Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

Moderator: kraut_ruebe

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#81

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Sa 14. Mai 2016, 00:27

Manfred hat geschrieben:Habe inzwischen noch ein paar Sachen angesehen.
Der Verein scheint schon stark auf die Eso-Ecke ausgerichtet. Dazu freie Energie etc...
Irgendwie passt das alles nicht zusammen mit dem visionären und rationalen Eindruck, den er in Sachen Währungssystem macht.
Ja, da driften viele in die Ecke ab. Wenn man da tiefer hineindiggert, wird es ja gewissermaßen Magie, dass Leute ihre Lebensenergie in bedruckte Zettel stecken, von denen die Meisten gar nicht wissen, wo die eigentlich herkommen, sie sind es so gewohnt, es funktioniert, aber im Grunde ist es ein Glaube. Solang alle dasselbe glauben, geht das, aber es hat ja keiner was im Ärmel, das tatsächlich rational zu ersetzen, wenn man es in die Bestandteile zerlegt.
Mich hat interessiert, wie die Muslime damit umgehen, da sind Fiatmoney und Zinsen eigentlich verboten. In Malaysia, dem Zentrum des islamic banking, sind die Vorturner auch ziemlich ratlos. Das ist alles definitiv haram, aber sie berufen sich auf eine Notfallklausel, und solang ihnen nix besseres einfällt, machen sie es halt auch so.

Einen Glauben mit einem anderen Glauben zu ersetzen, weil man dem wissenschaftlich nicht beikommt, aber man gaukelt es halt vor, da braucht es viel Phantasie, und auch Karen Hudes meint es wahrscheinlich gut, wenn sie eine "second species" verantwortlich macht, und dass eh genug Gold da wäre, um die Menschheit aus den Schulden zu befreien.
Ist schon alles ziemlich verrückt, aber diese unbeherrschbare Komplexität ist doch am eigenen Mist gewachsen, und die muss man wieder zurechtstutzen.

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emil17
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Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#82

Beitrag von emil17 » Do 19. Mai 2016, 19:57

Mir scheint der Ansatz bzw. die Erklärung von Thomas Piketty (Das Kapital im 21. Jahrhundert) habe den besten Erklärungswert.

Als Einzelmaske kann man eigentich nur folgendes machen: Fixkosten verringern, nicht mehr Geld fliessen lassen als nötig.
In Sachwerte investieren.
Als Warentauschmittel wird Geld immer seine Bedeutung haben. Als Wertaufbewahrungsmittel wird es systembedingt von Zeit zu Zeit in sich zusammenfallen, deshalb musss man in einer drohenden Endzeit schauen, dass man seine Werte möglichst wenig in solchen Papierchen beiseite getan hat.
Bei einer Währungsreform - den Behörden wird dann schon ein neuer Euphemismus einfallen - gehen Sparguthaben, Rentenansprüche usw. zum Teufel oder sind nominell unangetastet, aber wertlos. Das ist schon bei Teilenteignungen der Fall.
Beispiel. Goldverbot in den USA: Die Leute wurden gezwungen, ihr Gold zum Fixkurs der US-Notenbank anzubieten. Ein Jahr später wurde der Dollarkurs gegenüber dem Gold praktisch halbiert.
Bei Banknoten muss sich die Zentralbank nicht mit Zwangsumtausch unbeliebt machen, man kann die Papierchen einfach ausser Kurs setzen. Edelmetall kann man vergraben und später wieder herausholen, es ist also als Wertaufbewahrungsmttel geeignet.
Land und Immobilien sind es auch und werfen noch Ertrag in Naturalien ab, aber man kann sie nicht verstecken und ist also einer Zwangsabgabe wehrlos ausgeliefert.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#83

Beitrag von Manfred » Mo 13. Jun 2016, 13:20

https://youtu.be/7GkcGIn543Y?t=5336

In diesem Video stellt ab ca. 1 h 30 min Volker Handon seine Idee für ein neues Einkommensteuermodell vor.
Wer entsprechend hohe Konsumausgaben innerhalb Deutschlands nachweisen kann, soll seine Einkommensteuer so auf Null drücken können.
Im Gegenzug solle eine höhere Umsatzsteuer eingeführt werden.
Wer z.B. 1.000.000 Euro pro Jahr Einkommen hat und z.B. 900.000 umsatzsteuerpflichtige Ausgaben in D nachweisen kann, wäre dann von der Einkommensteuer befreit.

Durch so ein Einkommensteuermodell würde nicht nur der Einkommensumsatz der Wohlhabenden beschleunigt, man könnte damit auch die Flucht des Konsums on Regionen mit niedrigerer Umsatzsteuer reduzieren.
Das wäre auch im Zusammenhang mit der BLG-Diskussion interessant, wo eine höhere Umsatzsteuer als eine der praktikabelsten Finanzierungsvarianten angesehen wird.

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Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#84

Beitrag von citty » Mo 13. Jun 2016, 18:00

Hallo,

mal was anderes wenn auch nicht ot: war eigentlich jemand von Euch auf der anti Bilderberg demo in Dresden?

LG Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

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emil17
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Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#85

Beitrag von emil17 » Mo 13. Jun 2016, 18:15

Manfred hat geschrieben: Wer entsprechend hohe Konsumausgaben innerhalb Deutschlands nachweisen kann, soll seine Einkommensteuer so auf Null drücken können.
Im Gegenzug solle eine höhere Umsatzsteuer eingeführt werden. Durch so ein Einkommensteuermodell würde nicht nur der Einkommensumsatz der Wohlhabenden beschleunigt, man könnte damit auch die Flucht des Konsums in Regionen mit niedrigerer Umsatzsteuer reduzieren.
Das wäre auch im Zusammenhang mit der BLG-Diskussion interessant, wo eine höhere Umsatzsteuer als eine der praktikabelsten Finanzierungsvarianten angesehen wird.
Das ist eine der dümmsten Ideen, weil unterm Strich die Belastung noch ungleicher wird, wie man durch einfache Überlegung leicht selbst herausfinden kann:
Unter der Annahme, dass das Gesamstteuereinkommen (Umsatz- + Einkommensteuer) konstant bleiben soll:
Einem Menschen, dessen frei verfügbares Einkommen gerade so zur Deckung der Lebenshaltungskosten reicht, hat folglich sein gesamtes Einkommen der Umsatzsteuer unterstellt, weil er alles für Konsum ausgeben muss.
Das kommt auf einen Pauschalsteueranteil eines Sockelbetrages raus, was etwa den allgemeinen Lebenshaltungskosten entspricht. Was diesen übersteigt, wäre dann steuerbefreit.
Je mehr Einkommen, desto höher der Anteil der nicht der Umsatzsteuer unterliegt und der zur Geldvermehrung investiert werden kann, dessen Erträge dann nach dem Modell einkommensteuerbefreit werden sollen.
Also je mehr Einkommen desto geringer die prozentuale Steuerbelastung, wenn es nur noch Umsatzsteuer gibt. Versuch mal eine Million pro Jahr für umsatzsteuerpflichtige Konsumgüter und Dienstleistungen auszugeben.

Andersrum ist gerecht: Nur Einkommensteuer und keine Umsatzsteuer mehr. Dem Staat kann dann egal sein, was man mit der als Einkommen verstuerten Kohle macht.
Warum soll der Staat Steuer bekommen, wenn ich mir ein Brötchen kaufe, aber nichts, wenn ich mir eine Aktie kaufe?
Und alles was reinkommt soll steuerpflichtiges Einkommen sein, egal ob Lohn, Dividende, Gewinnausschüttung, Rente oder was auch immer.
Abzug gibts nur für Kinder und andere gemeinnützige Lasten, die sonst der Staat übernehmen müsste.
Wenn das BGE ein GE, also Grundeinkommen, sein soll, warum dann durch Umsatzsteuer wieder was davon zurückholen? Da wird eine Herde im Kreis herum getrieben, damit der Bauer meint, sie sei grösser.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#86

Beitrag von Thomas/V. » Mo 13. Jun 2016, 18:21

citty hat geschrieben:Hallo,

mal was anderes wenn auch nicht ot: war eigentlich jemand von Euch auf der anti Bilderberg demo in Dresden?

LG Citty
Bilderberger? War das nicht bis vor Kurzem bloß ne rechte Verschwörungstheorie?
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#87

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Mo 13. Jun 2016, 20:32

Thomas/V. hat geschrieben:War das nicht bis vor Kurzem bloß ne rechte Verschwörungstheorie?
Noch eine. Da wird ja gemunkelt, dass die Regierungen, Behörden und Ämter in Firmen umgewandelt wurden, was einen in Zeiten von TTIP und etc. ja gar nicht mehr arg wundern würde.

http://www.bmi.gv.at/cms/bmi_minister/
Das Bundesministerium für Inneres ist das größte und sensibelste Dienstleistungsunternehmen im Sicherheitsbereich
Ein Dienstleistungsunternehmen :lol: Liebe Leute, das wird alles noch luschtig :pft:

Manfred

Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#88

Beitrag von Manfred » Mo 13. Jun 2016, 21:30

@Emil: Du solltest dir das mal mit ein paar Steuersätzen durchrechnen. Auf die Gestaltung wurde doch noch in keiner Weise eingegangen. Kleine Einkommen muss man halt entsprechend entlasten, ob durch ein BLG oder eine negative Einkommensteuer oder durch reduzierte Einkommensteuersätze für Grundbedarfsartikel etc.

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Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#89

Beitrag von citty » Di 14. Jun 2016, 04:12

:lol: Ist doch interessant zu sehen wie sich die VT's als wahr herausstellen.

LG Citty
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Re: Das Geld- und Währungssystem der Zukunft?

#90

Beitrag von emil17 » Di 14. Jun 2016, 07:57

Manfred hat geschrieben:@Emil: Du solltest dir das mal mit ein paar Steuersätzen durchrechnen. Auf die Gestaltung wurde doch noch in keiner Weise eingegangen. Kleine Einkommen muss man halt entsprechend entlasten ...
Hab ich, und genau deswegen finde ich die Idee schlecht.
Grundsätzlich folgt daraus, je mehr Einkommen desto geringer die Steuerlast.
Also eine negative Progression. Das kann man mit Sockelfreibeträgen usw. zwar korrigieren, aber es ist das falsche Modell.

Deshalb wird das indirekte Steuersystem von den Neoliberalen auch immer wieder propagiert.

Der Vorteil davon ist einzig die leichte Durchsetzbarkeit, weil man denkt, man hätte mehr in der Tasche, wenn die direkte Einkommensteuer kleiner sei.

Ein Steuermodell soll nach dem erwirtschafteten Einkommen belasten, also grössere Einkommen stärker als kleinere und sehr grosse überproportional stärker, weil bei diesen die erforderliche Leistung pro Einkommen kleiner ist (Das Geld kommt gewissermassen von selbst, wenn man mal viel davon hat) und weil dem Grossverdiener nach Abzug von Steuer und Lebenshaltungsgrundkosten immer noch sehr viel mehr bleibt als dem Kleinen.
Ausserdem sehe ich prinzipiell nicht ein, wieso Geld ausgeben und nicht Geld einnehmen besteuert werden soll. Die grossen Geldströme, die zur Machtakkumulation führen, werden dadurch nicht erfasst.
Machtakkumulation erfolgt ja durch Besitz, nicht durch ausgeben.

Des weiteren soll die Steuer keine Rücksicht darauf nehmen, wie das Einkommen zustande kommt. So ist etwa das Prinzip unfair, dass Aktionäre für ihre Dividenden keine oder weniger Steuern zahlen müssen, weil dies ja bereits als Firmengewinn versteuert worden sei. Tatsächlich fliesst aber Geld von einer juristischen Person (dem Unternehmen) an eine natürliche, und diese kann frei darüber verfügen. Es ist also ganz gewöhnliches Einkommen, ähnlich wie Mieterträge nach Abzug aller Immobilienunterhaltskosten.
An zusätzlichen Steuern sind dann nur noch Abgaben zur Abgeltung übermässigen Gebrauchs und zur Lenkung zulässig (also etwa für Treibstoff oder besonders umweltschädliche Produkte). Von mir aus kann man auch alle Lohnnebenkosten für den Arbeitgeber abschaffen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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