Ganzheitlich managen - Managing holisticly

Moderator: kraut_ruebe

Manfred

Ganzheitlich managen - Managing holisticly

#1

Beitrag von Manfred » So 31. Aug 2014, 19:58

Ich möchte hier die Grundzüge des ganzheitlichen Managens nach Allan Savory darstellen.

Bitte nicht in diesem Thread antworten, wegen der Übersichtlichkeit.
Diskussionen dazu können hier geführt werden:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 75#p210375

Allans Buch ist bisher leider nur auf Englisch erhältlich. Wer das Thema vertiefen will, möge bitte dort nachlesen.
[amazon=155963488X]Allan Savory - Holistc Management[/amazon]

Allan hat in langjähriger Arbeit in Naturschutz- und Entwicklungshilfeprojekten erkannt, dass diese Projekte leider fast immer ihr Ziel verfehlen, weil die Prozesse zur Entscheidungsfindung falsch aufgebaut sind.
Der Grund dafür ist die Problemorientierung des menschlichen Denkens. Diese führt dazu, dass von unten her in Details auf das Ziel zu gearbeitet wird, ohne das Ganze im Blick zu haben.
Diese uns allen eigene, problemorientierte Methode ist sehr effizient bei allem, was in den Bereich Technologie fällt. Vom einfachen Werkzeug bis zum Smartphone oder zum Mondflug, dass alles lässt sich mit problemorientiertem Denken gut lösen.
An ihre Grenzen stößt diese Denkweise aber schnell bei hochkomplexen Systemen, die wir nicht bauen, sondern nur managen und verändern können, wie z.B. Ökosysteme oder das Zusammenleben großer Menschengruppen etc.
Problemorientierte Lösungsansätze führen hier dazu, dass Fortschritte in einem Teilproblem meist Rückschritte bei anderen Teilproblemen bedeuten. Am Ende scheitert dann das Projekt wegen einer unlösbaren Ansammlung neu aufgeworfener Detailprobleme komplett oder es wird weiterverfolgt, obwohl es sein Ziel offensichtlich verfehlt.

Beispiele dafür sind z.B. viele Nationalparks in Süden er USA bei denen man vor Jahrzenten meinte, der zunehmenden Wüstenbildung durch Absiedlung der Menschen und ihrer Nutztiere begegnen zu müssen. Die Wirkung war, dass die Verwüstung sich noch mehr beschleunigte und diese Gebiete heute fast komplette Wüsten sind, obwohl sie vor der menschlichen Besiedlung fruchtbare Landschaften waren.

Ein weiteres konkretes Beispiel habe ich neulich im BR gesehen. Da wurde über ein Entwicklungshilfeprojekt des Bistums Bamberg im Senegal berichtet. Einer Frauengruppe soll ein Auskommen durch Kleinlandwirtschaft gesichert werden. Dazu ist vermeintlich eine Bewässerung der angekauften Anbaufläche nötig. 20.000 Euro wurden erfolglos für eine Brunnenbohrung verbraten. Dann hat sich herausgestellt, dass ein Brunnen der nötigen Tiefe ca. 160.000 Euro kosten würde + Betriebskosten. Also hat man beschlossen, das nötige Wasser im nächsten Ort zu kaufen und eine Leitung zum Feld zu bauen, die ständig bewacht werden muss. Die Kosten für den Wasserkauf und die Bewachung der Leitung sind so hoch, dass die Frauen von dem Feld nicht annähernd so viel ernten können, wie das Bewässerungs-Wasser kostet. Trotzdem soll dieses dauersubventionsabhängige Projekt fortgesetzt werden.

Wer weitere Beispiele sucht, kann in Jared Diamonds Buch [amazon=3100139046]Kollaps[/amazon] nachlesen. Er beschreibt das Zusammenbrechen diverser historischer Kulturen, dies es nicht geschafft haben, die Ökosysteme nachhaltig zu managen, von denen sie abhängig waren.

Aus einer Unzahl solcher Beispiele hat Allan geschlossen, dass der Entscheidungsfindungsprozess komplett umgekehrt werden muss. Das daraus resultierende neue Entscheidungssystem wurde inzwischen umfangreich getestet und in hunderten Projekten weltweit (die meisten davon mit dem Schwerpunkt Beweidung von Grünland in Trockenregionen ) erfolgreich umgesetzt.

Diese Managementstrategie lässt sich auf alle Wirtschafts- und Lebensbereiche übertragen.
Weitere Infos in den folgenden Beiträgen.

Manfred

Re: Ganzheitliches Management - Holistic Managment

#2

Beitrag von Manfred » So 31. Aug 2014, 20:46

Modell für ganzheitliches Managment:

1)Festlegung des Ganzen:

Zuerst müssen wir festlegen, was das „Ganze“ ist, das wir managen wollen. Das kann z.B. ein Haushalt sein, eine Firma, ein Bauernhof, eine Gemeinde oder auch ein ganzes Land.

(Natürlich ist unser Ganzes nicht komplett abgeschlossen. Es wird von kleineren oder größeren oder vergleichbaren anderen Ganzen von außen beeinflusst und kann umgekehrt diese beeinflussen. )

Wir listen die Hauptbestandteile unseres Ganzen auf. Dazu gehören:
-Die Entscheidungsträger
-Die verfügbaren Ressourcen (Menschen, Land, Tiere, Pflanzen, Maschinen, Gebäude, Wasser usw.)
-Die verfügbaren finanziellen Mittel


2)Festlegung des ganzheitlichen Zusammenhangs:

Da ganzheitliche Zusammenhang gliedert sich in 3 Teilbereiche:

2.1) Die Lebensqualität.
Wie möchten wir beteiligten Menschen in unserem Ganzen leben? Was möchten wir letztendlich zusammen erreichen? Was schätzen wir am meisten?

2.2) Arten und Mengen der Produktion
Was müssen wir produzieren, um die in 2.1 festgelegte Lebensqualität zu erreichen und um unser Unternehmen und unseren Lebensunterhalt zu sichern?

2.3) Beschreibung der zukünftigen Ressourcen-Basis
Wie muss unsere Ressourcen-Basis in ferner Zukunft aussehen, um die benötigten Arten und Mengen der Produktion dauerhaft und nachhaltig zu gewährleisten?

Manfred

Re: Ganzheitliches Management - Holistic Managment

#3

Beitrag von Manfred » Mo 1. Sep 2014, 23:23

3) Die Ökosystem-Prozesse
Bei der Arbeit am und mit dem übergeordneten Ökosystem (welches uns alle erhält) beschränken wir uns auf 4 wesentliche Teilbereiche:

3.1) Den Wasserkreislauf
3.2) Den Kreislauf der Mineralien
3.3) Den Energiefluss (Speziell den der Sonnenergie)
3.4) Die Dynamik der Lebensgemeinschaften (Die Dynamik allen tierischen, pflanzlichen und pilzlichen Lebens)

Uns ist dabei bewusst, dass wir an keiner dieser Größen etwas verändern können, ohne gleichzeitig alle anderen zu beeinflussen.


4) Der Werkzeugkasten für das Management der Ökosystem-Prozesse
Folgende Werkzeuge stehen uns für die Arbeit am Ökosystem zur Verfügung:

4.1) Menschliche Kreativität
4.2) Technologie (alles, was in den Bereich Technologie fällt, vom einfachen Werkzeug bis zum gigantischen Bauwerk)
4.3) Stilllegung (aus der Nutzung nehmen)
4.4) Feuer
4.5) Beweidung
4.6) Beeinflussung durch Tiere (darunter fällt auch die Beweidung, diese wird aber wegen ihrer besonderen Bedeutung gesondert hervorgehoben)
4.7) Lebende Organismen (wozu wiederum 4.5 und 4.6 gehören, die aber wegen ihrer Bedeutung gesondert hervorgehoben werden)
4.8) Geld und Arbeitskraft

Die Punkte 4.1 und 4.8 sind bewusst an den Anfang und ans Ende gestellt, um die anderen Werkzeuge zu umschließen. Sie können für sich alleine nicht genutzt werden, um das Ökosystem zu verändern. Sie benötigen immer das Zusammenwirken mit den Werkzeugen 4.2 bis 4.7.
Umgekehrt können 4.2 bis 4.7 in den meisten Fällen nur wirkungsvoll eingesetzt werden, wenn sie mit 4.1 und/oder 4.8 kombiniert werden.

Manfred

Re: Ganzheitliches Management - Holistic Managment

#4

Beitrag von Manfred » Mi 3. Sep 2014, 22:54

5) Die Prüf-Richtlinien:
Um zu entscheiden mit welchem Werkzeug wir einen Ökosystem-Prozess verändern, bzw. um zu entscheiden ob wir in einer beliebigen Situation eine Maßnahme ergreifen oder nicht, verwenden wir folgend Kriterien:

5.1) Die Analyse von Ursache und Wirkung: Richtet sich die Maßnahme gegen die Hauptursache des Problems?

5.2) Die Analyse des schwächsten Glieds: Stärkt/behebt die Maßnahme das schwächste Glied in der Kette? (Sozial, biologisch, finanziell…)

5.3) Die Maximum-Effekt-Analyse: Welche der möglichen Maßnahmen bringt den größten Effekt, bezogen auf die investierte Zeit und das investierte Geld?

5.4) Die Gewinn-Analyse: Welche der möglichen Unternehmungen bringt den höchsten Gewinn? (Bei Entscheidungen zwischen unterschiedlichen Geschäftsmodellen.)

5.5) Die Geld- und Energie-Analyse: Stammen das eingesetzte Geld und die eingesetzte Energie aus den angemessensten Quellen und werden sie in der angemessensten Weise eingesetzt, in Bezug auf das ganzheitliche Ziel?

5.6) Die Nachhaltigkeits-Analyse: Führt die Maßnahme hin zur zukünftigen Ressourcen-Basis (siehe 2.3), oder führt sie weg davon?

5.7) Die Sozial- und Kulturanalyse: Wie beeinflusst die Maßnahme unsere Lebensqualität und die von anderen?


6) Die Management-Richtlinien

Allgemeine Management-Richtlinien:

6.1) Lernen durch Umsetzen
Holistisches Management zu erlernen ist in erster Linie eine Frage der Praxis. Du wirst es nicht wirklich verstehen, bis du es tust.

6.2)Organisation und Führung: Wie man ein Umfeld schafft, das Kreativität fördert.

6.3) Vermarktung: Wie man eine Vermarktungsstrategie im Sinne des ganzheitlichen Ziels (2) entwickelt.

Spezielle Richtlinien für das Land-Management:

6.4) Der richtige Zeitpunkt: Wann setzten wir Pflanzen und Boden dem Einfluss der Tiere aus und wann entfernen wir die Tiere wieder?

6.5) Besatzdichte und Herden-Effekt: Wie man Tiere einsetzt, um die Landschaft zu gestalten.

6.6) Feldfruchtanbau: Methoden, die sich mehr an natürlichen Abläufen orientieren.

6.7) Der Einsatz von Feuer: Wann und wie, und was vorher und danach zu tun ist.

6.8) Populations-Management: Achte mehr auf gesunde Altersstrukturen als auf die Anzahl und achte mehr auf Biodiversität als auf einzelnen Arten.

Manfred

Re: Ganzheitliches Management - Holistic Managment

#5

Beitrag von Manfred » Sa 6. Sep 2014, 23:31

7) Die Planungsmethoden

7.1) Ganzheitliche Finanzplanung

Die meisten Menschen neigen dazu, ihre Ausgaben ihren steigenden Einnahmen oder gar den erwarteten Einnahmen anzupassen. Auch in den meisten Firmen ist das der Fall.
Dieses Verhaltensmuster minimiert aber die die Gewinnmargen, bzw. die Ansparung für Investitionen und Altersvorsoge etc. Außerdem birgt es ein erhebliches Verschuldungsrisiko, falls die tatsächlichen Einnahmen geringer ausfallen als vorgesehen.

Die ganzheitliche Finanzplanung zielt deshalb darauf ab, solide Gewinne zu erwirtschaften.

Als erstes erfolgt die Planung der Einnahmen. Dabei werden nicht nur neue Einnahmequellen gesucht, sondern auch die vorhanden auf Optimierungspotential durchleuchtet und komplett auf den Prüfstand gestellt (Entsprechen sie dem ganzheitlichen Ziel? Sind andere Einnahmequellen wirtschaftlicher? Ist das Geschäftsfeld im Niedergang begriffen und sollte aufgegeben werden, bevor es Verluste verursacht etc.)

Dann wird die gewünschte Gewinnmarge festgelegt. Allan schlägt als Ziel 50% der Einnahmen vor. Natürlich ist das keine zwingende Vorgabe. Es muss aber ein ambitionierter Druck auf die Ausgabenplanung erzeugt werden, damit nicht sinnlos Geld verschwendet wird. Bei hoher Schuldenlast oder bei Geschäftsfeldern mit geringer Marge (besser aufgeben?) kann es natürlich sein, dass trotz aller Bemühungen nur viel kleinere Gewinnziele möglich sind. Das Ziel darf auch nicht so hoch gesteckt werden, dass durch die extrem knappe Ausgabenseite die beteiligten Personen stark demotiviert werden.
(Dazu muss man sagen, dass Allans Schwerpunkt im Wildtiermanagement und in der Großflächen-Landwirtschaft liegt. Als Einzelhändler in einem Geschäftsfeld mit 10 % bis 20% Marge kann man natürlich keine 50% Umsatzrendite erwirtschaften. In diesen Geschäftsfeldern wird aber auch das eingesetzte Kapital viel schneller gedreht.
Unter dem Strich geht es darum, für sein Unternehmen / seinen Haushalt einen angestrebten Gewinn festzulegen, für den man sich auf der Ausgabenseite wirklich ins Zeug legen muss, um jedes Optimierungspotential auszuschöpfen.)

Für den Ausgabenplan werden die Ausgaben in 3 Kategorien geteilt:
1) Ausgaben, die zusätzliche Einnahmen generieren
2) Zwingende Ausgaben, die sich nicht vermeiden lassen. (Das sind nur ganz wenige, z.B. Grundsteuer.)
3) Ausgaben zur Aufrechterhaltung der laufenden Geschäfte. In diesen Bereich fällt so ziemlich alles vom Telefon, Betriebsmittel, Treibstoffe, Löhne, Mieten, die Ansparung von Rücklagen für nötige Ersatzinvestitionen etc.
Von den Ausgaben soll mögl. viel in die erste Kategorie fließen. Die dritte Kategorie ist einer peinlich genauen Prüfung auf Einsparpotentiale zu unterziehen, die auch beinhaltet, ob die Ausgaben auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden können.
Der Plan ist in seiner Umsetzung ständig zu überwachen und bei Veränderungen der Voraussetzungen (z.B. Wegfall von Einnahmen, nicht geplante aber unumgängliche Investitionen) umgehend anzupassen.
Der so erzielte Gewinn kann dann im Sinn des holistischen Ziels eingesetzt werden. Zur vorzeitigen Schuldentilgung, als Rücklage, für Reinvestitionen oder um es sich davon gut gehen zu lassen.
Natürlich darf man bei aller Gewinnabsicht nie das ganzheitliche Ziel aus den Augen verlieren. Wenn man einen landwirtschaftlichen Betrieb führt und der scheinbare finanzielle Gewinn durch Verlust von Boden oder Biodiversität erkauft wird, dann macht man unter dem Strich keinen echten Gewinn. Wenn dagegen das bewirtschaftete Land verbessert wird, steigt nicht nur sein finanzieller Wert, sondern man trägt zum Wohle aller bei.

7.2) Ganzheitliche Landplanung
Planung der nötigen Infrastruktur zur Bewirtschaftung.

7.3) Ganzheitliche Beweidungsplanung


8) Die Rückkopplungsschleife

Die Rückkopplungsschleife bildet einen andauernden Kreislauf, der dazu dient, Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten zu finden und zu beheben bzw. umzusetzen.

Sie besteht aus folgenden Schritten:
-Planung (immer unter der Annahme, dass unser Plan fehlerhaft sei kann)
-Beobachtung
-Steuerung
-Korrektur der Planung

Manfred

Re: Ganzheitliches Management - Holistic Managment

#6

Beitrag von Manfred » Mi 17. Sep 2014, 06:05

Zum Thema 2, Festlegung des ganzheitlichen Zusammenhangs, schreibt Allen Savory etwas, das mir sehr gut gefällt:

Oft kommt bei der Analyse der Wünsche der Beteiligten heraus, dass diese scheinbar gegensätzliche Ziele verfolgen:
Bei einem Ehepaar z.B. kann sich ein Partner wünschen viel auszugehen und die Welt zu bereisen, während der andere Partner es sich lieber daheim gemütlich macht.
Bei einer Anwaltskanzlei sieht der eine sein Ziel evtl. darin, für arme Menschen zu Arbeiten, während der andere sich auf reiche Geschäftskunden spezialisieren will.

Was in diesem Fall nötig sei, wäre "to accommodate each other´s wishes" und nicht "to compromise".
Das ist schwer ins Deutsche zu übersetzen, weil es kein deutsches Wort gibt, das die Bedeutung von "to accommodate" in diesem Zusammenhang wirklich trifft.
Am ehesten könnte man es evtl. ausdrücken mit "den Wünschen des anderen einen Wohlfühl-Platz bieten" statt "Kompromisse einzugehen, d.h. die jeweils eigenen Wünsche und Ansprüche zu Gunsten derer des anderen stark einzuschränken".

Also im besten Sinne leben und leben lassen. Ein Grundsatz, der nicht nur in einer Lebenspartnerschaft oder Betriebsgemeinschaft angemessen wäre, sondern auch für die Gesetzgebungs- und Regierungsarbeit eines Staates gelten sollte.

Manfred

Re: Ganzheitliches Management - Holistic Managment

#7

Beitrag von Manfred » So 21. Sep 2014, 22:16

Weiteres zu 2: Festlegung des ganzheitlichen Ziels:

Allan hat dafür einige Grundregeln aufgestellt, welche helfen sollen, die häufigsten Fehler zu vermeiden:

-Dein ganzheitliches Ziel muss zu 100% aus Angaben bestehen, was zu willst und was zu dafür erzeugen musst und zu 0% aus Angaben, wie dieses Ziel erreicht werden soll.
Das Wie ist ausschließlich Teil der späteren Planungs-, Kontroll- und Korrekturprozesse und nie Teil des ganzheitlichen Ziels.
Als Beispiel führt der den Dauerkonflikt zwischen Landbewirtschaftern und Naturschützern an, die sich ständig ob der Methoden in den Haaren liegen, statt sich erst mal zusammen zu setzen und völlig unabhängig von Methoden die Ziele zu diskutieren, bei denen sie oft ein großes Maß an Übereinstimmung fänden.

-Erlaube in deinem ganzheitlichen Ziel keinerlei Voreingenommenheit gegenüber irgendwelchen Werkzeugen, Methoden und Maßnahmen. Also z.B. keine Einschränkung auf ökoligischen Landbau und kein Ausschluss des Einsatzes von z.B. Chemikalien, weil es durchaus vorkommen kann, dass auf dem Weg zu Ziel irgendwann ein Hindernis auftaucht, dass nur mit solchen Mitteln zu bewältigen ist. Die Werkzeuge, Methoden und Maßnahmen sind wieder ausschließlich Teil der Planungs-, Kontroll- und Korrekturprozesse.
Es ist aber, wenn gewünscht, sehr wohl sinnvoll die eigentlichen Werte die man z.B. mit dem Wort "öko" ausdrücken will, in das Ziel mit aufzunehmen. z.B. sauberes Luft, sauberes Wasser, saubere Nahrung, gesunde Körper etc.

-Versuche nicht, die Ideen und Ansprüche in deinem ganzheitlichen Ziel irgendwie mit Prioritäten zu bewerten. Im späteren Planungsprozess werden alle Maßnahmen auf ihre Wirkung auf jedes einzelne Ziel hin überprüft.

-Treffe im ganzheitlichen Ziel keinerlei Festlegung darüber, in welcher Menge irgendetwas zu erzeugen ist. Wie viel von irgendwas erzeugt werden soll und das Ziel zu erreichen, ist in den späteren Planungs- und Prüfprozessen zu überdenken und festzulegen.

-Das ganzheitliche Ziel sollte von den Menschen festgelegt werden, die es leben werden, und nicht von irgendwelchen Außenstehenden. Und bei der Erstellung des Ziels sind alle beteiligten einzubeziehen, auch wenn es selbst innerhalb von Familien sehr schwer fällt, sich offen zu äußern. Auch kleine Kinder sollten mit ihren Wünschen und Bedürfnissen einbezogen werden.
Das es dabei anfangs oft Probleme gibt, ist klar. Es geht aber zuerst nur darum, im Ziel eine grobe Richtung festzulegen. Die Details kann man später verfeinern. Sich an Anfang zu sehr in Details zu versticken, bremst nur den Prozess aus. Wichtig ist es vor allem, den Prozess in Gang zu bringen und Entscheidungen zu treffen.
Hier nennt Allan als Beispiel einen Kampfjet-Piloten im Kriegseinsatz. Wenn der seinen Einsatzbefehl bekommt, ist ihm das genau Ziel oft noch nicht bekannt. Aber er kennt das ungefähre Einsatzgebiet. Also steigt er auf und fliegt in diese grobe Richtung.
Er könnte auch am Boden bleiben, bis er das genau Ziel kennt, würde dann aber viel Zeit verlieren, was evtl. seine Kameraden am Boden im Zielgebiet das Leben kostet.
Oder er könnte aufsteigen und Platzrunden drehen. Dann würde er die Reaktionszeit etwas verkürzen, aber unnötig Treibstoff verbrennen und er könnte so im Zweifelsfall ein weiter entferntes Ziel gar nicht mehr erreichen.
Es ist also wichtig, dass er sofort in die ungefähre Richtung startet und Strecke macht. Wenn das genau Ziel klarer wird, ist er schon in der Nähe und braucht den Kurs nur noch geringfügig anzupassen, um es in kürzest möglicher Zeit zu erreichen.

-Man kann schlecht festlegen, wie die Menschen, die Gemeinde um einen herum sein soll. Wir sollten stattdessen festhalten, wie wir selbst sein müssen, damit die Menschen um uns herum so auf uns reagieren, wie wir es uns wünschen.

Manfred

Re: Ganzheitliches Management - Holistic Managment

#8

Beitrag von Manfred » So 21. Sep 2014, 22:46

Ein Beispiel für ein ganzheitliches Ziel/einen ganzheitlichen Zusammenhang, grob übersetzt aus dem oben genannten Buch:


Ein Paar mittleren Alters, das seine Leben managen will:

Lebensqualität:

Wir möchten uns für den Rest unseres Lebens mit bedeutungsvoller Arbeit beschäftigen und mir möchten mit Spannung und Begeisterung an die Aufgaben angehen, die uns an jedem Tag erwarten.
Wir möchten finanzielle, körperliche und emotionale Sicherheit bis ins hohe Alter.
Wir möchten bekannt sein für unsere Ehrhaftigkeit, Integrität, unsere Ritterlichkeit und unseren Geist.
Wir möchten unsere robuster Gesundheit und körperliche Ausdauer erhalten.
Wir möchten auf Gegenseitigkeit beruhende, zufriedene Freundschaftsbeziehungen pflegen.
Wir möchten Wildnis entdecken und erleben und sicherstellen, dass diese Orte auch dann noch existieren, wenn die Kinder unsere Enkel diese finden möchten.
Wir möchten einfache Leben führen, mit sparsamem Ressourcenverbrauch.

Was wir dafür produzieren müssen:

-Einnahmen aus bedeutungsvoller Arbeit
-Arbeits- oder Freizeit in der Wildnis
-Zeit zum Lernen, für sinnvolle Diskussionen, für Gemeinschaft und für den Sport
-Ein warmes und gastfreundliches Zuhause (wo auch immer dieses Zuhause gerade sein wird) in dem sich Freunde, Familie und Kollegen immer willkommen fühlen

Die zukünftige Ressourcen-Basis:

Menschen: Wir sind dafür bekannt, mitfühlend, bedächtig, gut informiert, gute Zuhörer, angenehme Gesellschafter, abenteuerlustig und unterstützend zu sein.

Land: Das Land rund um unsere Stadt ist stabil und produktiv. Es gibt reichlich Wildtiere. Wir werden in der Lage sein jedes Mal, wenn wir raus gehen, Tiere oder deren Spuren zu beobachten. Der Fluss wird sauberes Wasser führen und voll mit Leben sein, und es werden wieder Adler auf den Bäumen entlang des Flusses nisten.


Manfred

Re: Ganzheitlich managen - Managing holisticly

#10

Beitrag von Manfred » Sa 27. Sep 2014, 00:29

Eine gewaltige Playlist mit über 150 Videos rund ums ganzheitliche Managen:

https://www.youtube.com/watch?v=mtQBoMo ... 3TzcXLdzFW

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