Wolkenohren

(Sammeln, Bestimmen, Anbau etc.)
Jörg Krüger

Wolkenohren

#1

Beitrag von Jörg Krüger » Sa 12. Jan 2013, 16:01

Wolkenohrpilze. . .

. . . was für ein Name. Ohren, die im Himmel den Wolken lauschen. . . Wolken, die sich aus Pilzen zu Ohren formen. . . Pilzohrwolken. . .

Um Mein Avalon herum wächst viel Holunder, und wenn ich im Winter Holundersträucher und -heister sehe, bekommen meine Augen den Sucherblick, besonders, wenn die Äste der Pflanzen alt und brüchig sind.

Der Sucherblick wurde mir in meiner Kindheit anrtainiert. Jeden Sommer ging es mit Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln und Geschwistern „in die Pilze“. So lernte ich die Essbaren von Giftigen zu unterscheiden, und die Augen wurden darin geschult, die Umgebung auf ihre Möglichkeit des Pilzwachstums hin anzuschauen. Zum Beispiel, wenn der Unterwuchs im Walde wechselte, wenn etwa dieses feine, dunkelgrüne Gras, moosdurchsetzt, unter Kiefernstämmen auftauchte. Noch bevor ich es bewusst registrierte, hielt ich schon nach Maronenröhrlingen ausschau.

Genauso ist es, wenn ich im Winter die kahlen Holunderäste betrachte. Augenblicklich sucht mein Auge die Stämme ab nach Wolkenohrpilzen. Im Deutschen heißen sie Judasohren, aber das klingt mir irgendwie obszön. Der himmlischere Name kommt aus dem Chinesischen. Sie heißen auch Mu-Err und es sind die gleichen, die als glibberige schwarze Stücke in den chinesischen Suppen herumschwimmen. Zu kaufen gibt es sie als Chinesische Morcheln getrocknet in Feinkostgeschäften.

Dieser Pilz lässt sich bei uns auch im Winter finden. Er wächst bevorzugt an altem Holunderholz und ist unverwechselbar. Die meisten Exemplare, welche im Winter zu sammeln sind, sind sozusagen am Stamm gefriergetrocknet, sie sind schwarz und brüchig, wie die getrockenten aus dem Laden. Doch gibt es an milden Tagen auch immer wieder frische Pilze zu finden, mit der knorpeligen Konsistenz der chinesischen Suppenpilze. Ich verwende sie sowohl frisch als auch getrocknet. Ihr Geruch und Geschmack ist mild mit leichtem Pilzaroma.

Wie so viele Baumpilze haben auch die Wolkenohrpilze einen hohen gesundheitlichen Wert. In der Chinesischen Medizin sind die Pilze hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Bedeutung viel mehr im Blickpunkt als bei uns. Als nachgewiesener Inhaltsstoff sei hier das Vitamin B 1 genannt. Auch ist der Pilz reich an Mineralstoffen.

Da es für einen Dingefinder im Winter verhältnismäßig wenig zu finden gibt, freue ich mich über die Auswahl an Winterpilzen, die mich meiner Leidenschaft auch in dieser Jahreszeit fröhnen lassen, Stockschwämmchen, Austernseitlinge, die ich auch schon in der Waller Feldmark fand und eben Wolkenohrpilze.



Bilder zu den Wolkenohren gibt es hier: http://dingefinder.blogspot.de/search/label/Wolkenohr

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Kaufnix
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Re: Wolkenohren

#2

Beitrag von Kaufnix » Do 17. Jan 2013, 22:05

Diese Pilze wachsen bei uns auch zuhauf an den Holunderstämmen in den Feldrainen. Die Fruchtkörper sind, ich glaube man nennt es poikilohydrisch, das bedeutet, die getrockneten Pilze quellen in kaltem Wasser über Nacht zu astreiner Frischform auf. Ich finde sie besonders lecker in einer Pfanne mit Hackfleisch, Auberginen und Tomaten, dazu Tagliatelle :)
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Re: Wolkenohren

#3

Beitrag von karl-erwins-frau » So 18. Aug 2013, 09:32

Hi, ich habe Holunderholz, Durchmesser 10cm. Könnte man den Pilz darauf "anpflanzen"?
Ich suche eigentlich einfach noch eine Verwndungsmöglichkeit für das Holz, ist mir zum Verheizen fast zu schade.
Kastanien für DIY Waschmittel zerkleinern: Genialster Trick in meinem Blog
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Nightshade
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Re: Wolkenohren

#4

Beitrag von Nightshade » So 18. Aug 2013, 09:48

Also ich lass das Judasohr meistens stehen und suche mir im herbstlichen Wienerwald die Samtfußrüblinge und Austernpilze. :)

Manfred

Re: Wolkenohren

#5

Beitrag von Manfred » So 18. Aug 2013, 10:01

karl-erwins-frau hat geschrieben:Hi, ich habe Holunderholz, Durchmesser 10cm. Könnte man den Pilz darauf "anpflanzen"?
Ich suche eigentlich einfach noch eine Verwndungsmöglichkeit für das Holz, ist mir zum Verheizen fast zu schade.
Guck mal da:
http://www.pilzgarten.info/doc/zuchtpilze.pdf

Die führen Holunderholz als Substrat beim Judasohr (Auricularia auricula-judae) und beim Samtfußrübling (Flammulina velutipes) auf.
Letztere hab ich selbst schon auf Holunder gefunden. Das Judasohr habe ich hier noch nicht gesehen.

Jens
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Re: Wolkenohren

#6

Beitrag von Jens » Mo 17. Feb 2014, 14:53

Ich hatte gestern Glück, an freistehenden Holundern habe ich aber keine gefunden. Sie mögen anscheinend windgeschützte Stellen mit hoher Luftfeuchtigkeit und da saßen an der windabgewandten Seite die meisten.

Bild

Wenn man mal nach Judasohr und Thrombose, Entzündungen und Arteriosklerose sucht, finden sich interessante Infos zu den Eigenschaften.

Gruß, Jens

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Re: Wolkenohren

#7

Beitrag von Jens » Sa 1. Mär 2014, 10:41

Zwei ziemlich ertragreiche Bäume:

Bild

Bild

LG, Jens

LineJuli
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Re: Wolkenohren

#8

Beitrag von LineJuli » Fr 16. Jan 2015, 18:36

Schöner Name für die Ohren Judas!

Nachdem letztes Jahr die uralte Holler- und Schlehenhecke der Agrargenossenschaft zum Opfer gefallen ist :motz: haben wir uns an dem noch herumliegenden Altholz bedient und haben inzwischen unsere eigene Mu-Err zucht. Die Äste liegen windgeschützt hinter ner Hecke. Zuerst hatten wir sie senkrecht eingegraben, sind aber zu stark ausgetrocknet, Bodenkontakt ist sinnvoll! Lecker und wir müssen nicht weit laufen!
Vor dem Kochen
Vor dem Kochen
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Suppe mit Wolkenohren, Seidentofu und Gemüse
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JudasohrenSuppe.jpg (41.16 KiB) 12242 mal betrachtet

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Re: Wolkenohren

#9

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » Do 3. Mär 2016, 21:20

Ich habe letztes Wochenende einen Teller gegessen und zwei Portionen eingefroren. Da könnte man mal chinesisch mit kochen. Ich weiß noch nicht, wie es hier mit anderen Pilzen aussieht, aber für Judasohr braucht man nur einen kurzen Spaziergang zu machen.

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Re: Wolkenohren

#10

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » So 13. Jan 2019, 00:53

Ich habe schon wieder einige gesehen! Ziehe demnächst mal los.
Kleiner Tipp zum Suchen: die scheinen sich am besten dort zu entwickeln, wo wenig Wind geht. Dann kommen sie zahlreich vor, auch bis in Augenhöhe und darüber. Also in dichtem Gebüsch oder tiefer im Wald. Sonst, also z.B. am Waldrand, eher unten am Astwerk suchen, bis kniehoch.
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