Darum traue ich dem ganzen nicht ...

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Rati
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#31

Beitrag von Rati » Mo 8. Jul 2019, 15:06

ina maka hat geschrieben:Meine konkrete Frage: hilft dagegen mehr Weidevieh?
Um aus Wüste Grünland zu machen (nein*) oder um geschädigte Flächen wieder zu regenerieren?

Grüße Rati

*Wo's nix zu fressen gib kann auch nix beweidet werden.
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#32

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 8. Jul 2019, 15:11

Rati hat geschrieben:Um aus Wüste Grünland zu machen (nein*) oder um geschädigte Flächen wieder zu regenerieren?
frodo hat geschrieben:Und Eines dürfte ziemlich sicher gelten: wenn die globale Durchschnittstemperatur weiter ansteigt, werden wir es mit einer weiteren Ausdehnung der Wüstenflächen zu tun haben, - dagegen hilft Aufforsten im Sahel wie Sandburgen am Strand bauen gegen die Flut.
Dagegen

- ich hab mich auf frodos post bezogen.

Aber jetzt, wo du´s sagst: Weidevieh hilft tatsächlich, um übernutztes Land wieder zu regenerieren?

Rati
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#33

Beitrag von Rati » Mo 8. Jul 2019, 15:26

ina maka hat geschrieben:Aber jetzt, wo du´s sagst: Weidevieh hilft tatsächlich, um übernutztes Land wieder zu regenerieren?
nee ;) , richtiges Beweiden hilft.
Aber das hat Manfred ja schon hier und in anderen Fäden berichtet.

Grüße Rati
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#34

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 9. Jul 2019, 00:01

Eben leider nicht.
In dem Chihuahua-Video wird auch vor allem betont, dass man das Land nicht überweiden darf. Niemand sagt dort, dass die mexikanischen Wüsten daher kommen, dass die "dessert grasslands" nicht beweidet werden....
Die Pflanzen dort wachsen auch ohne Weidevieh recht gut. Mensch kann sich davon allerdings nicht ernähren ;)

Rati
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#35

Beitrag von Rati » Di 9. Jul 2019, 07:32

sorry, da ich hier erst spät reingegrätscht bin, weiß ich grad nicht welches Video du meinst, aber:
ina maka hat geschrieben:...Niemand sagt dort, dass die mexikanischen Wüsten daher kommen, dass die "dessert grasslands" nicht beweidet werden....
muß ja auch nicht sein. :) Wie schon geschrieben, Wüstenbildung hat viele Ursachen, nur einige davon ist menschlicher Einfluss.
ina maka hat geschrieben:...In dem Chihuahua-Video wird auch vor allem betont, dass man das Land nicht überweiden darf...
zB Überweidung oder eben Kahlschläge die nackten Boden zurücklassen, welcher dann durch Erosion zu Verwüstung führen kann.

Grüße Rati
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viktualia

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#36

Beitrag von viktualia » Di 9. Jul 2019, 07:44

. Niemand sagt dort, dass die mexikanischen Wüsten daher kommen, dass die "dessert grasslands" nicht beweidet werden....
Ina, kannst du dich erinnern, als es um "Rasen" ging, kam mal: "Gras will gebissen werden!"
Klar ist "überweiden" auch nix, aber sowohl >über-> als auch <gar nicht beweiden> machen was mit dem Bewuchs.
Und regelmässiges "Verbeissen" sorgt halt dafür, dass viele Wurzeln gebildet werden, dadurch steigt der Humusgehalt im Boden und dem Land geht es besser.
Während - und das hat mich total berührt, als ich es zum ersten mal las - die Wüstenbildung (auch) damit zu tun hat, dass das Gras nicht richtig "abgebaut" wird, nicht verottet und damit aus dem Kreislauf des "Lebens und Sterbens" raus ist. (https://www.regenerative-landwirtschaft ... llan+savoy (der 6te Beitrag).

Ina, das ist jetzt nicht besonders "sachlich", mein Punkt. Aber du hast den Faden "darum traue ich nicht..." genannt und für mich war das ein "Schlüsselpunkt", wegen dem ich der Sache traue: weil der Mr. Savory geschnaggelt hat, was das Sterben mit dem Leben zu tun hat.

Jetzt kam bei mir noch dazu, dass ich über meine Suche nach dem "eigentlichen Meerschweinchenfutter" schon einiges darüber gelesen hatte, wie in früheren Zeiten Steppen sowohl von standorttreuen wie auch wandernden Viechern besiedelt wurden und wie sich Verhalten und Bewuchs aufeinander einspielten, so dass Meerschweinchen (und Kaninchen), weil sie bleiben, wo sie wohnen, mehr "Giftkräuter" vertragen als die Tiere, die wandern (und Auswahl haben, Pferde und Rinder).
Als dann "die andere Seite" dazu kam, was es mit der Wiese/Rasen/Steppe macht: dass diese besser wächst, wenn sie "artgerecht" verbissen wird, kam mir das gleich logisch vor.
Aber richtig "klick" gemacht hat es, als ich den Punkt mit der "Wüstenbildung durch Unterbrechung des Kreislaufs",
dem "fehlenden Sterben" gelesen habe.
(Muss man in dem link bissl suchen, ist ja kein Thema, dass die Massen hinterm Ofen vorlockt, Tod...)
Wenn die nötigen Faktoren zum Abbau der Biomasse wegfallen (Zerkleinerung und Zersetzung des Materials) ist der Ofen halt aus.
Und umgekehrt kurbelt das "artgerechte" Abbauen der Grasmengen das "Leben" als Ganzes an.
Darum traue ich der Sache mit dem "Ganzheitlichen Weidemanagement".

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emil17
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#37

Beitrag von emil17 » Di 9. Jul 2019, 15:23

Es gibt etwa 8'000 Grasarten auf der Welt, davon sind bei weitem nicht alle die typischen Weidegräser, die auf regelmässiges Abgefressenwerden eingestellt und angewiesen sind. Die Arten, die mit am wenigsten Wasser auskommen (gemessen als aufgenommene Wassermenge pro erzeugter Trockenmasse), sind kurzlebige Arten, die Beweidung nicht vertragen, weil sie alles in Samen investieren und dann absterben. Die Samen können ohne Wasser sehr lange überdauern.
Es wurde schon gesagt, was nicht gewachsen ist, kann nicht gefressen werden.
Weder Wachstum noch Streuabbau funktionieren ohne Bodenfeuchte, sprich ohne Wasser. Läge es nur an fehlender Beweidung, würde sich nicht kein Bewuchs einstellen, sondern ein anderer. Überall, wo Bodenfeuchte und Temperatur ausreichen, gibt es Pflanzen.

Ausser Zweifel ist, dass dort, wo die Niederschlagsmenge gerade so ausreichend ist, richtiges Management kritisch ist. Unter anderem muss die Vegetationsdecke geschlossen bleiben, sonst wird der Boden weggeweht und auf kahlen Flächen kann wegen dem brutalen Mikroklima nichts keimen. Riesige Flächen, u.a. grosse Teile der sogenannten Wendekreis-Trockengebiete, erhalten allerdings weniger Regen. Also müsste man mit der Begrünung in kritischen Randgebieten anfangen und so bewirken, dass durch zunehmende Verdunstung der Vegetation im Randgebiet der feuchte Gürtel wüsteneinwärts wandert.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#38

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 9. Jul 2019, 15:34

viktualia hat geschrieben:Ina, kannst du dich erinnern, als es um "Rasen" ging, kam mal: "Gras will gebissen werden!"
:mrgreen: :mrgreen: :duckundweg:
viktualia hat geschrieben:Und regelmässiges "Verbeissen" sorgt halt dafür, dass viele Wurzeln gebildet werden, dadurch steigt der Humusgehalt im Boden und dem Land geht es besser.
danke!
Das ist ein Punkt, der (mir) einleuchtet und den ich verstehen kann.
Ich mag Tiere auf der Weide und ich bin sehr für ein gutes Management derselben.
Das einzigste, was mich an Savaroy stört ist der Alleinseligmacher-Anspruch. Nein: es müssen nicht alle Steppen gemanagt werden.
Dass Gras nicht mehr wachsen kann, wenn der Wachstumsknoten beschattet ist, hab ich außer hier auch noch nirgendwo gehört oder gelesen und meine eigene Erfahrung widerspricht dem. Aber gut - ich wohne in keinem "trocken-sprödem Klima"....
viktualia hat geschrieben:und für mich war das ein "Schlüsselpunkt", wegen dem ich der Sache traue: weil der Mr. Savory geschnaggelt hat, was das Sterben mit dem Leben zu tun hat.
Das "fehlende Sterben" - ja! Das ist ein Punkt! :hmm: :)
Der Kreislauf des Lebens und Sterbens...
sehr sympatisch!! Gilt das auch für (den) Menschen?

@emil17: gerade gelesen! :daumen:

viktualia

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#39

Beitrag von viktualia » Di 9. Jul 2019, 16:30

Nein: es müssen nicht alle Steppen gemanagt werden.
Mag sein. Aber alle Herden....

(Achtung, möglicherweise etwas o.t.):
Der Kreislauf des Lebens und Sterbens...
sehr sympatisch!! Gilt das auch für (den) Menschen?
Ach, Ina, wenn du wüsstest, was jetzt in meinem Kopf los geht - ja. Ja, ganz eindeutig.
Für mich ist ja das typische am Narzissmus, dass das Ego nicht "sterben", nicht lernen und vergehen will, (bzw. kann).
Und genau darum ist dann vielem nicht zu trauen, weil kaum einer gerne seine Fehler sehen und zugeben und berichtigen und daraus lernen mag... (Sein Kinder-Ego loslassen und zu nem erwachsenen "Ich" kommen kann; im ver-stehen seinen Stand-punkt ändern kann.
Todtraurig ist das.)
Es gibt etwa 8'000 Grasarten auf der Welt, davon sind bei weitem nicht alle die typischen Weidegräser
Oh, weiser Emil, wieviele dieser Gräser, die das Gebissen werden nicht mögen, wachsen denn auf Steppen?
Ist ne ernstgemeinte Frage jetzt, vielleicht weist du da ja was, was mir entgangen ist.

"Gras will gebissen werden" ist ja weniger ne botanische, als eher ne, sagen wir mal "Cowboy Aussage", wenn du verstehst, was ich sagen möchte.
<Die Gräser, welche gewöhnlich auf Weiden/Steppen wachsen, vertragen bis benötigen es, gebissen zu werden>, kannst du mir da zustimmen?
kurzlebige Arten, die Beweidung nicht vertragen
Pioniergräser? Interessiert mich jetzt echt - wir sind ja irgendwie zwei ganz unterschiedliche Sorten Erbsenzähler...

Benutzer 72 gelöscht

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#40

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 9. Jul 2019, 16:47

Ich weiß leider nicht, wie diese Pflanzen wachsen. Ich war aber schon in solchen Gegenden und hab nicht erlebt, dass die Wüsten dort wachsen täten, obwohl die Gegend nicht gezielt beweidet wird.
Wirikuta no se vende
tinku-Tanz aus Bolivien

Mich täte es echt interessieren, welche Gräser oder/und andere Pflanzen dort wachsen. :)

Aber wie gesagt: überall ist "anders"

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