Eberhard hat geschrieben: ↑Fr 28. Jun 2024, 19:58
emil17 hat geschrieben: ↑Fr 28. Jun 2024, 18:44
Die 25 Jahre sind deine fixe Idee.
1. Satz: Nö. Das war eine Frage eines anderen Teilnehmers
Die Frage an Dich war, welche Substanzen Stickstoff im Boden für 25 Jahre binden können.
Brunnenwasser hat geschrieben: ↑Di 25. Jun 2024, 18:32
@ Eberhard
Welche Stoffe aber genau im Dauerhumus, haben diese Fähigkeit, Stickstoff für 25 Jahre zu binden und 10 % des Kohlenstoffs im Boden zu speichern?
Du reichst die Frage an uns weiter und behauptest, wir hätten keine Ahnung.
Der Stickstoffkreislauf funktioniert aber nicht so. Langfristige Bindung von N in Humus kann, wenn überhaupt, nur in organischer Bindung erfolgen, weil Stickstoff in anorganischer Form entweder ein Gas ist und verschwindet, oder ein leichtlösliches Ion, das sich so nicht dauerhaft einfangen lässt. N ist im Langzeitspeicher also chemischer Teil des Humusmoleküls. Folglich muss der "Speicher" Humus abgebaut werden, wenn das darin befindliche N wieder pflanzenverfügbar werden soll. Das ist anders als bei einem Ionenaustauscher, den man beliebig oft beladen und entladen kann, ohne dass er sich dabei selbst chemisch verändert. Dass Humus beide Funktionen hat, ändert nichts daran. Es bedeutet aber, dass dieser Aufschluss des Langzeitspeichers nur durch Mikroben oder Pilze erfolgen kann, denn Pflanzen können selbst nicht Humus abbauen. Damit funktioniert der Langzeitspeicher (Dauer)humus aber nur bei aktivem Bodenleben und einer Pflanzendecke, welche die dazu nötige Energie liefert. Das wiederum funktioniert nur, wenn genug pflanzenverfügbarer Stickstoff da ist. Es ist also ein Henne-Ei-Problem und deshalb kann Dauerhumus kein N-Speicher sein, den man gezielt anlegen und zu einem gewählten Zeitpunkt wieder aktivieren kann.
Die reversible Speicherung an Ionenaustauschern (Humus-Tonkomplexe) kann sehr langfristig erfolgen oder die Belade/Entladevorgänge können sehr oft geschehen, ohne dass sich der Vorrat ändert. Man kann das nicht unterscheiden, wenn man nur das verfügbare N bestimmt, und es ist auch unwichtig. Du kannst ja als Vergleich auch nicht wissen, welche Münzen in deinem Geldbeutel schon sehr lange da drin sind und welche du soeben erst als Wechselgeld bekommen hast. Hauptsache es ist Geld da, wenn man braucht. Ebenso kann man nicht wissen, welche der Humuspartikeln langlebig sind und welche nicht. Im von Dir verlinkten Artikel der Landwirtschaftskammer zur neuen Humustheorie wird das ja angedeutet.
Man kann zwar Dauerhumus als theoretisches Konzept verwenden, aber weil man Dauerhumus in der Praxis nicht von anderem Humus unterscheiden kann, hilft es zur Bewertung der Bodengüte in der Praxis nicht weiter.
Wenn ich aber eine Methodik zum Aufbau von Dauerhumus im Boden anpreise, dann braucht es zur Erfolgskontrolle eine praxistaugliche und reproduzierbare und auch noch bezahlbare Methode, um das zu bestimmen.
Eberhard hat geschrieben: ↑Fr 28. Jun 2024, 19:58
Die Frage dahinter ist dann eigentlich die folgende: Es ist falsch, dass in der Natur Abfälle aus industrieller Pflanzenverarbeitung, Mist und Streu & Co. in Massen zusammengetragen werden und es damit vielfach/überall potentielle oder reale Komposthaufen in Größenordnungen gibt. Abfälle in großen Haufen sind Menschenwerk. Kann es nun auch Menschenwerk sein, nicht nur Destruenten wirken zu lassen, sondern auch Bodenaufbau zu betreiben? Bisher ist man in der Breite nur auf Dünger (Futter für Pflanzen) orientiert und lässt den Folgeschritt außer Betrachtung.
Es ist doch ganz einfach nicht wahr, dass ausser einigen wenigen, die weiterdenken, keiner Bodenaufbau betreibt! Das ist Thema guter Betriebsführung und Stoff jeder landwirtschaftlichen Ausbildung. Auch in jedem Gartenbuch wird dem ein Kapitel gewidmet.
Tatsache ist jedoch, dass man sich nicht so um die Bodenmikroben kümmern braucht wie um die Katze in der Wohnung. Das ist ein robustes und gut selbstregulierendes System, egal ob man es rein pragmatisch oder nur bei Vollmond oder nur ohne tierische Ausscheidungen macht.
Tatsache ist auch, dass Düngung pflanzenorientiert erfolgt, weil die Landwirte vom Verkauf der Ernte leben und nicht vom Dauerhumusgehalt ihres Ackers. Auch die meisten Hobbygärtner streben Erträge an.
Weil mit der Ernte eine Menge Stickstoff aus dem System entfernt wird, muss man den wieder zuführen, sonst entleeren sich die Ionenaustauscher (der Humus verarmt) oder der Dauerhumus baut sich ab (das ist das, was Rohana mit dem Abriss der Lagerhalle gemeint hat). Ob Dünger und insbesondere Kunstdünger, und nach Eisenbach auch tierische Ausscheidungen, sofort die Bodenmikroben inaktiviert, lässt sich ganz einfach durch Experimente und Messungen nachweisen oder widerlegen. Weil die meisten Praktiker, mich inbegriffen, diese Erfahrung so nicht machen, ist es an denen, die das behaupten, es zu beweisen.
Dann braucht es eine Standortsbestimmung zum Begriff "falsch" in deiner Aussage. Es gibt in der Natur auch keine Milchkühe, keine Salatköpfe und keine Getreidefelder. Ist das alles deshalb "falsch"? Mein Standpunkt ist das jedenfalls nicht.
Eberhard hat geschrieben: ↑Fr 28. Jun 2024, 19:58
Das Bodenleben ist aber reichhaltiger und besteht nicht nur aus Destruenten = Fütterern. Da gibt es noch andere mit anderem Stoffwechsel und eigenen Aufgaben. Bodenleben erschafft und erhält auch einen Lebensraum mit eigenen Eigenschaften => so etwas wie Dauerhumus ...?
Hat jemand etwas anderes behauptet?
Du hast selbstverständlich das Recht, das Bodenleben ins Zentrum deiner Bemühungen und deiner Aufmerksamkeit zu stellen. Weil das alles Kreisläufe sind, muss man ja irgendwo anfangen. Aber der Schluss, wer das anders gewichtet, ignoriere das Bodenleben, ist schlicht unzulässig. Für die meisten Praktiker ist Kompost und Bodenpflege nun mal Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck.
Ob man Kulturen hat, die nach einiger Zeit den Platz räumen, oder ob man unter dauernder Pflanzendecke arbeitet, ist wiederum Sache des Gärtners und hängt davon ab, was man möchte. Funktionieren tut offenbar beides.
Weil du aber zu Beginn dieses Fadens die Humusbereitungsmethode nach Eisenbach als neuen Weg zur Bereitung von wahrem Dauerhumus vorgestellt hast, wiederhole ich gerne meine Frage dazu: Was ist neu daran, wenn man den ideologischen Überbau (Veganismus) weglässt, die Dinge umgangssprachlich benennt und passiert das nicht sowieso, wenn man kompostiert?
Der einfache und zielführende Weg, das zu zeigen, wäre der Schaugarten mit Vergleich der Methodik und Bewertung anhand des Kulturerfolges. Das erspart sehr viel theoretische Klimmzüge.
Was deine mehrfach geäusserte Unterstellung betrifft, ich würde lügen (das wäre, bewusst wider besseren Wissens die Unwahrheit sagen): Wenn ich aus einem Sachverhalt etwas anderes folgere als Du, ist das noch keine Lüge.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.