Rati hat geschrieben:Manfred hat geschrieben:...Bis der sich ausbreitende Mensch massiv in die Megaherbivorenbestände eingegriffen hat, konnte sich Wald nur dort halten, wo die Niederschlagsmenge so hoch war, dass ohne Wald die für die Megaherbivoren essentiellen Mineralien ausgewaschen wurden....
diese kausale Kette beisst sich für mich immer wieder. Wie reden hier von einem Zeitalter des Überganges einer Kaltzeit(mit kurzen Warmzwischenzeiten) zu einer lang andauernden Warmzeit. Ja der Mensch war auch da (mit einer geringen Siedlungsdichte), aber Kaltzeiten sind immer auch Trockenzeiten (mensch konnte da zu Fuss von den Externsteinen nach Stonehenge gehen) , d.h. da gab es nirgens genug Niederschlag für Baumwachstum
und um diese essenziellen Mineralien auszuwaschen.
Mit der Warmzeit kamen die ausreichenden Niederschläge für Baumwachstum und der Wald wuchs.
Manfred hat geschrieben:...Was ist jetzt die natürliche Vegetation dieser Gebiete?
Aktuell sterben die Buchen im Hainichen ab. Wenig überraschend (die Bäume leiden seit Jahren unter Pilzinfektionen und Wassermangel, seit die Bestände nicht mehr gepflegt und ausgedünnt werden) .
Ja, sie leiden unter Infektionen(weil sie durch Wassermangel geschwächt sind) und Wassermangel, weil sich das Niederschlagsverhalten auf Grund des jetzigem Klimawandels erneut ändert. Nun bekommen wir lang anhaltende Trockenzeiten mit kurzen Starkregenperioden. Gräser kommen mit so etwas nun mal besser klar als Bäume. Es sind also wieder einmal die Niederschlagsmengen welcher die Vegetationsänderung einleitet.
Natürlich gehört auch die Tierwelt inc. mensch mit zu den Faktoren, aber für Lebewesen die sich nicht von Nährstoffquelle zu Nährstoffquelle bewegen können ist wahrscheinlich nicht nur mMn nun mal die ausreichende Wasserversorgung vor Ort viel essenzieller.
Und was das hier betrifft:
Manfred hat geschrieben:...Aber die Nationalparkverwaltung wird wohl weiter fleißig das Schalenwild bekämpfen, um den Buchenprozess oder was auch immer zu schützen..
muss das Schalenwild ja nur deshalb "bekämpft" werden, weil es die natürlichen Regulatoren in Deutschland nicht mehr gibt und die Tiere durch die Landwirtschaft und zusätzliche Fütterungen ein übernatürlich großes Nahrungsangebot haben.
Grüße Rati
Die Erkenntnisse zum Einbruch der Megeharbivorenbestände gibt es für alle Klimabereiche.
Überall dort, wo der Mensch sich in nennenswerter Zahl breit gemacht hat, sind im gleichen Zeitraum diverse Megaherbivorenarten verschwunden und die Gesamtbestände massiv eingebrochen.
Nur in Afrika und Asien haben etwas mehr Großarten überlebt. Die These ist, dass das an 2 Faktoren liegt. Der langen Kooevultion von Mensch und Großherbivoren dort und der Begrenzung der Zahl der Menschen durch Krankheiten und Parasiten.
In den anderen Teilen der Erde sind die Menschen dann auf Tiere getroffen die darauf durch ihre bisherige Evolution nicht vorbereitet waren. Das ist ungefähr so, wie wenn jetzt der Wolf in D auf Mufflon-Schafen trifft. Die Mufflon-Bestände erlöschen dann schnell.
https://www.mopo.de/im-norden/landkreis ... s-32391490
Natürlich haben die paar Menschen die großen Herden nicht in 14 Tagen aufgefressen.
Aber sie haben die empfindlichen Gleichgewichte zwischen Reproduktion und Prädation verschoben. Und das reicht aus, um die Bestände in wenigen Generatioen zu dezimieren und schließlich ganz auszulöschen.
In Nordamerika z.B. sind so innerhalb kurzer Zeit 90 große Säugetierarten ausgestorben.
Und nochmal:
Nur weil ausreichend Nierschlag fällt, um Wald wachsen zu lassen, heißt noch lange nicht, dass dort auch "natürlich" Wald vorkommt.
Die Bäume, die die europäischen Siedler in Südamerika rund um ihre Siedlungen in den Pampas gepflanzt haben z.B. wachsen dort sehr gut. Trotdem handelte es sich großflächig um reines Grasland, weil die Herbivoren keine Bäume zugelassen hatten.
Und das Wechselspiel aus Herden und Räubern findet in großen Räumen statt.
Die Strategie der Herbivorenherden ist die großräumige Wanderung. So entkommen sie v.a. zur Setzzeit teilweise der Prädation und erreichen die notwenig hohe Vermehrungsrate.
Wo keine solche großräumigen Wanderungen mehr möglich sind (Und das ist mit Ausnahme einiger Karibu-Herden in der Arktis heute praktisch überall der Fall) kann dieses Gleichgewicht nicht mehr bestehen.
Wenn sich die Prädatoren dann ungeschränkt vermehren können, dezimiern sie die Herden. Siehe z.B. Yellowstone.
Oder stell dir vor, die würdest im Oostvaardersplassen Wölfe mit in den Zaun setzen.
Die würden innerhalb weniger Jahre die großen Pflanzenfresser dort ausrotten.
Danach würde der Bestand der Wölfe ebenfalls zusammenbrechen.
Übrig bleiben würden langfristig evtl. ein paar auf Kojotengröße degenerierte Wölfe, die sich überwiegend von Mäusen ernähren.
Oder sie würden komplett aussterben.
Diese naive Vorstellung, die Natur wird es schon richten, wenn man sie nur in Ruhe lässt, tifft eben nur sehr eingeschränkt zu.
Natürlich stabilisert die Natur auch auf einem begrenzten Raum früher oder später irgendeinen Zustand.
Aber das ist dann halt eine Schwarze-Ritter-Natur ohne ihre Arme und Beine, die ihre der Mensch abgeschlagen hat und die er ihr nicht zurückgibt.
https://youtu.be/7IfsjYVWNaM?t=140
Auf absehbare Zeit können wir der Natur in den meisten Regionen der Erde aus praktischen Grünen den großräumigen Herdenzug nicht zurückgeben.
Was wir aber machen können ist, diesen mögl. naturnah zu simulieren und so wesentliche Ökosytemfunktionen wieder herzustellen, deren Verlust wir so gerne dem Klimawandel zuschreiben.
Meist handelt es sich dabei aber um menschengemachte Henne-Ei-Probleme.
Wenn wir die Bodenbedeckung, die Versickerhungs- und Wasserspeicherfähigkeit, die Nährstoffkreisläufe usw. großräumig wiederstellen, dann reduzieren sich auch Dürre und Überflutungsereignisse erheblich und die Niederschlagsverteilung wird wieder gleichmäßiger.