Hallo Manfred, danke, dass du dir nochmal die Muehe gemacht hast, deine Vorschlaege zu beschreiben. Es geht hier nicht darum, was HM Beweidung im Allgemeinen erreichen kann, sondern darum, welche konkreten Massnahmen hier notwending sind. Dazu hab ich versucht, dir die Situation in Wort und Bild verstaendlich zu machen. Du interpretierst die Information aber falsch, weil du sie durch die Brille einer HM Theorie beurteilst. Z.B.:
a) Nach dieser Theorie ist der Boden normal verkrustet und muss durch die Hufe der Kuehe aufgebrochen werden. Hier ist aber das Gegenteil der Fall: der Boden ist normal nicht verkrustet, sondern wird erst durch die Hufe der Tiere verdichtet, wodurch die Verkrustung entsteht. Deshalb spielt es keine Rolle, wie oft die Tiere noch auf die Weide kommen, denn die Verdichtung wurde bereits beim ersten Mal durch die Kuehe in die Lehmerde eingepraegt. Diese Verdichtung wird nicht rueckgaenging gemacht, selbst wenn die Tiere das ganze Jahr nicht auf die Weide kommen. Der Boden hier verhaelt sich anders als der Boden, den du in Deutschland kennst. Wenn ich koennte, wuerde ich dir zusaetzlich zu den visuellen Infos auch Infos fuer deinen Tastsinn ueber Internet schicken, aber soweit sind wir noch nicht. Dann wuerdest du sofort merken, dass du ueber meine Wiese wie ueber einen weichen Teppich gehen kannst, wogegen du auf der Kuhweide ueber die verkrusteten Krater der Hufabdruecke stolperst.
Ich hab bereits erklaert, dass sich meine Wiese ueber einen Zeitraum von ca. 20 Jahren durch Verholzung verbessert hat. Solange kann der Bauer aber nicht warten. Der muss seine Familie in diesem Jahr ernaehren. Jetzt behauptest du, dass meine Wiese noch besser werden wuerde, wenn ich die Kuehe wieder drauf lasse. Wenn du meine Erklaerung unter a) liest, dann verstehst du, dass das falsch ist. Die Wiese wuerde sofort wieder von den Kuehen verdichtet werden und die 20 Jahre wuerden in wenigen Monaten zunichte gemacht, so dass meine Wiese nach kurzer Zeit genauso aussehen wuerde wie die Weide meines Nachbarn.
b) Nach der Theorie wird das vertrocknete Gras durch die Hufe zusammen mit den Kuhfladen in den Boden getreten, wo dann neues Gras waechst. Es gibt aber immer noch trockenes Gras vom letzten Mai, das die Kuehe nicht in den Boden getreten haben und wo nichts waechst. Wenn das aber nach 9 Monaten immer noch nicht passiert ist, dann heisst das doch, dass die Tiere noch oefter oder laenger auf die Weide muessten, um das zu erreichen. Also das Gegenteil deiner Empfehlung.
c) Du sagst, dass die Weide einen geringen Humusgehalt hat, weil die Tiere alles wegfressen. Das ist aber nur z. T. richtig. Der geringe Humusgehalt ist in diesem Klima in allen Boeden vorgegeben durch die hohen Temperaturen, die den Humusabbau beschleunigen, und durch die kurze Wachstumpsperiode, in der nicht genug nachwachsen kann. In tropischen Regionen hast du viel mehr Wachstum, wodurch bei richtiger Bodenbewirtschaftung fruchtbare Boeden entstehen koennen. In anderen trocknen Regionen faellt die Trockenheit in die kuehle Jahreszeit. Wir haben Trockenheit in der Hauptwachstumsperiode, wodurch sehr wenig nachwaechst.
d) Du sagst, dass die mehrjaehrigen Graeser sich wegen Ueberweidung nicht erholen koennen. Brauchen sie auch nicht, denn die Graeser und Kraeuter wachsen aus Samen nach der Trockenheit wieder. Die mehrjaehrigen Planzen auf der Weide sind entweder Quecken oder Binsen, die fuer Kuehe nicht interressant sind, oder es sind holzige Kraeuter, die die Vorstufe zur Verholzung einleiten. Quecken wachsen im Sommer. Im Sommer gibt es aber selbst mit den Quecken nicht genuegend Nahrung fuer die Kuehe auf der Weide. Im Winter werden die Quecken dann durch die einjaehrigen Graeser und Kraeuter ersetzt. Also auch dieses Argument ist nicht zutreffend.
Dies ist eine kleine Weide in ca. 3 Km Entfernung vom Hof des Bauern. Wenn die Weide wieder genug Nahrung erzeugt hat, treibt der Bauer seine Kuehe morgens auf die Weide, wartet 2 oder 3 Stunden am Wegesrand und treibt sie dann zurueck, so dass er zum Mittagessen wieder auf seinem Hof ist. Die Muehe macht der sich nicht, wenn die Pflanzen nicht ausreichend nachgewachsen sind. Das wuerde sich gar nicht lohnen. Aber selbst wenn die Theorie von der Ueberweidung stimmen wuerde, dann hat das keinen wesentlichen Effekt, denn die einjaehrigen Pflanzen wachsen alle wieder nach der Trockenperiode, genauso wie in Deutschland das Gras im Fruehling neu waechst.
Fazit: ganz gleich was der Bauer macht, die Weide wird durch die Kuehe nicht verbessert, aber sie wird auch nicht zur Wueste. Die Pflanzen wachsen nach der Trockenzeit wieder. Deshalb habe ich gesagt, dass die HM Beweidung, wie du sie erklaert hast, in diesem Fall nicht relevant ist. Ich glaube, dasselbe trifft auch auf Deutschland zu.
lg. Dieter
PS: Ich musste vorhin ins Dorf und hab auf dem Weg noch einige Fotos gemacht.
Das erste Bild zeigt eine Kuhweide, die noch weiter vom Hof entfernt ist, und die deshalb noch weniger beweidet wird. Du siehst, dass die Weide schon anfaengt zu verholzen wegen der geringeren Beweidung, was nach der HM Theorie ja falsch ist. Aber trotz der geringeren Beweidung ist der Graswuchs nicht besser als auf der ersten Kuhweide.
- Kuhwiese mit anfangender Verholzung.JPG (208.07 KiB) 2792 mal betrachtet
Es hat keinen Sinn, die Kuhweide im Alentejo mit Weiden in Deutschland zu vergleichen. Boden und Bewuchs sind anders. Deshalb zeig ich dir noch eine andere Weide, die beweidet wird (erstes Bild) bzw. eine Weide, die anfaengt zu verholzen (letztes Bild), weil die Kuehe seit einiger Zeit nicht mehr auf die Weide kommen. Im Vergleich dazu sind die Weiden meines Nachbarn noch besser.
Du siehst also, dass die Qualitaet sich nicht aendert, ganz gleich ob die Kuehe oft oder wenig auf die Weide kommen. Der einzige Unterschied ist, dass Weiden bei geringer Beweidung verholzen. Um solche Weiden wieder zu nutzen, muessen sie umgepfluegt werden, wodurch die bei der Verholzung entstehende Durchwurzelung und Auflockerung (wie bei meiner Wiese) wieder verloren gehen.
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(Fortsetzung folgt)