regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

Moderator: kraut_ruebe

ScoutSV
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 50
Registriert: Do 22. Dez 2011, 13:17

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#21

Beitrag von ScoutSV » Fr 9. Jul 2021, 17:15

penelope hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 16:27
(Wie kommt man auf die Idee, dass es besonders "naturverbunden" ist, mit dem eigenen Kot/Urin zu düngen, wo doch die Natur das nirgends vorsieht?)

1000 qm sind zu wenig, um davon Weidetier zu ernähren und aus hygienischen Gründen kann man auch den Mist nicht genau da entsorgen, wo die Tiere ständig sind. Der Parasiten - und Krankheitsdruck wird sonst viel zu groß.

Das System von Brown mag sehr gut auf wirklich großen Flächen funktionieren, aber die sind dafür sicherlich die Voraussetzungen.
Oh, das bezieht sich auf meinen Post, oder?

Wahrscheinlich verstehe ich Deinen Post nur falsch, ich habe mit der Natur gesprochen, sie hat mir keine Weisung, Vorschrift oder was auch immer gezeigt, in der stand dass man sich nicht in der Gegend (eigener Grund und Boden) erleichtern darf ;) z.B. Stichwort Kompostklo. Hat auch nichts mit besonders naturverbunden zu tun, sondern eher mit Denken in Kreisläufen. Das Gegenteil ist die lineare Land- und Wirtschaftsweise.

Ok in Bezug auf Weidetier / Kühe sind 1.000qm zu klein, stimmt. 200qm mehr und eine Kuh passt drauf, dann steht sie auf 0,12 Hektar. Aber Kühe und Schweine sind mir an sich zu groß, was im Ausgangspost auch stand. An der Stelle muss das System von Brown an die Gegebenheiten angepasst werden, das ist die Intention :daumen: Ich hatte z.B. mal Kamerunschafe auf einem Stück Land stehen sehen, mit denen könnte man 1.000qm besiedeln.

Viele Grüße :lala:

sybille
Beiträge: 4318
Registriert: Mi 2. Nov 2011, 20:48

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#22

Beitrag von sybille » Fr 9. Jul 2021, 17:41

Kamerunschafe (höchstens 3) auf 1.000 qm geht nur wenn Du zufütterst oder extrem guten Boden hast.
Ich schließe mich ansonsten penelope an. Ließ Dir ihren Beitrag nochmal genau durch.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

ScoutSV
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 50
Registriert: Do 22. Dez 2011, 13:17

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#23

Beitrag von ScoutSV » Fr 9. Jul 2021, 18:10

penelope hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 16:27
Und das ist per se nichts schlechtes.
Kein Weidetier frisst freiwillig da, wo der eigene Kot liegt. Die hungern eher, weil sich ihr Instinkt dagegen wehrt. Damit schützen sie sich vor Krankheit und Parasiten. (Wie kommt man auf die Idee, dass es besonders "naturverbunden" ist, mit dem eigenen Kot/Urin zu düngen, wo doch die Natur das nirgends vorsieht?) Traditionell hatte man in unseren Breiten früher sehr häufig eine Wechselbewegung mit Rindern und Pferden: die haben ein sehr unterschiedliches Verdauungssystem und daher nicht die gleichen Parasiten.

1000 qm sind zu wenig, um davon Weidetier zu ernähren und aus hygienischen Gründen kann man auch den Mist nicht genau da entsorgen, wo die Tiere ständig sind. Der Parasiten - und Krankheitsdruck wird sonst viel zu groß.

Das System von Brown mag sehr gut auf wirklich großen Flächen funktionieren, aber die sind dafür sicherlich die Voraussetzungen.
sybille hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 17:41
Kamerunschafe (höchstens 3) auf 1.000 qm geht nur wenn Du zufütterst oder extrem guten Boden hast.
Ich schließe mich ansonsten penelope an. Ließ Dir ihren Beitrag nochmal genau durch.
Penelope, Sybille, Entschuldigung, ich war wohl gedanklich schon weiter :flag: War nicht bös gemeint.

Ich habe die Beiträge verstanden. Damit Weidetiere nicht dort fressen müssen, wo ihr Kot liegt, müßte es eine Art rollierendes System sein, mit wechselnden Weiden und ausreichend zeitlichem Abstand. Ich hatte es nicht so gemeint, dass die Tiere "stationär" auf einem Fleck stehen, sondern dass sie eben "wandern" müssen. 1.000qm sind insgesamt auch nicht viel, das hatte ich nicht bedacht. Oma hatte so oder so immer dazugefüttert und der Hof war auch größer. Wird mal wieder Zeit für einen Besuch auf dem Land ;)

Weiter wären unterschiedliche Tierarten von Vorteil, da sie Wirt unterschiedlicher Parasiten sind. Und auch Kamerunschafe wären auf sich allein gestellt zu groß für diese Fläche, da die Fläche wahrscheinlich zu wenig Futter liefert.

Eigene körperliche Endprodukte würde man nicht unkompostiert oder "unbearbeitet" als Dünger verwenden, da sind wir einer Meinung. Dazu standen damals schon in der "Einfälle statt Abfälle"-Reihe gute Hinweise.

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#24

Beitrag von penelope » Fr 9. Jul 2021, 19:46

Kein Ding, ich hatte das auch nicht böse aufgefasst.

1000qm sind für klassische Weidetiere halt einfach sehr sehr wenig Fläche. Das soll nicht heißen, dass man für kleinere Tierarten auf der Fläche nicht einen netten Auslauf gestalten und denen dort ein nettes Leben machen kann, aber zur Ernährung reicht das nicht (bist du dir bei 1200 qm für eine Kuh sicher, nicht eher 1,2 ha?) und man muss dann halt auch eine recht aufwendige Stall- und Weidehygiene betreiben, um Wurmbefall usw in Grenzen zu halten. Vor dem Problem stehen ja die meisten Hobbytierhalter.

Den Seitenhieb zum Kompostklo konnte ich mir nicht verkneifen, und er gilt eher der allgemeinen Diskussion und nicht dir im speziellen. Das wird halt oft so dargestellt (oder zumindest kommt es bei mir so an). als sei das die Krönung der Nachhaltigkeit und der Naturverbundenheit, dabei ist es doch eigentlich total widernatürlich von dort zu fressen, wo die eigenen K***e liegt. Auch das soll nicht heißen, dass das nicht unter bestimmten Bedingungen klappen kann, aber es erfordert sicher viel Aufwand und Sorgfalt, denn eigentlich ist es in der Natur so angelegt, dass man von den eigenen Ausscheidungen eher Abstand hält.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5346
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#25

Beitrag von Rohana » Sa 10. Jul 2021, 01:31

penelope hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 19:46
denn eigentlich ist es in der Natur so angelegt, dass man von den eigenen Ausscheidungen eher Abstand hält.
Die Natur ist halt nicht auf unsere Bevölkerungsdichte ausgelegt.

Eberhard hat geschrieben:
Fr 9. Jul 2021, 14:42
Mikroorganismen ... können auch "nur" das Prinzip rein und raus
[...]
Und: Nein! Mikroorganismen können mehr. Sie selber bestehen aus Eiweißen, Kohlenhydraten, Fetten, eingebauten lebenswichtigen Spurenelementen, Wasser, also aus gebundenen Nährstoffen. MO versickern nicht und verdunsten nicht. Bodenleben ist also ein Speicher, der Nährstoffe für Nachfolgenutzer fixiert.
Soso, Mikroorganismen bestehen aus... ja woraus denn? Genau, Nährstoffen. Die müssen ja erstmal aufgenommen werden (rein) und werden wenn der Organismus abstirbt wieder frei (raus). Das setzt voraus dass diese Nährstoffe vor Ort vorhanden sind! Klar, zwischendrin passieren auch noch ein paar Sachen, aber es ist und bleibt so dass weder Mikroorganismen noch Tiere etwas elementar "herstellen" können.
Mein Garten hat das inklusive etwas weiterem zufließenden Wasser geschluckt, keine stehenden Pfützen. Luftlinie 2 Kilometer von hier hat es ein Hochwasserereignis in die RTL-Nachrichten geschafft. Das Wasser stammte von benachbarten Äckern, also physikalisch und chemisch einem sehr gleichwertigen Boden.
Nach deiner Logik ist ein Ackergaul auch das selbe wie ein Rennpferd. Reden wir einfach nicht drüber.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Eberhard
Beiträge: 428
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#26

Beitrag von Eberhard » Sa 10. Jul 2021, 08:53

etwas elementar "herstellen"
Es war (bei mir) nirgendwo die Rede davon, dass etwas neu hergestellt wird. Es ist alles da.
Stickstoff braucht man offensichtlich nicht erzeugen, bei einem Anteil in der Luft von etwa 78 Prozent ist recht viel davon da. Auf dem Quadratmeter liegen wohl so um die 6 Tonnen. Phosphor, Kalium & Co. sind in den Bodenmineralien vorhanden. Vorhanden heißt aber eben nicht zwingend pflanzenverfügbar. Die Konservendose macht erst Spaß, wenn man sie geöffnet bekommt. Auf dem Meer kann man verdursten.
Solche Prozesse bewirkt der Stoffwechsel von unterschiedlichsten Organismen unterschiedlichster Formen. Da findet der wirkliche Kreislauf statt. Die Stoffwechselprodukte sowie die Organismen selber, ob Teile oder ganz, ob lebend oder tot, sind das Futter für die nächsten Organismen. Das ist stofflich ein ständiger Umbau.
Das setzt voraus dass diese Nährstoffe vor Ort vorhanden sind!
Ja, da gibt es interessante Dinge. Da kann man sich mit Bodenbildung beschäftigen, z.B. wie ein sich zurückziehender Gletscher den blanken Fels zurücklässt und sich dort Boden bildet. In der Schweiz gibt es da Untersuchungen über 150 Jahre.
Auf blanken Steinen und Dachsteinen wachsen Moos und andere Gebilde. Die können das, weil da doch etwas ist, und weil da Helfer sind, die das nutzbar machen.
Nach deiner Logik
... kann man Gaul/Pferd primär unterschiedlich behandeln und verwenden.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5346
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#27

Beitrag von Rohana » Sa 10. Jul 2021, 09:43

Eberhard hat geschrieben:
Sa 10. Jul 2021, 08:53
Ja, da gibt es interessante Dinge. Da kann man sich mit Bodenbildung beschäftigen
... und was meinst du was ich seit einigen Jahren mache? Wach mal auf, du erzählst mir absolut nichts neues. Du kannst natürlich gerne noch ein paar Seiten weiter schwadronieren wenn es dich glücklich macht. An die Realität eines landwirtschaftlich genutzten Ackers (der immer in einem Betriebs- und Wirtschaftskontext steht) bringt dich das auch nicht näher.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#28

Beitrag von penelope » Sa 10. Jul 2021, 10:32

Nun geht es hier aber ja eben auch um andere Landnutzungsformen als den klassischen Ackerbau zur Selbstversorgung, also explizit ohne Wirtschaftskontext. Aus meiner Sicht haben solche Diskussionen hier durchaus Platz ( wobei eigentlich auch Eberhards Beiträge nicht viel mit dem eigentlichen Thema in diesem Threads zu tun haben, und wir gerade nur wieder zur gleichen Diskussion kommen, die wir schon x Mal hatten).

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5346
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#29

Beitrag von Rohana » Sa 10. Jul 2021, 11:16

penelope hat geschrieben:
Sa 10. Jul 2021, 10:32
Nun geht es hier aber ja eben auch um andere Landnutzungsformen als den klassischen Ackerbau zur Selbstversorgung, also explizit ohne Wirtschaftskontext.
Sicher. Die Bodenkunde dahinter bleibt aber trozdem dieselbe :hmm: (ich bin ja ursprünglich auf die Bemerkung eingestiegen, Tiere würden Dünger "herstellen", was so sachlich falsch ist...)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: regenerative Landwirtschaft mit Viehbeweidung

#30

Beitrag von penelope » Sa 10. Jul 2021, 11:52

Sie erschaffen keine Stoffe aus dem Nichts, aber sie wandeln Pflanzen in Mist um, der dann als Dünger genutzt werden kann.

Das Prinzip gibt es ja in vielen Formen. Bei der traditionellen Bewirtschaftung der Heide treibt man zum Beispiel die Heidschnucken ja nur aus dem Grund nachts in einen Stall, damit die da die Einstreu vollka**en, die man dann als Dünger für die Felder nutzen kann. Die fressen die struppigen Büsche, die man als Mensch weder als Nahrung noch als Dünger sinnvoll nutzen kann, und machen draus Mist, Fleisch und Wolle. Ob am das nun als "herstellen" korrekt beschreibt? Keine Ahnung, aber es entsteht durch sie ein nutzbarer Dünger.

Antworten

Zurück zu „Aufbauende Landwirtschaft (Regenerative Agriculture)“