Heumulch und Heumilch

Moderator: kraut_ruebe

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Rohana
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Heumulch+ Heumilch

#11

Beitrag von Rohana » Mo 14. Okt 2019, 18:35

ina maka hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 17:07
Rohana hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 15:41
"Früher" hat man von 12 Tieren am Tag 10-20l Milch gehabt... :aeh:
äh :hmm: von 12 Tieren solltest du in etwa 95 Liter bekommen?
Woher nimmst du die Zahl ca. 1,5 Liter pro Kuh ?

(ein Kälbchen braucht 8 Liter pro Tag)

Unser Nachbar hatte damals nur eine Kuh - nicht artgerecht, ich weiß! Aber der hatte täglich eine große Blechkanne voll zum Liefern und noch eine für sich und zum unter der Hand verkaufen.
Die Zahlen nehme ich aus den Milchgeldabrechnungen von 1940/1941 des hiesigen Betriebs, die mir zufällig in die Hände gefallen sind. Damals wurde die Milch täglich zur Sammelstelle im Nachbardorf gebracht. Wobei, warte, mein Fehler... das war vor der Aufstockung, müsste so drei oder vier Kühe gegeben haben. Aus den frühen 70ern weiss ich aus den Datenbanken dass die Kühe da (10-12 an der Zahl) mit etwa 3000 bis 4500l pro Laktation (305 Tage) dabei waren, das hat sich über die Jahrzehnte dann langsam gesteigert.
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Re: Tiefenpflügen

#12

Beitrag von emil17 » Mo 14. Okt 2019, 18:49

Was kann so eine Kuh an Milchleistung realistischerweise bringen, wenn man wirklich Urproduktion macht, also nur das, was auf dem Hof wächst, füttert? Die traditionelle Haltung der Milchvieh-Wirtschaft: Weidegang, im Winter Heu, vielleicht noch Zufütterung von Dingen wie Zuckerrübenblättern oder Presskuchen von Mostobst?
Das ist dann ja wirklich Nahrungsmittel-Urproduktion - für den Menschen nicht zugängliche Nahrung, vor allem des Dauergrünlandes, nutzbar machen, und nebenbei noch Dünger für die Äcker liefern.
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Re: Tiefenpflügen

#13

Beitrag von Rohana » Mo 14. Okt 2019, 20:17

Haja... denke in den 70ern wurde nicht viel "externes" zugefüttert. Kann ich gerne erfragen. Wenn du einen geschlossenen Kreislauf der Urproduktion rechnest, muss aber das Produkt auch am Hof verbleiben, sonst ist der Kreislauf kaputt.
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Benutzer 4754 gelöscht

Re: Tiefenpflügen

#14

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 14. Okt 2019, 21:09

emil17 hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 18:49
Was kann so eine Kuh an Milchleistung realistischerweise bringen, wenn man wirklich Urproduktion macht, also nur das, was auf dem Hof wächst, füttert?
Genau die selbe Leistung wie alle anderen Kühe (also HF bis 12.000-14.000kg, meist um die 10.000kg).
Allerdings steigen die Futterkosten stark an um diese Leistung zu ermelken.

In meinem Heimatort hat einer 8500-9.000kg mit Mais, Gras, Heu, Nassschnitzel und als Kraftfutter eine Mischung aus RES, Gerste und Mais.
ich denke das ist das was du dir vorstellst.

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Re: Tiefenpflügen

#15

Beitrag von Rohana » Mo 14. Okt 2019, 21:39

Ich glaube eher Emil meint alles was am Hof angebaut und nicht weiter ver/bearbeitet wird als am Hof selbst möglich. Vielleicht als Extensivvariante ohne jegliches speziell angebautes Futter, nur mit Resten oder was eben so anfällt, Rübenblattsilage... ? Wobei ich mir das nicht als sehr tiergerecht vorstellen kann.
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Re: Heumulch und Heumilch

#16

Beitrag von emil17 » Mo 14. Okt 2019, 22:12

Na ja, ich denke eben so, wie man es früher gemacht hat, wo man so wenig wie nötig zugekauft hat und Dünger sicher nicht auf die Wiesen kam.
Hier z.B. fallen viele Wiesen brach, weil die steil und abgelegen sind. Da ist der Aufwand für Zäunen und Hin- und Zurücktreiben zuviel, zumal vieles kleine Flächen sind. Die wurden früher alle bis in die letzte Ecke genutzt.
Mein Interesse an der Frage ist, dass da ja wirklich einiges für die menschliche Ernährung produktive Land aufgegeben wird, wobei es um Produktion des Landes selbst geht, nicht um Veredelung von zugekauftem Kraftfutter und auch nicht um ausreichend Fläche für Gülleausbringung und auch nicht um Umwandlung in düngeintensive Kunstwiese.
Die Hochleistungs-Milchviehhaltung und der Effizienzzwang führt ja dazu, dass solche Flächen aufgegeben werden und man anderswo Ackerfläche für Kraftfutterproduktion beansprucht.
Also so, wie hier früher gewirtschaftet wurde: Die meisten Flächen waren Dauergrünland in verschiedensten Höhenstufen, dazu kam noch etwas Ackerfläche zur Selbstversorgung mit Kartoffeln und Feldgemüse wie Kohl. Getreide wurde in den feuchteren Gegenden der Alpen meist zugekauft, Verkaufsartikel waren Käse und Fleisch.
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Re: Heumulch und Heumilch

#17

Beitrag von emil17 » Mo 14. Okt 2019, 22:15

Na ja, ich denke eben so, wie man es früher gemacht hat, wo man so wenig wie nötig zugekauft hat und Kunst-Dünger sicher nicht auf die Wiesen kam (vielleicht mal ein wenig Thomasmehl auf hofnahe Wiesen, um den Leguminosenanteil zu fördern).
Hier z.B. fallen viele Wiesen brach, weil die steil und abgelegen sind. Da ist der Aufwand für Zäunen und Hin- und Zurücktreiben und Weidepflege zuviel, zumal vieles kleine Flächen sind. Die wurden früher alle bis in die letzte Ecke genutzt.
Mein Interesse an der Frage ist, dass da ja wirklich einiges für die menschliche Ernährung produktive Land aufgegeben wird, wobei es um Produktion des Landes selbst geht, nicht um Veredelung von zugekauftem Kraftfutter und auch nicht um ausreichend Fläche für Gülleausbringung und auch nicht um Umwandlung in düngeintensive Kunstwiese.
Die Hochleistungs-Milchviehhaltung und der Effizienzzwang führt ja dazu, dass solche Flächen aufgegeben werden und man anderswo Ackerfläche für Kraftfutterproduktion beansprucht.
Also so, wie hier früher gewirtschaftet wurde: Die meisten Flächen waren schon wegen Klima und Gelände Dauergrünland in verschiedensten Höhenstufen, dazu kam noch etwas Ackerfläche zur Selbstversorgung mit Kartoffeln und Feldgemüse wie Kohl. Dünger war im wesentlichen Hofdünger und der wurde nur hofnah ausgebracht. Getreide wurde in den feuchteren Gegenden der Alpen meist zugekauft, Verkaufsartikel waren Käse und Fleisch.
Diese Wiesen waren mässig ertragreich, gaben gutes Heu und waren auch von der Biodiversität her wesentlich besser als was man heute so sieht.
Wenn man also annimmt, dass man solche Flächen ausreichend zur Verfügung hat, sich die Kuh ihr Futter aber den Sommer über selber suchen muss und zwar auf Wiesen, wo man nicht sechs Schnitte pro Jahr hat, wieviel Milchleistung kann man von so einer Kuh billigerweise erwarten?
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Re: Heumulch und Heumilch

#18

Beitrag von Rohana » Mo 14. Okt 2019, 22:46

emil17 hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 22:15
Hier z.B. fallen viele Wiesen brach, weil die steil und abgelegen sind. Da ist der Aufwand für Zäunen und Hin- und Zurücktreiben und Weidepflege zuviel, zumal vieles kleine Flächen sind. Die wurden früher alle bis in die letzte Ecke genutzt.
Du sagst ja schon warum das jetzt nicht (mehr) geht: Handarbeit ist teuer wenn man sie bezahlen muss.
Wenn man also annimmt, dass man solche Flächen ausreichend zur Verfügung hat, sich die Kuh ihr Futter aber den Sommer über selber suchen muss und zwar auf Wiesen, wo man nicht sechs Schnitte pro Jahr hat, wieviel Milchleistung kann man von so einer Kuh billigerweise erwarten?
Wenn nicht nur Kräuter, sondern auch Gras in guter Qualität und Menge zur Verfügung steht, kann die Leistung einer Weidekuh vermutlich vergleichbar der einer Laufstallkuh derselben Rasse/Leistungsklasse sein. Der Sommer ist ja nicht das Problem, der Winter ist es.
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Re: Heumulch und Heumilch

#19

Beitrag von Hildegard » Mo 14. Okt 2019, 23:05

Ich stamme aus einer Kleinlandwirtschaft mit 2 Kühen(Nebenerwerb)bis in die 1990er.
Eine normale Kuh gab ca 10-12 Liter Milch/Tag (2x gemolken), eine " gute" 15-20Liter...allerdings kann ich mich erinnern, dass wir eine "sehr gute" :) hatten, die 16 Kälber bekam!
Gefüttert wurde zuerst mit Häcksel(Heu/Grummet/Stroh-Gemisch) dazu kamen im Winter Rübenschnitzel und Leinölpresskuchen
im Frühling/Sommer gabs Gras dazu im Herbst Weide.Das Heu wurde Sonnen/Luft getrocknet, Klee+ langes Gras wurde nach einem Tag auf Heumanderl gehängt zum Trocknen. 1-2 Wochen, je nach Witterung .Gewendet und Zeilen gemacht wurde händisch. Aufgeladen auf den Heuwagen auch mit Gabel von Hand.Ebenso auf den Heustock transportiert. Da kamen dann nach und nach als Hilfe Gebläse oder so ein motorbetriebener "Aufzug"-Dabei fiel dann viel von den Blättern ab.Es wurde nur 2x gemäht, im Glücksfall gabs eine 3. Mahd.
Es blieb nicht viel "Heusamen"(Blätter, Krümel) auf der Wiese liegen.Wurde ja penibelst nachgerecht. Vielleicht reichte das als Dünger, denn von 2 Kühen gabs nicht soviel Gülle /Mist. und das nur 1x im Herbst.Gülle auch nochmal im Frühling."Kunstdünger" war viel zu teuer.
Heute haben bei uns die Heumilchbauern alle eine Trocknung..von Solarzellen am Dach gespeist, die anderen Silo und "Champignonzucht"(Heuballen in Plastikfolie am Waldrand oder Wiese). Unsere "Pachtwiese" wird jetzt vom ehemaligem "Heumilchbauern", der aber vor ein paar Jahren auf Mutterkuh umgestellt hat,auch nur mehr 2-3x gemäht.
Sind aber nicht Bergbauernzone..(500m)obwohl manche "Leitn" durchaus gebirgsmäßig ausschauen in unserem Hügelland.
Das war noch in der Zeit wo "Kinderarbeit" obligat war! :)
LG Hildegard
Trau nie dem Ort an dem kein Unkraut wächst ;)

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Re: Heumulch und Heumilch

#20

Beitrag von Teetrinkerin » Di 15. Okt 2019, 06:54

Bei uns bekamen die Kühe im Winter Heu, Silagegras (allerdings bei weitem nicht die Mengen, wie heute gefüttert werden), etwas Schrot (Weizen, Hafer, Gerste) und Futterrüben (die meisten haben sie so gefressen, für ein oder zwei Kühe mussten wir sie klein hacken). Später wurde aber von Futterrüben auf Mais umgestellt.

Wenn Apfelsaft gepresst wurde, gab es immer den Trester noch. Und wenn meine Oma die Lageräpfel kontrolliert hat, hat sie die Äpfel mit Stellen ausgeschnitten und die wurden auch verfüttert.

Also nur Heu bekamen die Kühe auch früher nicht im Winter.

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