Vom Kompost zur Humuserde

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Eberhard
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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#101

Beitrag von Eberhard » Fr 28. Jun 2024, 19:58

emil17 hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 18:44
Die 25 Jahre sind deine fixe Idee. Falls du warum auch immer Stickstoff zur Pflanzenernährung 25 Jahre lang aufbewahren willst, wäre Blaukorn oder noch besser Harnstoff als Sackware an einem trockenen Ort geeigneter als Kompost in den Kulturen.
1. Satz: Nö. Das war eine Frage eines anderen Teilnehmers, die ich zudem als ehrlich empfinde im Gegensatz zu anderen "Fragen". Ich habe diese erfasst und sogar gezwungermaßen mehrfach zitiert, weil andere Teilnehmer ein anderes Auffassungsvermögen haben, um es gelinde auszudrücken.

Für den Rest: Da gibt es also nichts bzw. es ist Dir unbekannt. Diese Aussage kann man auch einfach so darstellen ohne die ganze Begleitmusik. Die Rückkehr zum Düngersack finde ich bei Dir plausibel. Daher ja auch mein Beispiel mit dem Kürbis im Düngersack, das zumindest ein Grundverständnis der Frage bewirken sollte.

Die Frage dahinter ist dann eigentlich die folgende: Es ist falsch, dass in der Natur Abfälle aus industrieller Pflanzenverarbeitung, Mist und Streu & Co. in Massen zusammengetragen werden und es damit vielfach/überall potentielle oder reale Komposthaufen in Größenordnungen gibt. Abfälle in großen Haufen sind Menschenwerk. Kann es nun auch Menschenwerk sein, nicht nur Destruenten wirken zu lassen, sondern auch Bodenaufbau zu betreiben? Bisher ist man in der Breite nur auf Dünger (Futter für Pflanzen) orientiert und lässt den Folgeschritt außer Betrachtung.
emil17 hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 18:44
Bereitgestellt wird dieser zum überwiegenden Teil von anderen Lebewesen aus dem Abbau organischer Substanz. Für die ist Stickstoff Abfall. Diese Lebewesen warten folglich nicht, bis irgendeine Pflanze Stickstoff braucht, sondern sie bauen das Zeug ab, sobald es da ist und die Bedingungen es zulassen, und es interessiert sie nicht, was mit dem entstehenden Nitrat passiert.
Klar und kein Widerspruch. Destruenten machen eben das, wofür sie da sind, und das aus besten Kräften, und dafür
- werden sie innerhalb der Pflanzen selber mitgeliefert (im lebenden Organismus blockiert bzw. als Keime/Sporen/Zysten), die Fressparty kann also sofort losgehen
- können sie sich sehr rasch vermehren und eine Zersetzung bei geeigneten Bedingungen sehr rasch vornehmen, durchaus auch zu rasch für eine gut dosierte Pflanzenernährung.

Das Bodenleben ist aber reichhaltiger und besteht nicht nur aus Destruenten = Fütterern. Da gibt es noch andere mit anderem Stoffwechsel und eigenen Aufgaben. Bodenleben erschafft und erhält auch einen Lebensraum mit eigenen Eigenschaften => so etwas wie Dauerhumus ...?
emil17 hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 18:44
wenn ich Dauerhumus meine
Immerhin scheint das neue Wort bei Dir angekommen zu sein, obwohl die Definition dazu noch tief im Dunkel liegt, so waren zumindest die letzten Aussagen zu deuten.
emil17 hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 18:44
Ansonst darfst du mich gerne beleidigen
Die öffentliche Feststellung von Tatsachen wie geäußerten Unwahrheiten ist auch eine Beleidigung? Gut, eine sich selbst überhöhende Person wird das schnell so empfinden. Das ist aber nicht mein Problem.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#102

Beitrag von emil17 » Sa 29. Jun 2024, 08:02

Eberhard hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 19:58
emil17 hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 18:44
Die 25 Jahre sind deine fixe Idee.
1. Satz: Nö. Das war eine Frage eines anderen Teilnehmers
Die Frage an Dich war, welche Substanzen Stickstoff im Boden für 25 Jahre binden können.
Brunnenwasser hat geschrieben:
Di 25. Jun 2024, 18:32
@ Eberhard
Welche Stoffe aber genau im Dauerhumus, haben diese Fähigkeit, Stickstoff für 25 Jahre zu binden und 10 % des Kohlenstoffs im Boden zu speichern?
Du reichst die Frage an uns weiter und behauptest, wir hätten keine Ahnung.
Der Stickstoffkreislauf funktioniert aber nicht so. Langfristige Bindung von N in Humus kann, wenn überhaupt, nur in organischer Bindung erfolgen, weil Stickstoff in anorganischer Form entweder ein Gas ist und verschwindet, oder ein leichtlösliches Ion, das sich so nicht dauerhaft einfangen lässt. N ist im Langzeitspeicher also chemischer Teil des Humusmoleküls. Folglich muss der "Speicher" Humus abgebaut werden, wenn das darin befindliche N wieder pflanzenverfügbar werden soll. Das ist anders als bei einem Ionenaustauscher, den man beliebig oft beladen und entladen kann, ohne dass er sich dabei selbst chemisch verändert. Dass Humus beide Funktionen hat, ändert nichts daran. Es bedeutet aber, dass dieser Aufschluss des Langzeitspeichers nur durch Mikroben oder Pilze erfolgen kann, denn Pflanzen können selbst nicht Humus abbauen. Damit funktioniert der Langzeitspeicher (Dauer)humus aber nur bei aktivem Bodenleben und einer Pflanzendecke, welche die dazu nötige Energie liefert. Das wiederum funktioniert nur, wenn genug pflanzenverfügbarer Stickstoff da ist. Es ist also ein Henne-Ei-Problem und deshalb kann Dauerhumus kein N-Speicher sein, den man gezielt anlegen und zu einem gewählten Zeitpunkt wieder aktivieren kann.

Die reversible Speicherung an Ionenaustauschern (Humus-Tonkomplexe) kann sehr langfristig erfolgen oder die Belade/Entladevorgänge können sehr oft geschehen, ohne dass sich der Vorrat ändert. Man kann das nicht unterscheiden, wenn man nur das verfügbare N bestimmt, und es ist auch unwichtig. Du kannst ja als Vergleich auch nicht wissen, welche Münzen in deinem Geldbeutel schon sehr lange da drin sind und welche du soeben erst als Wechselgeld bekommen hast. Hauptsache es ist Geld da, wenn man braucht. Ebenso kann man nicht wissen, welche der Humuspartikeln langlebig sind und welche nicht. Im von Dir verlinkten Artikel der Landwirtschaftskammer zur neuen Humustheorie wird das ja angedeutet.

Man kann zwar Dauerhumus als theoretisches Konzept verwenden, aber weil man Dauerhumus in der Praxis nicht von anderem Humus unterscheiden kann, hilft es zur Bewertung der Bodengüte in der Praxis nicht weiter.
Wenn ich aber eine Methodik zum Aufbau von Dauerhumus im Boden anpreise, dann braucht es zur Erfolgskontrolle eine praxistaugliche und reproduzierbare und auch noch bezahlbare Methode, um das zu bestimmen.
Eberhard hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 19:58
Die Frage dahinter ist dann eigentlich die folgende: Es ist falsch, dass in der Natur Abfälle aus industrieller Pflanzenverarbeitung, Mist und Streu & Co. in Massen zusammengetragen werden und es damit vielfach/überall potentielle oder reale Komposthaufen in Größenordnungen gibt. Abfälle in großen Haufen sind Menschenwerk. Kann es nun auch Menschenwerk sein, nicht nur Destruenten wirken zu lassen, sondern auch Bodenaufbau zu betreiben? Bisher ist man in der Breite nur auf Dünger (Futter für Pflanzen) orientiert und lässt den Folgeschritt außer Betrachtung.
Es ist doch ganz einfach nicht wahr, dass ausser einigen wenigen, die weiterdenken, keiner Bodenaufbau betreibt! Das ist Thema guter Betriebsführung und Stoff jeder landwirtschaftlichen Ausbildung. Auch in jedem Gartenbuch wird dem ein Kapitel gewidmet.
Tatsache ist jedoch, dass man sich nicht so um die Bodenmikroben kümmern braucht wie um die Katze in der Wohnung. Das ist ein robustes und gut selbstregulierendes System, egal ob man es rein pragmatisch oder nur bei Vollmond oder nur ohne tierische Ausscheidungen macht.
Tatsache ist auch, dass Düngung pflanzenorientiert erfolgt, weil die Landwirte vom Verkauf der Ernte leben und nicht vom Dauerhumusgehalt ihres Ackers. Auch die meisten Hobbygärtner streben Erträge an.
Weil mit der Ernte eine Menge Stickstoff aus dem System entfernt wird, muss man den wieder zuführen, sonst entleeren sich die Ionenaustauscher (der Humus verarmt) oder der Dauerhumus baut sich ab (das ist das, was Rohana mit dem Abriss der Lagerhalle gemeint hat). Ob Dünger und insbesondere Kunstdünger, und nach Eisenbach auch tierische Ausscheidungen, sofort die Bodenmikroben inaktiviert, lässt sich ganz einfach durch Experimente und Messungen nachweisen oder widerlegen. Weil die meisten Praktiker, mich inbegriffen, diese Erfahrung so nicht machen, ist es an denen, die das behaupten, es zu beweisen.

Dann braucht es eine Standortsbestimmung zum Begriff "falsch" in deiner Aussage. Es gibt in der Natur auch keine Milchkühe, keine Salatköpfe und keine Getreidefelder. Ist das alles deshalb "falsch"? Mein Standpunkt ist das jedenfalls nicht.
Eberhard hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 19:58
Das Bodenleben ist aber reichhaltiger und besteht nicht nur aus Destruenten = Fütterern. Da gibt es noch andere mit anderem Stoffwechsel und eigenen Aufgaben. Bodenleben erschafft und erhält auch einen Lebensraum mit eigenen Eigenschaften => so etwas wie Dauerhumus ...?
Hat jemand etwas anderes behauptet?
Du hast selbstverständlich das Recht, das Bodenleben ins Zentrum deiner Bemühungen und deiner Aufmerksamkeit zu stellen. Weil das alles Kreisläufe sind, muss man ja irgendwo anfangen. Aber der Schluss, wer das anders gewichtet, ignoriere das Bodenleben, ist schlicht unzulässig. Für die meisten Praktiker ist Kompost und Bodenpflege nun mal Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck.
Ob man Kulturen hat, die nach einiger Zeit den Platz räumen, oder ob man unter dauernder Pflanzendecke arbeitet, ist wiederum Sache des Gärtners und hängt davon ab, was man möchte. Funktionieren tut offenbar beides.
Weil du aber zu Beginn dieses Fadens die Humusbereitungsmethode nach Eisenbach als neuen Weg zur Bereitung von wahrem Dauerhumus vorgestellt hast, wiederhole ich gerne meine Frage dazu: Was ist neu daran, wenn man den ideologischen Überbau (Veganismus) weglässt, die Dinge umgangssprachlich benennt und passiert das nicht sowieso, wenn man kompostiert?

Der einfache und zielführende Weg, das zu zeigen, wäre der Schaugarten mit Vergleich der Methodik und Bewertung anhand des Kulturerfolges. Das erspart sehr viel theoretische Klimmzüge.

Was deine mehrfach geäusserte Unterstellung betrifft, ich würde lügen (das wäre, bewusst wider besseren Wissens die Unwahrheit sagen): Wenn ich aus einem Sachverhalt etwas anderes folgere als Du, ist das noch keine Lüge.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#103

Beitrag von Eberhard » Sa 29. Jun 2024, 11:07

Nur um das nicht offen zulassen, nicht zu meinem Vergnügen. Verwirrungen - Lügen - andere Folgerungen:
emil17 hat geschrieben:
Do 20. Jun 2024, 22:39
Die Fragen, die sich da stellen, sind schon lange gestellt worden und von Dir nicht ansatzweise beantwortet worden. Aber ich wiederhole sie gerne:
...
3. Wie sieht es mit der Logistik und der Materialbeschaffung aus, wenn man Hektar und nicht nur Quadratmeter ausschliesslich mit Kompostwirtschaft bestellt?
Die Einführung einer Logistikfrage war sehr sicher keine ständig wiederholte Frage. Das aber zu behaupten ist schlicht eine Unwahrheit. Kann man dazu zwei Meinungen haben? Ich hatte das auch bereits in einem Beitrag geschrieben, die mittlerweile in ein anderes Forum verschoben wurde.
emil17 hat geschrieben:
Sa 29. Jun 2024, 08:02
eine Methodik zum Aufbau von Dauerhumus im Boden anpreise
Nun, hier im Thema war es eine Methodik, direkt aus Kompost ohne weitere Beteiligung von Boden einen dauerhumusnahen Boden zu erzeugen.
Deine tendenziellen "Folgerungen" verfremden extrem ursächliche Sachverhalte, Du verwendest aber solche Folgerungen anschließend einerseits als Grundlage Deiner Diskussion bzw. Du legst Deine Folgerungen zurück in den Mund von anderen, um dann erst recht loszudiskutieren.
Das alles entspricht den Grundsätzen von Wahrheit, Klarheit und Präzision? Ich selber erkenne in Deiner Diskussionsführung häufig derbe Abweichungen davon, insbesondere wenn es Deinem Diskussionsziel und der eigenen Selbstbetonung dienlich ist.
emil17 hat geschrieben:
Sa 29. Jun 2024, 08:02
nach Eisenbach auch tierische Ausscheidungen, sofort die Bodenmikroben inaktiviert
Auch hier stimmt Deine Folgerung oder wie man das nennen darf nicht mit der ursprünglichen Aussage überein, in der geäußerten Absolutheit schon mal gar nicht. DIE Bodenmikroben sind sehr verschiedene, auf verschiedene Ausgangsstoffe werden verschiedene Destruenten sehr stark positiv reagieren, ich halte es für möglich, dass Arten und anteilmäßige Mengen bei der Verwertung von Oberflächenstreu, Tierkot oder Schlachtabfällen (von Dir schnell mal am Anfang des Themas auch gleich eingeschoben) Differenzen aufweisen werden.
Zum anderen war Eisenbachs Thema eine Weiterveredlung von Kompost, im Fertigkompost kann und wird man kaum unterscheiden können, was die Ausgangsstoffe waren.
Deine Aussage also wörtlich und für bare Münze zu nehmen und zu glauben erzeugt also wiederum eine Abkehr von Wahrheit, Klarheit und Präzision.

Es gibt da viele weitere Beispiele dazu, aber das ist hier schon ein 100-Beiträge-Thema geworden.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#104

Beitrag von Rohana » Sa 29. Jun 2024, 11:52

So sehr wir sonst auch aneinandergerasselt sind, ich bewundere deine Engelsgeduld Emil :bet:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#105

Beitrag von Eberhard » Sa 29. Jun 2024, 15:28

emil17 hat geschrieben:
Sa 29. Jun 2024, 08:02
Eberhard hat geschrieben:
Fr 28. Jun 2024, 19:58
Die Frage dahinter ist dann eigentlich die folgende: Es ist falsch, dass in der Natur Abfälle aus industrieller Pflanzenverarbeitung, Mist und Streu & Co. in Massen zusammengetragen werden und es damit vielfach/überall potentielle oder reale Komposthaufen in Größenordnungen gibt. Abfälle in großen Haufen sind Menschenwerk. Kann es nun auch Menschenwerk sein, nicht nur Destruenten wirken zu lassen, sondern auch Bodenaufbau zu betreiben? Bisher ist man in der Breite nur auf Dünger (Futter für Pflanzen) orientiert und lässt den Folgeschritt außer Betrachtung.
Es ist doch ganz einfach nicht wahr, dass ausser einigen wenigen, die weiterdenken, keiner Bodenaufbau betreibt! Das ist Thema guter Betriebsführung und Stoff jeder landwirtschaftlichen Ausbildung. Auch in jedem Gartenbuch wird dem ein Kapitel gewidmet.
Meine Worte bezogen sich auf Deine Behauptung, dass Hügelbeete mit Kompost in der Natur überall herumliegen und der Prozess der weiteren Veredlung da auch schon immer stattfindet und somit die Eisenbach-Methode inhaltlich nichts neues bedeutet. Ich behaupte, 10-Kubikmeter-Komposthügel (Mindestmenge) naturentstanden in der Natur sind reine Flunkerei.
Aber selbst wenn man den Bezug nicht verstanden hat, bezieht sich Deine Antwort nur höchst schwach auf das Zitat.

Da das Wort Bodenaufbau aufgegriffen wurde: Wenn es gelehrt und praktisch angewandt wird, sollten da Definitionen dazu regelrecht sprudeln.
Welcher Boden bzw. Bodenanteil wird aufgebaut? Maßzahlen dazu (Start-Niveau zu Ergebnis-Niveau, Wunsch-Niveau)?
Versteht man unter Aufbau eine längerfristige Wirkung, über eine Vegetations- und Vollerntephase hinaus? Ergibt sich etwas Kumulierendes, was bestimmbar/messbar ist?
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#106

Beitrag von emil17 » Sa 29. Jun 2024, 16:18

Eberhard hat geschrieben:
Sa 29. Jun 2024, 11:07
Ich halte es für möglich, dass Arten und anteilmäßige Mengen bei der Verwertung von Oberflächenstreu, Tierkot oder Schlachtabfällen (von Dir schnell mal am Anfang des Themas auch gleich eingeschoben) Differenzen aufweisen werden.
Holla die Waldfee ... WER hat da von Schlachtabfällen geredet?
Eberhard hat geschrieben:
Mo 10. Jun 2024, 10:16
Man sollte aber im Hinterkopf haben, dass, wenn man größere Räder drehen will, dann tierische Abfälle aus der Großtierhaltung hinzugezogen werden mit den bekannten Problemen
weiter ...
Eberhard hat geschrieben:
Sa 29. Jun 2024, 11:07
Zum anderen war Eisenbachs Thema eine Weiterveredlung von Kompost, im Fertigkompost kann und wird man kaum unterscheiden können, was die Ausgangsstoffe waren.
Die Frage war, ob und wie sich der Eisenbachsche Kompost nach Veredelung von einem nach herkömmlichen Verfahren zubereiteten und nachher noch unter Bewuchs gelagerten Kompost unterscheidet.
Eberhard hat geschrieben:
Mo 10. Jun 2024, 10:16
Deine Aussage also wörtlich und für bare Münze zu nehmen und zu glauben erzeugt also wiederum eine Abkehr von Wahrheit, Klarheit und Präzision.
Mit Wahrheit, Klarheit und Präzision bessert es schon, wenn man das mit dem Zitieren richtig macht. Dass man die Frage nicht abändern, sondern beantworten sollte, kommt dann auch noch.
Eberhard hat geschrieben:
Sa 29. Jun 2024, 15:28
Da das Wort Bodenaufbau aufgegriffen wurde: Wenn es gelehrt und praktisch angewandt wird, sollten da Definitionen dazu regelrecht sprudeln.
Welcher Boden bzw. Bodenanteil wird aufgebaut? Maßzahlen dazu (Start-Niveau zu Ergebnis-Niveau, Wunsch-Niveau)?
Versteht man unter Aufbau eine längerfristige Wirkung, über eine Vegetations- und Vollerntephase hinaus? Ergibt sich etwas Kumulierendes, was bestimmbar/messbar ist?
Genau diese Fragen sollte der Eisenbach - oder du, wenn du diese Methode vertrittst, doch beantworten. Ich wollte das schon von Anfang an wissen, und der einfachste Weg dazu wäre ein Schaugarten mit Parallelversuchen, so wie in den landwirtschaftlichen Forschungsanstalten gearbeitet und publiziert wird. Dann kann man an Ort und Stelle sehen, ob und wieviel die neue Methode mehr bringt als die bisher üblichen Verfahren. Die Versuchsleiter stellen sich vor Ort auch kritischen Fragen aus dem Publikum.
Eine neue Definition von Bodenaufbau braucht es dazu nicht.
Eberhard hat geschrieben:
Sa 29. Jun 2024, 15:28
Meine Worte bezogen sich auf Deine Behauptung, dass Hügelbeete mit Kompost in der Natur überall herumliegen und der Prozess der weiteren Veredlung da auch schon immer stattfindet und somit die Eisenbach-Methode inhaltlich nichts neues bedeutet.
Ich habe gesagt, dass Flächenkompostierung in der Natur mit dauerndem Pflanzenbewuchs überall stattfindet. Dann habe ich gesagt, ich hätte einen mehrere Jahre alten bewachsenen Misthaufen gefunden und da drin viel gute Humuserde herausgeholt. Der Misthaufen ist zwar nicht von selbst entstanden, aber eine ganz gute Näherung an ein Hügelbeet mit Dauerbewuchs, nur dass da halt seit Jahren Gänsefuss, Klettenlabkraut, Nesseln und anderes Zeug drauf wachsen statt irgendwelche Nutzpflanzen. Offenbar ist also der Mist nicht einfach verschwunden, wie das der Eisenbach (und du) behaupten (Nährhumus statt Dauerhumus, war die Begründung), sondern teilweise in Humus umgewandelt worden.

Darauf beruht meine Folgerung, dass dieser Prozess offenbar auch ohne besondere Sorgfalt, ihr nennt es Veredelung, von selbst stattfindet, und dass es entgegen der Behauptung des Herrn E. auch mit tierischen Ausscheidungen funktioniert. Und deshalb die Frage, was an der Eisenbach-Methode denn so neu sei, wenn man den ideologischen Überbau weglässt und die Dinge so benennt, wie normale Leute reden.
Die könntest Du ja nun mal beantworten.
Falls du es nicht kannst, bist du in guter Gesellschaft und niemand wird dir deshalb einen Vorwurf machen, denn ich und andere hier im Forum können es auch nicht.
Nachher können wir gerne über die Mindestgrösse von Komposthaufen streiten, falls dir das wichtig ist.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#107

Beitrag von emil17 » Sa 29. Jun 2024, 16:24

Rohana hat geschrieben:
Sa 29. Jun 2024, 11:52
So sehr wir sonst auch aneinandergerasselt sind, ich bewundere deine Engelsgeduld Emil :bet:
Das wichtigste Werkzeug des Gärtners und Biologen ist Geduld, das gibt schon mal gute Voraussetzungen.

Ansonst haben wir uns als Menschen trotz Meinungsverschiedenheiten stets respektiert, und so soll es doch auch sein.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#108

Beitrag von Eberhard » So 30. Jun 2024, 10:32

Eingangs einen starken Satz eines Herstellers von gesacktem Dünger, der im Kern nur Dünger von anderen Großproduzenten in eigenen Mischungen zusammenstellt.
https://www.spower.bayern/index.html
Wir haben mit unseren Produkten bereits in den letzten Jahren Stickstoff Einsparungen von mindestens 20 und bis zu 60 kg N erreicht und sehen bei konsequenter Umsetzung unserer Philosophie noch erhebliches, zusätzliches Einsparpotential.
Mit Stickstoff kennen die sich aus, und das genannte C/N-Verhältnis von 10 taucht auch auf.
https://www.spower.bayern/wissen-stickstoff.html
Da die Kollegen von Humuszerlegung und Verrottungsprozessen sprechen, wird da sicher intern eine Zugabe von Naturhumus eingepreist.

Die Frage von Brunnenwasser wird damit auch beantwortet: Da Stickstoffspeicherung im Boden überwiegend in organischer Form stattfindet, genannt wurde die Zahl 97 Prozent, müsste man also entsprechende organische Speicher in einem Vorrat haben, der nicht durch laufende Kreisläufe zeitnah aufgebraucht wird. Organik führt einen dann zurück zum Leben, für viel Organik braucht mit simpel viel Leben und somit vieles, was Leben fördert, und weniger, was Leben behindert, unterdrückt, zerstört.

Ansonsten:
Schaugarten ... Kompostwerk Kalamata
Vergleichsfelder ... Agrarwissenschaftliche Universität Athen. Erste Ergebnisse
Da mir keine Möglichkeit einfällt, diese oder andere Anlagen an der Hängematte eines beliebigen vorbeizutragen, müsste sich derjenige, der SCHAUEN will, dahin bewegen. Stetiges Mundklappern daran ändert nichts.

Ich sehe in der beschriebenen Humuserde eine in Kubikmetern (1 m³ je laufende 2 m²) ablaufende Erzeugung von stabilen Bodenaggregaten mit einem hohen vorrätigen Nährstoffgehalt, die den MAOM nahekommen, also dann eher Akkus darstellen.
Wenn auf der "guten Humuserde" aus dem vergessenen Misthaufen nach kurzer Zeit nur Gänseblümchen wachsen, dann zeigt das, dass man nicht unter gleichem Namen verschiedene Dinge vereinen sollte. Ein Punkt da wäre, in einem Misthaufen kann es auch dramatisch faulen statt aerob zu verrotten mit entsprechenden Folgewirkungen. Eine Einschätzung nur nach Sichtprobe wird da nicht genügen und sollte einem Genaubeobachter unwürdig sein.
Also ja: Ich sehe eine eigengeführte Erzeugung von stabilen Bodenaggregaten auf kleiner Fläche in einem übersichtlichen Zeitraum (für Verbleib auf der Fläche oder zur Verteilung auf andere Flächen) als Neuheit, zumindest ist mir bei aller Werbung von Erden-, Bodenverbesserer- und Düngerherstellern derartiges nicht untergekommen. Ein zufälliges Bestehen in der Natur mit einer Neuentdeckung ist nicht auszuschließen, Terra Preta hat man ja auch wiederentdeckt.
Bei entsprechender Verfügbarkeit kann man dann Sackware erwerben (böse, böse, da will einer Geld dafür). Manche wollen (und können) nicht kaufen, sondern selbst machen. Die Schritte dazu sind beschrieben und nachmachbar, bei Vorhandensein von Willen, Wissen, Platz und einiger Möglichkeiten.

Gegen das eigene Vergessen: Abfälle aus Grossschlachtereien
Ich habe da das Bild von ungespülten Gedärm und Schweineköpfen im Kopf, und ja, die Hygenisierung dessen würde ich lieber durch Ausschluss auf meinem Kompost vermeiden.

Bodenaufbau: 1m³ Humuserde auf 2 m² Bodenfläche aufgelegt wie bei dem Hügelbeet wäre auch ein "Bodenaufbau".
Einen solchen Bodenaufbau meine ich allerdings mit dem Begriff in meinem Verständnis nicht. Auf meinem konkret vorhandenen Boden würde ich gern den Humusanteil erhöhen. Dieser lag bei der letzten Bestimmung durch ein Labor bei 3 Prozent, und das angesichts der Tatsache, dass dies seit Jahrzehnten Gartenboden ist (und durchaus gut) und früher immer Mist aus dem bäuerlichen Hof und in den letzten 20 Jahren immer viel Kompost bekommen hatte.
Da ich mit Dauerhumus nicht nur Nährstoffe in Verbindung bringe, sondern auch Bodenstruktur an sich, Aufnahme und Speichern von Wasser, Lebensraum von Bodenmikroben (die im Idealfall die Pflanzenernährung übernehmen), sehe ich in dessen Anteilserhöhung eine Maßnahme, auf verschiedene Herausforderungen (bei uns ist es jetzt auch eher sehr trocken statt klatschnass, die vergangenen jahre waren extrem). Als angestrebte Maßzahl 6 bis 8, was zumindest der Theorie nach nicht unmöglich sein sollte.
(h): schwach humos (unter 4 % Humus)
h: humos (4,1-8 % Humus)
sh: stark humos (8,1-15 % Humus)
a: anmoorig (15,1-30 % Humus)
H: Hochmoor (über 30 % Humus); zwischen Hoch- und Niedermoor wird nicht unterschieden
Nach den Humusklassen vom Amt wäre ich da noch unterhalb von stark humos.
Also: Wirklicher Humusaufbau im Boden = Erhöhung des Anteils ist nicht simpel.

Nun hätte ich gern die Betrachtung zu Bodenaufbau ausgehend von Schulmeinung und Praktikern gehört.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#109

Beitrag von Eule » So 30. Jun 2024, 14:01

Eberhard hat geschrieben:
So 30. Jun 2024, 10:32
Also ja: Ich sehe eine eigengeführte Erzeugung von stabilen Bodenaggregaten auf kleiner Fläche in einem übersichtlichen Zeitraum (für Verbleib auf der Fläche oder zur Verteilung auf andere Flächen) als Neuheit, zumindest ist mir bei aller Werbung von Erden-, Bodenverbesserer- und Düngerherstellern derartiges nicht untergekommen. Ein zufälliges Bestehen in der Natur mit einer Neuentdeckung ist nicht auszuschließen, Terra Preta hat man ja auch wiederentdeckt.
Das hat meine Oma schon gemacht, was ich ab Ende der 50er aus eigener Anschauung bezeugen kann, anders hätte sie aus dem Sandboden in ihrem Gemüsegarten vermutlich wenig Ernte eingefahren. Also nein: nix Neuheit

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Re: Vom Kompost zur Humuserde

#110

Beitrag von Rohana » So 30. Jun 2024, 14:19

Eberhard hat geschrieben:
So 30. Jun 2024, 10:32
Eingangs einen starken Satz eines Herstellers von gesacktem Dünger, der im Kern nur Dünger von anderen Großproduzenten in eigenen Mischungen zusammenstellt.
[...]
Mit Stickstoff kennen die sich aus, und das genannte C/N-Verhältnis von 10 taucht auch auf.
:haha: :haha: :haha:
Nun hätte ich gern die Betrachtung zu Bodenaufbau ausgehend von Schulmeinung und Praktikern gehört.
Warum? Du weisst es doch eh besser.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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