Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

Moderator: kraut_ruebe

Manfred

Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#1

Beitrag von Manfred » Fr 3. Nov 2017, 20:52

Eine neue Studie der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) räumt mit
häufigen Vorurteilen und Falschinformationen bezüglich der Nutztierhaltung auf:

Ich versuche mich an der Übersetzung der Meldung.
Das Original in Englisch findet sich hier:

http://www.fao.org/ag/againfo/home/en/n ... _Feed.html

"Neue Nahrung für die Essen-oder-Futter-Debatte:

Eine neue Studie der FAO zeigt, dass Nutztiere sich hauptsächlich von Futtermitteln ernähren, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind, und dass für die Fleischproduktion weniger Getreide benötigt wird als gemeinhin behauptet.

Im Jahr 2050 werden auf der Erde 9,6 Milliarden Menschen leben, 70% von ihnen in Städten und mit einem doppelt so hohem Durchschnittseinkommen wie heute. In Folge wird die globale Nachfrage nach tierischen Produkten weiter wachsen und eine entscheidende Rolle für die weltweite Versorgungsicherheit und Ernährung spielen. Aber Nutztiere benötigen einen großen Anteil der landwirtschaftlichen Flächen und werden oft als Ressourcenverschwendung angesehen. Besonders kritisiert werden die geringe Effizienz der Nutztiere bei der Umwandlung von Futter in für Menschen essbares Protein und die Konkurrenz zwischen der Nutzung von Getreide für Nutztiere und der direkten Nutzung als Nahrungsmittel für Menschen.

Eine neue Studie der FAO, die in Global Food Security veröffentlich wurde, stellte fest, dass Nutztiere sich primär von Raufutter, Ernteresten und Nebenprodukten ernähren, die für Menschen nicht essbar sind, und dass bestimmte tierische Produktionsformen direkt zur Ernährungssicherheit beitragen, weil sie mehr hochwertige Nahrung für Menschen (wie z.B. Proteine) erzeugen, als sie verbrauchen.

"Ich kam zu dem Schluss, dass die Menschen ständig mit falschen Informationen über Nutztiere und die Umwelt bombardiert werden, welche ständig wiederholt werden, ohne sie zu hinterfragen," sagte Anne Mottet, Verantwortliche für den Bereich Nutztiere der FAO. "Es gibt bisher keine offizielle und komplette Datenbasis darüber, wovon sich Nutztiere ernähren. Diese Studie trägt dazu bei, diese Lücke zu füllen und geprüfte Informationen zu liefern, um die Gesetzgeber und die Öffentlichkeit besser zu informieren."

Tierische Nahrungsquellen leisten einen entscheidenden Beitrag zur Welternährung und sind eine exzellente Quelle für Makro- und Mikronährstoffe. Fleisch liefert 18% der weltweiten Kalorienversorgung, 25% des globalen Eiweißkonsums sowie essentielle Micro-Nährstoffe wie Vitamin B12, Eisen und Kalzium. Nutztiere nutzen große Weideflächen auf denen nichts anderes erzeugt werden könnte. Die Tiere tragen auch durch die Erzeugung von Dünger und durch ihre Zugkraft zur Nahrungsproduktion bei. Außerdem liefert die Tierhaltung eine sichere Einkommensquelle für über 500 Millionen arme Menschen in vielen ländlichen Regionen.

Die Studie ermittelte, dass 86% des Nutztierfutters nicht für den menschlichen Konsum nutzbar sind. Würden sie nicht durch Nutztiere gefressen, könnten Erntereste und Nebenprodukte schnell zu einer ökologischen Bürde werden, weil die menschliche Bevölkerung wächst und mehr und mehr veredelte Nahrungsmittel konsumiert. Tiere fressen auch Futter, das potentiell von Menschen gegessen werden könnte. Getreide macht 13% der weltweiten Trockenmasseaufnahme der Nutztiere aus. Einige frühere Studien, die oft zitiert werden, setzen die Menge von Getreide, die benötigt werde um 1 kg Rindfleisch zu erzeugen, zwischen 6 kg und 20 kg an. Entgegen dieser hohen Schätzungen stellt diese Studie fest, dass im globalen Durchschnitt nur 3 kg Getreide benötigt werden, um 1 kg Fleisch zu erzeugen. Sie zeigt außerdem bedeutende Unterschiede zwischen den Tierarten und Produktionssystemen. z.B. benötigen Rinder, da sie sich Großteils von Gras und anderem Raufutter ernähren, nur 0,6 kg für Menschen essbares Protein, um 1 kg Protein in Form von Milch oder Fleisch zu erzeugen, die einen höheren Nährwert haben. Rinder tragen so direkt zur weltweiten Ernährungssicherheit bei.

Die Studie untersuchte auch die Art von Land, die zur Erzeugung der Futtermittel genutzt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass von den 2,5 Milliarden Hektar, die benötigt werden, 77% Grasland sind, mit einem hohen Anteil von Weideflächen, die nicht in Ackerland umgewandelt werden könnten und die deshalb nur für Weidetiere genutzt werden können. Die Nutztierproduktion wächst schnell, weil die Nachfrage nach Tierprodukten steigt, besonders in den Entwicklungsländern. Die FAO schätzt, dass wir bis 2050 70% mehr Tierprodukte benötigen werden, um die Welt zu ernähren. Deshalb wird auch die für die Tierproduktion benötigte Fläche weiter wachsen, falls die Futterverwertung nicht weiter verbessert wird.

Zur Verbesserung der Futterverwertung wurden in den letzten 30 Jahren bereits Schritte unternommen, bei der Zusammenstellung der Futtermittel, durch genetische Selektion der Nutztiere und durch bessere tiermedizinische Versorgung. Eine bessere Futterverwertung wird auch den ökologischen Fußabdruck der Tierhaltung reduzieren. Es sind aber weitere Fortschritte erforderlich, um das System passender zu machen. Außerdem ist es erforderlich, das Recycling von Nahrungsabfällen und Nebenprodukten zur Verwendung als Tierfutter zu verbessern und die Erträge des Futterpflanzenanbaus zu erhöhen.

"Die tierische Produktion, in all ihren Formen, spielt eine Schlüsselrolle im Ernährungssystem. Sie ermöglicht die Nutzung von minderwertigem Land und verwandelt Nebenprodukte in Nahrungsmittel und trägt so zur besseren Nutzung der Ackerfrüchte bei. Sie verwandelt essbare Produkte in hochwertigere, proteinreiche Nahrung.
Die Quantifizierung der Land- und Biomasseressourcen, welche für die tierische Produktion eingesetzt werden, und der Produkte, die dabei erzeugt werden, aber auch die Verbesserung der Leistungsfähigkeit unserer Modelle durch die Einbeziehung von Verbraucherpräferenzen, die Einflüsse der Nutzung unterschiedlicher Tierarten, der Wirkungen auf den Klimawandel und industrieller Prozesse, welche die direkte Nutzbarkeit bestimmter Futtermittel für die menschliche Ernährung verbessern könnten, sind zweifellos wesentliche Informationen für die zukünftige Forschung bezüglich der Herausforderung, bis 2050 9,6 Milliarden Menschen nachhaltig zu ernähren," schlossen die Autoren."

Benutzer 72 gelöscht

Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#2

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 3. Nov 2017, 23:09

Manfred hat geschrieben:Eine neue Studie der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) räumt mit
häufigen Vorurteilen und Falschinformationen bezüglich der Nutztierhaltung auf:
tut mir leid, ich zitiere jetzt und schreib meine Kommentare und Fragen rein... :flag:
"[....]Fleisch liefert [....] essentielle Micro-Nährstoffe wie Vitamin B12,
Ich hab gehört, Vitamin B12 verträgt keine Hitze - die Info ist neu für mich, aber da stellt sich mir jetzt die Frage "Wer isst Fleisch roh??"
und - viele Nutztiere bekommen "künstliches" Vitamin B12 - Weiderinder nicht, aber andere....
Vitamin B12 wird nicht von den Tieren erzeugt, sondern von Mikroorgamismen. Und viele Senioren, auch solche, die nicht vegan leben, leiden an einem Mangel :aeh:
Nutztiere nutzen große Weideflächen auf denen nichts anderes erzeugt werden könnte.

stimmt schon und Weide für Nutztiere ist was wunderbares!! :daumen:
Aber wo sind diese Flächen in Deutschland? In Österreich gibt es wenigstens die Almen... Aber das wird auch immer weniger genutzt - warum? und wie passt das zu dem Optimismus in der Studie?
"Weltweit gesehen" ist diese Aussage vielleicht richtig, aber regionale Ernährung funktioniert nun mal nicht "weltweit"....
Die Studie ermittelte, dass 86% des Nutztierfutters nicht für den menschlichen Konsum nutzbar sind.
das ist spannend und wenns stimmt: :daumen:
Wobei ich gerne wüßte, ob dabei auch rausdividiert wurde, das Tierfutter, welches nicht für die menschliche Ernährung geeignet ist, aber auf Ackerland angebaut wurde - ich denke da an Futterrüben zum Beispiel - ??
Würden sie nicht durch Nutztiere gefressen, könnten Erntereste und Nebenprodukte schnell zu einer ökologischen Bürde werden,
Als Düngergrundlage nutzen, Verkompostieren geht nicht?
weil die menschliche Bevölkerung wächst und mehr und mehr veredelte Nahrungsmittel konsumiert.
wieso werden immer mehr veredelte Nahrungsmittel genutzt?
Was hat das damit zu tun??

Fred
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Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#3

Beitrag von Fred » Sa 4. Nov 2017, 00:15

Und wer ist die FAO und wer finanziert diese?

Wenn ich als Ziel: "Politik und öffentlichkeit besser zu Informieren" heisst, dann ist da zu 99% eine Kampagne zugunsten der Geldgeber das treibende Motiv.

Ja, es wird nicht so schlimm sein, wie manche behaupten, aber so easy ist es dann auch nun wieder nicht, ohne guten Kraftfutteranteil ist die Mast halt nicht so "effizient", und wer nicht effizient genug ist, der fliegt raus, das erklärt ihm dann schon seine Hausbank.

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Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#4

Beitrag von hotte4h » Sa 4. Nov 2017, 01:37

mit Kopfschütteln gelesen :ohoh:
Ina maka und Fred , Euren Antworten schließe ich mich an , Danke .
arme Menschen die irgendwo in nicht zu bearbeitenden Gegenden Tiere halten sind bestimmt nicht das große Problem,
ein Dorf weiter könnten wir mal alle ansehen was wirklich los ist. Schweinemastanlage wo mit Sojaschrot der hier nicht wächst
aber dort wo Gentechnik der Normalfall ist in für niemanden zugänglichen Hallen auf Spaltenböden damit die Gülle gut
abgepumpt werden kann Schweinefleisch produziert wird. Seuchen habe unter solchen Bedingungen freie Bahn ,
aber dagegen gibts ja genug hochwirksames Chemiezeug das der ahnungslose Bratenfresser sich natürlich auch mit
reinzieht . Die Gülle wird entweder mit Sattelzügen durch die Gegend gekarrt oder gleich mit einem ausrollbarem Schauchsystem
weitergepumpt . Als ich anfing darüber nachzudenken kam ich ganz alleine darauf wenigstens so wenig wie möglich davon
abzubekommen . Bis ich merkte daß es ganz ohne geht . Anstatt mich mit Kilokalorien vollzustopfen , eine Einheit für den Heizwert ,
ist nun Platz im Ranzen für Ernährung die auch Aufbaustoffe bereitstellt die nun mal nur in pflanzlichem zu finden sind.
Seit kein Aas mehr in meinem Darm verfault ist auch der Bauch weg und ich bin wieder in der Lage mich zu bewegen .
Danke Manfred fürs übersetzen , auch wenn es NWO Müll aus deren Blickwinkel ist . Meiner ist ein ganz anderer,
ab und an ist es aber ganz gut mal daran erinnert zu werden daß die auch noch da sind . Sehr viel haben sie damit schon kaputt gemacht ,
aber wer weiter nichts kann geht selber kaputt wenn nichts mehr kaputt zu machen ist.

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Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#5

Beitrag von osterheidi » Sa 4. Nov 2017, 07:48

Eine „studie“ wenn sie seriös ist sollte durch weitere studien ergänzt werden können oder durch andere forscher wiederholt werden können. Sollte das möglich sein dann wird man auch sehen dass es regional sehr verschieden ist. Studien die zur veröffentlichung aufbereitet werden stellen vieles vereinfacht dar.
Ich finde den beitrag interessant und werde ihn bei meinem nächsten austausch mit vegetariern sicher erwähnen.

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Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#6

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 4. Nov 2017, 09:00

Wer wird das Gras fressen, wenn es die Nutztierhaltung nicht mehr geben würde?
Sicher kann man es kompostieren, fermentieren, mulchen, aber wenn ich mir nur unsere Streuobstwiese vor Augen halte, wir könnten das Gras auch mulchen, weiß aber genau, wass dann mit der Wiese geschieht.
Ich weiß nicht, ob man ohne Fleisch besser lebt, ich habe nur festgestellt, dass es im Winter mit dem Gemüse alleine schwieriger wird, besonders, wenn es draussen zapfig kalt wird. Leber gehört für mich in der dunklen Jahreszeit als wichtige Ernährungsquelle einfach dazu.
Eine langsam gekochte Knochenbrühe mit einer Fleischzulage spricht mich in der kalten Jahreszeit auf alle Fälle wesentlich mehr an als ein Rohkostgericht.
Hier spricht aber nur mein Bauchgefühl und auf das habe ich gelernt zu hören.
Nix gegen Vegetarismus oder Vegan- muss jeder selbst für sich entscheiden.
Aber wenn ich die ellenlange Zutatenliste von veganen Gerichten lese, dann hab ich doch lieber das, was bei uns vor der Hastüre wächst.
Manchmal kommt es mir so vor, als würde das Pendel eben derzeit in eine Richtung schlagen, eine Weile war es extrem in der anderen Richtung. Nach meiner Lebenserfahrung ist die goldene Mitte ein Weg, aber der scheint sich nicht behaupten zu können.

Manfred

Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#7

Beitrag von Manfred » Sa 4. Nov 2017, 09:03

@hotte4h:
Ich weiß ja nicht, ob ihr all die Sachen, die ich hier schreibe und verlinke aus Desinteresse oder evtl. wegen der Sprachbarriere nicht lest und anseht.
Würdet ihr das, hättet ihr vermutlich längst gelernt, dass man die Produktion immer differenziert und auf einzelbetrieblicher Ebene betrachten muss, um beurteilen zu können, welche Vor- und Nachteile die Erzeugung eines Produktes hat.

Du hättest dann auch verstanden, dass diese Aussage
"arme Menschen die irgendwo in nicht zu bearbeitenden Gegenden Tiere halten sind bestimmt nicht das große Problem,"
so nicht stehengelassen werden kann.
Das falsche Management von Nutztieren in nicht pflugfähigen Gegenden ist ein riesiges ökologisches Problem.
Umgekehrt ist aber das richtige Management von Nutztieren in solchen Gegenden die einzige Chance, die wir haben, den Klimawandel noch wesentlich zu bremsen oder gar zu stoppen. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Aktuell sind wir bei ca. 2% (ca. 40 Mio. Hektar) des weltweiten Weidelandes, die in wiederherstellender Weise bewirtschaftet werden. Auf der restlichen Fläche kommt es weiter zu massiver Erosion, Kohlenstofffreisetzung und Wüstenausbreitung. Und ein großer Teil davon durch arme Kleinbauern. Die tun das nicht, weil sie böse Menschen sind, sondern weil sie es nicht besser wissen. Aber sie sind nun mal Teil des Problems.
Ebenfalls Teil des Problem ist, dass auf diesen Flächen idR viel zu wenig Nutztiere vorhanden sind, um sie wiederherstellend bewirtschaften zu können. Deshalb sind auch pauschale Behauptungen, der Fleischkonsum müsse reduziert werden, Teil des Problems.
Selbst in Deutschland haben wir viel zu wenig Nährstoffanfall aus Tierhaltung, um unseren Düngebedarf auch nur annähernd decken zu können.
Wir haben aber das Problem, dass sich die Tierhaltung viel zu sehr auf wenige Standorte konzentriert, wo dann Überschüsse entstehen, während in anderen Gegenden massiver Mangel herrscht. In Unterfranken z.B. entstehen die Nitratprobleme nicht durch zu viel, sondern durch viel zu wenig Tierhaltung. Die Böden leiden darunter, das viel zu wenig organische Substanz zurückgeführt wird. Sie verlieren dadurch ihr Nährstoffpuffervermögen und die Mineraldünger werden ins Grundwasser gewaschen.
Eine vernünftige Landwirtschaftspolitik in D wäre bemüht, das Gleichgewicht wieder herzustellen und die Tiere wieder in angemessener Dichte auf die Fläche zu bringen. Außerdem würde sie die Geflügel- und Schweinemast reduzieren und wieder deutlich mehr auf Wiederkäuer setzen.
Hört endlich auf, den einfachen Wahrheiten irgendwelcher NGOs auf den Leim zu gehen. Das macht euch zum Teil des Problems.

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Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#8

Beitrag von 65375 » Sa 4. Nov 2017, 09:17

hobbygaertnerin hat geschrieben:Aber wenn ich die ellenlange Zutatenliste von veganen Gerichten lese, dann hab ich doch lieber das, was bei uns vor der Hastüre wächst.
Wenn ich von Veganern Rezepte bekomme, weil mir irgendwas gut geschmeckt hat, staune ich eigentlich immer, mit wie wenig Zutaten man auskommt! Kuchen khne Eier und Butter kann superlecker sein, hätte ich nicht gedacht.
hobbagaertnerin hat geschrieben:Eine langsam gekochte Knochenbrühe mit einer Fleischzulage spricht mich in der kalten Jahreszeit auf alle Fälle wesentlich mehr an als ein Rohkostgericht.
Zwischen Fleischbrühe und Rohkost gibt es auch noch so unschlagbar leckere Sachen wie z. B. Bohnen- oder Linseneintopf.

Es gibt noch ein paar mehr Farben außer schwarz und weiß.

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Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#9

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 4. Nov 2017, 09:28

@Manfred,
ein Bekannter hat seinen Hof seit 25 Jahren nach Biorichtlinien bewirtschaftet, 20 Jahre davon viehlos. Er hat mir neulich erklärt, er hätte sehr viel für Bodenaufbau getan, aber nach 20 Jahren ohne Zuführung von tierischem Dünger wäre es immer offensichtlicher gewesen, dass der Boden ausgehagert sei.
Vielleicht brauchts einfach doch den Kreislauf.

@65375
ich hab auch nix gegen Linsen, Bohnen usw. als Suppe, als Eintopf, als Frikadelle, gibts bei uns auch immer wieder,
aber ich mag mir nicht vorschreiben lassen, dass der Verzehr von Fleisch so schlimm sei. Ich kenne auch Kuchen ohne Eier, aber so ein leckeres Frühstücksei von meinen Gaggerles, da freu ich mich und Gerichte mit Ei sind auch nicht zu verachten.
Unsere Hühner fressen den Abputz vom Getreide, das Gras auf der Wiese, auch wieder, was würden wir damit machen

Es gab mal den Spruch- die Wiese sei die Mutter des Ackers, nur ohne grasfressende Tiere sind Wiesen sinnlos.
Was geschähe mit den Wiesen in den Bergen, den Almen?
Ich will dich nicht bekehren, aber ich sehe die Welt eben auch durch meine Brille. Und Studie hin oder her, das Zusammenleben von Mensch und Haustier ist schon eine lange Lebensgemeinschaft.
Warum sind die Menschen früherer Zeit nicht beim Sammeln von Samen, Nüssen usw. geblieben, wenn es so gut gewesen wäre?
Aber lassen wir das, ich füttere jetzt unsere Tiere mit Heu und Gras, sie haben Hunger und ihnen sind Studien vermutlich ziemlich schnuppe.

Manfred

Re: Essen oder Futter? Neue FAO-Studie

#10

Beitrag von Manfred » Sa 4. Nov 2017, 10:01

In unserem Klima stellt sich ohne große Pflanzenfresser wenigstens Wald ein, weil es fast das ganze Jahr lang feucht genug ist für den Abbau der organischen Masse durch Pilze und Mikroben.
Aber ca. 2/3 der Landflächen der Erde haben so sprödes Klima, dass dort die Nährstoffkreisläufe überhaupt nur mit großen Pflanzenfressern funktionieren, in deren Mägen die Mikroben ausreichend Feuchtigkeit finden, um die Pflanzenmasse umsetzen zu können.
Die Evolution hatte das mit riesigen ziehenden Herden geregelt, die wir Menschen vernichtet haben. In einigen Gegenden hatten die Hirten gelernt, das halbwegs zu simulieren, anderen Gegenden sind schon früh zu Wüsten geworden. Aber als die Europäer sich in der ganzen Welt breit gemacht haben, mit ihrem aus dem feuchten Klima stammenden Erfahrungs"wissen" man könne mit Stilllegung im Zweifel alles wieder heilen, und mit ihren Zäunen, die Standweide ermöglichten, da ist die Sache so richtig gegen die Wand gefahren.
Den Herdenzug kriegen wir nicht wieder. Dafür ist die Erde inzwischen viel zu zersiedelt und das Land mit zu vielen unterschiedlichen Nutzungsinteressen belegt.
Aber wir können ihn mit Nutztieren simulieren und so auch den Boden der Regionen mit spröden Klima, und das ist nun mal der Großteil der Nutzfläche der Erde, wieder heilen.

Darüber, wie es bei uns ohne Menschen aussehen könnte, gibt es allerlei wilde Spekulationen.
Fakt ist, dass es in Europa spätestens seit der letzten Eiszeit nie eine landschaftliche Entwicklung ohne massive menschliche Einflüsse gab. Viele Großsäuger wurden ausgerottet oder konnten die Flächen bei Rückzug des Eises erst gar nicht wieder besiedeln. Die Rinder- und Hirschartigen haben es wohl trotzdem geschafft, große Herde zu bilden und so den Großteil von Europa in Grassteppen zu verwandeln und fruchtbare, tiefe Böden entstehen zu lassen. Aber auch diese Herden wurden bald wieder dezimiert und so konnte sich schließlich der Wald ausbreiten, der dann erst tausende Jahre später wieder den rodenden Menschen weichen musste.
Was ist jetzt nach so einer Geschichte noch natürlich?
Wen man natürlich als ohne menschlichen Einfluss definiert, dann müsste man die ausgerotteten Großsäuger wieder herzaubern und sie Europa wieder Großteils in Grassteppen verwandeln lassen.

Ich habe dieses Jahr in Białowieża angefragt, bei Herrn Kovalczyk, dem Wisent-Fachmann.
1) Wie der wachsende Wisentbestand im Lauf der Jahre die Vegetation verändert hat
2) Wieso die Wisente dort im Winter gefüttert werden. Ob das zum Schutz der Bäume getan wird, damit sie im Winter nicht massiv die Gehölze verbeißen, und
3) ob die Konzentration der Wisente an den Futterstellen nicht zu den öfter beklagten, offenbar wachsenden Parasitenproblemen im Wisentbestand beiträgt.
Leider habe ich keinerlei Rückmeldung erhalten. Vermutlich getroffen und versenkt...

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