlich Wildpflanzen sind, Käsepappel, kleines Knopfkraut, Wiesenknopf (pimpinelle), Buchweizen.
Gemüse in dem Sinn schafft den "Unkrautdruck" nicht. Die Schnecken fressen bei mir weniger die Selbstaussaat als die gekauften und vorgezogenen Pflanzen.

Aber das ist überall anders!!!
Da muss man sein Land sehr gut kennenlernen und dann danach handeln.

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#116

Beitrag von Manfred » Fr 23. Aug 2019, 11:06

Interessant auch in diesem Video wieder die Angaben zur Arbeitszeit.
1000 m2 können 5 bis 6 Menschen ernähren, die dafür je eine Stunde am Tag investieren müssten.
5 x 365 x 10 = 18.250 Arbeitsstunden pro ha und Jahr.
Im vergleich zu ca. 20 Stunden je ja Ackerbau im kleinstrukturierten Süddeutschland und Österreich und teils kleiner 1 Stunde in der Großflächenlandwirtschaft.
Nur als Erinnerung für alle, die Fukuokas "nichts tun" gerne als arbeitsfreies Schlaraffenland missverstehen.
Es handelt sich um eine extrem arbeitszeitintensive Sonderkulturwirtschaft in der nicht nicht gearbeitet, sondern in der nichts naturwidriges getan werden soll.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Fukuoka Masanobu

#117

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 23. Aug 2019, 12:40

Wildschweine wühlen öfter mal die Erde um - naturwidrig? :hmm:
Hühnervögel und Wühlmäuse auch irgendwie....

Ich wollte eigentlich nur auf die Frage nach Gemüse, dass wachsen kann, ohne dass man den Boden bearbeitet, eingehen...
Momentan macht sich übrigens der Baumspinat sehr gut - der fagopyrum, also der wilde Buchweizen!

Den theoretischen Hintergrund Masanabus verstehe ich nicht ganz und mir ist es bisher nur gelungen, eßbare Wildpflanzen so ähnlich (also "halbwild") zu kultivieren.
Da war allerdings nur anfangs Arbeitszeit nötig. Und zwar: eine einmalige "Infektion" des Bodens mit dieser Pflanze (indem ich eine eingesetzt habe oder Samen auf von anderen Pflanzen befreite Erde gestreut habe) und danach manchmal die anderen Pflanzen abgerissen und liegen gelassen, damit die von mir gewünschten Pflanzen ein bisschen "Vorsprung" haben.

Wir haben vier Gärten an verschiedenen Orten und da wachsen jeweils ganz andere Pflanzen gut!
Karotten gehen mir in Niederösterreich regelmäßig ein, vermehren sich dafür in Wien "wie von selber".

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#118

Beitrag von Manfred » Fr 23. Aug 2019, 13:15

Sein Gedankengang ist völlig logisch, und in gleicher Form auch bei Mollison und Savory zu finden.
Je besser sich der Mensch in die Natur integriert und seine ursprünglichen Nischen wieder besetzt, desto positiver wirkt er und desto weniger Räume beansprucht er anteilig.
Quasi genau das Gegenteil der Grünen, die die Symptome der Entfremdung von der Natur durch noch stärkere Entfremdung behandeln wollen. Die Menschen aus der Natur heraus in Städte sperren, die Nutzung mögl. vieler Arten verbieten, mehr Monotonie durch zentralplanerisch gesteuerte Flächenbewirtschaftung durch immer weniger Menschen mit immer größeren Maschinen, pervertierte Ernährung von Allesfressern usw. usw.
Würden sie denken wie Fukuoka, würden sie Städte und andere zentralistische Strukturen abschaffen, durch konsequente Subsidiarität eine mögl. vielfältige Bewirtschaftung durch mögl. viele Menschen ermöglichen, die mögl. tiefe Integration des Menschen in die Natur inkl. der Nutzung mögl. aller Arten fördern...

DieterB
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Re: Fukuoka Masanobu

#119

Beitrag von DieterB » Fr 23. Aug 2019, 15:32

ina maka hat geschrieben:Wildschweine wühlen öfter mal die Erde um - naturwidrig? :hmm:
Hühnervögel und Wühlmäuse auch irgendwie....
Wildschweine reissen riesige Loecher in die Erde, so dass die Wiese wie eine Mondlandschaft aussieht. Dadurch vertrocknet die Erde und Naehrstoffe gehen verloren.

Ich geh mit Schaufel, Eimer und Schubkarren uebers Land, um die Narben der Erde wieder zu schliessen. Wuehlmaeuse foerdern meine gute Gartenerde, die ich seit 20 Jahren unter grossen Muehen produziert habe, in den Graben, wo sie dann von den ersten starken Regenfaellen im Winter in den Bach gespuelt wird.
Manfred hat geschrieben:Sein Gedankengang ist völlig logisch, und in gleicher Form auch bei Mollison und Savory zu finden.
Je besser sich der Mensch in die Natur integriert und seine ursprünglichen Nischen wieder besetzt, desto positiver wirkt er und desto weniger Räume beansprucht er anteilig.
Logisch ist wohl das falsche Wort. Ich wuerde eher "intuitive" sagen. Man kann durchaus mal eine richtige Intuition haben - besonders wenn sie auf jahrerlanger Erfahrung basiert. Es gibt auch religieuse oder kuenstlerische Intuition. Sogar grosse wissenschaftliche Entdeckung, wie Heisenbergs Entdeckungen zur Quantenmechanik, beruhen auf Intuition.

Das Problem ist, wenn sich die Intuition zu einer allgemein gueltigen Theorie verfestigt. Dann ist dass so wie bei den religieusen Fundamentalisten, die glauben, andere toeten zu muessen weil sie eine religieuse Einsicht hatten.

Ich kann durchaus Fukuoka's Intuition nachempfinden, aber leider muss ich sagen, dass sein Vermaechtnis eher negativ ist. Ob dass nun seine Schuld ist, weil seine Aussagen so absolut und kategorischen waren, oder ob das die Schuld seiner Schueler ist, die aus der urspruenglichen Intuition ein Dogma gemacht haben, spielt im Grunde keine Rolle.

lg. Dieter

Manfred

Re: Fukuoka Masanobu

#120

Beitrag von Manfred » Fr 23. Aug 2019, 21:24

Hm. Welche seiner Aussagen waren den absolut?
Er sagte ja immer wieder, auch im oben verlinkten Video kommt das vor, dass man für jeden Standort die dort passende Lösung finden muss.
So wie die Natur das halt auch macht.
Ich kann da keinen Absolutheitsanspruch erkennen.
Auf seiner Farm war er damit sehr weit gekommen. Die Versuche, seine Methoden 1 zu 1 auf deutlich andere Bedingungen zu übertragen, haben meist nicht funktioniert.
Aber das ändern nichts an seinem Prinzip, die Natur zu beobachten und zu versuchen, sich an ihre Lösungen anzupassen.
Evtl. tun so viele so schwer damit, weil das dem westlichen Naturschutzvorstellungen, entweder menschengemachte Momentaufnahmen in Schubladen einzufrieren oder den Menschen (vermeintlich, geht ja nicht annähernd) ganz auszusperren, diametral entgegen steht.
Er dagegen verstand den Sinn von dynamischem Wandel und Vergänglichkeit und bemühte sich, ein Teil des Flusses zu werden.

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