Eberhard hat geschrieben: ↑Do 3. Aug 2023, 15:19
Bekanntlich sind viele Modellierer auch stark geneigt, Wirkungen des Lebens zu unterschlagen und zu unterdrücken und damit Fehler bei der Analyse oder Methodik einzufügen.
So, so. Sind sie das? Und ist das "bekannt"?
Modellieren ist wie jede Naturwissenschaft eine Disziplin mit strengen Regeln. Da kann man zwar viel weglassen, aber nichts unterschlagen, was per definitionem ein Weglassen in betrügerischer Absicht wäre. Sofern es um naturwissenschaftliche Modelle geht, steht in der Methodik, was warum weggelassen oder vereinfacht wurde und welche Auswirkungen auf das Ergebnis der Autor dadurch erwartet oder in Kauf nimmt. Will heissen, bevor du einem Modell glaubst, solltest du dich mit der Methodik dieser Modellierung sowie mit der Interpretation der Ergebnisse bezüglich der Realität befassen.
Es war übrigens eine der bahnbrechenden Erkenntnisse der Chemie, dass sich in Organismen enststandene Moleküle chemisch nicht von solchen aus unbelebten Prozessen oder aus dem Reagenzglas unterscheiden, und dass umgekehrt anorganisch erzeugte chemisch identische Verbindungen in Organismen die gleichen Wirkungen erzeugen und die gleichen Stoffwechselprozesse durchlaufen wie solche, die von Lebenwesen stammen.
@Tschgarlie: Naturwissenschaftler versuchen in naturwissenschaftlichen Publikationen naturwissenschaftlich zu erklären was sich naturwissenschaftlich erklären lässt. Das kann schief gehen oder unvollständig erscheinen, wenn es um lebende Systeme geht, aber mindestens gewissen Prinzipen lassen sich auch dort anwenden - etwa die Konstanz der chemischen Elemente oder die Prinzipien der Thermodynamik. Ob das für diese Leute "alles" ist, kann man nur im Gespräch mit ihnen herausfinden.
Wenn ein Vergleich gestattet ist: In der Gebrauchsanweisung von meinem Auto steht nichts über die Umweltproblematik des Individualverkehrs. Dennoch wäre es unzulässig, daraus zu folgern dass alle Autoren von solchen Anleitungen davon ausgehen, es gäbe diese Problematik nicht - auch wenn es einige tatsächlich nicht interessiert.
Es funktioniert auch andersrum - wenn ich wissen will, was Weihwasser ist, frage ich nicht einen Chemiker.
Man kann dem auskommen. Bücher und wissenschaftliche Artikel haben ein Thema und einen Titel. Nicht allen ist es gegeben, beim Thema zu bleiben, aber diejenigen welche es nicht wollen oder können sind meist auch keine angenehme Lektüre.