Quorum Sensing und Komposttees 3

Moderator: kraut_ruebe

Eberhard
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Quorum Sensing und Komposttees

#1

Beitrag von Eberhard » Mi 13. Sep 2023, 11:51

Sehr interessanter Link!
Diesen habe ich nicht zum ersten Mal hier im Forum eingestellt, aber von Dir kommt die erste Reaktion darauf, noch dazu eine positive.
Während andere Beiträge von mir gerne von den sich berufen fühlenden Experten breit und i.d.R. extrem kontrovers diskutiert werden, herrscht hier Sprachlosigkeit.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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guzzmania
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Re: Bokashi entmystifiziert

#2

Beitrag von guzzmania » Mi 13. Sep 2023, 13:39

Vielleicht war ihnen der Link zu nerdig. ;-)

Eberhard
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Re: Bokashi entmystifiziert

#3

Beitrag von Eberhard » Mi 13. Sep 2023, 15:59

Ja, dass trotz unterlassener bzw. reduzierter Düngung der Boden nach Ernte mehr Nährstoffe enthält als vor der Ernte, und das bei besserer Ernte, das lässt bei manchen den Abschalter klicken. Man wird sich ja nicht sein Weltbild basierend auch Chemie und Physik zerstören lassen.
Mit freundlichem Glück Auf!

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Re: Bokashi entmystifiziert

#4

Beitrag von emil17 » Mi 13. Sep 2023, 16:54

Eberhard hat geschrieben:
Mi 13. Sep 2023, 15:59
Man wird sich ja nicht sein Weltbild basierend auch Chemie und Physik zerstören lassen.
Ich vermute mal, du meinst mit deinen Randbemerkungen vor allem meine Wenigkeit.
Ich habe mich nie viel mit Bokashi beschäftigt, deshalb muss ich mich auch nicht dazu äussern.
Was bessere Erträge trotz weniger Düngung anbetrifft, so steht das kurzfristig durchaus nicht im Widerspruch zu seit Jahrhunderten bekannten wissenschaftlichen Tatsachen. Du hast dich ja selbst schon mehrfach zu Mobilisierung, Verfügbarkeit und so weiter geäussert.
Ob es anhält, ist eine andere Frage, hier kommt auch drauf an wieviel man erwartet.
Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit hatten die Bauern rund drei- bis viermal soviel Getreide herausgeholt wie gesät wurde, in schlechten Jahren während der kleinen Eiszeit weniger (was dann regelmässig zu Hungersnöten geführt hat). Damit kommt heute kein Landwirt fort, wenn er vom Ertrag seiner Kulturen auch leben, d.h. Geld verdienen will, um allgemeine Lebenshaltungskosten zu bestreiten und um seine Anlagen und Einrichtungen zu amortisieren. Für Hobbylandwirte sowie für medienpräsente Selbstversorger, die nicht vom Verkauf ihrer Ernten zu Geld kommen, sondern durch Seminare und Blogs über ihre Anbaumethoden, mag das ausreichend sein.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Bokashi entmystifiziert

#5

Beitrag von guzzmania » Do 14. Sep 2023, 09:06

Mein aktueller Erkenntnisstand dazu ist, dass es ein Sowohl-Als-Auch ist.

Sowohl: Man muss auf die Dauer gesehen mindestens so viel wie man erntet auch wieder an Nährstoffen zurückgeben.

Als auch: Nur die Nährstoffe zuführen genügt nicht, sondern sie müssen auch pflanzenverfügbar sein. Dafür braucht es eine gesunde Mikrobiologie im Boden, welche sich wenn man ökologisch in einem gesunden Bodensystem arbeitet von alleine erhält, welche man aber falls man in einem gestörten Bodensystem anfängt durch Zuführung von Komposttees, verdünnter Bokashiflüssigkeit usw. gezielt aufbauen kann und vielleicht auch muss.

Dass in der Agro-Industrie Leute rumlaufen, die verbreiten, es reiche nur das eine, und auf Social Media Leute die verbreiten, es reiche nur das andere, ist eine andere Geschichte.

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Quorum Sensing und Komposttees 2

#6

Beitrag von Eberhard » Do 14. Sep 2023, 10:16

wenn er vom Ertrag seiner Kulturen auch leben, d.h. Geld verdienen will
Wenn man sich auf Inhalte aus dem Link bezieht:
1000 ha Mais in Illinois
Im Testjahr wurde 55 % weniger Stickstoffdünger aufgebracht als in den Jahren davor.
Dabei war der Ertrag an Mais dann auch noch um ca. 160 kg/ha höher.
Ich kann mich nicht entsinnen, jemals etwas von Mobiliserung von Stickstoff im Boden geschrieben zu haben, aber wenn jemandem präsent ist, wie das funktionieren soll, darf er es gerne berichten.
Denn Dünger soll ja auch Geld kosten und zudem zeitweilig knapp sein, was eine Wirtschaftlichkeit auch bedroht und was also sicher viele gerne anders auffangen würden. In meiner Vorstellung würde so ein Thema hochspannend sein und tiefste Beachtung der Fachwelt verdienen.

Daneben gibt es zunehmend Aussagen, dass ein "einfach weiter so" in der konventionellen Landwirtschaft problematisch ist (Aufwendungen für Düngemittel und Pflanzenschutz, Bodenqualität, Lebensmittelqualität, Diversität, Bienen und Singvögel uva.).
Das generöse Abtun und Nichtbetrachten von Alternativen hat da auch sein Geschmäckchen.
Mit freundlichem Glück Auf!

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Re: Bokashi entmystifiziert

#7

Beitrag von emil17 » Do 14. Sep 2023, 11:12

Eberhard hat geschrieben:
Do 14. Sep 2023, 10:16
Das generöse Abtun und Nichtbetrachten von Alternativen hat da auch sein Geschmäckchen.
Er kanns nicht lassen ...
Als verblendeter ignoranter alternativverweigernder wissenschaftsgläubiger Mensch stellen sich mir spontan foglende Fragen:
Ein Testjahr. Ein Maisfeld an einem Ort. Nicht kein Dünger, sondern die Hälfte. Wie war das Vorjahr (der Bezug der Ertragssteigerung) im Ertrag? Gut, schlecht, durchschnittlich? Wie hoch sind die üblichen Ertragsschwankungen von Jahr zu Jahr? Sind 160 kg/ha für Mais viel? 160 kg Mehrertrag pro ha sind, wenn die Maispflanzen auf 50 cm Abstand stehen, gerade mal 4 Gramm pro Pflanze mehr. Wie hoch war die Ertragssteigerung in Prozent des Erwartungswertes, also der zu erwartenden Ernte bei herkömmlicher Kultur? Wie hoch war der Ertrag mit gleicher reduzierter Düngerdosis, aber ohne Fermentationsgabe? Wie hoch im Vergleich zum Vorjahr waren die Erträge auf Vergleichsfeldern bei unveränderter Kultur? Kann man das über längere Zeit durchziehen und der Ertrag bleibt so?
Ich frage so ausdrücklich, weil die Ertragssteigerung so betont wird. Natürlich wäre auch gleicher oder leicht schwächerer Ertrag bei halber Düngergabe schon ein Erfolg.

Ich habe übrigens dieses Jahr an einen Ort am Rand einer Wiese, wo ich noch nie gedüngt habe, zwei Kürbispflanzen in den Boden getan, etwas altes Gras als Mulch im Mai um die Pflänzchen gelegt und sonst nichts gemacht, und werde nun mit einem Dutzend oranger Kürbisse von je 5 bis 10 Kilo bestraft. Wieso um Himmels willen gibt es dann überhaupt Landwirte, die ihre Kürbisfelder düngen ???

Natürlich ist Mensch ein Gewohnheitstier und wer will, dass die anderen es anders machen, muss die Überzeugungsarbeit leisten. Das geht nur, wenn einem das Zielpubikum überhaupt zuhören will. Also muss man sich schon hier bemühen, sonst steht man da wie die Zeugen Jehovas beim Bahnhofseingang. Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Willkommen in der realen Welt.

Dass man mit konventionellem Maisbau nicht gerade bodenfreundlich wirtschaftet, bestreite ich nicht. Weil die Landwirtschaft extrem unter Kosten- und Effizienzdruck steht, was vor allem für hochmechanisierte Massenkulturen wie gerade Mais in den USA gilt, würde jedes Verfahren, das es erlaubt, die Düngermengen oder den sonstigen Kulturaufwand zu verringern, sich allerdings sofort als Kostenverbilligung durchsetzen.

Erwerbslandwirte sind nicht pauschal doof und ignorant, sie haben aus rein wirtschaftlichen Gründen andere Zielgrössen. Im Gemüsebau beispielsweise ist Ertragsverfrühung wegen höherer Marktpreise wertvoller als der absolute Ertrag, deshalb gehen konventionelle Gemüsebauern ans Limit des erlaubten und solange die Leute das Zeug nach grün und Kilo kaufen, stimmt die Kasse. Das ist unschön, aber deswegen sind diese Leute noch lange keine Ignoranten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Bokashi entmystifiziert

#8

Beitrag von Eberhard » Do 14. Sep 2023, 12:15

Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Der Fisch "Mobiliserung von Stickstoff im Boden" schmeckt Dir offensichtlich nicht.
Die Frage an sich ist aber übersichtlich, oder?

Bezüglich Deines Wiesenrandes: Personen wie Dietmar Gräser (Grüne Brücke) betrachten bei Feldern und Wiesen explizit auch die Ränder, weil diese klassisch unterversorgt sind mit den Segnungen aus Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz, daher aber ein gesünderes, vollständigeres und diversifizierteres Bodenleben verfügen.
stellen sich mir spontan foglende Fragen
=> "Die Farm war offensichtlich die von Kevin Delap in Broughton, Illinois ... Demnach lief der Versuch sogar zur Zeit einer der schlimmsten Trockenperioden der letzten 50 Jahren, in der die Nachbarfarmen nur wenig oder nichts geerntet haben. Von Kevin Delap gibt es auf dem Youtube-Kanal der Firma SumaGrow einen 5-teiligen Vortrag"

Wer hindert Dich, direkt nachzufragen, wenn es Dir um Wahrheit und Erkenntnis geht und nicht nur darum, andere zu beschäftigen und abzuschrecken?
Er kanns nicht lassen ...
Also muss man sich schon hier bemühen
Anerkennung kannst Du gut verstecken.
Mit freundlichem Glück Auf!

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Re: Bokashi entmystifiziert

#9

Beitrag von emil17 » Do 14. Sep 2023, 13:11

Eberhard hat geschrieben:
Do 14. Sep 2023, 12:15
Wer hindert Dich, direkt nachzufragen, wenn es Dir um Wahrheit und Erkenntnis geht
Weil das Beibringen essentieller Daten Pflicht des Autors ist. Bei einem Vortrag an einer Uni würdest du vom Publikum gefragt, und dann gilt "schau beim XY nach, wenn du es wissen willst" nicht.
Das hatten wir doch alles schon mal.
Eberhard hat geschrieben:
Do 14. Sep 2023, 12:15
Von Kevin Delap gibt es auf dem Youtube-Kanal der Firma SumaGrow einen 5-teiligen Vortrag
...
und nicht nur darum, andere zu beschäftigen und abzuschrecken?
Man muss sich einen 5-teiligen Vortrag anhören, weil der Autor zu bequem ist, die wesentlichen Daten für seine Aussage selber herauszusuchen? Das nennt man Beschäftigungstherapie. Und wie du siehst, schreckt es ab, mich jedenfalls.
Ein Versuch im wissenschaftlichen Sinne war es wohl nicht, denn dann braucht man Wiederholung und Kontrolle ohne Behandlung. Wie einfach und bequem wäre wissenschaftliches Publizieren, wenn man einfach so könnte: Hier ist ein Link zu einer Vortragsreihe auf YT, such dir raus was meine Behauptung unterstützt. YouTube hat zudem den Vorteil, dass es nicht moderiert ist, da kannst auch schreiben dass du nun endlich doch das Perpetuum mobile erfunden hast. Vor allem muss man dort nicht durch den Peer Review, wo vor der Publikation die unbequemen Fragen kommen.

Wer behauptet, muss beweisen. In der Wissenschaft ist das ganz einfach: mit Versuchsdesign und Messdaten.
Ich sehe keinen Grund, davon abzuweichen.

Wenn es übrigens stimmt
Eberhard hat geschrieben:
Do 14. Sep 2023, 12:15
Demnach lief der Versuch sogar zur Zeit einer der schlimmsten Trockenperioden der letzten 50 Jahren, in der die Nachbarfarmen nur wenig oder nichts geerntet haben.
dann würde dem Bauern dem solches gelang sofort die Bude eingerannt und er hätte eine Dozentenstelle bei der FAO und eine Professur bei einer landwirtschaftlichen Schule seiner Wahl, denn die Erhaltung der Ernten in einer zunehmend warmen und trockenen Welt ist eins der dringlichsten Probleme von denen.
Aber nee, wer das nicht einfach glaubt, der will bloss andere beschäftigen und abschrecken.

Ach ja, bevor ich es vergesse. Meine Wiese wurde die letzten 25 Jahre nie gedüngt, nur ein- bis zweimal gemäht. Es gibt auch keine Vegetationsunterschiede zum Rand hin.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Bokashi entmystifiziert

#10

Beitrag von Eberhard » Do 14. Sep 2023, 13:28

Wer behauptet, muss beweisen. In der Wissenschaft ist das ganz einfach: mit Versuchsdesign und Messdaten.
Ich sehe keinen Grund, davon abzuweichen.
Wie man es braucht. Da gab es einen, der sagte, er sieht an Hand der Pflanzen, ob es ihnen gut geht. Da wäre eine grundlegende Analyse (auch biologisch) verzichtbar.

Wer mit Wortbedeutung etwas anfangen kann: FRAGEN ist etwas anderes als YT-Videos anschauen. Letztere haben mehr mit populärwissenschaftlicher Darstellung zu tun als mit dem Vorlesen von wissenschaftlichen Studien.

Und wie war das mit dem Mobilisieren von Stickstoff? Denn:
Wer behauptet, muss beweisen. In der Wissenschaft ist das ganz einfach: mit Versuchsdesign und Messdaten.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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